Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Ulaanbaatar im April 2005
Präsidentschaftswahl
S. Bayar, Generalmanager für die
Wahlwerbung des MRVP - Kandidaten, N. Enkhbayar, hat zustimmend auf den
Vorschlag des DP - Kandidaten, M. Enkhsaikhan, reagiert, ein Rededuell zu
veranstalten. Allerdings sollten an der Veranstaltung alle vier Kandidaten
teilnehmen, nicht nur Enkhsaikhan und Enkhbayar.
Elbegdorj in Singapur und Thailand
Ministerpräsident Ts. Elbegdorj wird vom
26.-27. April zu einem offiziellen Besuch in die Republik Singapur reisen. Dabei
wird er die Gelegenheit wahrnehmen, an der Asiatischen Wirtschaftskonferenz
teilzunehmen.
Die Regionalberatung zu Asien in Ergänzung der jährlichen
Weltwirtschaftskonferenz in Davos findet in diesem Jahr in Singapur statt. 250
Vertreter von Regierungen, wirtschafts- und sozialpolitischen Einrichtungen
sowie von gesellschaftlichen Organisationen treffen sich, um über den Beitrag
der asiatischen Wirtschaften zur Dynamik der Weltwirtschaft und über die
Probleme des Bevölkerungswachstums in Asien zu diskutieren.
Die mongolische Delegation zum Vorjahrestreffen in Seoul wurde vom damaligen
Außenminister, L. Erdenechuluun, geleitet.
Die Mongolei und Singapur verbinden seit 1970 diplomatische Beziehungen, die
jedoch erst nach 1990 aktiviert wurden.
Der Handelsumsatz zwischen beiden Ländern betrug 2004 34,6 Millionen US-Dollar,
seit 1990 flossen aus Singapur in die Mongolei 8,5 Millionen Dollar an
Direktinvestitionen. 51 Unternehmen des Stadtstaates sind in der Mongolei tätig.
Jährlich absolvieren 40 bis 50 Mongolen Kurzlehrgängen in Englisch, Banken- und
Tourismusmanagement sowie Informationstechnologie in Singapur. 500 Mongolen
leben, lernen und arbeiten hier für längere Zeit.
Das zurzeit in Singapur tätige Generalkonsulat soll demnächst den Status einer
Botschaft erhalten.
1974 nahmen die damalige Mongolische Volksrepublik und das Königreich Thailand
diplomatische Beziehungen. Nach der politischen und wirtschaftlichen Wende in
der Mongolei erfuhren die mongolisch-thailändischen Kontakte auf politischer
Ebene einen Aufschwung.
Im Handel zwischen beiden Ländern wurden 2004 Waren im Wert von 4,7 Millionen
Dollar umgesetzt. Die thailändischen Direktinvestitionen in der Mongolei
belaufen sich auf 73 000 Dollar, zwei Firmen aus Thailand haben sich in der
Mongolei niedergelassen.
Im Februar 2000 eröffnete die Mongolei ihre Botschaft in Bangkok.
Entwicklungsziele bis zum Jahr 2015 bestätigt
Auf der Parlamentssitzung am 21.04.
bestätigten die Abgeordneten die Entwicklungsziele für die Mongolei im Rahmen
des Jahrtausendprogramms der UNO zur Armutsreduzierung. Z. B.: Bis 2015 soll
kein mongolisches Kind mehr an Mangel- und Unterernährung leiden, die Zahl der
Menschen, die sich nicht ausreichend ernähren können, soll um das Zweifache
reduziert werden, 32 Prozent der Kandidaten bei Wahlen auf höchster Ebene sollen
Frauen sein.
Bei den ersten beiden Punkten gab es keinerlei Diskussionen. Die Einführung
einer Frauenquote stieß nicht bei jedem männlichen Abgeordneten auf ungeteilte
Zustimmung.
Entwurf für neues Wahlgesetz
Die für die Ausarbeitung des neuen
Wahlgesetzentwurfs zuständige Arbeitsgruppe hat ihre Ergebnisse in dieser Woche
vorgelegt.
Die Leiter der Gruppe, die stellvertretenden Vorsitzenden des Großen
Staatskhurals, S. Oyun und D. Lundeejantsan, informierten über die Änderungen:
Das Mehrheitswahlrecht wird durch eine Mischung aus Mehrheits- und
Verhältniswahlrecht abgelöst.
38 Abgeordnete werden durch Mehrheitsvotum in den Wahlkreisen, 38 entsprechend
den Parteienlisten gewählt.
50 Tage vor den Wahlen müssen die Parteien und Wahlbündnisse ihre Wahlteilnahme
anmelden, nach der Teilnahmebestätigung, der Kandidatenaufstellung, der Bildung
des Finanzierungsfonds ist es verboten, die Partei oder das Bündnis zu
verlassen.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben angekündigt, in Kürze die Meinungen der
Regierung, der NGO’s und Regierungsorganisationen sowie der Öffentlichkeit zum
vorgelegten Entwurf einholen zu wollen.
Antikorruptionsgesetz
Der mongolische UNO-Botschafter, Ch. Baatar,
wurde von der Regierung beauftragt, die UNO - Konvention gegen Korruption zu
unterzeichnen.
Ein wichtiger Diskussionspunkt in den Frühjahrssitzungen des Parlaments wird der
Entwurf für das Antikorruptionsgesetz sein.
S. Oyun, stellvertretende Parlamentsvorsitzende und Mitautorin des
Gesetzentwurfes, weist auf das bereits vor zwei Jahren verabschiedete Nationale
Programm für den Kampf gegen Korruption und Bestechung hin. Notwendig sei die
Umsetzung der Ziele durch die Schaffung eines entsprechenden juristischen
Umfeldes.
Außerdem halte sie es für wesentlich wirksamer und Erfolg versprechender,
Bestechung und Korruption vorzubeugen.
Auf die Frage, wann Bestechung beginnt, antwortete sie, eine Tafel Schokolade
für einen Arzt sei noch keine Bestechung - obwohl einige das so sehen.
Sitzstreik der Träger der Gelben Halstücher
„Die gelbe Revolution"?
Die „Bürgerbewegung für eine gesunde
Gesellschaft" setzt unverdrossen ihre Protestkampagne gegen Parlament und
Regierung fort.
Wegen Wahlkampfverpflichtungen verweigerte der Vorsitzende des Großen
Staatskhurals, N. Enkhbayar, ein Gespräch mit den Sprechern der Bewegung. Statt
seiner stellte sich D. Lundeejantsan den Forderungen der Protestierer. Diese
betonten ausdrücklich, es handele sich nicht um Wünsche, sondern um Forderungen.
Zu den bisherigen (u. A. Rücktritt der Regierung) sind hinzugekommen: Erhöhung
der Lehrer-, Ärzte- und Polizistengehälter ab 01. Mai, Einberufung eines
Provisorischen Volkskhurals, die Möglichkeit, Abgeordnete abzuberufen,
Demonstrationsfreiheit auf dem Sukhbaatarplatz.
Lundeejantsan wies im Gespräch mit J. Batzandan, der selbst Jurist sei, es also
wissen müsse und O. Magnai, zwei Führungsmitgliedern der Bürgerbewegung, auf die
Gesetzeslage und das Grundgesetz hin.
Die Bewegung trage nicht zur Stabilität der Mongolei bei.
Das Treffen ging ohne Ergebnis zu Ende.
Seit dem 20. April setzen die Mitglieder der Bewegung ihre Proteste in einem
Sitzstreik vor dem Sukhbaatardenkmal auf dem gleichnamigen Platz fort.
Unterstützt werden sie u. A. von Mitgliedern der Grünen Partei und einigen
Nichtregierungsorganisationen, die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung hält
sich in Grenzen.
Äußeres Merkmal der Mitglieder der Bürgerbewegung und ihrer Unterstützer ist ein
gelbes Seidenhalstuch. Deshalb werden sie auch kurz als die „Gelben Halstücher"
oder „Gelbschlipse" bezeichnet.
Wiederholt kam es zu Rangeleien zwischen Protestierern und Provokateuren. Die
Polizei weigerte sich, einzugreifen, wie einer der Aktivisten mehr erstaunt als
empört berichtete.
Die „Bürgerbewegung für Entwicklung" forderte auf einer Pressekonferenz am 20.
April, die Gelbschlipse sollten ihre Verleumdungen gegen Politiker einstellen,
sonst wären gemeinsame Aktionen nicht möglich, so der Chef der Bewegung, G.
Damdinnyam.
Papstwahl in Rom
Die Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum
Papst Benedikt XVI. wurde in den mongolischen Printmedien auf der ersten Seite
gemeldet.
Im Inneren der Zeitungen werden ausführlich sein Werdegang und seine Ansichten
geschildert, wobei die BBC-Meldungen zugrunde gelegt wurden.
Weltbankstudie zum mongolischen Bergbau
Nach einer Studie der Weltbank „Der
mongolische Bergbausektor: Manager für die Zukunft" wird der Bergbausektor trotz
der erwarteten Ertragsrückgänge in Erdenet auch in Zukunft seine Spitzenposition
im Wirtschaftsgefüge der Mongolei behalten.
60 Prozent der Exporterlöse des Landes stammen aus dem Bergbau, 12 000 Menschen
sind gegenwärtig offiziell in diesem Wirtschaftszweig beschäftigt.
Kreditabkommen vom Kabinett genehmigt
Die mongolische Regierung unterstützt ein
Kreditabkommen zwischen der Mongolei und der deutschen Kreditanstalt für
Wiederaufbau für Straßenausbesserungsarbeiten in Darkhan-Uul, Selenge und
einigen Sums des Zavkhan-Aimags.
Die Kosten für das Projekt betragen 5 Millionen Euro. 90 Prozent davon trägt die
deutsche Seite.
Kenner der mongolischen Straßenverhältnisse fragen sich, warum gerade die
Straßen in Selenge und Darkhan-Uul ausgewählt wurden. Die Hauptverkehrsstraßen
hier gehören zu den besten im Land.
Botschafter Vorwerk bei der Geldübergabe an B. Aria
Deutsche Botschaft unterstützt mongolischen
Existenzgründer
Der deutsche Botschafter in der Mongolei,
Dr. M. Vorwerk, übergab in der vergangenen Woche dem Direktor der mongolischen
Firma „Darkhan Suun Alt" (Milchgold Darkhan), B. Aria, eine einmalige
finanzielle Zuwendung in Höhe von 4 000 Euro.
Mit diesem Geld wird der Bau eines Brunnens finanziert.
Aria, der im Oktober 2004 ein Kleinunternehmen gegründet hatte, um die Existenz
seiner Familie: Frau, zwei Kinder und Eltern, abzusichern, kaufte in Khongor,
einem Ort ca. 20 km südlich von Darkhan, eine alte Stallanlage, die bereits zu
sozialistischen Zeiten als Rinderanlage diente und die in der Nachwendezeit
völlig verfallen war. Das Gebäude wurde rekonstruiert und zu einem auch bei
extremer Kälte funktionierenden Rinderstall ausgebaut. Die erforderlichen
Investitionen tätigte Aria aus privaten Mitteln. Anliegen ist nicht nur, der
Familie ein Einkommen zu sichern, sondern die Milchversorgung der Bevölkerung in
Darkhan zu verbessern. Abnehmer der Milch und seit kurzem auch von Joghurt aus
Eigenproduktion, sind Kindergärten und Schulen, später werden das Stahlwerk, das
Heizwerk und die Firma Nekhii-Deel (Wildledermäntel) in Darkhan beliefert. Noch
in diesem Jahr soll mit der Herstellung von Käseprodukten begonnen werden.
Für den weiteren Ausbau der Stallanlage, in der inzwischen 19 Tiere stehen, ist
ein ganzjährig funktionierender Brunnen außerordentlich wichtig. Zwei in der
Gemeinde Khongor vorhandene über 30 Jahre alte Brunnen sind nicht mehr voll
funktionsfähig und fallen gerade im Winter bei Temperaturen unter minus 40 Grad
häufig aus. Im Winter musste das Wasser für die Versorgung der Tiere in einem
kleinen Tankwagen aus sieben Kilometer Entfernung herangeschafft werden. Mit dem
neuen Brunnen werden auch im Khongor-Sum ansässige Familien mitversorgt.
Der Sumgouverneur äußerte seine Genugtuung über die finanzielle Unterstützung
durch die deutsche Regierung, „Für unsere Gemeinde ist ein funktionierender
Brunnen wichtig, um die Wasserversorgung für die Einwohner auch im Winter zu
sichern."
Botschafter Toda und Außenminister Munkh-Orgi
Japanische Lebensmittelhilfe für Mongolei
Am 22. April unterzeichneten der Minister
für Auswärtige Angelegenheiten, Ts. Munkh-Orgil und der japanische Botschafter
in der Mongolei, T. Toda, eine Note über eine „nicht rückzahlbare
Lebensmittelhilfe" der japanischen Regierung für die Mongolei.
Der Wert der Hilfe beläuft sich auf 200 Millionen Yen oder fast zwei Millionen
Tugrug.
Seit 1991 hat die japanische Regierung im Rahmen ihres
Lebensmittelhilfsprogramms „KR-1" die Mongolei mit insgesamt 40,1 Milliarden
Tugrug unterstützt.
Die diesjährige Hilfe soll benutzt werden, um Weizen und Mehl aus dem Ausland
importieren zu können.
Tanzfestival
Vom 05. bis zum 09. Mai treffen sich
Solotänzer aus Zentral- und Nordasien sowie Japan zu einem Festival der
„Filzzeltbewohner" in Ulaanbaatar.
37 Künstler aus Jakutien, Tuva, Burjatien und Kalmückien, der Inneren Mongolei
und Japan und 50 aus der Mongolei werden in zehn Kategorien klassische und
Volkstänze präsentieren.
Das Festival wird alle zwei Jahre organisiert.
Mongolische Kulturtage in China und Korea
Am 18. April begannen die bis zum 25.
andauernden Mongolischen Kulturtage in Peking und Tientsin. An den
Eröffnungsfeierlichkeiten in Peking nahm auch der Minister für Bildung, Kultur
und Wissenschaft, P. Tsagaan, teil.
Schwerpunkte waren in diesem Jahr Langlied (Urtyn duu), Obertongesang (Khumii),
Pferdekopfgeigenspiel, Tanzkunst und Vorführungen von „Schlangenmädchen und
–jungen".
Die Ulaanbaatar - Kulturtage in Seoul (Republik Korea) dauern vom 28. April bis
zum 04. Mai.
90 mongolische Künstler vom Opern- und Balletttheater, vom Volkskunstensemble „Tumen
Ekh" u. a. werden auftreten, geplant ist überdies eine Fotoausstellung.
Im September werden sich die Koreaner mit „Seoul – Kulturtagen" in Ulaanbaatar
revanchieren.
Enkhtaivan aus Haft entlassen
Das ehemalige Mitglied des Nationalen Rates
der Demokratischen Partei (DP) und Direktor des Unternehmens „Tsagaan Shonkhor",
Ch. Enkhtaivan, ist am 20. April aus dem Gefängnis Adrant entlassen wurden.
Er war 2001 u. A. wegen räuberischer Erpressung zu sechs Jahren verurteilt
wurden.
In einem Erlass sprach Präsident Bagabandi dem Haftentlassenen sein tiefstes
Bedauern aus.
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Last Update: 02. Januar 2023