Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Eröffnung der Herbstsitzungsperiode des Großen Staatskhurals
Stimmungsvoller Auftakt der Herbstsitzungen des
Großen Staatskhurals
Alles begann wie immer: Der Vorsitzende des
Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, eröffnete die neue Sitzungsperiode des
Parlaments. Nachdem die Nationalhymne verklungen war, hielt Staatspräsident N.
Bagabandi seine, mit kritischen Tönen gegen die Regierung nicht sparende Rede.
Die ersten Tribünengäste verließen den Saal. Zu früh.
Ministerpräsident N. Enkhbayar hatte gerade mit seiner Rede begonnen, als sich
der Abgeordnete der Demokratischen Partei, L. Gundalai, von seinem Platz erhob
und Rederecht für die Opposition einklagte. Zu diesem Zweck hielt er Handzettel
mit eben dieser Forderung und den „von der Regierung gebrochenen
Wahlversprechen" in die Höhe.
Enkhbayar unterbrach zunächst seine Rede, ohne auf die Angriffe Gundalais
einzugehen, ehe er sich zurück auf seinen Platz begab. Bagabandi verließ nach
einer Weile den Ort des Geschehens. Den Einwurf des Vorsitzenden, das Parlament
sei nicht die Straße und für politische Diskussionen seien die regulären
Sitzungen vorgesehen, ignorierte Gundalai.
Als der stellvertretende Vorsitzende des Khurals, J. Byambadorj, auf ihn zuging
und die Zettel an sich nehmen wollte, protestierte er lautstark und wiederholte
seine Vorwürfe an die Regierung: Missachtung der Pressefreiheit (eine
Journalistin sei zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden), nur minimale
Gehalts- und Rentenerhöhungen, kein kostenloses Bildungs- und Gesundheitswesen,
korrupte Politiker würden nicht zur Rechenschaft gezogen, den Parlamentariern
würden erneut gesetzwidrig Mittel aus dem Staatshaushalt zur Verfügung
gestellt, die Armut im Lande sei gestiegen, der Mord an S. Zorig immer noch
nicht aufgeklärt. Es sei undemokratisch, der „Minderheit" im Parlament
kein Rederecht einzuräumen. Der Große Staatskhural sei das Parlament für das
ganze Volk und nicht nur für die MRVP.
Tumur-Ochir wies wiederholt darauf hin, laut Verfassung könnten nur mindestens
acht Abgeordnete eine Fraktion bilden, die dann auch ein Rederecht hätten.
Zurzeit sitzen vier Oppositionsabgeordnete im Staatskhural, die drei
verschiedenen Parteien angehörten. Nur zwei von ihnen nahmen an der
Eröffnungssitzung teil. Neben Gundalai noch B. Erdenebat, Gründer und
Vorsitzender der Neuen Sozialistischen Partei. S. Oyun, die Vorsitzende der
Bürgermut-Demokratischen Partei, protestierte durch Nichterscheinen gegen die
Behinderungen der Opposition sowie die Politik der Regierung, J. Narantsatsralt
von der Demokratischen Partei befand sich auf einer Dienstreise.
Nur wenige Abgeordnete der regierenden MRVP widersprachen Gundalai.
Schließlich unterbrach Tumur-Ochir die Sitzung für eine Stunde. Nach der Pause
konnte Enkhbayar seine Rede ohne Zwischenfälle und ohne auf die Kritik
einzugehen, beenden. Er bemängelte die Tatsache, dass nur in etwa der Hälfte
aller Sums Kooperationsgemeinschaften gegründet worden seien und 80 Prozent der
Viehhalter ihre Wirtschaft traditionell, also nomadisch, betrieben. Der
allmähliche Übergang zu einer mehr intensiven Viehwirtschaft würde immer
drängender.
Alle mongolischen Medien berichteten ausführlich über den Verlauf der ersten
Herbstsitzung, Gundalai, aber auch andere Abgeordnete, konnten sich vor
Interviewwünschen kaum retten.
Viele Mongolen sprachen dem Oppositionsabgeordneten ihre Hochachtung aus, es gab
aber auch Stimmen, die ihn als „begnadeten, aber skrupellosen
Selbstdarsteller" bezeichneten.
S.-Zorig-Denkmal
Vor vier Jahren wurde S. Zorig ermordet
Am 02. Oktober 1998 wurde der
Parlamentsabgeordnete und geschäftsführende Infrastrukturminister,
Sanjaasurengiin Zorig, in seiner Wohnung ermordet. Bis heute konnte der Mord
nicht aufgeklärt werden, obwohl mehrere Sonderkommissionen damit befasst waren.
Die jüngere Schwester des Ermordeten, die Abgeordnete im Großen Staatskhural
und Vorsitzende der Bürgermut-Republikanischen Partei, S. Oyun, hat
vorgeschlagen, den zweiten Oktober als Tag des Kampfes gegen Gewalt zu begehen.
Mehrere hundert Menschen versammelten sich am Nachmittag des zweiten Oktobers
vor dem Denkmal des Politikers unweit des Sukhbaatarplatzes, um Kränze
niederzulegen und seiner zu gedenken.
Die Mutter von S. Zorig hat sich in einem offenen Brief an den Präsidenten, den
Parlamentsvorsitzenden und an den Ministerpräsidenten mit der Bitte gewandt,
dafür zu sorgen, dass der Tod ihres Sohnes gesühnt wird.
90 Prozent der Blinden leben unterhalb der
Armutsgrenze
Anlässlich des „Tages des weißen
Stockes" am 15. Oktober, organisierte der Blindenverband der Mongolei am
01.10. eine Pressekonferenz, um auf die schwierigen Lebensumstände der Blinden
und Sehschwachen im Lande aufmerksam zu machen.
Nach offiziellen Angaben lebten in der Mongolei 3 500 blinde Bürger, die
monatlich 10 bis 18 500 Tugrug Sozialhilfe bekämen, das reiche nicht zum Leben,
sagte Z. Boldsaikhan, der Verbandsvorsitzende. Nur etwa 70 von ihnen hätten
einen Arbeitsplatz. 90 Prozent der Blinden und Sehschwachen müssten unterhalb
der Armutsgrenze leben.
Bis zum 15. Oktober plant der Blindenverband eine Reihe von Veranstaltungen, die
die Öffentlichkeit, vor allem die Regierung, für die Nöte der Sehbehinderten
sensibilisieren und Möglichkeiten für eine Verbesserung ihrer Lage finden
helfen sollen.
Chinggisiin Khuree, 05.10.02
Touristencamp „Chinggisiin Khuree" soll
versteigert werden
Das zur „Tsagaan Shonkhor" (Weißer
Falke) - Unternehmensgruppe gehörende Touristencamp „Chinggisiin Khuree"
bei Ulaanbaatar soll zwangsversteigert werden.
Das teilte ein Mitarbeiter der Handels- und Entwicklungsbank mit. Der
Generaldirektor des Unternehmens, Ch. Enkhtaivan, der kürzlich zu sieben Jahren
verschärfter Haft verurteilt wurde, hatte 1995 einen Bankkredit über 500
Millionen Tugrug in Anspruch genommen, der bis heute nicht zurückgezahlt wurde.
Auslandsreise
Vom 02. bis zum 12. Oktober reist
Ministerpräsident N. Enkhbayar zu offiziellen Staatsbesuchen nach Vietnam,
Indonesien und Singapur.
Er wird begleitet von seiner Frau, den Ministern für Wirtschaft und Finanzen
sowie Landwirtschaft und Nahrungsgüter, Ch. Ulaan und D. Nasanjargal, den
stellvertretenden Ministern für Auswärtige Angelegenheiten, Gesundheit,
Industrie und Handel, S. Batbold, Ts. Togoo, N. Udval und O. Erdene, begleitet.
Kofi Annan kommt in die Mongolei
Auf Einladung der Regierung wird der
Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, am 16. und 17. Oktober der Mongolei einen
offiziellen Besuch abstatten. Dabei wird er sich mit Präsident Bagabandi und
Ministerpräsident Enkhbayar zu Gesprächen treffen und im Großen Staatskhural
einen Vortrag zum Thema: „Die Verpflichtungen der UNO für die Sicherheit der
kleinen Staaten" halten.
Die Mongolei ist seit dem 27. Oktober 1961 Mitglied der UNO.
Mongolisch-deutsche Zusammenarbeit im Bereich
Geologie
In der Kabinettsitzung vom 01. Oktober
stimmten die Mitglieder der mongolisch-deutschen Regierungsvereinbarung zur
Weiterführung verschiedener Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich
Geologie und Bergbau zu: Erneuerung des geologischen Zentrallabors,
Weiterbildung im Bereich Management, Nichtmetallforschung.
750 000 DM sind dafür zwischen 2001 und 2003 bewilligt worden.
Erste Schule auf dem Land wird 80!
1922 wurde im Sum Altanbulag im
Selenge-Aimag die erste allgemeinbildene Schule im ländlichen Raum eröffnet.
Unterrichtet wurden 22 Schüler in zwei Klassen. Die Schulzeit dauerte zwei
Jahre. Heute lernen hier 850 Schüler acht oder zehn Jahre.
69 Studenten werden exmatrikuliert
Wegen gefälschter Abschlusszeugnisse oder
nicht bestandener Aufnahmeprüfungen wurden 69 Studenten die Studienzulassungen
für Universitäten, Hochschulen und Colleges entzogen.
B. Batmend als Falstaff
„Die lustigen Weiber von Windsor" in der
Mongolei
Am 04. Oktober fand im Opern- und
Balletttheater von Ulaanbaatar die Premiere der ersten deutschen Oper auf einer
mongolischen Bühne statt.
Präsident N. Bagabandi mit seiner Frau, Minister, Staatssekretäre und
ausländische Diplomaten gehörten zu den begeisterten Premierengästen von Otto
Nicolais komisch-phantastischer Oper „Die lustigen Weiber von Windsor",
nach dem gleichnamigen Lustspiel von William Shakespeare.
Nicht nur aus der mongolischen Provinz kamen die Zuschauer nach Ulaanbaatar, um
das Ereignis mit zu erleben. Eine Gruppe von mehr als 20 Mongolei- und
Opernfreunden aus Deutschland nahm für die Opernpremiere eine neunstündige
Flugreise von Berlin nach Ulaanbaatar in Kauf.
Gefördert wurde das Projekt nicht nur vom mongolischen Regisseur und
Intendanten, L. Erdenebulgan, sondern vom „Förderverein
der Freunde der Oper zu Ulaanbaatar". Die Vereinsgründung geht auf den
Büroleiter der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Ulaanbaatar,
Dr. H.-H. Sawitzki und den Berliner Rechtsanwalt J. Bärlein, zurück.
Neun Opernfreunde verpassten allerdings die Premiere: Das Flugzeug, das sie von
Berlin nach Ulaanbaatar bringen sollte, musste wegen Sturm und Schneefällen
einen Zwischenstopp in Peking einlegen.
Einen Tag später, der Himmel war wieder strahlend blau, konnten sie die zweite
Vorstellung dafür umso mehr genießen.
Der Botschafter der Bundesrepublik in der Mongolei, Dr. M. Vorwerk, nahm die
Musikaufführung zum Anlass, den traditionellen Empfang zum „Tag der deutschen
Einheit" in das Opernhaus zu verlegen.
Eine Silber- und sieben Bronzemedaillen für
mongolische Sportler
Bei den XIV. Asienspielen in Busan (Korea)
haben mongolische Sportler eine Silber- und sieben Bronzemedaillen gewonnen. Ts.
Ochirbat gewann die Silbermedaille im Judo bei den Männern bis 90 Kilogramm.
An den Spielen vom 29. September bis 05. Oktober nahmen 137 mongolische Athleten
in 18 der 38 Sportarten teil.
Die Veranstalter konnten auf eine Rekordbeteiligung von 9 900 Sportlern aus 44
Ländern, darunter Afghanistan und Osttimor, verweisen.
Zeitumstellung
In der Nacht vom 27. zum 28. September
endete in der Mongolei die Sommerzeit. Die Uhren wurden um eine Stunde
zurückgestellt.
Wechselkurse vom 02.10.02:
1 US-Dollar = 1 117 Tugrug
1 Euro = 1 093 Tugrug
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Last Update: 02. Januar 2023