Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 19. - 25. März 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Mongolische Gesichter

Bücher für Nomadenkinder
Auf Initiative der Stadtverwaltung von Ulaanbaatar und mit Unterstützung der Stadtbibliothek sowie des "Zentrums zur Unterstützung der Kinder auf dem Land", wurde eine Büchersammlung organisiert, an der sich fast alle Schulen der Hauptstadt beteiligten. Bisher erbrachte die Aktion 25 000 Bücher und Broschüren. Die zehn Schüler, die die meisten Bücher gesammelt haben, werden ausgezeichnet, unter anderem mit einem Aufenthalt im internationalen Kinderferienlager "Nairamdal".
Die Bücher sind für Kinder bestimmt, die mit ihren Familien weitab von den Aimag- und Sum-Zentren nomadisieren.

Maul- und Klauenseuche in Ulaanbaatar
Trotz der strengen Quarantänemaßnahmen hat die Maul- und Klauenseuche nun auch die mongolische Hauptstadt erreicht. Am Morgen des 22. März wurde das Jurtenwohnviertel "Khailast" im Stadtbezirk Chingeltei unter Quarantäne gestellt. 420 Soldaten und 120 Polizisten wachen über die Einhaltung der Maßnahme. Schulen und Kindergärten wurden geschlossen.
Das Fleisch frisch geschlachteter Hammel und Rinder darf auf den Märkten der Hauptstadt nicht verkauft werden.
Der Preis für ein Kilo Hammelfleisch liegt gegenwärtig zwischen 1000 und 1 500 Tugrik, für ein Kilo Rindfleisch zwischen 800 und 1 300 Tugrik.
In den Stadtbezirken Sukhbaatar und Bayanzurkh dauern die Untersuchungen erkrankter Tiere noch an.
In und um Ulaanbaatar werden knapp 202 000 Stück Vieh gehalten. Auf Beschluss der Ständigen Sonderkommission sollen alle Tiere geimpft werden.
14 kranke Rinder wurden vernichtet, die Viehhalter werden aus der Staatskasse entschädigt.
Am 25. März werden amerikanische Veterinärmediziner erwartet, die bei der Seuchenbekämpfung helfen sollen.
Im Quarantänegebiet Ulaanbaatars ist der Brotpreis von 250 auf 370 Tugrik gestiegen.

Keine Entwarnung in Sukhbaatar, Dornod und Khentii
Bisher konnte die Maul- und Klauenseuche in den drei östlichen Provinzen nicht eingedämmt werden.
Vielerorts werden die Quarantänebestimmungen unterlaufen. Polizisten lassen sich bestechen oder sind unachtsam, immer mehr Menschen schaffen es, die Quarantäneorte zu verlassen, um ihre Arbeitsplätze nicht zu verlieren oder Lebensmittel für ihre Familien zu besorgen.
Die Versorgungslage wird immer schlechter, Läden bleiben geschlossen, Schwarzhändler haben Hochkonjunktur.

Tollwut im Gobi-Altai- und im Khovd-Aimag
Seit Ende Januar sind im Gobi-Altai-Aimag 44 Stück Vieh an Tollwut erkrankt und getötet worden. 5 500 Tiere wurden geimpft. Die 80 Hunde und ein Wolf, bei denen die Krankheit zuerst entdeckt worden war, sind ebenfalls eingeschläfert worden.
In sechs Sums des Khovd-Aimags wurden bei zehn Rindern ebenfalls Anzeichen der Tollwut entdeckt.

Tuv (Zentral)-Aimag mit dem Ausland direkt verbunden
In Zuunmod, der Hauptstadt des Tuv-Aimags, wurde mit deutscher Hilfe ein modernes Kommunikationssystem installiert, das nicht nur die Telefonverbindungen zwischen Aimagzentrum und Sums verbessert, sondern auch eine direkte Verbindung ins Ausland ermöglicht. 1,6 Millionen DM wurden dafür im Rahmen der mongolisch-deutschen Zusammenarbeit bereit gestellt.

63-jähriger Dieb
Arbeitslosigkeit und geringe Renten als Hauptursache für Armut und Elend führen immer häufiger zu Verzweiflungstaten. So hat ein 63-Jähriger die Tür der Winterjurte eines Nachbarn aufgebrochen und 340 Paar Schuhe gestohlen. Im Stadtbezirk Songinokhairkhan von Ulaanbaatar wurde die Leiche eines Unbekannten ohne Schuhe und Oberbekleidung gefunden. Eltern verbrennen die Umzäunungen ihrer Behausungen oder die der Nachbarn, um für den Erlös aus dem Verkauf des Brennholzes, Essen für sich und ihre Kinder zu kaufen.
In Sainshand, der Hauptstadt des Ostgobi-Aimags, wurden in einer Wohnung die Leichen von drei Kindern im Alter zwischen sieben und 15 Jahren gefunden. Den Vater fand man erhängt in einer Ruine 100 Meter vom Wohnhaus entfernt. Ob es sich um einen erweiterten Selbstmord oder um ein Verbrechen, verübt von Dritten, handelt, wird noch untersucht.

Neuer Staatssekretär
Baasanjavyn Ganbold, geb. 1963, ist neuer Staatssekretär im Außenministerium. Bisher arbeitete er als erster Sekretär in der Abteilung Asien und Afrika.
Von 1982 bis 1988 studierte er an der Hochschule für Internationale Beziehungen in Moskau. 1995 bis 1997 absolvierte Ganbold einen Studienaufenthalt in den USA.

Abhörgeräte im Gebäude der Demokratischen Partei gefunden
Der Vorsitzende der Demokratischen Partei (DP), D. Dorligjav, hat sich an Ministerpräsident Enkhbayar mit der Aufforderung gewandt, zu prüfen, wer für die Installation der Abhöreinrichtungen in einigen Räumen der DP verantwortlich zeichnet.

Auszeichnung für Bagabandi aberkannt
Aus Anlass des 10. Jahrestages "Freie Presse in der Mongolei" verliehen der Journalistenverband, die Union freier, demokratischer Journalisten und der Zeitungsverband der Mongolei dem Präsidenten, N. Bagabandi, den Orden " Freie Presse". Das geschah am 15. Dezember des vergangenen Jahres. Bis heute hat der Präsident die Auszeichnung nicht in Empfang genommen. Außerdem hat er gegen mehrere Journalisten einen Prozess angestrengt, was als Eingriff in die Pressefreiheit gewertet wird. Aus diesem Grunde beschloss der Mongolische Zeitungsverband, dem Präsidenten die Auszeichnung wieder abzuerkennen.
("Udriin Sonin", 22.03.2001, S. 1)

Kasachisches Neujahrsfest
Am 22. März feierten die Kasachen in der Mongolei ihr Neujahrsfest " Naurys".
Das Parlamentsmitglied aus der Provinz Bayan-Ulgii, der Kasache O. Nigamet, antwortete auf die Frage, wie das neue Jahr begrüßt werde, dass für die Kasachen "Naurys" eine ähnliche Bedeutung hat, wie für die Mongolen "Tsagaan Sar". Die Wiederauferstehung der Natur, die Pflege der Brunnen und Quellen, die Vorbereitung der Felder für die Aussaat, all das wird in weiten Teilen der islamischen Welt jährlich am 22. März festlich begangen.
Als besonders glückverheißend gilt es, vom Feiertagseintopf in 30 Auls (Haushalte) zu kosten.
Drei Tage lang dauern die Feierlichkeiten an. Es werden Geschenke überreicht, man besucht sich gegenseitig, die Jugendlichen treffen sich am Abend in der Disco...
Ministerpräsident N. Enkhbayar hielt ein Grußwort an die kasachischen Mitbürger und sagte die weitere Unterstützung des mongolischen Staates für die Bewahrung und die Pflege des kulturellen Erbes der Kasachen in der Mongolei sowie bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Bayan-Ulgii-Aimags zu.


Von links nach rechts Akademiepräsident Chadraa, Dshanibekov, Gorbatko, Gurragchaa

20 Jahre russisch-mongolischer Weltraumflug
Trotz Maul- und Klauenseuche und ständig steigender Viehverluste in den Zudgebieten, wurde das 20-jährige Jubiläum des Weltraumfluges von J. Gurragchaa und V. A. Dshanibekov, gebührend gefeiert. Aus Russland waren u.a. angereist: Die "Weltraumhelden der Russischen Föderation", V.V. Gorbatko und V.A. Dshanibekov. Sie wurden von Präsident Bagabandi und Ministerpräsident Enkhbayar empfangen, ihre Leistungen bei der Eroberung des Alls gewürdigt. Anlässlich des Jahrestages wurde in Ulaanbaatar eine Fotoausstellung eröffnet, am 23.03. fand im "Zentrum für Wissenschaft und Kultur" eine wissenschaftliche Konferenz statt.

Treffen mit den "Kosmoskindern"
Am 22. März 1981 wurden in der Mongolei 175 Kinder geboren, 32 davon leben heute in Ulaanbaatar. Sie alle haben Namen bekommen, die einen Bezug zum denkwürdigen Weltraumflug eines Mongolen haben: Gurragchaa, Dshanibekov, Sansar (Weltall), Od (Stern). Leider sind die meisten der heute 20-Jährigen ohne gesicherten Arbeitsplatz.


   

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