Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 3. - 9. Dezember 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Kaschmirbetrieb Gobi

Privatisierung von „Gobi" erneut gescheitert
Ende 2001 sollte die Privatisierung der Handels- und Entwicklungsbank sowie der Kaschmirfirma „Gobi" abgeschlossen sein. Das wird nicht mehr gelingen. Die Gründe sind vielfältig: Die internationale Wirtschaftskrise, die Terroranschläge vom 11. September und die unterschiedlichen Preisvorstellungen von Anbieter und Kaufwilligen.
Für „Gobi" bot eine australische Firma 14,5 Millionen US-Dollar, das Amt für Staatliches Eigentum hat als Mindestpreis 18,5 Millionen gefordert.


Winterbeginn

In Bayankhongor hat das Viehsterben begonnen
Der Leiter des Katastrophenschutzes, General Ch. Batchuluun, informierte über die Situation in einigen Aimags, die von Sommertrockenheit und frühem Wintereinbruch besonders betroffen sind.
In den Aimags Uvs und Bayan-Ulgii sind auf Grund von andauernden Schneefällen Wege und Pässe nicht mehr befahrbar. Minusgrade unter 30 und eine Schneedecke zwischen 20 und 50 cm erschweren die Futtersuche und die Hütearbeiten.
In Bayankhongor, wo die Tiere während des Sommers nur einen ungenügenden Ernährungsstand erreichten, sind die ersten Tiere bereits verhungert.

97 Milliarden Tugrik für die Streitkräfte
Der Generalstabschef der bewaffneten Streitkräfte der Mongolei, Generalleutnant Ts. Dashzeveg, antwortete auf die Frage, warum sich die Mongolei eine Armee leiste, mit dem Hinweis, dass das Vorhandensein einer Armee die Sicherung der Unabhängigkeit auf dem Wege politischen und diplomatischen Handelns ergänze.
Jährlich werden für die Streitkräfte 97 Milliarden Tugrik aus dem Staatshaushalt, das entspricht zwei Prozent des Inlandprodukts, bereitgestellt.
Kritik gibt es auch an der Qualität der personellen und technischen Ausrüstung der Armee.
Der General räumte diesbezügliche Defizite ein, gleichzeitig erinnerte er jedoch an die vielfältigen Veränderungen der vergangenen zehn Jahre, die selbstverständlich um die Armee keinen Bogen gemacht hätten.
Außerdem hätte die Armee auch in Friedenszeiten Aufgaben beim Zivilschutz wahrzunehmen und müsste internationalen Verpflichtungen nachkommen, die sich bisher auf gemeinsame Manöver, Ausbildung und Qualifizierung beschränkt hätten.
Im Laufe der letzten zehn Jahre wurde die Wehrpflicht in der Mongolei von 36 auf 12 Monate reduziert. Bestand die Armee früher zu 80 Prozent aus Wehrpflichtigen, beläuft sich dieser Anteil heute auf 30 Prozent.
Fast die Hälfte der im Jahre 2001 rekrutierten Soldaten sind entweder Analphabeten oder maximal Absolventen der 4. Klasse.
In diesem Zusammenhang erläuterte Dashzeveg die Verantwortung der jeweiligen Armee-Einheiten für Erziehung und Ausbildung dieser meist vom Lande stammenden jungen Männer.
Das Niveau der technischen Ausrüstung der mongolischen Armee entspräche der von 50 anderen Staaten in der Welt und sei höher einzuschätzen als das der afghanischen Nordallianz und der Taliban-Truppen.

Russische Auszeichnung für mongolischen Präsidenten
Das internationale Komitee für Öffentlichkeit ( olon ulsyn olon niitiin komiss) mit Sitz in Moskau hat Präsident Bagabandi für seine Verdienste um die mongolisch-russischen Beziehungen mit dem „Peter-der-Große-Preis" ausgezeichnet. Es ist die höchste gesellschaftliche Auszeichnung Russlands für Bürger, die sich um die Förderung der politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen dem Ausland und Russland verdient gemacht haben.
Frühere Preisträger sind Helmut Kohl, Bill Clinton, Margaret Thatcher und Wladimir Putin. In diesem Jahr wird außer Bagabandi u.a. der Begründer von CNN, Ted Turner, ausgezeichnet.

Denkmal für die mongolischen Opfer des stalinistischen Terrors
Auf dem Friedhof „Kommunarka" bei Moskau wurde Anfang Dezember ein Denkmal zu Ehren von 33 Mongolen, die in Russland zurzeit des stalinistischen Terrors in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ermordet wurden, errichtet.
Es ist das erste Denkmal, dass an die mongolischen Opfer des Terrors in Russland erinnert.
D. Choijamts, der Oberlama des Gandanklosters in Ulaanbaatar, sprach ein Gebet für die Toten. An der Zeremonie nahmen auch der mongolische Botschafter in Russland und der stellvertretende Parlamentsvorsitzende teil.
Dem politischen Terror dieser Zeit fielen in der Mongolei selbst unter der Federführung Kh. Choibalsans 30 000 Lamas, Aristokraten, politische und militärische Führungskräfte, Künstler und Araten zum Opfer.

20 mongolische Kinder von Ausländern adoptiert
Seit im Jahre 1999 gemeinsam von den Ministern für Justiz und Gesundheit die „Richtlinien für die Adoption mongolischer Kinder durch ausländische Bürger" verabschiedet wurden, konnten für 20 mongolische Waisenkinder neue Eltern im Ausland gefunden werden. Das heißt die Adoptionswilligen müssen mindestens sechs Monate in der Mongolei gelebt haben und dürfen in keiner Weise mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sein.
Die meisten der adoptierten Kinder sind zwischen 0 und einem Jahr alt.
Die meisten Wünsche nach Adoptivkindern kommen aus den USA, Deutschland und Japan.

Mongolen in Amerika
Nicht schlecht gestaunt haben die Mitglieder der mongolischen Regierungsdelegation über einen Fahrer mongolischer Nationalität, der die Regierungslimousine steuerte, die sie vom Flugplatz in San Francisco in die Stadt brachte.
In der kalifornischen Stadt leben 700 bis 800 mongolische Staatsbürger. Sie studieren Computertechnologie, Grafikdesign oder arbeiten als Tellerwäscher und Taxifahrer.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September ist die Arbeitsuche nicht leichter geworden. Den Traum vom „sorgenfreien, süßen Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten" haben die meisten Glückssucher aus dem fernen Osten aufgeben müssen.
Denver kann schon fast als „Mongoltown" bezeichnet werden. Von 700 000 Einwohnern sind 1 000 Mongolen.
Die meisten der 500 Mongolen in Washington studieren, darunter der ehemalige Ministerpräsident Ts. Elbegdorj.
In Seattle arbeiten vier Mongolen bei „Microsoft", ein Mongole ist Balletttänzer am Städtischen Theater.
Doch längst nicht allen einreisewilligen Mongolen gelingt es, überhaupt einen Fuß auf amerikanischen Boden zu setzen. Zumindest nicht außerhalb des Flugplatzes. Die Einreisebestimmungen sind streng und so mancher ist schneller wieder in der Heimat, als ihm lieb gewesen wäre.

„Ich kümmere mich, du auch?"
Unter diesem Motto des „Welt-Aids-Tages" am 01. Dezember fanden auch in Ulaanbaatar zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen statt. Auf einem Konzert mongolischer Künstler im Kulturpalast stellten die Gruppen „Kharanga", „Emotion" und „Kamerton" ein Lied gegen Aids vor.
Auf dem Sukhbaatarplatz demonstrierten Mitglieder der Mongolischen Studentenbewegung gemeinsam „Wahre Liebe" gegen die Kondomwerbung, da sie zur Förderung eines „ungezügelten Sexualverhaltens" beitrüge.
Der Arzt und Journalist G. Munkhsaikhan organisierte ein Schachturnier mit 20 Teilnehmern.
Der Meister des Sports S. Boldbaatar ging als Sieger aus dem Wettkampf hervor.
In der Mongolei wurden bisher drei Aidsfälle registriert, davon sind zwei Frauen bereits gestorben. Einem offiziellen Bericht zufolge kommen auf jeden bekannten Krankheitsfall 150 unerkannte.
Auf Grund der Tatsache, dass Geschlechtskrankheiten an der Spitze der Infektionskrankheiten in der Mongolei stehen und dass der Drogenkonsum unter Jugendlichen zunimmt, wird für die Mongolen ein hohes Risiko, sich mit dem HIV-Virus anzustecken, konstatiert.


Bereit zur Abfahrt

Die öffentlichen Verkehrsbetriebe in Ulaanbaatar vor dem Bankrott
Um 253,6 Millionen Tugrik ist das Defizit der hauptstädtischen Verkehrsbetriebe im ersten Halbjahr 2001 gestiegen. Die Strompreiserhöhungen treiben die Kosten für den Betrieb der Obusse weiter in die Höhe, außerdem wird die Konkurrenz durch die Betreiber der privaten Mikrobusse immer größer.
Die Trolley- oder Obusse werden hauptsächlich von Rentnern und Kindern genutzt, die von der Fahrgeldzahlung befreit sind. 63 027 Fahrgäste wurden befördert, ohne dass das Unternehmen eine Gegenleistung erhielt. Nein, es handelt sich nicht um Schwarzfahrer. 71,5 Prozent der fahrkartenlosen Nutzer der Busse sind Rentner, 19,6 Prozent Behinderte und 8,2 Prozent Polizisten. Sie alle haben das Recht, die Busse kostenlos zu benutzen. Da die Sonderausweise ohne Lichtbild und sonstige Vermerke ausgegeben werden, nutzen auch Kinder und Enkel der Rentner die Dienstleistung, ohne die üblichen 100 Tugrik für eine Fahrt zu entrichten.
Die Verkehrsbetriebe fordern nun mehr Geld vom Staat. Abgeordnete des Großen Staatskhurals hielten dem entgegen, erst einmal nach anderen Möglichkeiten (Lichtbild, Altersangabe, Grund für Vergünstigung anmerken) zu suchen, um das Defizit zu reduzieren.
Die Regierung hat auf einer ihrer letzten Tagungen beschlossen, die Freifahrtausweise, gekennzeichnet mit einer „98" ab dem 01.01.02 für ungültig zu erklären.
Dann können nur noch Studenten kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Über Erleichterungen für die anderen in Frage kommenden Personengruppen wird weiter verhandelt.

Zehn Ärzten wurde ihre Zulassung entzogen
In der letzten Zeit nahm die Kritik an den fachlichen Fähigkeiten und der Leistungsbereitschaft der Ärzte an staatlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen in der Mongolei zu. Im Ergebnis einer landesweiten Überprüfung in den Krankenhäusern müssen sich 68 Ärzte vor Gericht verantworten. Sie werden für den Tod von 59 und schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen von elf Menschen verantwortlich gemacht.
Zehn Ärzten wurde für ein Jahr die Approbation entzogen.

Genehmigung für Bau eines Krematoriums an „Newmind"
Mehrere Firmen hatten in der Mongolei um die Erlaubnis nachgesucht, ein Friedhofskrematorium zu errichten. Jetzt, nach zwei Jahren, gab der Rat der Stadt Ulaanbaatar der Firma „Newmind Technology" den Zuschlag..
Im Stadtbezirk Bayanzurkh, ca. 13 km vom internationalen Kinderferienlager „Nairamdal" entfernt, soll die Anlage entstehen.
In Ulaanbaatar stieß das Vorhaben auf große Widerstände. Zum einen verwiesen die Gegner auf fehlende Traditionen in der mongolischen Begräbniskultur hinsichtlich einer Einäscherung der Toten, zum anderen auf mögliche Rauch- und Geruchsbelästigungen.
Diesen Argumenten wurde entgegen gehalten, dass es in der alten Mongolei durchaus üblich war, die sterblichen Überreste hoher Lamas und Angehöriger des Adels zu verbrennen.
Zudem arbeite das beauftragte Unternehmen mit der modernsten Technik und Technologie, Umweltschäden könnten also nahezu ausgeschlossen werden.
Dem Gelände wird ein großes Kloster angeschlossen sein, dessen Lamas die Begräbniszeremonien durchführen und leiten werden.

Einspruch gegen Untersuchungsbericht einer internationalen parlamentarischen Kommission
Der Abgeordnete des Großen Staatskhurals, Ts. Sharavdorj, hat Kritik an den Aussagen des Berichtes einer Untersuchungskommission des „Internationalen Bundes der Parlamentarier" geübt.
Die drei ehemaligen Parlamentsabgeordneten, die im Zusammenhang mit der „Spielkasinoaffäre" ihre Mandate verloren und zu Haftstrafen verurteilt worden waren, hatten sich vor Monaten an den Bund um Unterstützung gewandt.
In der Auswertung heißt es, die Verurteilung der drei Angeklagten sei nur auf Grund der Aussage eines mongolischen Direktors der „Monmacao-Gruppe" erfolgt.
Sharavdorj erinnert daran, dass seinerzeit (1999) die Mehrheit der Abgeordneten für die Aufhebung der Immunität der drei Beschuldigten und deren Ausschluss aus dem Parlament gestimmt hätten.
Die heute regierende MRVP verfügte damals lediglich über 25 von 76 Parlamentssitzen.

Kupfer- und Goldvorkommen entdeckt
Die Erkundungsabteilung des australischen Bergbauunternehmens „BHB" hat im Khanbogd-Sum des Südgobi-Aimags eine Gold- und Kupferlagerstätte entdeckt.
Das Kupfervorkommen soll zweimal größer sein als in Erdenet. Die Schürfrechte hat das kanadische Unternehmen „Ivanhoe" erworben. Dessen Besitzer, der Milliardär, R. M. Friedland, konferierte bereits mehrmals mit der mongolischen Regierung über die Ausbeutung der Lagerstätte. Es geht um eine Investitionssumme von einer Milliarde US-Dollar.

Taliban des Völkermords angeklagt
In der mongolischen Tageszeitung „Zuuny Medee" erschien am 5. Dezember ein Artikel aus „The Independent", in dem die Führer der Taliban des Völkermords angeklagt werden und ihre Vorladung vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gefordert wird.
Mohammed Muhakik, Vertreter der mongolischstämmigen Hasara, einer nationalen Minderheit in Afghanistan, klagt Mullah Omar, eine der acht Führungspersönlichkeiten der Taliban, an, den Mord an mehreren Tausend Hasara mit verschuldet zu haben.
Nach der Erstürmung der Stadt Masar-i- Scharif im Jahre 1998 durch Talibantruppen seien 6 000 Hasara niedergemetzelt worden, im Januar 2000 fielen in der Stadt Jakaolan 178 Hasara dem Talibanterror zum Opfer.
Die Hasara sind Nachkommen der Soldaten Chinggis Khaans und seiner Nachfolger.
Sie sprechen eine Mischsprache aus Mongolisch, Persisch und Türkisch.

Sängerwettstreit
Der namhafte mongolische Khuumiisänger (Obertonsänger), S. Zulsar, ist eingeladen worden, am internationalen Wettbewerb der Obertonsänger im Juni 2003 in Deutschland, teilzunehmen.

Zum elften Mal Schönheitskönigin gekürt
E. Nyamjav heißt die neue Schönheitskönigin der Mongolei. Sie ist 17 Jahre alt, studiert am Humanistischen Institut in Ulaanbaatar und kann sich jetzt mit dem Titel „Goldenes Kleinod" schmücken.
Von 17 Teilnehmerinnen erhielten acht einen Preis oder eine Anerkennung.
Bei der Verleihung des Titels „Perlmuttkleinod" an eine Studentin der „Tugeemel"-Hochschule stimmten Jury und Publikum nicht überein. Doch der Direktor der Hochschule gehörte zu den Jurymitgliedern.

Goyol 2002 vom 07.-09.12.01
Die Wochenzeitung „Khuviin Amdral" (Privatleben) veröffentlichte in ihrer letzten Novemberausgabe ein Interview mit der Direktorin der Modefirma „Shilmeg Zagvar" und dem Mitglied des mongolischen Designerverbandes Oyuntsetseg.
Der Präsident des Designerverbandes, der Generaldirektor von „Tsagaan Shonkor", Enkhtaivan, sitzt zurzeit im Gefängnis. Ihm werden Rowdytum, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Erpressung vorgeworfen. In diesem Zusammenhang tauchten im Vorfeld der Modenschau „Goyol 2002" Gerüchte auf, wonach die Show abgesagt werden müsse, da mit Enkhtaivan auch der größte Sponsor ausfiele.
Außerdem ließ die Staatsanwaltschaft die Räume des Verbandes durchsuchen.
Auf diese Probleme angesprochen, entgegnete Enkhtsetseg, dass sich die Vorwürfe gegen den Verband wegen angeblicher Geldwäsche nicht bewahrheitet hätten und die Verhaftung Enkhtaivans der Durchführung der Veranstaltung nicht im Wege stehe.
Zur Modenschau selbst befragt, konnte sie auf die Teilnahme der bedeutendsten mongolischen Modedesigner Soyolmaa und Amarjargal sowie der Topmodels Alimaa Purevsuren, Tsolmon u.a. verweisen.
Neben Kleidern mongolischer Modeschöpfer werden burjatische und kalmückische Designer ihre Kreationen auf der Bühne im Kulturpalast präsentieren.
30 junge Männer und Frauen, die jüngste 13 Jahre alt, werden Kleider im traditionellen mongolischen Stil, Tageskleider und Avantgardemode vorstellen. Beobachter von Modelagenturen aus Korea und Japan haben sich angesagt.


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