Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Gandankloster. 03.11.02
Programm zur Armutsbekämpfung auf dem Lande
Die Kabinettsmitglieder diskutierten und
bestätigten auf ihrer Sitzung am 30. Oktober den Entwurf eines Kreditabkommens
mit dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD).
Ziel des Programms ist es, die Lebensbedingungen der sozial schwachen Gruppen
auf dem Lande zu verbessern, die Armut zu reduzieren, die Viehhalter zu
motivieren, sich stärker mit der Verarbeitung der Produkte aus der
Viehwirtschaft zu befassen sowie den Zugang der Landbevölkerung zu Bildung,
Gesundheits- und anderen sozialen Dienstleistungen zu verbessern. Das Programm
ist auf eine Dauer von sieben Jahren angelegt und kostet 19,1 Millionen
US-Dollar. 14, 8 Millionen steuert der IFAD bei, 2,7 Millionen an Geld- und
Sachleistungen die mongolische Regierung.
Die Rückzahlungsfrist beträgt 40 Jahre, der jährliche Zinssatz 0,75 Prozent.
2,6 Millionen US-Dollar werden über Banken angewiesen.
Das Programm bezieht 80 000 Haushalte in den Aimags Arkhangai, Khuvsgul, Bulgan
und Khentii ein.
Die Kredite werden für die Rekultivierung von Weideland, veterinärmedizinische
Dienstleistungen, die Heu- und Futterbevorratung, die Bekämpfung von
Pflanzenschädlingen, die Rekonstruktion von 540 Brunnen, die Schaffung von
Produktionsstätten zur Verarbeitung von Rohstoffen, zur Unterstützung bei der
Bildung von Kooperativen sowie zur Verbesserung des Gesundheits- und
Bildungswesens auf dem Lande eingesetzt.
Staatshaushalt
Auf der Tagung des Unterausschusses „Kontrolle
der Staatshaushaltsausgaben" wurde vorgeschlagen, im nächsten Jahr die
Verwaltungskosten in den zentralen Behörden, in den Aimags und Sums um zehn bis
15 Prozent zu senken.
Wirtschafts- und Finanzminister Ulaan kündigte an, Sums, die weniger als 30
Kilometer voneinander entfernt lägen, würden zusammengeschlossen.
Durch die Zusammenlegung administrativer Einheiten - auch Aimags wären davon
betroffen - und die Privatisierung sozialer Einrichtungen, erhoffen sich die
Finanzexperten Einsparungen, um die äußerst angespannte Haushaltslage zu
entspannen.
Gehaltserhöhungen 2003 unwahrscheinlich
Der Minister für Wirtschaft und Finanzen,
Ch. Ulaan, informierte auf einer Pressekonferenz am 29. Oktober über die
Evaluationsergebnisse der mongolischen Wirtschaft durch den Internationalen
Währungsfonds (IWF).
Dürre, Schneekatastrophen, Großbrände und anhaltende Verluste in der
Viehwirtschaft seien für das geringe Wirtschaftswachstum von einem Prozent mit
verantwortlich.
Folgende Probleme verdienten die besondere Aufmerksamkeit der Regierung:
Die 20-prozentige Gehaltserhöhung für Staatsbedienstete ab 01. Oktober dieses
Jahres belaste den Staatshaushalt über Gebühr, der IWF empfahl eine Erhöhung
von maximal zehn Prozent.
Die geplanten Gehaltssteigerungen im nächsten Jahr müssten wahrscheinlich
verschoben werden.
Der IWF warnte vor einer Politik der unbegrenzten Inanspruchnahme von
Auslandskrediten und Zuwendungen für die Begleichung der Haushaltsdefizite. Die
Gefahr einer zu großen Auslandsabhängigkeit werde dadurch immer größer.
Der IWF warnte ebenfalls davor, den strengen Kurs in der Geld- und Zinspolitik
aufzuweichen, da dadurch die Stabilität der Makroökonomie und die Senkung der
Inflationsrate gefährdet würden.
Auf die Frage, wie die Regierung das Haushaltsdefizit im nächsten Jahr
verringern will, antwortete Ulaan: „Durch ausländische zinsgünstige Kredite
und durch Beihilfen und die Erlöse aus der Privatisierung."
363 Jahre Ulaanbaatar
Anlässlich des 363. Jahrestages der
Gründung Ulaanbaatars am 29. Oktober übergab der Oberbürgermeister an 108
arme Familien fabrikneue Jurten. Doljinsuren, Mutter von 13 Kindern, entzündete
im Herd ihrer neuen Jurte das erste Feuer, die Verdiente Künstlerin der
Mongolei, Sh. Chimedtsee, sang dazu eine Ballade zur Vertreibung des kalten
Windes.
Finanziert wurden die Jurten von „Mon-Uran", „APU", der „Golomtbank",
internationalen Hilfsorganisationen wie „Notre-Dame", der
Vatikanvertretung in der Mongolei sowie „MCS".
60 Familien erhielten Auszeichnungen in fünf Kategorien, dazu zählte die
Familie des Abgeordneten R. Gavaa. Sie gewann in der Kategorie „Moral -
Familienglück". „Meine Frau und ich haben drei Söhne großgezogen, die
mittlerweile alle Studenten sind. Wir rauchen nicht und trinken keinen
Alkohol", freute sich Gavaa über Nominierung und Auszeichnung.
Im Ringerpalast fand am Abend ein traditioneller Ringwettkampf statt, an dem 128
Sportler, darunter 45 Junioren, teilnahmen. Sieger wurde der „Unbezwingbare
Meister", B. Bat-Erdene, Zweiter „Landeslöwe" I. Dorjsambuu.
D. Terbishdagva
Präsident bestätigt Terbishdagva als Botschafter
in der Bundesrepublik
Auf Erlass von Präsident N. Bagabandi
wurde der mongolische Botschafter a.D. in der Bundesrepublik Deutschland,
Bazarragchaagiin Bayarsaikhan, in die Heimat zurückbeordert. Als neuen
Botschafter bestätigte Bagabandi den bisherigen stellvertretenden Minister für
Landwirtschaft und Lebensmittel, Dendevijn Terbishdagva.
Junge Lamas im Gandankloster
Kommt er oder kommt er nicht?
Das Oberhaupt der buddhistisch -
lamaistischen Kirche, der 14. Dalai-Lama Danzanjamts, wird vom 4. bis 8.
November in der Mongolei erwartet. Lama Sh. Bat-Ochir vom Siegelamt des
Gandanklosters in Ulaanbaatar wies darauf hin, dass der Besuch eine rein
religiöse Angelegenheit sei und der Dalai-Lama einer Einladung der
lamaistischen Kirche in der Mongolei folge. Offizielle Gespräche zwischen dem
Dalai-Lama und mongolischen Spitzenpolitikern seien nicht vorgesehen.
Es wäre der sechste Besuch des Dalai-Lamas und Friedensnobelpreisträgers in
der Mongolei seit 1979.
Das Ereignis hätte nicht nur große Bedeutung für die mongolischen Anhänger
des Lamaismus, sondern auch für Burjaten, Kalmücken und die Mongolen aus der
Inneren Mongolei. Zahlreiche Gäste aus den Nachbarregionen der Mongolei haben
sich angemeldet, um an den Gebets- und Segnungszeremonien des Dalai-Lamas
teilnehmen zu können.
Meinungsumfrage
Die Ergebnisse der Meinungsumfrage des
Forschungszentrums „Prognose" vom Oktober 2002 basieren auf Befragungen
von 2 032 Bürgern aus Ulaanbaatar und sieben Aimags (Gobialtai, Bulgan, Dornod,
Ostgobi, Khovd, Khentii und Darkhan-Uul):
„Die dringendsten sozialen Probleme der Mongolei?"
Arbeitslosigkeit 40,1 %
Armut 33,9 %
Alkoholismus 20,7 %
Kindererziehung 16,2 %
„Die zehn besten Politiker?"
N. Enkhbayar 39,8 %
N. Bagabandi 26,3 %
R. Gonchigdorj 26,1 %
S. Oyun 24,8 %
S. Tumur-Ochir 21,5 %
M. Enkhsaikhan 13,5 %
L. Gundalai 8,2 %
E. Bat-Uul 7,8 %
B. Erdenebat 6,0 %
J. Bayambadorj 5,8 %
„Die beste politische Partei?"
MRVP 56,0 %
Demokratische Partei 30,8 %
Neue Sozialistische (Mutterlands) Partei 4,9 %
Bürgermut-Republikanische Partei 4,4 %
Andere 6,8 %
Neues Strafgesetzbuch
Entsprechend den neuen oder veränderten,
am 01. September in Kraft getretenen Strafgesetzen, wurden acht Häftlinge
vorzeitig entlassen und die Todesstrafe für sieben Häftlinge in eine
30-jährige Gefängnisstrafe umgewandelt.
In der Haftanstalt „Gants Khudag" sind gegenwärtig 400 Gefangene
untergebracht, am 04. September waren es noch 700.
Allerdings reichen die landesweiten Kapazitäten nicht aus, eine Zelle pro
Häftling zur Verfügung zu stellen.
Ab 01. Dezember sollen alle 7 600 Häftlinge in mongolischen Gefängnissen
einheitliche Kleidung erhalten.
Keine Spur von Bankdirektorin
Von der Filialleiterin der Khasbank im
Khentii-Aimag, E. Uyanga, fehlt weiterhin jede Spur. Mit ihr verschwanden 147
Millionen Tugrug. Gerüchte, wonach sich U. nach Amerika oder England abgesetzt
haben soll, wurden nicht bestätigt.
Die Bank bestätigte jedoch den Verzicht, sich an der Ausschreibung um die
Privatisierung der Landwirtschaftsbank zu beteiligen.
Mädchen angezündet
In der Nacht vom 29. zum 30. Oktober wurde
im Stadtbezirk Sukhbaatar von Ulaanbaatar eine 15-Jährige, die in einem
Hausflur schlief, mit Benzin übergossen und angezündet. Mit schwersten
Verbrennungen wurde das Mädchen in das Zentrum für Verbrennungsopfer der
Klinik für Wiederherstellungschirurgie eingeliefert.
Ärzte und Schwestern bemühen sich, das Leben des Mädchens zu retten. Doch
seine Chancen sinken von Tag zu Tag.
Der Tat dringend verdächtig sind die 18 und 19 Jahre alten B. Ganaa und G.
Shinejil.
Sechs Tote bei Verkehrsunfall
Ein Lastwagen vom Typ „SIL-130"
verunglückte auf der Straße von Baganuur und begrub sechs Menschen unter sich,
die noch am Unfallort starben. Bisher ist nicht bekannt, wie viele Passagiere
mit dem Auto unterwegs waren.
Die Polizeibehörde des Tuv-Aimags hat die Untersuchungen aufgenommen.
B. Togtokhjargal – Bester Pferdegeigenspieler der
Mongolei
Im ersten Wettbewerb der
Berufspferdegeigenspieler der Mongolei siegte das Mitglied des Nationalen
Gesangs- und Tanzensembles, B. Togtokhjargal.
Der Wettbewerb bestand aus drei Teilen: Die Künstler spielten eine Romanze von
P. I. Tschaikowsky, eine Kantate von B. Marcello, je ein Stück der mongolischen
Komponisten N. Jantsannorov und B. Sharav sowie eine Komposition eigener Wahl.
Die Entscheidung der Jury ließ lange auf sich warten, ehe der Sieger unter den
elf Mitbewerbern, zehn Männer und eine Frau, gekürt war.
Vertreter des „Morin Khuur-Ensembles" nahmen am Wettbewerb nicht teil.
Nach der Übergabe des Siegerpreises - eine Pferdegeige im Wert von 1 000
US-Dollar - durch Präsident Bagabandi, gestalteten die Musiker gemeinsam ein
mitreißendes Abschlusskonzert.
Bogd-Khaan-Palast wird renoviert
Der „Grüne Palast" des VIII. und
letzten Bogd Khaan (1869 – 1924) soll für 200 000 US-Dollar generalsaniert
werden. Das versprach der Vizepräsident der Weltdenkmalstiftung, John Stabo.
Seit dem Bau (1893-1906) der Gebäude sind fast 100 Jahre vergangen und noch nie
wurden sie umfassend renoviert.
Dopingskandal
A. Sukhbat, Ulsyn Avraga (Landesmeister),
hat die von ihm gewünschte Untersuchung der B-Probe seines Dopingtestes vom
Juli dieses Jahres nicht in der gesetzten Frist bis zum 25. Oktober abgegeben
und gilt somit als des Dopings überführt. Das gab das Nationale Olympische
Komitee der Mongolei am 28. Oktober bekannt.
Am 19. September informierte die Medizinischen Kommission des NOK die
Öffentlichkeit darüber, dass die A-Probe Sukhbats, Zweiter beim diesjährigen
Naadamringen, Spuren von Nandrolon enthalten habe. Sukhbat gab an,
Multivitaminpräparate zu sich genommen zu haben und verlangte eine erneute
Untersuchung.
Zwischen der ersten und der zweiten Probe dürfen nicht mehr als drei Monate
liegen. Deshalb lehnten die südkoreanischen Kontrolleure die Bitte des Ringers
um eine Fristverlängerung ab.
Sie hätten die Testergebnisse am 29. Juli dem NOK der Mongolei mitgeteilt, am
2. September sei der Sportler informiert worden.
Die „Udriin Sonin" (Tageszeitung) vermutet einen Verstoß seitens des NOK
in Bezug auf ihre Informationspflicht und sieht Sukhbat als Opfer des NOK.
Die Verantwortlichen verweigerten jegliche Stellungnahme.
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