Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Winter in der Mongolei
Tsagaan Sar
2005
Am 09. Februar hat der erste Frühlingsmonat des XVII. 60-Jahr-Zyklus’ nach
dem asiatischen Tierkreiskalender begonnen. Vier Tage später waren die
Temperaturen in weiten Teilen des Landes um 10 bis 15 Grad, auf minus 19 Grad,
angestiegen. Dieser „Wärmeeinbruch" war verbunden mit ergiebigen Schneefällen,
vor allem im Nordosten und Westen.
Ministerpräsident Elbegdorj versprach bei seinem Neujahrsbesuch in der Jurte der
vermutlich ältesten Bürgerin der Mongolei, der 107 Jahre alten L. Adya, dafür zu
sorgen, dass ihr eine warme Wohnung zur Verfügung gestellt wird.
Am Neujahrsmorgen, wenn sich traditionsgemäß der Staatspräsident, der
Vorsitzende des Großen Staatskhurals und der Ministerpräsident gemeinsam mit
ihren Gattinnen ins Gandankloster begeben, um den Segen des Oberlamas entgegen
zu nehmen, herrschten minus 30 Grad. Trotzdem war eine Menge Schaulustiger und
Gläubige zum Kloster gekommen, um das neue Jahr ebenfalls feierlich zu begrüßen.
N. Bagabandi, N. Enkhbayar und Ts. Elbegdorj waren in gelbe, blaue und
ockerfarbene Deels gekleidet. Mit den Lamas des wichtigsten Klosters der
Mongolei erwiesen sie zunächst Megjidjanraisag, danach Ochirdar’ ihre
Ehrerbietung.
Nach den religiösen Zeremonien fanden die rituellen Neujahrsfeierlichkeiten im
Regierungspalast ihre Fortsetzung. Der Präsident und der Vorsitzende des Großen
Staatskhurals verneigten sich vor der neunzipfeligen Großen Weißen Standarte.
Anschließend fand in der Ehrenjurte der Neujahrsempfang für die Regierungs- und
Parlamentsmitglieder sowie für die Äbte (Khamba Lam) der Klöster statt.
In der Nacht vom 08. zum 09. und am Tag wurden in Ulaanbaatar 50 Kinder geboren.
Am Neujahrsmorgen, um 07:40, brachte Frau Otgonchimeg aus dem Chingeltei-Duureg
ein Zwillingspärchen zur Welt. Die Mutter und die beiden Mädchen haben die
Geburt gut überstanden.
Tsagaan Sar 2005
Notrufe
An den ersten drei Tagen des neuen Jahres
wurde 120 Mal die Notrufnummer gewählt. Gründe waren unterbrochene oder
geplatzte Strom- und Wasserleitungen sowie ausgefallene Heizungen. 400 Notrufe
gingen bei der Schnellen Medizinischen Hilfe ein: Kreislaufbeschwerden,
Magenkrämpfe und Alkoholprobleme.
Im gleichen Zeitraum registrierte die Polizei 90 Straftaten, zwei Menschen
wurden durch Fremdeinwirkung getötet, bei 37 ist die Todesursache noch unklar.
786 Menschen wurden in Ausnüchterungszellen eingeliefert.
Wem gehört der Staat?
Acht Monate sind seit den Parlamentswahlen
vergangen, aber die Turbulenzen nehmen kein Ende. Nicht nur, dass der Abschluss
der Herbstsitzungsperiode des Großen Staatskhurals mehrere Male verschoben wurde
– die Gesetze über die politischen Parteien und den öffentlichen Fernseh- und
Rundfunk konnten nicht verabschiedet werden, da dem Präsidenten ein Vetorecht
zusteht. Durch die Neujahrsfeiern verlängerte sich die Einspruchsfrist über die
in der Verfassung festgelegten sieben Tage hinaus. Außerdem haben die beiden
„zurückgetretenen" Minister gegen ihre Entlassung geklagt. Der Präsident
vertritt die Meinung, die Entlassung der Minister für Verteidigung und
Fachaufsichten (beide Mutterland-Demokratische Neue Sozialistische Partei, die
das Wahlbündnis „Mutterland-Demokratie-Koalition" aufgekündigt hat und damit
auch nicht mehr Teil der gleichnamigen Fraktion sein kann) verletze
Verfassungsrecht. Ministerpräsident Elbegdorj hätte seine Entscheidung mit ihm,
dem Präsidenten, beraten müssen.
Die MRVP-Fraktion (jetzt 61 Mitglieder) unterstützt Ministerpräsident Elbegdorj
- das Vertrauensverhältnis zu den beiden Ministern sei gestört, außerdem hätten
sie sich kaum an der Regierungsarbeit beteiligt.
Gegen Teile des Fernsehgesetzes hatte er am 17. 02. sein Veto eingelegt. Der
Präsident ist gegen jegliche Werbezeiten im staatlichen Fernsehen und Rundfunk.
Das Parlament überstimmte das Veto (dafür ist eine Zweidrittelmehrheit nötig),
so dass das Gesetz (mit 2 % Werbezeit) zumindest bis zum 01.01.2006 in Kraft
bleibt. In Kindersendungen darf jedoch nur Werbung für Produkte laufen, die für
Kinder bestimmt sind. Auch das Veto des Präsidenten gegen das Gesetz über
staatliches Eigentum wurde überstimmt. Beim Parteiengesetz hingegen lehnten die
Abgeordneten das Veto nicht in allen Punkten ab. (Es geht um Namensschutz und
Registrierungsfristen).
Am 18. 02. sollten die Herbstsitzungen geschlossen werden, doch bis zum frühen
Nachmittag war darüber noch keine Entscheidung gefallen.
Den Mongolen ist das Lachen über das Treiben von Teilen ihrer Führung vergangen.
Ein Verwaltungsrichter verfasste ein Schreiben, wonach das Parlament sofort
seine Arbeit einzustellen habe – der Richter soll ein enger Verwandter von B.
Erdenebat, umstrittener Verteidigungsminister und Vorsitzender der
Mutterland-Demokratischen Neuen Sozialistischen Partei (MDNSP), sein.
Verfügt die DP noch über eine Fraktion? 25 Mitglieder haben sich der
MRVP-Fraktion angeschlossen, die Mitglieder der MDNSP haben das Bündnis mit der
DP und der Bürgermut-Partei aufgekündigt, gehören sie noch der Fraktion an?
Der abgelöste Vorsitzende der DP, Enkhsaikhan, klagt gegen seinen Nachfolger
Gonchigdorj.
Existiert unter diesen Umständen eigentlich noch die Große Regierungskoalition?
Vierte Gruppe mongolischer Soldaten in den Irak
abkommandiert
Am 17. Februar reisten 130 Angehörige der
bewaffneten Streitkräfte der Mongolei zu ihrem Friedenseinsatz in den Irak ab.
Es ist die vierte Gruppe mongolischer Militärangehöriger, die sich im Irak an
friedenssichernden Maßnahmen und am Wiederaufbau beteiligt.
Die dritte Gruppe kehrte nach sechsmonatigem Dienst im Irak vor kurzem in die
Heimatkasernen zurück.
AN–24 außer Dienst gestellt
Das erste Flugzeug vom Typ AN -24 nahm die
nationale mongolische Luftfahrtgesellschaft „MIAT" 1964 in Dienst. 40 Jahre
wurden die Maschinen geflogen. Jetzt begannen Verhandlungen zwischen der „MIAT"
und dem ukrainischen Flugzeughersteller, Nachfolgetypen der AN-24, die AN-38-100
und die AN 140-100 zu übernehmen.
Am 15. Februar warb eine Abordnung des Herstellerwerkes in Charkow für ihre
Maschinen bei den Mitgliedern des Ständigen Ausschusses für Infrastruktur, im
Ministerium für Wege, Verkehr und Tourismus und bei verantwortlichen
Mitarbeitern der Fluggesellschaften.
Fluss-Spat-Export in die USA
Im Jahre 2004 exportierte das
mongolisch-russische Gemeinschaftsunternehmen „Mongolrostsvetmet" insgesamt 148
200 Tonnen Fluss-Spat. Dabei gingen die Exporte zum ersten Mal auch in Länder
wie die USA und Indien. Bisher gehörten zu den Hauptabnehmern Korea und Länder
der Europäischen Union.
Ein Zweigunternehmen von Mongolrostsvetmet förderte im gleichen Zeitraum 1 486
kg Gold.
V.l. Botschafter Vorwerk, Unipräsident Gantsogt, Oyunsuren, Prof. Walther
DAAD-Spende für Mongolische Staatsuniversität
Botschafter Dr. Michael Vorwerk und Prof.
Michael Walther überreichten am 16. Februar in der Mongolischen
Staatsuniversität ein Mikroskop mit eingebauter Digitalkamera und „Lehrerblick".
Universitätspräsident Prof. Gantsogt bedankte sich nicht nur beim Deutschen
Akademischen Austauschdienst (DAAD) für das wertvolle Gerät, mit dem die
Pollenanalyse und die Diatomenforschung gefördert werden soll. Insgesamt hätten
die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der DAAD und die
Humboldtstiftung die höchste mongolische Bildungseinrichtung im vergangenen Jahr
mit 100 000 Euro an Sachspenden unterstützt und damit einen großen Beitrag für
Ausbildung und Forschung geleistet.
Im Anschluss an die feierliche Übergabe, hatten die Gäste, darunter der Minister
für Bildung, Kultur und Wissenschaft, P. Tsagaan und der GTZ-Büroleiter in
Ulaanbaatar, Dr. Thomas Labahn, Gelegenheit, das gut ausgestattete Labor des
Forschungszentrums für Mongolische Landschaften der Geographischen Fakultät zu
besichtigen. Prof. Dr. Walther, dem Direktor des Forschungszentrums, gelang es,
auch für den Laien verständlich, die seit 2001 von Studenten und Mitarbeitern
der Fakultät erbrachten Leistungen bei der Klima- und Umweltforschung zu
erläutern. Besonders wertvoll hätte sich dabei die enge interdisziplinäre
Zusammenarbeit zwischen Geographen, Biologen und Chemikern erwiesen.
Mongolei-Ausstellung in der Bundeskunsthalle
Am 15. Juni 2005 wird in der
Bundeskunsthalle in Bonn die Ausstellung „Chinggis-Khaan und seine Erben. Das
Weltreich der Mongolen" eröffnet.
Vom 16. Juni bis zum 25. September haben interessierte Besucher Gelegenheit, die
Ausstellung, u.a. mit Fundstücken der mongolisch-deutschen archäologischen
Expedition in Karakorum, in Bonn zu bewundern, ehe sie danach in München zu
sehen sein wird.
Rettung für den Mazaalai
Das Biologische Institut der Akademie der
Wissenschaften hat gemeinsam mit der Nationalen Kommission zum Schutz seltener
Tiere der Mongolei ein Programm aufgelegt, um den seltenen Gobibären (Mongol.:
mazaalai) vor dem Aussterben zu bewahren.
Nach entsprechenden Untersuchungen leben noch 20 Exemplare in den
Gobilandschaften südlich des Altai, auf einer Fläche von etwa 16 000
Quadratkilometern.
Wichtig sei zunächst, die Futterbasis der Tiere zu stabilisieren.
Klimaschwankungen, Wetterunbilden und der Einfluss menschlicher Tätigkeit hätten
die Lebensbedingungen des Bären nachhaltig geschädigt.
Mongolische Gesichter
„Miss Mongolia 2004"
Die 18-jährige Amaryn Sarnai wurde zur
„Miss Mongolia 2004" gewählt.
Die junge Frau studiert im ersten Semester an der Hochschule für
Kulturwissenschaften und möchte „Umweltschützerin" werden. Bereits im
Kindergartenalter begann sie Englisch zu lernen, seit ein paar Monaten lernt sie
Japanisch. In ihrer Freizeit tanzt sie gern und besucht historisch und kulturell
interessante Plätze in ihrem Heimatland.
Usukhbayar - Sieger im Neujahrsringen
Landesmeister (Ulsyn Avarga) G. Usukhbayar
gewann die Ringwettkämpfe anlässlich des Mondneujahrsfestes 2005.
Insgesamt beteiligten sich 256 Kämpfer, darunter vier Landesmeister.
Usukhbayar stammt aus dem Battsengel-Sum im Arkhangai-Aimag und wird von der „Bridge-Group"
gesponsert. Zweiter wurde Landesgaruda D. Sumyabazar aus dem Khujirt- Sum im
Uvurkhangai-Aimag. Er wird unterstützt von „Erel".
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Last Update: 02. Januar 2023