Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 15. bis 21. September 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Trauer um P. Gluchowski

Trauer um Peter Gluchowski
Der Repräsentant der Konrad-Adenauer-Adenauer-Stiftung (KAS) in der Mongolei, Peter M. Gluchowski, ist am 11. September 2003 nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Er wurde nur 61 Jahre alt.
Seit Januar 1999 in der Mongolei tätig, hat er sich unermüdlich dafür eingesetzt, die junge Demokratie des Landes entwickeln zu helfen.
Dabei richteten er und seine mongolischen Mitarbeiter ihr Augenmerk nicht nur auf die Förderung demokratischer Institutionen in Ulaanbaatar. Auch auf dem Lande, in den weiten, dünn besiedelten Steppengebieten, suchte Peter Gluchowski das Gespräch mit den Viehhaltern, den Frauen, Männern und Jugendlichen, geduldig ihre Fragen beantwortend, ihre Probleme erspürend, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen und Antworten zu finden.
Seine Arbeit wurde nicht nur von der demokratischen Opposition in der Mongolei geschätzt. Regierung, die Mitarbeiter staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen holten sich ebenfalls gern Rat bei der KAS.
An der Trauerfeier für Peter Gluchowski am 18.09. in den Räumen der Stiftung in Ulaanbaatar, nahmen neben seinen mongolischen und deutschen Kollegen und Freunden, Vertreter der politischen Parteien wie der Vorsitzende der DP, M. Enkhsaikhan, des Parlaments und von gesellschaftlichen Organisationen teil.
Da. Ganbold, der Vorstandsvorsitzende der Akademie für Politische Bildung, erinnerte in seiner Trauerrede daran, dass es Peter Gluchowski war, der den Umbau der Akademie hin zu mehr Bürgernähe maßgeblich beeinflusst hat.
In den Trauerreden des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in der Mongolei, Dr. M. Vorwerk und des kommissarischen Leiters der KAS Mongolei, G. Voet, wurde einmal mehr das Engagement von Peter Gluchowski für die Stärkung der parlamentarischen Demokratie, der freien Medien, der Zuvilgesellschaft und der kommunalen Selbstverwaltung in der Mongolei gewürdigt.
Besonders bewegend die Abschieds- und Dankesworte der mongolischen Mitarbeiter für ihren ehemaligen Chef: Ts. Batmunkh und D. Dölgöön sprachen für alle, wenn sie seine menschliche Wärme, sein kollegiales, ja freundschaftliches Verhalten und Verhältnis gegenüber den Kollegen hervorhoben.
Keiner der Redner versäumte es, den Hinterbliebenen, besonders seiner Frau Bärbel, sein tiefempfundenes Mitgefühl auszusprechen.

Statistik August 2003
Die Industrieproduktion erreichte einen Wert von 166,3 Milliarden Tugrug, genau so viel wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Die Produktion von Strom und Wärmekraft stieg dabei um 2,1 Prozent, während die Produktivität im Bergbau, hauptsächlich bei Kohle und Gold um 3,6 Prozent zurückging.
Die Preise für Fleisch, Milch und Milchprodukte sanken um 8,8, für Zucker, Tee und Obst um 6,5, für Kartoffeln und Gemüse um 4,8 Prozent.
Demgegenüber stiegen die Preise für Benzin (A-76) um 113, die Schul- und Studiengebühren um 112 Prozent.
Offiziell sind 36 900 Arbeitslose registriert, 2 400 mehr als im August des Vorjahres.
Mit 12 400 ist die Zahl der Arbeitslosen bei den 25- bis 34-Jährigen am höchsten.
Bis August 2003 wurden 30 300 Kinder geboren, 233 weniger als im Jahr zuvor. 32 Mütter sind bei der Geburt gestorben, bis August 2002 waren es 42.
Das Außenhandelsvolumen lag im Berichtszeitraum bei 864,5 Millionen US-Dollar, davon entfielen auf den Export 339,8 Millionen.
Im Tuv-Aimag, in Terelj, wurde die niedrigste Augusttemperatur des Jahres gemessen: Minus vier Grad. Am wärmsten war es mit 36 Grad im Jinst-Sum des Bayankhongor-Aimags Temperatur

„Gobi"-Privatisierung
Am 16. September lief die Frist für die Bewerbung um den Kauf der staatlichen Kaschmirfirma „Gobi" ab.
Der Mindestpreis beträgt 11,6 Millionen US-Dollar, das sind fast sieben Millionen weniger als bei der Ausschreibung im Jahr 2002.
Das Unternehmen beschäftigt 1 800 Mitarbeiter.
Bisher wurde über die Bewerber, ihre Anzahl und Herkunft, nichts bekanntgegeben.

Neues Schulgebäude in Auftrag gegeben
Der Vorsitzende des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, der sich auf einer Dienstreise in den Arkhangai-Aimag u.a. mit Viehhaltern aus den Bags Asgat und Erdene-Uul im Jargalant-Sum, über ihre Sorgen und Nöte, über Erfolge und Misserfolge unterhielt, erteilte den Auftrag für den Bau eines Schulgebäudes für 60 Kinder im Asgat-Bag (kleinste administrative Einheit auf dem Land) und eines Kulturhauses im Erdene-Uul-Bag, um die künstlerischen Ambitionen der örtlichen Jugend zu fördern und das kulturelle und künstlerische Erbe zu pflegen.

Wintervorbereitung 2003/04
Infrastrukturminister, B. Jigjid, hat sich am 16.09. auf einer Beratung mit den Verantwortlichen darüber informiert, ob und welche Schwierigkeiten es bei der Bevorratung mit Brenn- und Kraftstoffen gibt, wie weit die Eisenbahn, die Straßen- und Luftverkehrsbetriebe, die Dienstleistungseinrichtungen sowie die Kommunikations- und Informationsdienste bei ihren Vorbereitungen auf den Winter sind.
Insgesamt zeichnet sich ein positives Bild ab: Die Kohlebergwerke haben ihre Reparaturarbeiten abgeschlossen, die Schulden zwischen Brennstoff produzierenden und verbrauchenden Betrieben haben sich verringert.
Nach wie vor gilt die besondere Sorge und Aufmerksamkeit der Regierung der Strom- und Wärmeversorgung in den Westaimags. Das gilt auch für die Rekonstruktion des Wärmekraftwerks in Dalanzadgad (Südgobi-Aimag).
Der Minister mahnte zur Eile und kündigte die nächste Kontrollberatung für den 15. Oktober an.

Gas gegen Studenten?
In unmittelbarer Nähe zur Universität für Lehrerbildung in Ulaanbaatar hat die Firma „ „Mongol Örtöö" mit den Bauarbeiten für ein Internetcafe begonnen. Das Cafe soll im Juli 2004 fertig sein und 300 Besuchern Platz bieten.
Durch die Ausschachtungsarbeiten, die Lagerung von Baumaterialien ist der Zugang zum Unigebäude erschwert, die Lärmbelästigung lässt regulären Unterricht nicht zu.
Die Proteste der 500 Lehrerstudenten wollten Mitarbeiter der Sicherheitsfirma „Elite" mit dem Einsatz von Tränengas ersticken, so Rektor Ch. Tsedenbal.
Das wurde von den Sicherheitskräften dementiert.
Zurzeit wird der Vorfall von den zuständigen Polizeidienststellen untersucht.

Handel mit akademischen Graden boomt
Mit der Qualität der Volks- und Hochschulbildung, dem Drang junger Leute, vor allem der weiblichen Jugend, der Mongolei den Rücken zu kehren, und der Handel mit Zeugnissen, Titeln und akademischen Graden beschäftigt sich ein Beitrag in der „Zuuny Medee" vom 19. September.
98 031 junge Leute, davon 61 450 Mädchen, studierten im vergangenen Jahr an staatlichen oder privaten Hochschulen.
Sie alle hoffen auf attraktive gut bezahlte Arbeitsplätze oder auf Auslandsstipendien.
Nicht immer gehen dem Wunsch, ein Hochschulstudium zu absolvieren, Überlegungen über einen zukünftigen Beruf, entsprechende Chancen, notwendige Fähigkeiten und Wissen voraus.
Betriebe, Behörden, internationale und nationale Organisationen, die Medien werden Jahr für Jahr mit jungen Leuten konfrontiert, die die besten Zeugnisse vorweisen, aber kaum den Anforderungen des potenziellen Arbeitgebers gerecht werden.
Die Zeugnisse sind gefälscht oder noch einfacher gekauft.
Auslandsstudenten kehren immer seltener in die Mongolei zurück, um ihr erworbenes Wissen der wirtschaftlichen Entwicklung des Heimatlandes zugute kommen zu lassen. Lieber verdingen sie sich in der Ferne als Tellerwäscher, Zeitungsausträger oder Zimmerfrau.

Bronzezeitausstellung
Vom 15. September bis zum 15. Oktober wird im Museum für Nationalgeschichte in Ulaanbaatar eine Ausstellung mit Fundstücken aus der Bronzezeit gezeigt: Waffen, Schmuck, Haushaltsgegenstände, alle 3 000 bis 5 000 Jahre alt.
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftswerk zwischen dem Historischen Museum und dem Museum des Aimags Mittelgobi (Dundgov‘).
Das Aimagmuseum beherbergt über 3 000 Ausstellungsstücke, 600 davon wurden an Ulaanbaatar für die aktuelle Schau ausgeliehen.
J. Narantsatsralt, Parlamentsabgeordneter und ehemaliger Regierungschef, erinnerte sich an seine Kindheit, wo nach Regenfällen, nicht selten Pfeilspitzen, andere bearbeitete Knochen und natürlich Dinosauriereier an die Oberfläche gespült worden seien.


   

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