Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 7. - 14. Januar 2001

von Renate Bormann, Berlin/Ulaanbaatar


Im Zentralaimak

N. Bagabandi zufrieden mit den Ergebnissen der Besuche in Indien und Nepal
Bei der Rückkehr von seinen Staatsbesuchen in der Republik Indien und im Königreich Nepal am 07. Januar, wurde der Präsident vom Vorsitzenden des Großen Staatskhurals L. Enebish, dem Ministerpräsidenten N. Enkhbayar sowie dem Minister für Verteidigung J. Gurragchaa empfangen. Noch auf dem Flugplatz Buyant Ukhaa stellte er sich ersten Fragen der Journalisten über Ergebnisse der Reise.
"Mit Indien und Nepal ist die Mongolei schon seit langer Zeit durch gemeinsame geistige und kulturelle Werte verbunden. Die Staatsbesuche zu Beginn des 21. Jahrhunderts dienten der Festigung dieser und der politischen Beziehungen. Mit Indien wurden mehrere Verträge und Vereinbarungen über eine engere Zusammenarbeit in der Weltraumforschung, in den Bereichen Kultur und Bildung sowie auf dem Gebiet der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik abgeschlossen. Nepal und die Mongolei eint der fehlende Zugang zu den Weltmeeren und die ökonomische Rückständigkeit. Beide Länder streben eine intensivere wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit an." Weiter informierte der Präsident über seinen Besuch der Geburtsstätte von "burkhan bagsh" (Buddha) unweit von Katmandu, der ihm eine "Herzensangelegenheit" gewesen sei. An gleicher Stelle nahmen der Präsident und seine Begleitung an der Grundsteinlegung für ein mongolisches Kloster teil.

Mongolische Bergsteiger klettern im Himalaya
Der Vorsitzende des mongolischen Klubs der Bergsteiger "Mongol Altai", R. Zorig, Mitglied der Präsidentendelegation, die zur Staatsvisite in Nepal weilte, führte im Tourismusministerium von Nepal Gespräche über die geplante Besteigung eines 8201 m hochgelegenen Gipfels im Himalaya. Auf Vorschlag der nepalesischen Partner wollen die mongolischen Bergsteiger im September dieses Jahres den 8463 m hohen Macalu in Angriff nehmen.
Zur Vorbereitung werden Bergsteiger aus Nepal im Juni den Burged Khairkhan (4300m) im Mongolischen Altai gemeinsam mit den Mongolen besteigen.

Kältewelle in Zentralsibirien
Die extreme Kälte in Sibirien mit Nachttemperaturen nahe minus 60 Grad wirkt sich zunehmend auch auf die nördlichen und mittleren Provinzen der Mongolei aus. Am 07. Januar herrschten in den Aimaks Zavkhan, Khuvsgul, Bulgan und Selenge bis minus 50 Grad. Der mongolische Wetterdienst kündigte für die zweite Januarwoche in Ulaanbaatar Tiefsttemperaturen bis minus 48 Grad, Tagestemperaturen bis minus 31 Grad an, die auch tatsächlich gemessen wurden. Der Unterricht an den allgemeinbildenden Schulen in der Hauptstadt musste eingestellt werden, da den Kindern der Schulweg nicht zuzumuten sei (unregelmäßig fahrende Busse, spiegelglatte Straßen und nicht funktionierende Heizungen).
Die meisten Kindergärten wurden ebenfalls geschlossen.


Versuch, die Fahrbahnen vom Eis zu befreien

Zahl der Verkehrsunfälle gestiegen
Bis zum 10. Januar ereigneten sich in Ulaanbaatar 86 Verkehrsunfälle, bei denen 42 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Allein am 09.Januar registrierte die Polizei zwischen 8.00 und 10.00 Uhr acht Unfälle. Auf der hartgefrorenen Schneedecke, die sämtliche Fahrbahnen und Gehwege in Rutschbahnen verwandelt hat, können die Fahrzeuge oft nicht rechtzeitig bremsen, Stürze von Fußgängern sind an der Tagesordnung.
In den ersten elf Tagen des neuen Jahres starben 10 Menschen in Ulaanbaatar durch Unfälle, Mord oder Totschlag. Vier Personen sind erfroren. Bei 28 Menschen mussten aufgrund von Erfrierungen Beine oder Arme amputiert werden.
Die Anstrengungen der Stadtverwaltung, die Straßen vom Schnee zu befreien, werden trotz des unermüdlichen Einsatzes der 120 Arbeitskräfte des Dienstleistungsamtes und der ca. 35 Personen, die täglich in den Ausnüchterungszellen übernachten und die Rechnung dafür nicht begleichen können, erschwert, weil die Zahl der Räumfahrzeuge nicht ausreicht und sie zudem nicht für die festgefrorene Schneedecke geeignet sind.
Allein im Sukhbaatar-Distrikt wurden in den vergangenen drei Tagen 10 Tonnen eines Sand- Salz-Gemisches auf den Fahrbahnen verteilt.
Allerorten sind auch die Angestellten öffentlicher Einrichtungen dabei anzutreffen, wie sie emsig die Gehwege freihacken.

18 000 Neubürger in Ulaanbaatar
Im Jahr 2000 sind 18 000 Menschen vom Lande in die mongolische Hauptstadt umgezogen.
Jeder Umzugswillige hat 50 000 Tugrik (100,- DM) zu zahlen. Vor wenigen Jahren betrug die Gebühr noch 25 000 Tugrik.

S. Tserendorj zum Vorsitzenden der Kommission für Menschenrechte ernannt
S. Tserendorj, Mitglied der Ständigen Kommission für Recht beim Großen Staatskhural, der erste Stellvertreter am Obersten Gericht der Mongolei, wurde als eines der drei Mitglieder der neugegründeten Kommission vorgeschlagen und bestätigt. Gleichzeitig übernahm er die Funktion als Vorsitzender der Kommission. Das Vorschlagsrecht für die drei Kommissionsmitglieder liegt beim Präsidenten, beim Obersten Gericht und beim Großen Staatskhural. Der vom Obersten Gericht vorgeschlagene Dash. Ganbold wurde von der Mehrheit der Parlamentsabgeordneten abgelehnt. Bestätigt wurde neben Tserendorj G. Dalaijamts.

Ministerpräsident soll um Verzeihung bitten
Im mongolischen Fernsehen äußerte der Berater des Ministerpräsidenten Khurelbaatar, die mongolischen Exportfirmen seien von jeglichen Zollsteuern befreit. Das Gegenteil ist der Fall: die Steuern wurden nicht abgeschafft, sondern für einige Produkte sogar erhöht. Der Verband der Mongolischen Unternehmer brachte seine Empörung über diese Falschmeldung zum Ausdruck und forderte eine öffentliche Entschuldigung des Ministerpräsidenten N. Enkhbayar. Gleichzeitig gab der Verbandsvorsitzende seiner Hoffnung Ausdruck, die Steuerbefreiung möge wahr werden.


Viehzüchter-Ail im Zentralaimak

75 000 Familien mit 12,3 Millionen Stück Vieh trotzen dem Zud
Im Jahr 1999/2000 waren 450 000 Menschen und sieben Millionen Stück Vieh in 157 Sums aus 13 Aimaks von sommerlicher Trockenheit, weißem und schwarzem Zud betroffen. 2,4 Millionen Tiere verendeten. Der volkswirtschaftliche Schaden belief sich auf 91,7 Milliarden Tugrik, 2369 Familien verloren ihren gesamten Viehbesitz, weitere 10 000 Familien mussten eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen hinnehmen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt müssen 75 000 Familien mit 12,3 Millionen Stück Vieh in 17 Aimaks unter den Bedingungen des Zud überwintern. 281 000 Stück Vieh sind bereits verendet. Einige Sums haben seit dem 15. November des vorigen Jahres keinen Kontakt mehr zu den Aimakzentren. Aufgrund der andauernden Schneefälle kommen keine Hilfslieferungen an. Die von der WHO geplante Bereitstellung von fünf modernen Schnelle-Hilfe-Wagen für den Zavkhan-Aimak konnten ihren Zielort nicht erreichen.
Viehzüchter aus dem Tosontsengel, dem Telmen und Ich-Uul Sums des Zavkhan-Aimaks können wegen der unpassierbaren Strecken keine geeigneten Weiden mehr aufsuchen.
Während der Schneestürme zu Beginn des Jahres verloren acht Menschen aus den Aimaks Mittelgobi, Südkhangai und Tuv ihr Leben.
Die bisher gemessene niedrigste Temperatur in der Mongolei waren 1976 minus 55,6 Grad im Uvs-Aimak. Im Januar 1966 wurden demgegenüber plus 9,8 Grad (kein Tippfehler!) im Tsetserleg-Sum des Arkhangai-Aimaks gemessen.

Rettung nach sechs Tagen
Den 23-jährigen S. Munkhbayar aus dem Sukhbaatar-Sum des gleichnamigen Aimaks, der seit der Neujahrsnacht vermisst wurde, fanden Bewohner des Sukhbaatar-Sums sechs Tage später 60 km entfernt vom Sum-Zentrum in einer Schneehöhle. Die Behausung hatte sich M. gebaut, als feststand, dass er aus eigner Kraft den Weg zu seinem Heimatail nicht finden würde. Mit schweren Erfrierungen an Händen und Füßen wurde er nach Hause gebracht.

Partnerland Mongolei
Auf der diesjährigen Tourismus-Messe, die im Januar in Stuttgart stattfindet, wird die Mongolei von Infrastrukturminister B. Jigjid vertreten. Die Mongolei ist in diesem Jahr Partnerland der Messe. Die Mongolei erhofft sich von ihrer Teilnahme eine effektive Öffentlichkeitsarbeit für ihr Tourismusprogramm.

Familiäre Geborgenheit für 140 Waisenkinder
Zwischen der Mongolei und der Organisation "SOS-Kinderdörfer International" wurde ein Abkommen aus dem Jahr 1998 bestätigt, das die Errichtung eines SOS-Kinderdorfes in der Mongolei für 140 Waisenkinder vorsieht.

"Der Leiermann" von Franz Schubert auf Mongolisch
Der französische Jazzpianist Rene Bottlang gab am 14. Januar gemeinsam mit den drei Musikern M. Ganbold, N. Ganzorig und L. Byambakhishig von der mongolischen Folklore-Gruppe "Altai-Khangai" ein Konzert im "Russischen Zentrum für Kultur und Wissenschaft" in Ulaanbaatar. Zu Gehör brachten sie klassische und moderne Jazzkompositionen, teils selbst komponiert. Dabei bot das Zusammenspiel von mongolischer Folklore, dargeboten auf Pferdegeigen, und westeuropäischer Jazzmusik einen Reiz besonderer Art. Die innermongolische Künstlerin G. Narantuya sang neben dem "Leiermann" auch mongolische Volkslieder.


   

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