Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Mongolei im Sommer 2005
MRVP-Fraktion trennt sich von Neumitgliedern
Die MRVP-Mitglieder der Mehrheitsfraktion
im Großen Staatskhural haben beschlossen, wieder als eigenständige Gruppe im
Parlament zu agieren. Die seinerzeit von DP, Mutterland-Partei und
Bürgermutpartei in die Fraktion aufgenommenen Mitglieder würden sich nicht an
Fraktionsbeschlüsse halten, gegen MRVP-Interessen agieren, eine gemeinsame
Arbeit sei nicht möglich.
Der Parteirat unterstützt die Entscheidung der Fraktion. Einige der
DP-Abgeordneten haben die MRVP-Fraktion bereits verlassen und wollen mit ihren
Parteikollegen, darunter Bat-Uul und Gundalai eine eigene Fraktion bilden.
Andere der „entlassenen" Abgeordneten halten den Trennungsbeschluss der
MRVP-Fraktion für gesetzeswidrig.
Ein Streitpunkt zwischen den Parteien ist immer noch der Wahlkreis 24. Die
DP-Abgeordneten erwarten von der MRVP die Anerkennung der Gerichtsentscheidung,
wonach der DP-Kandidat den Wahlkreis gewonnen hat.
Auch im Zusammenhang mit der Nachwahl im Enkhbayar-Wahlkreis (August) gibt es
Unstimmigkeiten. Die DP plant, Ministerpräsident Elbegdorj zu nominieren, die
MRVP will den neuen Parteivorsitzenden und Noch-Bürgermeister von Ulaanbaatar,
Enkhbold, ins Rennen schicken.
Die Bürgermut-Republikanische Partei hat beschlossen, einen eigenen Kandidaten
zu nominieren, keinen gemeinsamen mit DP und Mutterlandpartei.
Wer ist der Gouverneur von Südgobi?
Am 06. Juni tagte die Bürgerversammlung
(Landtag) des Südgobi-Aimags, um über die wirtschaftliche Entwicklung im Aimag
zu diskutieren.
Es kam zu Unstimmigkeiten und die MRVP-Gruppe im Landtag (18 Abgeordnete) bat um
eine Pause.
In der Pause setzten die sieben Abgeordneten der Demokratischen Partei (DP),
einige der MRVP und Exgouverneur S. Sumya (MRVP), die Sitzung fort, in deren
Verlauf sie den Gouverneur S. Tserenbayar (ebenfalls MRVP) und den
Landtagsvorsitzenden, A. Urchee, absetzten und an deren Stellen Sumya und R.
Zorigtbaatar setzten. Ein entsprechendes Schreiben wurde als Fax an
Ministerpräsident Elbegdorj gesandt, der die Neubesetzung bestätigte.
Nach einigem Hin und Her, gegenseitigen Beschuldigungen und Protesten, wurde im
Juli eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Landwirtschaftsminister D.
Terbishdagva in den Südgobiaimag entsandt. Deren Aufgabe war es, mit den
MRVP-Abgeordneten, aber auch denen der DP im Landtag zu sprechen, die Situation
zu erkunden und die Interessen der Bürger, des Aimags und des Staates zu
wahren.
Unter Gouverneur Sumya kam es offensichtlich zu gesetzwidrigen „Privatisierungen"
von Aimageigentum, andererseits sollte ein Teil der Lagerstätten in
Staatseigentum überführt werden. Außerdem wurde die Tonne Kohle für fünf
Dollar verkauft, unter Tserenbayar wurden 8,6 Dollar erzielt.
Schließlich erklärte die Landtagsmehrheit die zuvor von einer nicht
beschlussfähigen Versammlung gefassten Beschlüsse ungültig und ernannte
Tserenbayar erneut zum Gouverneur.
Im Südgobiaimag arbeiten mehrere große Bergbaubetriebe, darunter ein
mongolisch-russisches Kohlebergwerk, das zu 51 Prozent Eigentum des Aimags ist.
Sukhbaatar, Choibalsan und Sambuu werden umgebettet
Die bereits vor Jahren beschlossene
Umgestaltung des Sukhbaatarplatzes nimmt Gestalt an.
Mit Einverständnis der Familien werden die Särge mit den sterblichen
Überresten der namhaften Revolutions- und Nachrevolutionspolitiker, D.
Sukhbaatar, Kh. Choibalsan und J. Sambuu, auf den Prominentenfriedhof „Altan
Ulgii" verlegt.
An Stelle des Mausoleums vor dem Regierungsgebäude wird ein „Monument der
Staatssiegel" (seit 1911) als Teil eines größeren Komplexes errichtet
werden.
Der Friedhof „Altan Ulgii" wird ebenfalls neu gestaltet werden.
Die Arbeiten stehen im Zusammenhang mit den 800-Jahrfeiern zur Staatsgründung
und dem 844. Geburtstag von Chinggis-Khaan im nächsten Jahr.
Naadam 2005
Der stellvertretende Ministerpräsident,
Shadar Said Ch. Ulaan, der Vorsitzende des Nationalen Vorbereitungskomitees für
das diesjährige Naadamfest, informierte in seinem Abschlussbericht darüber,
dass in diesem Jahr 283 Millionen Tugrug aus dem Staatshaushalt für das Fest
bezahlt wurden.
Naadam und die internationalen Medien
Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen
für die Vertreter der internationalen Medien, vor allem der Bildagenturen, im
Zusammenhang mit der Berichterstattung über den mongolischen Nationalfeiertag
wurde nicht erst in diesem Jahr geäußert.
Ein deutscher Journalist beklagte in einem Interview mit der „Udriin Sonin"
die Unmöglichkeit, Fotos, z. B. vom Pferderennen, zu bekommen. Die Polizisten
hätten ihn ziemlich rüde immer wieder abgedrängt, die Staubwolke der fast 60
Fahrzeuge, die den Reitern folgten, erschwerte überdies das Arbeiten.
Wann sähen die mongolischen zuständigen Behörden ein, dass es einen
Unterschied zwischen Journalisten und Touristen gibt, was das Naadamerlebnis
betrifft. Immerhin müssten ausländische Journalisten 100 US-Dollar für die
Akkreditierung zahlen. Ein in der Welt fast einmaliger Vorgang. Zumindest
könnten dann exzellente Arbeitsbedingungen erwartet werden.
Radioaktives Material wieder gefunden
Auf einer eiligst einberufenen
Pressekonferenz am 18. Juli informierte die Regierung über den Diebstahl von
radioaktivem Material aus der Zement- und Kalkfabrik in Khutul (Zentralaimag).
Die Tat geschah in der Nacht vom 16. zum 17. Juli. Auf Anordnung von
Ministerpräsident Elbegdorj wurde eine Sondereinsatzgruppe gebildet, um das
gefährliche Material schnellstens wieder aufzufinden und die Täter in
Gewahrsam zu nehmen.
Zum Leiter der Gruppe wurde der Minister für Besondere Angelegenheiten, U.
Khurelsukh, berufen. Außerdem gehörten ihr die Leiter der einschlägigen
Behörden (Staatssicherheit, Polizei, Grenztruppen) sowie der stellvertretende
Leiter der Atomenergiebehörde, J. Ganzorig und der Chef des Presse- und
Informationsdienstes der Regierung, D. Boldkhuyag, an.
In der Zementfabrik wurde die höchste Alarmstufe ausgerufen.
Außerdem wurde bei der Gelegenheit bekannt, dass aus einem Goldbergwerk im
Zentralaimag vor einiger Zeit giftige chemische Substanzen verschwunden sind.
Nun wird geprüft, ob beide Vorfälle zusammenhängen.
Auf einer Pressekonferenz am 20. Juli informierte der Minister, das Versteck der
radioaktiven Substanz sei gefunden, Fachleute hätten sie sicher geborgen. Es
handelt sich um ein 94 Kilogramm schweres gusseisernes Gefäß, in dem das
Material gelagert wurde. (Zunächst sorgten Meldungen für Aufregung, es wären
„92 Kilogramm Isotope" verschwunden).
Die Fragen wer? wozu? ließ N. Bilegt, Chef des Sicherheitsdienstes, mit dem
Hinweis auf die laufenden Untersuchungen unbeantwortet.
D. Sandag-Ochir, Chef der Polizei, informierte über die Festnahme eines
Verdächtigen.
Vom Verbleib des aus der Goldgrube „Gan Uyanga" in Bor-Nuur im
Zentralaimag verschwunden Sprengstoffs fehle jedoch noch jede Spur.
Erdbeben im Dornogov’-Aimag
Am 21. Juli, 03:06, bebte die Erde im
Dornogov’-Aimag (Dornogov’).
Das Beben erreichte zu dieser Zeit einen Wert von 5,1 auf der Richterskala.
Das Epizentrum des Bebens lag im Umkreis von 23 Kilometern westlich des
Sumzentrums von Khatanbulag.
06:54 hatte das Beben eine Stärke von 5,7 erreicht.
Insgesamt kam es zu zehn Erdstößen, größere Sachschäden entstanden nicht,
die Menschen kamen mit dem Schrecken davon.
Zweijähriges Kind tödlich verunglückt
Im Naherholungsgebiet Bayankhoshuu stürzte
ein zweijähriges Kind in eine Grube und verletzte sich so schwer, dass es im
Krankenhaus seinen Verletzungen erlag.
Im Khan-Uul-Distrikt von Ulaanbaatar brach ein Mann mit dem Betonfundament eines
Hauses ein. Er wurde unter den Trümmern begraben und konnte nur noch tot
geborgen werden.
Beide Vorfälle ereigneten sich am 21. Juli.
Tod eines Franzosen
Ein Mitarbeiter von Alcatel in der Mongolei
ist bei einem Verkehrsunfall im Tsetserleg-Sum des Khuvsgul-Aimags ums Leben
gekommen.
Meldungen, wonach es sich bei dem Toten um einen Mitarbeiter der französischen
Botschaft handelte, wurden von dieser dementiert.
Der Franzose saß selbst am Steuer des Wagens. Mit ihm im Auto saßen eine
Dolmetscherin und seine zwei Kinder. Sie wurden nur leicht verletzt.
Die vier befanden sich auf dem Rückweg von einer Urlaubsreise in die westlichen
Aimags nach Ulaanbaatar.
Der Unfall passierte in der Nacht, das Fahrzeug war in einen Straßengraben
gestürzt.
Sensationsfund in Gol Mod?
Eigentlich sollte Akademiepräsident
Chadraa zum „Isotopenfall" befragt werden, doch er befand sich gerade auf
dem Weg in den Arkhangai-Aimag. Mitarbeiter der gemeinsamen
französisch-mongolischen archäologischen Expedition hatten ihn eingeladen,
einen neuen spektakulären Fund zu besichtigen.
Zurück in Ulaanbaatar konnte er berichten, dass die Wissenschaftler in Gol Mod
im Khairkhan-Sum des Arkhangai-Aimags einen Sarkophag gefunden hätten, der aus
der Zeit der Xiongnu (3.Jh. v.u.Z -1. Jh.) stammt. Die Xiongnu waren die ersten
Steppennomaden, die ein Reich errichteten, das nicht nur Zentralasien, sondern
auch Nordchina umfasste.
Seit fünf Jahren graben Mongolen und Franzosen gemeinsam in Gol Mod und es ist
nicht die erste spektakuläre Entdeckung aus der Hunnenzeit, die sie
präsentieren. Wirklich sensationell wäre es jedoch, handelte es sich beim
jüngsten Fund um das Grab des ersten Hunnenherrschers Maodun.
Das werden weitere Untersuchungen der Grabbeigaben und der Überreste der Leiche
ergeben.
Kritik an mongolischer Tourismuspolitik
Die „Zuuny Medee" veröffentlichte
einen Artikel, in dem sich der Direktor der japanischen „Hochschule für
Kultur und Wissen", Makihara Soichi, mit Mängeln der mongolischen
Tourismuspolitik auseinandersetzte.
Tourismus ist in der Mongolei eine Wachstumsindustrie, das Interesse von
Ausländern an der Mongolei ist groß, doch die Hindernisse noch größer.
Als Beispiel führt der Wissenschaftler den Umgang der nationalen
Fluggesellschaft mit den Buchungswünschen der Reisewilligen an. Langfristige
Buchungen werden wegen angeblich ausgebuchter Plätze verweigert. Verträge
werden kurzfristig geändert, die Flugpreise um bis zu 15 Prozent erhöht.
Begründung: Wechsel in der Regierung, in der Verwaltung, gestiegene
Kerosinpreise. Für die Reisebüros ist das ihren Kunden nur schwer zu
vermitteln, so dass die Reiseveranstalter die Mongolei wieder aus ihrem Programm
nehmen, da sie wirtschaftlich arbeiten müssen und die Welt auch noch andere
schöne Plätze bereithält.
Das Reizvollste für viele Touristen ist die mongolische Natur, die Weite der
Steppe.
Eine Fahrt von Ulaanbaatar nach Karakorum, an den Ufern der Tuul entlang, z. B.
hält jedoch ein paar unangenehme Überraschungen bereit: Getränkedosen,
Plastiktüten, Bonbonpapier, Glasflaschen, Essensreste. Das alles sieht leider
nur von weitem wie Blumenwiesen aus.
Andere Touristen beklagen das nicht ausgewogene Preis-Leistungsverhältnis bei
den Angeboten (Unterkünfte, Service).
Jedenfalls war die Maschine von Tokio nach Ulaanbaatar am 11. Juli, der Hochzeit
für Tourismusreisen in die Mongolei, mit höchstens 40 Gästen noch nicht
einmal zu 20 Prozent besetzt gewesen. Ein Tourismusunternehmen, das im Frühjahr
400 Plätze vorbuchen wollte, war jedoch abgewiesen worden.
Hier fehle einfach die Konkurrenz, der Wettbewerb.
Ausstellung religiöser Werke im Zanabazar-Museum
Am 20. Juli eröffnete der Direktor der
buddhistischen Kunsthochschule beim Gandantegchilen-Kloster, Burkhanch Lam G.
Purevbat, eine Ausstellung religiöser Werke im Museum für bildende Kunst „Zanabazar".
Die Ausstellung ist dem ersten Oberhaupt der lamaistischen Kirche in der
Mongolei, Undur Gegeen Zanabazar, gewidmet. Sein Geburtstag jährt sich dieser
Tage zum 370. Mal.
Gezeigt werden 170 Kunstwerke Purevbats und seiner Schüler.
Bei der Ausstellungseröffnung waren neben dem Khamba Lam D. Choijamts und dem
stellvertretenden Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, D. Lundeejantsen,
Lamas und Khuvragas der lamaistischen Klöster Ulaanbaatars, Angehörigen der
internationalen Gemeinde und mongolische Laien.
Tsedenbal-Enkelin besucht die Mongolei
Auf Einladung des Generalsekretärs der
MRVP, S. Bayar sowie des Fernsehsenders TV-5 besuchte die Enkelin des 1991 im
Moskauer Exil verstorbenen ehemaligen Staats- und Parteichefs, Yu. Tsedenbal,
die Mongolei.
Anastasia Zorigovna Tsedenbal besuchte mit ihren Gastgebern die Heimat ihres
Großvaters, die alte mongolische Hauptstadt Karakorum und war Gast beim Naadam
im Zentralstadion.
Die 20-Jährige lebt mit Mutter und Großmutter (A. Filatova) in Moskau und
studiert im 3. Semester Englisch, Türkisch und Deutsch.
Zu ihrem Bedauern reichte die Zeit nicht aus, die Stiftung zum Andenken an ihren
Großvater zu besuchen. Stiftungsvorsitzender ist ihr Vater, Ts. Zorig, der
abwechselnd in Moskau und Ulaanbaatar lebt. Anastasia will der Stiftung auf alle
Fälle bei ihrer nächsten Reise in die Mongolei einen Besuch abstatten.
45 Jahre mongolischer Leichtathletikverband
Die Leichtathletikmeisterschaften der
Mongolei stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen des 45. Gründungsjubiläums des
Leichtathletikverbandes.
Die Wettkämpfe begannen am 21. Juli im Zentralstadion von Ulaanbaatar.
300 Sportler aus der Hauptstadt und den 21 Aimags ermittelten ihre Meister in
allen 12 Disziplinen.
Mongolischer Triathlonverband wurde 15. Mitglied im
Asiatischen Verband
Bei internationalen Wettkämpfen im
Triathlon in Singapur im Juni dieses Jahres wurde der mongolische Verband als
15. Mitglied in den Asiatischen Triathlonverband aufgenommen.
Der mongolische Verband war erst am 15. 12. 2004 gegründet worden.
Verbandspräsident B. Tsagaanbaatar ist sicher, dass die Mongolen in Zukunft in
dieser Sportart Erfolge feiern können. Noch fehlen allerdings professionelle
Triathlontrainer.
Bisher fehlten mongolische Sportler bei internationalen Wettkämpfen. Aber bei
den Asiatischen Triathlonmeisterschaften am 31. Juli in Burabai (Kasachstan)
wird die Mongolei mit drei Sportlern vertreten sein.
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Last Update: 04. Januar 2024