Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
 Dezember 2005

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar / Berlin


V. l. Galbaatar, Zöllner, Lutze, Erdene im Berliner Rathaus

Mongoleiforum in Berlin

Am 08. Dezember 2005 hatte das Mongoleiforum des Asien-Pazifik-Forums Berlin e. V. (APFB) seine Mitglieder und alle Mongoleiinteressierten zu einer Informationsveranstaltung über die aktuelle Lage in der Mongolei in das Rote Rathaus Berlin eingeladen.
Der Vorsitzende des Mongoleiforums, Botschafter a. D. Lothar Zöllner, freute sich, den Botschafter der Mongolei in Deutschland, Prof. Tuvdendorjiin Galbaatar, als Gastredner begrüßen zu können. Dr. Karin Lutze von der Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte (AGEF) sprach zum Thema „Studium in Deutschland – Perspektive in der Mongolei".
T. Galbaatar konzentrierte sich auf Fragen der mongolischen Außenpolitik, auf die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie den Stand der bilateralen Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland.
„In den vergangenen 15 Jahren ist es uns gelungen, einiges an Erfolgen zu erreichen. Wir haben gleichzeitig die politische und wirtschaftliche Transformation gemeistert. Gerade was die politischen Umgestaltungen betrifft, können wir stolz auf das Erreichte sein. Der Prozess der Demokratisierung jedenfalls ist unumkehrbar".
1989 wurden lediglich 30 Prozent des BIP im Land selbst erwirtschaftet, 70 Prozent stammten aus Leistungen internationaler Geber.
Im Jahr 2004 habe sich das Bild gewandelt: Drei Viertel des BIP sind auf Eigenleistungen zurückzuführen. Die Preissteigerungen für Kupfer und Gold auf dem Weltmarkt haben zu dieser günstigen Entwicklung beigetragen. Trotzdem müssten weitere Anstrengungen unternommen werden, die nationale Industrieproduktion zu beleben. Die Schaffung von Arbeitsplätzen sei das wirksamste Mittel zur Armutsbekämpfung und damit des dringendsten sozialen und wirtschaftlichen Problems der Mongolei.


Lothar Zöllner, Vorsitzender des Mongoleiforums
(Foto briti bay)

S. E. Tuvdendorj Galbaatar, Botschafter der Mongolei
(Foto briti bay)

Dr. Karin Lutze, stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgruppe für Entwicklung und Fachkräfte (AGEF)
(Foto briti bay)

Galbaatar betonte, die Mongolei strebe gute Beziehungen mit allen Ländern der Erde an, das Verhältnis zu den beiden Nachbarländern, China und Russland, sei jedoch nach wie vor von besonderer Bedeutung. In den letzten Jahren hätten die Beziehungen zwischen der Mongolei und den USA eine neue Qualität erreicht. Die USA seien nun der dritte (strategische) Nachbar der Mongolei geworden. Die Besuche des USA-Präsidenten Bush und des Verteidigungsministers Rumsfeld hätten dies nachdrücklich unterstrichen. Die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Beziehungen zu Japan, dem größten Einzelgeberland der Mongolei und zu Südkorea würden von Jahr zu Jahr intensiver. Das Interesse junger Mongolen an Arbeits- und Studienaufenthalten in diesen Ländern wachse stetig.
In der EU sei Deutschland das wichtigste Partnerland. Mit dem Land verbinden die Mongolen „ganz besondere Beziehungen". Höhepunkte 2005 seien die Besuche von Ministerpräsident Elbegdorj anlässlich der Mongoleiausstellungseröffnung in Bonn und von Industrieminister Batbold zum Wirtschaftstag Mongolei in Berlin gewesen. Der Botschafter erinnerte daran, dass bereits 1926 die ersten mongolischen Studenten in Deutschland Aufnahme gefunden hätten, noch bevor Mongolen in der damaligen Sowjetunion zum Studium delegiert worden waren.
Zum ersten Mal wird sich die Mongolei im nächsten Jahr an der „Grünen Woche" in Berlin beteiligen. Davon erhoffen sich die Mongolen mehr Möglichkeiten, auf dem europäischen Markt Fuß fassen zu können.
Das Außenhandelsvolumen der beiden Länder hätte sich im letzten Jahr zwar fast verdoppelt, sei aber absolut immer noch niedrig: 50 Millionen Euro.
Nur 0,3 Prozent der Auslandsdirektinvestitionen kämen aus Deutschland. Dabei böte die Mongolei attraktive Investitionsmöglichkeiten im Bergbau, im Tourismus und bei der Wollproduktion und –verarbeitung. Die Wollinstitute in Aachen und Ulaanbaatar realisierten gegenwärtig ein gemeinsames Projekt, dessen Ziel es sei, ein Gütesiegel für mongolische Kaschmirprodukte zu erarbeiten.
Die ZDF-Reportage „Mongoleikarawane" hätte das Interesse an der Mongolei weiter anwachsen lassen. In der Botschaft seien täglich Anrufe von potenziellen Mongoleibesuchern eingegangen. Würde von den 4,6 Millionen Zuschauern der Reportage nur ein Bruchteil eine Reise in das neue Sehnsuchtsland buchen, wäre das ein grandioser Erfolg, frohlockte der Botschafter. Nach seinen Angaben, hätten im Jahr 2005 8 000 Deutsche die Mongolei bereist. (Dabei werden allerdings auch die Dienstreisenden und Mehrmalseinreisen gezählt).
Auch die Mongoleiausstellung in Bonn hätte zur wachsenden Popularität der Mongolei als Reiseland beigetragen. 135 000 Besucher – und das in der Sommerzeit! – sprächen für sich. Auch in München werde mit einem großen Besucherandrang gerechnet.
Dr. Lutze von AGEF begann ihren Vortrag mit einer beeindruckenden Zahl: 3 000 mongolische Studenten studierten an deutschen Hochschulen. Die meisten von ihnen auf eigene Rechnung.
Vielen von ihnen erscheint ein Bleiben in Deutschland attraktiver als die Heimkehr.
Deshalb unterstützt die AGEF die Rückkehrwilligkeit in das Heimatland und dort die Integration ins Arbeitsleben durch finanzielle Anreize, Informationen, Beratung und Jobvermittlung. Dabei sollten und müssten die Wünsche der Absolventen und der Bedarf der mongolischen und internationalen Unternehmen und Organisationen, die in der Mongolei tätig sind, beachtet werden. Ein Partner in der Mongolei ist die „Mongolisch-Deutsche Brücke", in der sich mongolische Deutschlandabsolventen aller Jahrgänge zusammengeschlossen haben.
K. Lutze berichtete über eine Jobbörse, an der sich 30 mongolische Firmen beteiligten, 300 Interessierte besuchten die Veranstaltung, 60 Stellenangebote konnten anschließend unter www.getjobs.net abgefragt werden.
Zum Abschluss des Mongoleiforums wies L. Zöllner auf den bevorstehenden Besuch von Landwirtschaftsminister und Botschafter a. D. Terbishdagva in Deutschland, noch in diesem Jahr, hin. Außerdem stellte er die Publikation „Auf Goldsuche in der Mongolei. Die Geologenexpedition der DDR in der MVR" vor. Verfasst wurde das Werk von Geologen, Bergleuten Markscheidern, Chemikern u. a. Es umfasst die Zeit bis Mitte der 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Tsagaan Sar 2006
Das mongolische Mondneujahrsfest 2005/06 wird (nach bisherigen Informationen des Astrologischen und Geophysikalischen Instituts der AdW) am 30. Januar 2006 gefeiert. „Silvester" (Bituun, Bituunii Udur) ist am 29. Januar. Dann geht das Jahr des Hahns („blau", „Holz", „schwach", „hell", „weiblich") zu Ende und das „Jahr des Hundes" (rot, Feuer, stark, dunkel, männlich) beginnt.

Großmarkt abgebrannt
Vor wenigen Tagen ist der zweitgrößte Markt (nach dem sgn. Schwarzmarkt, korrekt „Naran Tuul") „Bumbugur" in Ulaanbaatar völlig ausgebrannt.
Diese Großmärkte bestehen aus mehreren riesigen Hallen mit vermieteten Ständen, an denen Lebensmittel, Süßigkeiten, Getränke, Textilien, Haushaltswaren, Uhren, Lederwaren, Souvenirs, Kosmetik, Gemüse verkauft werden. „Naran Tuul" verfügt darüber hinaus auch über ausgedehnte Freiflächen.
„Bumbugur", ein bei Mongolen und Ausländern beliebter Großmarkt unterhalb des Gandan-Klosters, gehörte einem der reichsten Familien der Mongolei.
Die Standbetreiber haben auf einen Schlag ihre Existenzgrundlage verloren, versichert waren die wenigsten.
Über die Brandursache gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse.


   

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