Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 16. - 22. April 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Mongolisches Frühjahr. 2001

Die Zahl der Todesopfer hat sich auf 25 erhöht
Wie ein Sprecher der Staatlichen Katastrophenschutzkommission am Montag, den 16. April, bekanntgab, hat sich die Zahl der Menschen, die während der verheerenden Schneestürme am vergangenen Wochenende ums Leben kamen, auf 25 erhöht. Die meisten Menschenleben werden in den Aimags Uvs, Zavkhan, Khuvsgul und Bayankhongor beklagt.
Die Viehverluste belaufen sich auf 65 803 Tiere.

Chef der MIAT verliert seinen Posten
Kh. Narankhuu, der Generaldierektor der nationalen Fluggesellschaft MIAT, wurde vom Staatlichen Komitee für Eigentum seines Amtes enthoben. Als Grund wird „unverantwortliches Handeln in seinem Beruf" angegeben. Die Entlassung steht im Zusammenhang mit dem schweren Hubschrauberunglück vom 14. Januar dieses Jahres. Bereits 1999 wurde Narankhuu vom Dienst suspendiert, die Ursache auch in diesem Fall ein schweres Flugzeugunglück in der Mongolei.
Die MIAT wird elf Milliarden Tugrik Entschädigung an die Hinterbliebenen der Todesopfer zahlen.

Der Große Staatskhural im Kampf gegen Korruption
Einer der Diskussionsschwerpunkte für die Frühjahrssitzungen des Parlaments ist der Kampf gegen Korruption. In einem gemeinsamen Seminar „ Grundrichtung des Kampfes gegen Bestechung" von Abgeordneten des Großen Staatskhurals, der UNO und der Botschaft der Vereinigten Staaten in der Mongolei, wurden geeignete Maßnahmen für die Umsetzung des „Antikorruptionsgesetzes" (Kontrolle, gezieltere Auswahl und Erhöhung der Kompetenzen der Staatsangestellten etc.) diskutiert. Der stellvertretende Parlamentsvorsitzende, Byambadorj, wies darauf hin, dass es sicher nützlich gewesen wäre, dieses Seminar vor der Annahme des Antikorruptionsgesetzes durchzuführen.
Im Landesmaßstab wurden von 1995 bis 1997 34 Korruptionsfälle, in die 41 Personen verwickelt waren, bekannt, von 1998 bis 2000 waren es 26 Fälle und 26 Personen.
Die Zahl der Dienstvergehen hat sich seit 1996 um das 2,6fache erhöht: von 1991 bis 1995 wurden 389, zwischen 1996 und 2000 1030 Fälle aufgedeckt.

Zud 2000/2001
Bisher sind 33 Menschen gestorben, weil sie entweder ihr Vieh vor Wetterunbilden retten wollten oder ihnen nicht mehr rechtzeitig medizinische Hilfe geleistet werden konnte.
Insgesamt betragen die Viehverluste (Stand 18. April) 2 076 467 Stück.

Kabinettssitzung
Die Regierungsmitglieder besprachen auf ihrer Ordentlichen Tagung am 18.04. das „Programm der Zonenentwicklung der Mongolei". Hauptziel des Programms ist die Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung.
Die Richtlinien sehen die Einteilung des Landes in fünf Zonen vor: 

Ein zweiter Tagesordnungspunkt befasste sich mit den „Richtlinien zur mittelfristigen Erneuerung des Finanzwesens". Zu diesem Zweck wird angestrebt, das Management auf dem Finanzsektor zu verbessern, eine rationelle Geldpolitik zu betreiben, die Reform der Banken voranzutreiben, den Wertpapiermarkt sowie ein funktionierendes Versicherungssystem zu entwickeln.
Zwischen 2001 und 2004 sollen sich das Bruttoinlandprodukt um sechs Prozent, die Einkommen der Bevölkerung um 16 Prozent erhöhen.


Steinkohlentagebau bei Choir (Gobi-Sumber-Aimag)

Explosion in Kohlenrevier Baganuur
Fünf Menschen starben, als im Kohlebergwerk Baganuur in einem 28 m hohen Gebäude für die Transportbänder, eine Explosion ausbrach. Sieben Arbeiter erlitten schwere Verletzungen, zwei schweben noch immer in Lebensgefahr.
Zwei Kommissionen unter Leitung des Ministers für Infrastruktur, B. Jigjid, bzw. des Parlamentsmitgliedes, Kh. Balsandorj, untersuchen zur Zeit vor Ort die Ursachen für das Unglück.
Das Bergwerk in Baganuur nahm 1978 seinen Betrieb auf. Es gehört zu 75 Prozent dem mongolischen Staat.

S. Zorig wäre am 20. April 39 Jahre alt geworden
Der Mord an dem Mitinitiator des demokratischen Aufbruchs in der Mongolei, dem Parlamentsmitglied und Minister für Infrastruktur, S. Zornig, vor zweieinhalb Jahren, ist bis heute nicht aufgeklärt. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen verloren zwei Untersuchungsbeamte ihr Leben und mehrere Beamte ihre Posten.
Auf der 105. Tagung der Menschenrechtskommission bei der Internationalen Vereinigung der Parlamentarier (IPU) Mitte April in Havanna (Kuba), wurde beschlossen, eine Delegation in die Mongolei zu entsenden, um bei der Aufklärung des Verbrechens Unterstützung zu leisten. Ähnlich verfährt die IPU in 94 ähnlichen Fällen weltweit.

Infektionskrankheiten nehmen zu
Dr. D. Nyamkhuu, Leiter eines Programms für die Betreuung geschlechtskranker Frauen in der Mongolei, äußerte sich besorgt über die Zunahme an Infektions-, insbesondere Geschlechtskrankheiten.
Bisher wurde eine Frau registriert, die an Aids erkrankt ist. Insgesamt wurden zwei Fälle registriert: Ein in Russland studierender Mongole steckte sich 1992 mit der Krankheit an, er ist im Frühling 1999 gestorben. Dr. Nyamkhuu schätzt, dass gegenwärtig 200 Menschen mit dem Aids-Virus infiziert sind. Besonders stark angestiegen sind die Fälle von Syphilis bei Kindern und Jugendlichen. Die meisten der Erkrankten konnten registriert werden.
Eine Ursache für die Ausbreitung der Krankheit sieht Nyamkhuu darin, dass die Zahl der Prostituierten im Alter zwischen 14 und 15 angestiegen sei. In der Mongolei gäbe es kaum Betreuungseinrichtungen (Aufklärung, medizinische Untersuchungen) für diese Gruppe.
Geschlechtskrankheiten fallen zudem nicht unter den Versicherungsschutz. Eine Behandlung sei sehr teuer und gerade für die meist aus Problemfamilien stammende potenzielle Klientel unbezahlbar. Hier müssten rasch Veränderungen geschaffen werden, forderte Dr. Nyamkhuu, zumal das auch eine große Hilfe bei der Identifizierung der Aids- bzw. Geschlechtskranken wäre.

Symposium: Förderung der Erneuerbaren Energien in den ländlichen Gebieten der Mongolei
Vom 17.-18. April fand in Ulaanbaatar ein Symposium mit dem Ziel statt, das Bewusstsein für die Möglichkeiten und Notwendigkeit der Nutzung von Sonnen-, Wasser- und Windenergie bei den Mongolen zu wecken. Gleichzeitig wurden Probleme für die Einführung dieser Energien (Finanzierung, Wartung, Produkte, die dem nomadischen Lebensstil der Nutzer angepasst sind etc.) diskutiert.
Getragen wurde die Veranstaltung von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), den Ministerien für Infrastruktur und Wirtschaft sowie der Korporation für Erneuerbare Energien (Renewable Energy Corporation - REC) der Mongolei.

Goldbergbau und Kaschmirproduktion genießen Priorität bei der Regierung
Der Minister für Handel und Industrie, Ch. Ganzorig, betonte, dass der Bergbau die Hälfte der mongolischen Industrieproduktion erbringe und in diesem Bereich allein im vergangenen Jahr 1 700 neue Arbeitsplätze geschaffen worden seien. Dabei sei der Goldbergbau von besonderem Interesse und der mongolische Staat müsse die entsprechenden mongolischen Unternehmen entsprechend fördern (Steuererleichterungen, Maßnahmen gegen eine Preisinflation auf den Märkten).
Noch höher wertet die gegenwärtige Regierung die Kaschmirproduktion. Von 53 einschlägigen Unternehmen würden leider nur neun Fertigprodukte liefern. 34 der Kaschmirbetriebe gehörten ganz oder teilweise Chinesen, fünf arbeiten mit japanischem Kapital, dazu kommen je zwei mongolisch-italienische und mongolisch-amerikanische Jointventures. Nur fünf sind im alleinigen Besitz von Mongolen. 90 Prozent der Kaschmirexporte erbringen das Staatsunternehmen „Gobi" sowie das Privatunternehmen „Buyan".
Weiter sagte der Minister, die ausländischen Direktinvestitionen beliefen sich mittlerweile auf 360 Milliarden USD und fügte bedauernd hinzu, dass auf Grund der schwachen Infrastruktur 91 Prozent aller Auslandsinvestitionen in Ulaanbaatar konzentriert seien.

Erfolgreiche mongolische Judoka
Bei den ersten Asienmeisterschaften im Judo, die vom 13. – 15. April in Ulaanbaatar stattfanden, gewannen mongolische SportlerInnen elf Medaillen. 150 Athleten aus 20 Ländern kämpften in jeweils acht Gewichtsklassen um Medaillen. In der Gewichtsklasse bis 57 kg der Frauen gewann Kh. Erdenet-Od die Goldmedaille.


   

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