Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 20. bis 26. Dezember 2004

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Vor dem Jahreswechsel, Ulaanbaatar am 25.12.04

Beileid für Opfer der Naturkatastrophe in Südostasien
Großer Staatskhural, Präsident, Regierung und die politischen Parteien haben im Namen des mongolischen Volkes den Menschen in den von der schlimmsten Naturkatastrophe seit 40 Jahren heimgesuchten Ländern Südostasiens ihr tief empfundenes Beileid ausgedrückt.


V. l. Batkhishig, Ganibal, Munkh-Orgi

Präsident Bagabandi in Nordkorea
„Die Mongolei ist einer der wenigen Staaten, die zu beiden Koreas gute Beziehungen unterhält", das hob der Minister für Auswärtige Angelegenheiten der Mongolei, Ts. Munkh-Orgil, auf einer Pressekonferenz im Regierungspalast in Ulaanbaatar hervor.
Am 21. und 22. Dezember besuchte mit Präsident Bagabandi zum ersten Mal seit 18 Jahren ein mongolisches Staatsoberhaupt die Demokratische Volksrepublik Korea.
Der Besuch erfolgte auf Einladung des Vorsitzenden der Höchsten Volksvertretung, Kim Yon.
Die mongolischen Delegierten drückten ihr Bedauern über den Abbruch der sechsseitigen Verhandlungen über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm und gleichzeitig die Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung der Gespräche aus. Die Mongolei sei bereit, jegliche Unterstützung dafür zu geben.
Der Leiter des Präsidialamtes, B. Batkhishig, informierte über Vereinbarungen zwischen beiden Ländern bezüglich der Entsendung von drei bis vier koreanischen Forstingenieuren in die Mongolei sowie von Spezialisten für die Aufzucht von Straußenvögel als Fleisch- und Federnlieferanten.
Im nächsten Jahr werden zwei Dirigenten aus Korea in der Mongolei ein Gastspiel und Unterricht geben, außerdem planen beide Seiten die Produktion eines Spielfilms über mongolische Prinzessinnen, die im 13. und 14. Jahrhundert mit koreanischen Kaisern verheiratet worden waren.
Zur Begleitung von Präsident Bagabandi gehörten auch 14 Unternehmer, die ihren Gesprächspartnern u. A. Hilfe im Außenhandel zusagten.
Auf die Frage eines Journalisten, warum sich der Präsident nicht mit Kim Chen Ir getroffen habe, antwortete der Außenminister: Das offizielle Staatsoberhaupt Nordkoreas ist Kim Yon. Auch darüber, ob Kim Ir lebe oder tot sei, wie in ausländischen Medien spekuliert worden sei, könne er keine Auskunft geben. Im Fernsehen und Radio hieß es, der Vorsitzende der „Partei der Werktätigen" sei auf Dienstreise im Land unterwegs.
Der eine Besuchstag hätte nicht ausgereicht, um zu sehen, ob die Kim-Ir-Bilder abgehängt worden seien.
Abschließend antwortete Munkh-Orgil auf die Frage nach nordkoreanischen Arbeitskräften in der Mongolei: 250 bis 300 Arbeitskräfte aus Nordkorea arbeiteten in der mongolischen Landwirtschaft und im Straßenbau.

Spaltung der DP und der MDK?
Von Spaltung der Demokratischen Partei (DP) ist die Rede, vom Auseinanderbrechen der Mutterland-Demokratiekoalition (MDK) und damit der Großen Koalition.
Einige Führungsmitglieder der DP halten den überraschenden Wechsel an der Parteispitze für illegal, auf einer Ratssitzung der MDK wurde die Auflösung der Koalition beschlossen. DP und Bürgermut-Republikanische Partei dementieren – der Beschluss sei einseitig auf die „Erel"-Partei (Mutterland-Demokratische Neue Sozialistische Partei) zurückzuführen und ungültig.
Die MDK-Fraktion im Parlament wandte sich in einem offenen Brief an den Vorsitzenden, N. Enkhbayar, wonach die Arbeit der Fraktion und die Regierungsarbeit ohne Beeinträchtigungen fortgesetzt werde.
D. Arvin (MRVP) äußerte auf einer Pressekonferenz, die Möglichkeit eines Auseinanderbrechens der Großen Koalition sei nicht von der Hand zu weisen, sollten die Parteien innerhalb der MDK nicht zu einer Einigung ihrer personellen Widersprüche finden.


EU-Botschafter Dr. K. Ebermann am 20.12. in Ulaanbaatar

EU-Botschafter verabschiedet sich von Mongolen
Der Leiter der Delegation der Europäischen Kommission für China und die Mongolei, Botschafter Dr. Klaus Ebermann, weilte am 20. und 21. Dezember zu seinem Abschiedsbesuch in der Mongolei. Ab Januar 2005 wird er die Europäische Kommission als Botschafter in Kairo vertreten.
In Ulaanbaatar wurde Dr. Ebermann vom Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, N. Enkhbayar, von Ministerpräsident, Ts. Elbegdorj und von der Vorsitzenden der „Bürgermut-Republikanischen Partei" und Vizeparlamentsvorsitzenden, S. Oyun, empfangen. Sie alle dankten dem Botschafter für sein persönliches Engagement bei der Vertiefung der Beziehungen zwischen der Mongolei und der EU und für die Unterstützung der EU beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft in den vergangenen 15 Jahren.
Auf einer gut besuchten Pressekonferenz im Presseinstitut der Mongolei am Vormittag des 20. Dezember stießen besonders die Ausführungen des Botschafters zum Bildungsprogramm der EU für die Länder Asiens und Lateinamerikas auf reges Interesse.

Endgültige Entscheidung über Erhöhung der Preise für Energie am Mittwoch?
Trotz anders lautenden Meldungen aus Regierungskreisen besteht die Energiebehörde auf einer Preiserhöhung für Strom und Wärme. Die Preise für Kohle seien gestiegen, die Kraftwerke befänden sich in einer schwierigen Situation. Dringend benötigte Investitionen, auch mit ausländischer Hilfe, seien ohne Preiserhöhungen nicht zu erwarten.
Die Energieunternehmen hätten zugesagt, die Brotfabriken von den Steigerungen auszunehmen, erläuterte M. Ganchimeg, verantwortlich für Preise und Tarife der Energiebehörde.
Auch über die Sondersteuer auf Alkohol soll abschließend am 29. 12. entschieden werden.
Nachdem die Abgeordneten zunächst dem Gesetzentwurf der Regierung zur Erhebung einer Sondersteuer auf Alkohol und Tabakwaren zugestimmt hatten, folgen sie jetzt eher dem Veto des Präsidenten. Danach können zwar die Steuern auf Tabakwaren wie vorgesehen erhöht werden, die auf Alkohol jedoch nicht.
Finanzminister Altankhuyag bemüht sich, Präsident, Abgeordnete und die Mitglieder der zuständigen Ausschüsse umzustimmen.
Die Argumente des Präsidenten: Zunahme der Korruption, die Gefahr einer erhöhten illegalen Produktion und Einfuhr minderwertigen Alkohols - konnten durch die Einwände der Befürworter: Reduzierung des Alkoholverbrauchs, dringend benötigte zusätzliche Einnahmen für den Staatshaushalt – nicht entkräftet werden.
Die Lobby der Alkoholproduzenten ist mächtig.
Dem Staatshaushalt gingen durch das Scheitern der geplanten Alkoholsteuer zusätzliche Einnahmen in Höhe von 13 Milliarden Tugrug verloren.

Viehzählung 2005
Die vorläufigen Ergebnisse der jährlichen Viehzählung liegen jetzt vor. Danach erreicht die Gesamtviehzahl 27 966 800 Stück. Das sind 2,5 Millionen mehr als im vergangenen Jahr.
Aufgeschlüsselt auf die fünf Tierarten ergeben sich folgende Zahlen: Kamele – 256 300, Pferde – 1 999 600, Rinder – 1 835 500, Schafe – 11 659 900, Ziegen 12 215 400.
Während die Zahl der Pferde, Rinder, Ziegen und Schafe zwischen 20 700 (Pferde) und 903 200 (Schafe) anstieg, gibt es landesweit 400 Kamele weniger als im vergangenen Jahr.
In Ulaanbaatar und in den Aimags Selenge und Sukhbaatar gibt es im Unterschied zu den 19 anderen Aimags zwischen 10 200 und 42 600 Tiere weniger.

Anzahl der Jagdlizenzen festgelegt
Für 80 Wildschafe, 280 Bergziegen, 60 Schwarzschwanzgazellen, 100 Gazellen, 40 Rehböcke, zehn Wildschweine 150 Grauwölfe und acht Luchse können im Jahr 2005 Jagdlizenzen vergeben werden, wurde in der Regierungssitzung am 15. Dezember beschlossen.

5 Jahre Mongolisch-Deutsche Brücke e.V.
Am 24. Dezember feierten die Mitglieder der Mongolisch-Deutschen Brücke und ihre Gäste nicht nur Weihnachten und das bevorstehende Neue Jahr, sondern gleichzeitig den 5. Gründungstag ihres Vereins.
Zwei Tage vor Heiligabend 1999 hatten sich mongolische Absolventen deutscher Universitäten und Hochschulen in einem gemeinnützigen Verein zusammengeschlossen, die deutsch-mongolischen Beziehungen zu fördern und sich gegenseitig Unterstützung bei der Wiedereingliederung im Heimatland zu geben.
Am Heiligabend in diesem Jahr konnten die Gäste einen Dokumentarfilm über die „Brücke" und einige ihrer prominenten Mitglieder sehen, der auch Erinnerungen an die Reise der ersten mongolischen Schüler und Studenten Ende der 20-er Jahre des vorigen Jahrhunderts nach Deutschland nicht aussparte.
Die Stimmung war prächtig bei Tombola, Glühwein, Kerzenlicht, klassischer und Popmusik.
Seit Dezember 2004 ist Ts. Batmunkh, Programm-Manager im Mongoleibüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), der neue Vorstandsvorsitzende.

Erika Taube legt Märchenbuch vor
Die Leipziger Mongolistin, Dr. Erika Taube, hat 115 mongolische Volksmärchen und Sagen gesammelt und ins Deutsche übersetzt.
Im „Biblion"-Verlag wurde das 500 Seiten umfassende Buch kürzlich veröffentlicht.
In ihrem Vorwort verwies E. Taube darauf, das Werk „ihren mongolischen Freunden und dem 800. Jahrestag der Gründung des mongolischen Staates" gewidmet zu haben.

Garage abgebrannt
Im Bayangol-Distrikt von Ulaanbaatar brannte eine beheizte Garage der Firma „Khos Ulzii" völlig ab. In der Garage haben 50 Autos Platz. Die Wagen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Gebäude befanden, konnten noch ins Freie gefahren werden.
Durch das einstürzende Dach wurde jedoch ein Mikrobus zerstört. Der Schaden beläuft sich bisher auf ca. 50 Millionen Tugrug.


Khaan und Khatan aus Eis auf dem Sukhbaatarplatz. Ulaanbaatar im Dezember 2004

Minus 38 Grad in Ulaanbaatar
Nun ist es doch noch richtig Winter geworden – auch die Mongolen wickeln sich seit wenigen Tagen fester in ihre Mäntel, Schals und Mützen.
Während in Ulaanbaatar nur eine dünne Schneedecke liegt, ist in weiten Teilen des Landes reichlich Schnee gefallen, der das Durchkommen in abgelegenere Sums, z. B. nach Binder im Khentii-Aimag, erschwert.
In diesem Jahr wurde auf dem Sukhbaatarplatz kein Eisstädtchen errichtet. Doch eine überlebensgroße Eisskulptur und ein riesiger, festlich geschmückter künstlicher Tannenbaum vor dem Sukhbaatardenkmal ziehen Einheimische und Gäste, Kleine und Große fast ebenso an.
Die eisige Kälte mit Temperaturen bis zu minus 40 Grad soll bis Ende Januar anhalten.
Auch in Ulaanbaatar kommt es immer wieder zu Strom- und Heizungsausfällen – für Betriebe und Privathaushalte eine wachsende Herausforderung.

Immer mehr Kältetote
Die Polizei warnt davor, nach dem übermäßigen Genuss von Alkohol den Rausch im Freien ausschlafen zu wollen.
Jeden Tag werden zwei bis vier Erfrorene gefunden.
Die Polizei fährt zwar vermehrt Streife und versucht die Betroffenen rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, aber gerade jetzt vor dem Jahreswechsel und der Unsicherheit über eine Preiserhöhung für Schnaps werde noch mehr als sonst getrunken.

Todesstrafe gefordert
Als Mörder des deutschen Staatsbürgers, Ingo M., wurde der ehemalige Portier des Hotels „Venus", Kh. Ganzorig, ermittelt. M. wurde am frühen Morgen des 03. Juli durch Schläge und Messerstiche getötet. Der Täter war über den Balkon ins Zimmer eingestiegen. Er raubte Geld und Wertsachen ehe er zunächst flüchten konnte. Nach wenigen Wochen wurde er von der Polizei gefasst.
Die Staatsanwaltschaft des Bayangol-Distrikts fordert für das „heimtückische, mit besonderer Grausamkeit verübte Verbrechen" die Todesstrafe.


   

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Last Update: 04. Januar 2024