Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Ulaanbaatar 14.06.04, Roaring Hooves
Parlamentswahlen 2004
Nachdem zwei Kandidaten von der
Grünenpartei und drei von der Vereinigten Nationalistischen Partei ihre
Bewerbung um je einen der 76 Sitze im Großen Staatskhural zurückgezogen haben,
sind von 342 Bewerbern noch 244 übrig geblieben.
Bereits früher hatten alle 62 Kandidaten der „Partei der Jugend" ihre Kandidatur
zurückgezogen. Nach dem 15. Juni ist ein Verzicht allerdings nicht mehr möglich.
Die regierende Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP) und die Mutterland –
Demokratie – Koalition haben in allen 76 Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt.
Die Grünen stellen sich in sechs, die Liberalen in vier, die Republikaner in 35,
die Vereinigte Traditionspartei in neun und die Vereinigte Nationalistische
Partei in 23 Wahlkreisen dem Wählervotum. Hinzu kommen 15 unabhängige
Kandidaten.
Die jüngste Kandidatin ist 26, der älteste Kandidat ist 63 Jahre alt.
D. Terbishdagva (49), der mongolische Botschafter in Deutschland, bewirbt sich
im Wahlkreis 68 von Ulaanbaatar um einen Parlamentssitz.
Nach Umfragen der beiden Soziologieinstitute „Prognose" und „Universal" liegt
die MRVP bei den Wahlprognosen vor den Mitbewerbern.
„Prognose" befragte fast 20 000 Bürger in der Zeit vom 05.-10. Juni. Danach
liegt die MRVP mit 48,5 Prozent vor der Mutterland-Demokratie-Koalition, die auf
32,1 Prozent der Wählerstimmen zählen kann. Die Republikaner erreichen 2,2
Prozent.
„Universal" stellte seine Untersuchungen in der Zeit zwischen dem 28. Mai und
dem 15. Juni an. Die Fragebogen wurden an 7 000 Personen verschickt. 50,82
Prozent würden der MRVP ihre Stimme geben, 36,45 Prozent der
Mutterland-Demokratie-Koalition und 6,4 Prozent den Republikanern.
Bisher sind in den Wählerverzeichnissen 1 264 801 Bürger offiziell eingetragen.
Die Wahllokale sind am 27. Juni von 07:00 bis 22:00 geöffnet.
Medienfreiheit in der Mongolei
Auf einer Pressekonferenz am 18. Juni
wurden die Ergebnisse einer Untersuchung über die Freiheit und Nutzung der
Medien in der Mongolei der Gegenwart vorgestellt.
Die Arbeit beruht auf einem Gemeinschaftsprojekt des Presseinstituts der
Mongolei und der Asienstiftung.
Befragt wurden 758 Personen aus Ulaanbaatar, Bayan-Ulgii, Bulgan, Darkhan-Uul,
Ostgobi, Uvurkhangai und Khuvsgul.
Seit der Wende 1990 hat sich allein die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften von
70 auf 230 im Jahr 2003 erhöht. Hinzu kommen 40 Radio- und 35 Fernsehsender, die
im Land empfangen werden können. 63 Prozent der Zeitungen und Zeitschriften
sowie 37 Prozent der Radio- und Fernsehsender befinden sich in privater Hand.
Fernsehen, Zeitungen, Familie und Freunde, Radio – in dieser Reihenfolge nutzen
die Land- und Hauptstadtbewohner gleichermaßen die Medien zu ihrer Information.
Unterschiede gibt es dennoch. Auf dem Land nutzen die Menschen den Nationalen
Rundfunk zweimal häufiger als in der Hauptstadt, das nationale Fernsehen wird
1,5 mal so oft gesehen wie in Ulaanbaatar.
Wenn in Ulaanbaatar die politischen Tageszeitungen mehr gelesen werden,
bevorzugt die Landbevölkerung die Boulevardpresse.
Während Journalisten konstatieren, die Medienfreiheit in der Mongolei werde
zunehmend unterwandert, sind 63 Prozent der Bevölkerung der Meinung, Presse- und
Medienfreiheit hätten in den vergangenen vier bis fünf Jahren an Gewicht
gewonnen.
Der Anteil der Frauen bei den Beschäftigten im Printmedienbereich stieg von 52
Prozent im Jahr 2000 auf 55 Prozent 2003, beim Rundfunk von 44 auf 53 Prozent.
Beim Fernsehen sank der Frauenanteil von 43 Prozent im Jahr 2000 auf 41 Prozent
im Jahr 2003.
Als Hauptproblem für die Medienfreiheit werden politische Abhängigkeiten und
Zugehörigkeit zu einer Partei gewertet.
Vorbereitung auf den Auftritt. Musikfestival Dröhnende Hufe
14. – 19. Juni: Musikfestival „Dröhnende Hufe"
Am 14. Juni erlebte das „Internationale
Festival Moderner Musik" in der Mongolei seine sechste Auflage. Künstler aus 14
Ländern, darunter Frankreich, Deutschland, China, Belgien, Norwegen und der
Schweiz, nahmen daran teil.
Die Eröffnung fand traditionsgemäß im Garten des Choijin-Lam-Klosters statt.
Geboten wurden nicht nur Stücke moderner Musik und mongolische Folklore.
Eine Modenschau und die Darbietungen mongolischer „Schlangenmädchen" erfreuten
die Zuschauer ebenso.
Auf einem Empfang in der deutschen Botschaft, die sich in diesem Jahr als
Sponsor beteiligte, trat ein junger Pferdekopfgeigenspieler auf, der sich zudem
als begabter Khuumii (Kehlkopf)-Sänger erwies. Die Zuhörer spendeten begeistert
Applaus und die Organisatoren freuten sich, dass ihr „Geschenk" so gut
aufgenommen wurde.
Bereits am nächsten Morgen reisten die Musiker, Sänger und Komponisten weiter in
den Uvurkhangai-Aimag, wo Konzerte, Workshops und Konferenzen auf dem Programm
standen.
Am Ende der anstrengenden und ereignisreichen Woche trafen alle Beteiligten zum
Abschlusskonzert im Großen Saal des Gewerkschaftshauses in Ulaanbaatar noch
einmal zusammen.
Einige der Teilnehmer werden bald wieder in der Mongolei zu Gast sein. So auch
Thomas Bauer aus München. Im September beteiligt er sich an einem Kurs „Deutsche
Klassik" an der Kunsthochschule in Ulaanbaatar und wird mit Liedern aus seinem
weit gefächerten Repertoire an mehreren Konzerten beteiligen.
Der junge Sänger, Absolvent der Bayerischen Akademie der Künste, legt Wert auf
die Feststellung, dass er nicht nur Interpret moderner Musik, sondern darüber
hinaus über das klassische Opernstandardrepertoire verfügt und auch
experimentelle Musik und die des Mittelalters und der Renaissance in sein
Programm aufgenommen hat.
Venus 2. Kunstfestival der Studenten
Studentisches Film- und Schauspielfestival
Studenten und Lehrer von Film- und
Kunsthochschulen in Ulaanbaatar feierten am 20. Juni den Studienjahresabschluss
und die Verleihung der Diplome. Aus diesem Anlass organisierte die
Filmhochschule „D. Jigjid" nach 2002 zum zweiten Mal das Film- und
Schauspielfestival „Venus".
Im Wettbewerb wurden neun Kurzfilme, elf Dokumentarfilme und vier Theaterstücke
(Shakespeare - „Hamlet", „König Lear", Gogol – „Der Revisor" und Lkhagvasuren –
„Die Schlangenbrut") gezeigt. Eine internationale Jury hatte die besten Filme,
Regisseure, Kameraleute und Schauspieler auszuwählen. Keine leichte Aufgabe.
Die Filminhalte bezogen sich auf die ältere und jüngere mongolische Geschichte,
auf Liebe, Leid, Philosophisches und Komisches, Esoterik, Umwelt, Natur und Tod.
Lisa Parks, Professorin an der Santa Barbara University und Vorsitzende der
Filmjury, konnte am Ende die Verleihung der „Großen Preise" für den Kurzfilm
„Hass" – der eine Begebenheit aus der Zeit um 1919 schildert - und den
Dokumentarfilm „Bankhar" (Hunde in der Mongolei) verkünden.
Die Auszeichnung als „Beste Filmschauspielerin" erhielt die Hauptdarstellerin in
„Hass". Darin spielt sie eine von Chinesen vergewaltigte Frau, deren Vater beim
Versuch, sie aus den Händen ihrer Peiniger zu befreien von diesen erschossen
wird. Nachdem sie das Kind des Vergewaltigers zur Welt gebracht hat, begeht sie
Selbstmord.
Der Direktor der Filmhochschule, J. Solongo, wies nicht ohne Stolz darauf hin,
dass Byambasuren, Autorin des preisgekrönten Films „Das weinende Kamel", drei
Jahre an der Hochschule „D. Jigjid" studiert hat, ehe sie nach München
wechselte.
Das Rahmenprogramm des Studentenfestivals konnte sich ebenfalls sehen und hören
lassen: Bekannte mongolische HipHop, Pop- und Rockgruppen traten auf, Serchmaa,
eine Popsängerin, die ebenfalls schon internationale Preise gewonnen hat, drei
Contortionistinnen bogen und verdrehten ihre Körper, bildeten kunstvolle
Pyramiden, dass den Zuschauern der Atem stockte.
Zuvor zeigten die Studenten in der Aula ihrer Schule Ausschnitte aus
Theaterstücken, tanzten und sangen zu internationaler Popmusik und hatten
sichtlich genauso viel Spaß an ihren Auftritten wie ihre Gäste.
Wetter
Trockene Mongolei?
Davon konnte in den vergangenen Tagen nicht die Rede sein. Langanhaltende
Regenfälle in Ulaanbaatar und weiten Teilen des Landes mit Gewittern stellten
vor allem die Gerbewohner an den Rändern der städtischen Siedlungen vor
Probleme: Erdrutsche, Schlamm- und Gerölllawinen rissen die Gers (Jurten, runde
Filzzelte) und leichten Holzhäuschen mit sich.
Informationen zur Mongolei:
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