Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 15. - 20. Januar 2002

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Der Winter ist noch lang. 20.01.02

Statistik 2001
Am 16. Januar veröffentlichte die Tageszeitung „Zuuny Medee" vorab Ergebnisse des Wirtschaftsjahres 2001, herausgegeben vom Nationalen Amt für Statistik:

Staatshaushalt: 424,5 Milliarden Tugrik Einnahmen (einschließlich der internationalen Hilfe) standen 470 Milliarden an Ausgaben gegenüber. Das bedeutet ein Staatshaushaltsdefizit von 45,5 Milliarden Tugrik und damit eine Verringerung des Defizits im Vergleich zum Vorjahr um 24,2 Milliarden Tugrik.

Außenhandel: Das Außenhandelsdefizit stieg im Vergleich zu 2000 um 21,2 Millionen US-Dollar an und erreichte 169,6 Millionen. Exportiert wurden Waren im Wert von 385,2 Millionen US-Dollar, die Importe beliefen sich auf 554,8 Millionen.
Die erneut unbefriedigende Außenhandelsbilanz wird u.a. auch darauf zurückgeführt, dass die Weltmarktpreise für Kupferprodukte und gekämmte Wolle um 15 bzw. 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind.

Gesundheit: 2001 wurden 48.400 Kinder geboren, das sind 2.700 weniger als 2000.
82 Mütter starben bei der Geburt - eine mehr als im Vorjahr. (Diese Zahl ist in Relation zu anderen Daten, z.B. der allgemeinen Sterblichkeit, unverhältnismäßig hoch – R.B.)
1.464 Kinder starben vor ihrem ersten Geburtstag, 132 weniger, 512 Kinder erlebten ihren fünften Geburtstag nicht, 61 weniger als im Jahr 2000.
Die Zahl der an Infektionen Erkrankten erreichte 51.700, das bedeutet 14.800 Neuerkrankungen im Vergleich zum Jahr 2000. (Hier ist eine verbesserte Diagnostik, sowie eine konsequentere statistische Erfassung zu beachten – R.B.)

Armut: 2001 gab es in der Mongolei 49.100 Waisenkinder, davon waren 4.600 Vollwaisen.
61.500 Frauen sind allein erziehend, 11.200 von ihnen ziehen sechs und mehr Kinder groß.
Die Zahl der weiblichen Haushaltsvorstände hat sich gegenüber dem Vorjahr um 4.994 erhöht.

Familiengröße: 2001 gab es in der Mongolei 27.600 Familien mit acht und mehr Mitgliedern, 4.100 weniger als 2000.
Die Zahl der Singlehaushalte stieg im gleichen Zeitraum von 21.426 auf 21.500. 42 Prozent davon sind Frauen über 55 und 25,6 Prozent Männer über 60 Jahre.

Viehwirtschaft: Der Gesamtviehbestand beträgt 26,1 Millionen Tiere. 79,5 Prozent der 9,3 Millionen Tiere, die Anfang 2001 geboren wurden, konnten erfolgreich aufgezogen werden.

Kriminalität: Nach Angaben aus dem Polizeipräsidium wurden im Jahr 2001 23.700 Straftaten verübt, das sind 207 mehr als 2000. 53,2 Prozent der 21.100 Straftäter sind zwischen 18 und 30 Jahre alt, acht Prozent sind Kinder bis 17 Jahre und 8,3 Prozent sind Frauen. 65,2 Prozent der Täter gehen keiner geregelten Arbeit nach.

Wetter: Am kältesten war es im Dezember 2001 im Otgon-Sum des Zavkhan-Aimags: minus 46 Grad, am wärmsten in Tsetserleg, der Hauptstadt des Arkhangai-Aimags: plus 1 Grad.

Winter 2001/02
Nach Abschluss der Viehzählung Ende 2001 sind in den Aimags Bayan-Ulgii und Gobi-Altai 120.700 bzw. 145.000 Tiere eingegangen.
In den westlichen Aimags verschärft sich die Situation auf Grund wiederholter Kälteeinbrüche und des ungenügenden Ernährungszustandes der Tiere unaufhaltsam.
Für Khovd und Bayan-Ulgii planen Regierung und staatlicher Katastrophenschutz die Bereitstellung eines rückzahlbaren Kredits in Höhe von 70 Millionen Tugrik für den Ankauf von Futtermitteln.
In den südlichen Sums des Bayankhongor-Aimags hat die Schneedecke eine Höhe von 48 cm erreicht. Die Wege in mehrere Sums und Bags sind nicht befahrbar. Seit Winterbeginn sind im Aimag (nach Angaben des mongolischen Fernsehsenders „MM") 876 000 Tiere verendet, das sind mehr als die Hälfte des gesamten Viehbestandes des Aimags.
Im Rahmen des Zud-Hilfe-Programms von UNICEF wurden für die unter- bzw. fehlernährten Kinder 60 Tonnen kalorienangereicherte Nahrungsmittel nach Bayankhongor, Khovd, Gobi-Altai, Mittel- und Südgobi geliefert.

Deutsche Zud-Hilfe
Die Bundesregierung stellte für die Versorgung der von der Schneekatastrophe der letzten beiden Jahre betroffenen Bevölkerung in drei mongolischen Provinzen zwei Millionen DM zusätzliche Hilfe zur Verfügung.
Von Februar 2001 bis Januar 2002 wurden 130 Tonnen Energie-Protein-Biskuits, fünf Tonnen Medikamente und medizinische Ausrüstungen sowie 15 Tonnen Trockenmilchpulver in die Aimags Tuv, Zavkhan und Uvs transportiert. Insgesamt wurden elf Lastkraftwagen ohne und elf mit Hänger auf die mitunter beschwerliche Reise in die Aimag- bzw. Sumzentren geschickt. Die weitesten Touren führten hin- und zurück über 3 000 km.
Der im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) vor Ort für die Logistik der Hilfstransporte zuständige Klaus-Dieter Bormann: „Bewundernswert sind die Leistungen der mongolischen Kraftfahrer, die bei fast 50 Grad Kälte in ihren Autos übernachteten, um ihre Ladung zu sichern, aber auch, um das Einfrieren des Kraftstoffs zu verhindern. Zu diesem Zweck mussten die Autos jede Stunde angelassen werden."
Sh. auch Bericht „Nahrungsmittelnothilfe für Betroffene der Kältewelle in der Mongolei".

Aus der Regierungssitzung vom 16.01.02
Entsprechend dem Regierungsprogramm zur Privatisierung sollen in diesem Jahr 20 Unternehmen privatisiert werden.
Unter Leitung von Ch. Ulaan, Minister für Finanzen und Wirtschaft, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die Richtlinien für die effektive Verwendung der Auslandskredite und ihre rechtzeitige Rückzahlung erarbeiten soll.
Die mongolische Regierung hat insgesamt 918 Millionen US-Dollar an langjährigen und ermäßigten Krediten aufgenommen. 81 Prozent der Auslandskredite wurden an mongolische Unternehmen weitergereicht. Doch die Rückzahlung erfolgt nur sehr schleppend.

Änderungen im Strafgesetzbuch
Ts. Sharavdorj, Vorsitzender der Ständigen Kommission „Recht" beim Großen Staatskhural (Parlament) und der Abgeordnete D. Dembereltseren nahmen in einem Fernsehinterview Stellung zu Änderungen und Ergänzungen im Strafgesetzbuch der Mongolei.
28 Arten von Straftaten werden nicht mehr als Verbrechen bezeichnet, u.a. Vieh- und Stromdiebstahl. Menschen, die wegen dieser Delikte Haftstrafen verbüßen, werden ab 01. September 2002 in die Freiheit entlassen.
Die lebenslange Haft wird in eine 30-jährige umgewandelt.
37 neue Verbrechen fanden eingang ins Strafgesetzbuch, z. B. Geldwäsche, Verbreitung von Computerviren, betrügerischer Bankrott.
Die Dauer der möglichen Untersuchungshaft wird von 36 auf 24 Monate reduziert.


Aufmerksame Zuhörer

Aufklärung bei den Grenztruppen
Bis vor wenigen Jahren war sexuelle Aufklärung in den Schulen und zuhause kaum ein Thema in der Mongolei.
Nach der Transformation von der zentralen Planwirtschaft in eine freie Marktwirtschaft und der damit einhergehenden größeren Mobilität und Liberalität der Bevölkerung, namentlich der jungen Leute, rückte die Aufklärung über Risiken ungeschützten Geschlechtsverkehrs, über den verantwortungsvollen Umgang der Geschlechter miteinander, über die Verantwortung, auch des Mannes bei der Betreuung und Erziehung der Kinder verstärkt in den Mittelpunkt der Anstrengungen der sozialen und Gesundheitseinrichtungen.
In jüngster Zeit werden in die Maßnahmen zur Verbesserung der reproduktiven Gesundheit auch die Angehörigen der Armee einbezogen.
Vom 16.-18. Januar wurden 21 junge Angehörige (Rekruten und Offiziersanwärter) der Grenztruppen in einer Kaserne unweit Ulaanbaatars zum Thema: „Familienerziehung" geschult. Die jungen Männer und eine Frau meldeten sich freiwillig für den Kurs und werden in ihren Einheiten in den Grenzregionen ihr neu erworbenes Wissen weitervermitteln.
Die NGO (non-governmental organization – Nichtregierungsorganisation) „Gal Golomt" mit ihrer Vorsitzenden D. Munkuu an der Spitze, hat den Kurs organisiert und gemeinsam mit Mitarbeitern des GTZ-Projekts „Verbesserung der reproduktiven Gesundheit in der Mongolei" eine Informationsbroschüre erarbeitet, die allen Teilnehmern in die Hand gegeben werden konnte.
Die jungen Soldaten lobten die Lehrkräfte, die hohe Qualität der Wissensvermittlung und die Offenheit der Diskussion.

Seminar über WTO-Richtlinien
Die Befürchtungen um negative Auswirkungen des China-Beitritts zur Welthandelsorganisation (World Trade Organization – WTO) für die mongolische Textilindustrie werden immer größer.
Professor Steve Land von der Georgetown University hielt in Ulaanbaatar ein Seminar zum Thema „WTO-Vorschriften für den Export von Textil- und Strickwaren".
Noch bis 2004 gilt für die Mongolei die Meistbegünstigungsklausel für ihre Textilexporte nach Europa und Amerika.
Mit dem WTO-Beitritt Chinas gelten günstigere Handelsbedingungen auch für China und beide Länder werden auf dem amerikanischen Markt zu direkten Konkurrenten. China kann jedoch wesentlich billiger produzieren. Es könnte passieren, dass mongolische Textilbetriebe, gegründet mit chinesischem und koreanischem Kapital, die zudem tausende Arbeitskräfte beschäftigen, ihre Auslandsmärkte verlieren.


Im Kindergarten Nr.3 

Besuch im Kindergarten Nr. 3 von Ulaanbaatar
Am 16. Januar besuchte die stellvertretende Gesundheitsministerin Udval gemeinsam mit einem Vertreter der GTZ den Kindergarten Nr. 3 in Ulaanbaatar, um 50 Kisten mit proteinangereicherten Keksen zu übergeben. Ca. 75 Prozent der 50 Kinder, die hier von Kindergärtnerinnen und zwei Ärztinnen betreut werden, haben gesundheitliche Defizite, meistens Erkrankungen der Atemwege oder sind im Wachstum verzögert.
Die Eltern müssen lediglich 50 Prozent der Kosten für die Mahlzeiten übernehmen.
Die sonstigen Ausgaben werden durch Spenden von Internationalen und Nationalen Hilfsorganisationen bestritten.

Vorauszahlung für Telefongespräche
Ab 01. Februar führt Datacom für alle Telefongespräche vom Festnetz aus die Vorkasse ein.
Entweder ersteht der Kunde eine Telefonkarte oder er zahlt einen Pauschalbetrag auf ein Konto ein.

Pferdegeigenfestival
Am 19. Januar fand im Kulturhaus der Bergarbeiter in Erdenet ein Festival der Pferdegeigenspieler statt, auf dem die besten Interpreten des Nationalinstruments der Mongolen aus dem ganzen Land ihr Können demonstrierten.
Ulaanbaatar wurde von einem Quartett, angeleitet von Ts. Batchuluun, vertreten.

Keine mongolischen Sportler zu den 19. Olympischen Winterspielen?
In drei Wintersportdisziplinen wollten mongolische Sportler in Salt Lake City starten: Alpiner Skisport, Langlauf und Shorttrack. Da sie jedoch in keiner Sportart die internationalen Normen erfüllt haben, ist ihre Teilnahme in Frage gestellt. Das NOK der Mongolei bemüht sich um eine Sondergenehmigung für seine besten Wintersportler.


   

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