Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 21. bis 27. April 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


v. l. Erdenesuren, Tsanjid, Prado (UNICEF Mongolei)

„Bildung für alle!"
Auf Initiative der Mongolei proklamierte die UNO die Jahre von 2003 bis 2012 zur „UN-Bildungsdekade".
„Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren 90 Prozent unserer Bevölkerung Analphabeten. Heute können 98 Prozent der Männer und 97,5 Prozent der Frauen lesen und schreiben." Präsident N. Bagabandi sprach auf der Eröffnungsveranstaltung für das „Bildungsjahrzehnts" am 13. Februar dieses Jahres in New York über das „mongolische Bildungswunder", das nur möglich wurde, weil Staat und Regierung alle Anstrengungen unternahmen, Kindern und Erwachsenen eine Schulbildung zu ermöglichen." Zu Beginn der Alphabetisierungskampagne war jeder des Lesens und Schreibens Kundige gehalten, sein Wissen an andere weiterzugeben.
Mit einer Bildungsmesse, Seminaren und einer Konferenz mit internationaler Beteiligung in Ulaanbaatar markiert die Woche vom 24. bis zum 29. April den landesweiten Auftakt für die UN-Bildungsdekade unter dem Motto „Bildung für alle".
Wenn der Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, A. Tsanjid, davon spricht, dass 97,5 Prozent aller über 15-Jährigen lesen und schreiben können, bedeutet das, bei den Jüngeren sieht es nicht ganz so positiv aus. „Der Höhepunkt hinsichtlich der Schulabbrecherzahlen lag jedoch im Jahr 1999", antwortete der Minister auf die entsprechende Frage. Von den 38 000 Kindern, die aus verschiedenen Gründen die Schule abgebrochen haben, konnten inzwischen 30 000 neu eingeschult werden. „Unsere besondere Aufmerksamkeit muss den Kindern aus Viehzüchter- und sehr armen Familien gelten". Minister Tsanjid räumte ein, gegenwärtig sei die Armut das Hauptproblem für den Verzicht auf einen regelmäßigen Schulbesuch.
Qualität und Quantität der Lehrer auf dem Lande ließe gleichfalls zu wünschen übrig. Deshalb werden Lehrer, die sich verpflichten, mindestens zwei Jahre in einer Aimag- oder Sumschule zu unterrichten, von der Rückzahlung der Ausbildungsbeihilfen freigestellt.
Gut wäre natürlich auch, den aus- und weitergebildeten Menschen die Chance auf einen Arbeitsplatz zu geben.
Im Unterschied zu vielen anderen Ländern, haben in der Mongolei eher Jungen Nachholbedarf an Bildung. Die Universitäten, Hochschulen und Colleges werden immer stärker von Mädchen frequentiert. Viehhalter ermöglichen eher ihren Töchtern eine höhere Ausbildung. Die Jungen werden sehr früh in der Viehwirtschaft eingesetzt.
Das Thema Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, Frauen und Männern beim Zugang zu Bildung und modernen Kommunikationstechnologien ist ein Seminarschwerpunkt der „Bildungswoche".

V. Konferenz der „Neuen Demokratien"
Delegierte aus 41 Ländern, darunter Deutschland, Katar, Dänemark, Litauen, Mazedonien und den USA, haben bisher ihre Teilnahme an der V. Konferenz der neuen oder wieder demokratischen Länder vom 18. bis 20. Juni in Ulaanbaatar zugesagt.
Finanziert wird die Veranstaltung aus Mitteln des mongolischen Staatshaushalts, durch Zuwendungen der UNO, der Regierungen Schwedens, Deutschlands, Südkoreas, Japans, der Schweiz, Italiens, Zyperns, Luxemburgs, Großbritanniens, Kanadas, Neuseelands und Australiens sowie durch die Europäische Union.

SARS
Nach den aktualisierten Angaben der WHO Mongolei vom 25. April wurden 12 Personen mit dem Verdacht auf das Schwere Akute Atemwegssyndrom ins Krankenhaus eingeliefert. Bei einem besteht nach wie vor ein Verdacht (suspect), fünf sind wahrscheinliche verdächtig (probable cases), sechs ohne Befund. Letztere konnten mittlerweile aus der Isolierstation entlassen werden.
Der Zustand eines Patienten ist ernst, den fünf anderen geht es besser.
Die Blutproben sind inzwischen in Tokio, in einem von der WHO autorisiertem Labor, eingetroffen.
Die Mongolei hat schnell und effizient alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.
Zug- und Flugverkehr nach Khukh Khot (China, Innere Mongolei) sind unterbrochen.
Passagiere in Zügen und auf Flügen von Peking werden von an Ort und Stelle tätigen Ärzten vorsorglich untersucht.
Auf einer außerordentlichen Kabinettssitzung am 25.04. berichtete Gesundheitsminister, P. Nyamdavaa, über die aktuelle SARS-Situation in der Mongolei und Maßnahmen der Regierung.
Ausländer aus von SARS betroffenen Ländern, die eine Arbeitserlaubnis für die Mongolei haben, dürfen 14 Tage lang nicht einreisen, in dieser Zeit werden auch keine Arbeitsgenehmigungen erteilt.
Bürger, die nach dem 13.04. aus o.g. Ländern eingereist sind, mussten Wohn- und Arbeitsplatzadresse angeben und einer Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden zustimmen.
Die mit dem Zug zwischen Zamyn Uud- Ulaanbaatar und Ulaanbatar-Ereen (Grenzort auf der chinesischen Seite)-Ulaanbaatar Reisenden sowie die auf dem Flugplatz von Ulaanbaatar „Buyant-Ukhaa" eintreffenden Passagiere werden von medizinischem Fachpersonal untersucht und bei dem geringsten Verdacht auf SARS ins Krankenhaus eingeliefert.
N. Jargalsaikhan, verantwortlicher Mitarbeiter im Gesundheitsministerium, erklärte, der mit SARS-Symptomen am Wochenende ins Krankenhaus eingelieferte Taxifahrer habe an einer fortgeschrittenen Tuberkulose gelitten und sei daran gestorben.
Die Aufforderungen, den Atemschutz zu tragen, werden immer intensiver vorgetragen, die Leute halten sich aber immer weniger daran.
Besonderen Unmut löst bei der hauptstädtischen Bevölkerung die Schließung des Großmarktes „Naran Tuul" (besser bekannt unter der irreführenden Bezeichnung „Schwarzmarkt") aus. Allerdings betrifft die Schließung nur die Industriewaren, nicht die Lebensmittel.


Das Eis bricht. Mongolei am 27. April 2003

Streit um Bodenbesitzrechte
Einem Bericht der „Udriin Sonin" vom 22.04. zufolge, hat die Bürgerversammlung des Zunburen-Sums im Selenge-Aimags beschlossen, dass nur Personen, die vor dem Dezember 2002 beim Einwohnermeldeamt des Sums registriert waren, Grundeigentümer werden können.
Nach den Vorstellungen der Bürgerversammlung (Kreistag) werden die Landnutzungsverträge von 15 landwirtschaftlichen Unternehmen, darunter „Ij Buren" (3 000 Hektar) und „Mon Tul" (2 400 Hektar) gekündigt, der Boden fällt an den Sum zurück.
Auch im Jargalant-Sum des Zentralaimags muss sich Ariunbold, Direktor eines Getreideanbaubetriebes, unangenehmen Fragen stellen. Ortsansässige Ackerbauern vertreten die Meinung, er habe kein Recht darauf, das von ihm jetzt genutzte Ackerland in Besitz zu nehmen.
J. Batsukh, der Direktor der Regierungsagentur „Bodenbeziehungen, Geodäsie und Kartografie" stellte noch einmal klar, dass insgesamt 0,9 Prozent des mongolischen Territoriums in Privateigentum überführt werden können.

Nur noch fünf NIC-Interessenten
Wegen ungenügender bzw. gefälschter Dokumente oder nicht eingehaltener Zahlungsverpflichtungen aus früheren Käufen, wurden zwei der Bieter für „NIC", größter Erdölimporteur der Mongolei, von der Auktion ausgeschlossen.
„Oyuny Undraa" hätte nach der Privatisierung des Peace Bridge Hotels den Preis dafür bis heute nicht entrichtet.
S. Otgonbayar, Direktor von „Oyuny Undraa", meint, seine Firma hätte nie an einer Ausschreibung teilgenommen. Der Ausschluss sei allein auf politische Gründe zurückzuführen.
Aus dem Komitee für Nationales Eigentum verlautet dagegen: „Uyuny Undraa" verfügt über die Nutzungsrechte für das Gelände des ehemaligen Regierungshauses Nr.14, auf dem das „Peace Bridge Hotel" gebaut wurde.

Neuer Joint-Venture-Vertrag in Sicht?
Der Minister für Handel und Industrie, Ch. Ganzorig, hofft, dass „in den nächsten Tagen" die mongolisch-russischen Verhandlungen über das bedeutendste Bergbauunternehmen der Mongolei „Erdenet" zum Abschluss gebracht werden können. Das vierte Treffen beider Seiten wird aller Voraussicht nach in den nächsten Tagen in Ulaanbaatar beginnen.
Bis zum 01. Juli soll demnach der neue Joint-Venture-Vertrag unterschriftsreif vorliegen.
51 Prozent von Erdenet gehören dem mongolischen Staat, 49 Prozent dem russischen.
Die Mongolei wünscht, ihren Anteil auf 80 Prozent zu erhöhen, die Russen wollen ihre 49 Prozent behalten und entsprechend ihrem Anteil von der Fördermenge profitieren.

Eagle-TV sendet nicht mehr
Ab 22. April hat der amerikanisch-mongolische Fernsehsender „Eagle-TV" auf Beschluss des amerikanischen Anteilseigners den Sendebetrieb eingestellt.
Tom Terry, der amerikanische Direktor von „Eagle-TV" begründete den Schritt mit der Tatsache, dass der mongolische Partner, die Firma „MMC", seinen Kostenanteil nie beglichen habe. Bisher sei für sämtliche Kosten der amerikanische Partner, „Among Foundation Inc.", aufgekommen. Terry bedauerte die Einstellung Sendungen (Nachrichten, Sport, Unterhaltung, Filme aus dem In- und Ausland, Sprachunterricht) Vor allem während der Berichterstattung über den Irakkrieg (über CNN) hätte der Sender viele neue Zuschauer gewonnen.
Die Firma „MMC" hätte zudem bei Gericht ihre Liquidierung beantragt.
In einem Gespräch mit Ministerpräsident Enkhbayar gaben Terry und US-Botschafter Dinger ihrer Hoffnung Ausdruck, in Kürze die Lizenz für den neuen Sender „Eagle Broadcasting Company" (EBC) zu erhalten. Der Sender wird hundertprozentig der amerikanischen „Among Foundation" gehören. Bald jedoch sollen 30 Prozent der Anteile mongolischen Investoren angeboten werden.


24.04.03. 1. Ausgabe des Länderspiegels

Erste Nummer des „Länderspiegels" erschienen
Am 24. April ist die erste Ausgabe der deutschsprachigen Zeitung „Länderspiegel" in Ulaanbaatar erschienen. Aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte zu Politik und Umwelt, Literatur, Interviews, ein Sprachlehrgang u.a.m. werden auf acht Seiten dem Leser angeboten.
Die historischen Themen (Ungern-Sternberg) vermitteln allerdings ein diskussionsnotwendiges Geschichtsbild.

Mit „Othello" fing alles an
Im Rahmen des Projektes „Die mongolischen Freunde von Shakespeare" wird für November dieses Jahres ein Kinderkunstfestival mit Unterstützung der britischen Botschaft in Ulaanbaatar und der Nichtregierungsorganisation „Globe International" vorbereitet.
Ein Malwettbewerb, Quizveranstaltungen und die Aufführung eines Shakespeare-Stücks gehören zum Programm der Veranstaltung.
Das erste Kinderkunstfestival organisierte „Globe International" im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Opern- und Baletttheater, das auch bei der zweiten Auflage zu den Veranstaltern gehören wird. Aufgeführt wurden „Romeo und Julia" und „Ein Sommernachtstraum". Während in diesem Jahr ein Sammelband mit Komödien aus der Feder W. Shakespeares publiziert werden soll („Komödie der Irrungen", „Die beiden Veroneser" u.a.), erschien im vergangenen Jahr ein Sammelband mit Tragödien.
Seit 1955 wurden acht Shakespeare-Stücke – „Othello" war das erste - auf mongolischen Bühnen aufgeführt.

Marathon im Zentralaimag
Im Juni findet im Zentral (Tuv)-Aimag ein vom mongolischen Athletenverband und dem Zentrum für die Entwicklung der koreanisch-mongolischen kulturellen Beziehungen organisierter Marathonlauf statt.
In drei Kategorien konnten sich die Teilnehmer registrieren lassen: Junioren (5-8 km), Senioren (5 km) und 10-49 km.
B. Ser-Od und D. Battsetsetseg gewannen Bronzemedaillen in einem internationalen Marathonwettbewerb in Japan. Sie nahmen jeweils in der Kategorie Halbmarathon teil.

Mongolischer Fußball
Die mongolische Fußballnationalmannschaft ist nach Bhutan abgereist, um an Vorausscheidungskämpfen für den Asien Cup teilzunehmen. Zunächst spielt das Team gegen die Auswahl Bhutans, danach gegen Guam, Saudi-Arabien, Jemen und Indonesien.


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