Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 18. bis 24. Juli 2005

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Mongolei im Sommer 2005

MRVP-Fraktion trennt sich von Neumitgliedern
Die MRVP-Mitglieder der Mehrheitsfraktion im Großen Staatskhural haben beschlossen, wieder als eigenständige Gruppe im Parlament zu agieren. Die seinerzeit von DP, Mutterland-Partei und Bürgermutpartei in die Fraktion aufgenommenen Mitglieder würden sich nicht an Fraktionsbeschlüsse halten, gegen MRVP-Interessen agieren, eine gemeinsame Arbeit sei nicht möglich.
Der Parteirat unterstützt die Entscheidung der Fraktion. Einige der DP-Abgeordneten haben die MRVP-Fraktion bereits verlassen und wollen mit ihren Parteikollegen, darunter Bat-Uul und Gundalai eine eigene Fraktion bilden. Andere der „entlassenen" Abgeordneten halten den Trennungsbeschluss der MRVP-Fraktion für gesetzeswidrig.
Ein Streitpunkt zwischen den Parteien ist immer noch der Wahlkreis 24. Die DP-Abgeordneten erwarten von der MRVP die Anerkennung der Gerichtsentscheidung, wonach der DP-Kandidat den Wahlkreis gewonnen hat.
Auch im Zusammenhang mit der Nachwahl im Enkhbayar-Wahlkreis (August) gibt es Unstimmigkeiten. Die DP plant, Ministerpräsident Elbegdorj zu nominieren, die MRVP will den neuen Parteivorsitzenden und Noch-Bürgermeister von Ulaanbaatar, Enkhbold, ins Rennen schicken.
Die Bürgermut-Republikanische Partei hat beschlossen, einen eigenen Kandidaten zu nominieren, keinen gemeinsamen mit DP und Mutterlandpartei.

Wer ist der Gouverneur von Südgobi?
Am 06. Juni tagte die Bürgerversammlung (Landtag) des Südgobi-Aimags, um über die wirtschaftliche Entwicklung im Aimag zu diskutieren.
Es kam zu Unstimmigkeiten und die MRVP-Gruppe im Landtag (18 Abgeordnete) bat um eine Pause.
In der Pause setzten die sieben Abgeordneten der Demokratischen Partei (DP), einige der MRVP und Exgouverneur S. Sumya (MRVP), die Sitzung fort, in deren Verlauf sie den Gouverneur S. Tserenbayar (ebenfalls MRVP) und den Landtagsvorsitzenden, A. Urchee, absetzten und an deren Stellen Sumya und R. Zorigtbaatar setzten. Ein entsprechendes Schreiben wurde als Fax an Ministerpräsident Elbegdorj gesandt, der die Neubesetzung bestätigte.
Nach einigem Hin und Her, gegenseitigen Beschuldigungen und Protesten, wurde im Juli eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Landwirtschaftsminister D. Terbishdagva in den Südgobiaimag entsandt. Deren Aufgabe war es, mit den MRVP-Abgeordneten, aber auch denen der DP im Landtag zu sprechen, die Situation zu erkunden und die Interessen der Bürger, des Aimags und des Staates zu wahren.
Unter Gouverneur Sumya kam es offensichtlich zu gesetzwidrigen „Privatisierungen" von Aimageigentum, andererseits sollte ein Teil der Lagerstätten in Staatseigentum überführt werden. Außerdem wurde die Tonne Kohle für fünf Dollar verkauft, unter Tserenbayar wurden 8,6 Dollar erzielt.
Schließlich erklärte die Landtagsmehrheit die zuvor von einer nicht beschlussfähigen Versammlung gefassten Beschlüsse ungültig und ernannte Tserenbayar erneut zum Gouverneur.
Im Südgobiaimag arbeiten mehrere große Bergbaubetriebe, darunter ein mongolisch-russisches Kohlebergwerk, das zu 51 Prozent Eigentum des Aimags ist.

Sukhbaatar, Choibalsan und Sambuu werden umgebettet
Die bereits vor Jahren beschlossene Umgestaltung des Sukhbaatarplatzes nimmt Gestalt an.
Mit Einverständnis der Familien werden die Särge mit den sterblichen Überresten der namhaften Revolutions- und Nachrevolutionspolitiker, D. Sukhbaatar, Kh. Choibalsan und J. Sambuu, auf den Prominentenfriedhof „Altan Ulgii" verlegt.
An Stelle des Mausoleums vor dem Regierungsgebäude wird ein „Monument der Staatssiegel" (seit 1911) als Teil eines größeren Komplexes errichtet werden.
Der Friedhof „Altan Ulgii" wird ebenfalls neu gestaltet werden.
Die Arbeiten stehen im Zusammenhang mit den 800-Jahrfeiern zur Staatsgründung und dem 844. Geburtstag von Chinggis-Khaan im nächsten Jahr.

Naadam 2005
Der stellvertretende Ministerpräsident, Shadar Said Ch. Ulaan, der Vorsitzende des Nationalen Vorbereitungskomitees für das diesjährige Naadamfest, informierte in seinem Abschlussbericht darüber, dass in diesem Jahr 283 Millionen Tugrug aus dem Staatshaushalt für das Fest bezahlt wurden.

Naadam und die internationalen Medien
Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen für die Vertreter der internationalen Medien, vor allem der Bildagenturen, im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den mongolischen Nationalfeiertag wurde nicht erst in diesem Jahr geäußert.
Ein deutscher Journalist beklagte in einem Interview mit der „Udriin Sonin" die Unmöglichkeit, Fotos, z. B. vom Pferderennen, zu bekommen. Die Polizisten hätten ihn ziemlich rüde immer wieder abgedrängt, die Staubwolke der fast 60 Fahrzeuge, die den Reitern folgten, erschwerte überdies das Arbeiten.
Wann sähen die mongolischen zuständigen Behörden ein, dass es einen Unterschied zwischen Journalisten und Touristen gibt, was das Naadamerlebnis betrifft. Immerhin müssten ausländische Journalisten 100 US-Dollar für die Akkreditierung zahlen. Ein in der Welt fast einmaliger Vorgang. Zumindest könnten dann exzellente Arbeitsbedingungen erwartet werden.

Radioaktives Material wieder gefunden
Auf einer eiligst einberufenen Pressekonferenz am 18. Juli informierte die Regierung über den Diebstahl von radioaktivem Material aus der Zement- und Kalkfabrik in Khutul (Zentralaimag). Die Tat geschah in der Nacht vom 16. zum 17. Juli. Auf Anordnung von Ministerpräsident Elbegdorj wurde eine Sondereinsatzgruppe gebildet, um das gefährliche Material schnellstens wieder aufzufinden und die Täter in Gewahrsam zu nehmen.
Zum Leiter der Gruppe wurde der Minister für Besondere Angelegenheiten, U. Khurelsukh, berufen. Außerdem gehörten ihr die Leiter der einschlägigen Behörden (Staatssicherheit, Polizei, Grenztruppen) sowie der stellvertretende Leiter der Atomenergiebehörde, J. Ganzorig und der Chef des Presse- und Informationsdienstes der Regierung, D. Boldkhuyag, an.
In der Zementfabrik wurde die höchste Alarmstufe ausgerufen.
Außerdem wurde bei der Gelegenheit bekannt, dass aus einem Goldbergwerk im Zentralaimag vor einiger Zeit giftige chemische Substanzen verschwunden sind.
Nun wird geprüft, ob beide Vorfälle zusammenhängen.
Auf einer Pressekonferenz am 20. Juli informierte der Minister, das Versteck der radioaktiven Substanz sei gefunden, Fachleute hätten sie sicher geborgen. Es handelt sich um ein 94 Kilogramm schweres gusseisernes Gefäß, in dem das Material gelagert wurde. (Zunächst sorgten Meldungen für Aufregung, es wären „92 Kilogramm Isotope" verschwunden).
Die Fragen wer? wozu? ließ N. Bilegt, Chef des Sicherheitsdienstes, mit dem Hinweis auf die laufenden Untersuchungen unbeantwortet.
D. Sandag-Ochir, Chef der Polizei, informierte über die Festnahme eines Verdächtigen.
Vom Verbleib des aus der Goldgrube „Gan Uyanga" in Bor-Nuur im Zentralaimag verschwunden Sprengstoffs fehle jedoch noch jede Spur.

Erdbeben im Dornogov’-Aimag
Am 21. Juli, 03:06, bebte die Erde im Dornogov’-Aimag (Dornogov’).
Das Beben erreichte zu dieser Zeit einen Wert von 5,1 auf der Richterskala.
Das Epizentrum des Bebens lag im Umkreis von 23 Kilometern westlich des Sumzentrums von Khatanbulag.
06:54 hatte das Beben eine Stärke von 5,7 erreicht.
Insgesamt kam es zu zehn Erdstößen, größere Sachschäden entstanden nicht, die Menschen kamen mit dem Schrecken davon.

Zweijähriges Kind tödlich verunglückt
Im Naherholungsgebiet Bayankhoshuu stürzte ein zweijähriges Kind in eine Grube und verletzte sich so schwer, dass es im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag.
Im Khan-Uul-Distrikt von Ulaanbaatar brach ein Mann mit dem Betonfundament eines Hauses ein. Er wurde unter den Trümmern begraben und konnte nur noch tot geborgen werden.
Beide Vorfälle ereigneten sich am 21. Juli.

Tod eines Franzosen
Ein Mitarbeiter von Alcatel in der Mongolei ist bei einem Verkehrsunfall im Tsetserleg-Sum des Khuvsgul-Aimags ums Leben gekommen.
Meldungen, wonach es sich bei dem Toten um einen Mitarbeiter der französischen Botschaft handelte, wurden von dieser dementiert.
Der Franzose saß selbst am Steuer des Wagens. Mit ihm im Auto saßen eine Dolmetscherin und seine zwei Kinder. Sie wurden nur leicht verletzt.
Die vier befanden sich auf dem Rückweg von einer Urlaubsreise in die westlichen Aimags nach Ulaanbaatar.
Der Unfall passierte in der Nacht, das Fahrzeug war in einen Straßengraben gestürzt.

Sensationsfund in Gol Mod?
Eigentlich sollte Akademiepräsident Chadraa zum „Isotopenfall" befragt werden, doch er befand sich gerade auf dem Weg in den Arkhangai-Aimag. Mitarbeiter der gemeinsamen französisch-mongolischen archäologischen Expedition hatten ihn eingeladen, einen neuen spektakulären Fund zu besichtigen.
Zurück in Ulaanbaatar konnte er berichten, dass die Wissenschaftler in Gol Mod im Khairkhan-Sum des Arkhangai-Aimags einen Sarkophag gefunden hätten, der aus der Zeit der Xiongnu (3.Jh. v.u.Z -1. Jh.) stammt. Die Xiongnu waren die ersten Steppennomaden, die ein Reich errichteten, das nicht nur Zentralasien, sondern auch Nordchina umfasste.
Seit fünf Jahren graben Mongolen und Franzosen gemeinsam in Gol Mod und es ist nicht die erste spektakuläre Entdeckung aus der Hunnenzeit, die sie präsentieren. Wirklich sensationell wäre es jedoch, handelte es sich beim jüngsten Fund um das Grab des ersten Hunnenherrschers Maodun.
Das werden weitere Untersuchungen der Grabbeigaben und der Überreste der Leiche ergeben.

Kritik an mongolischer Tourismuspolitik
Die „Zuuny Medee" veröffentlichte einen Artikel, in dem sich der Direktor der japanischen „Hochschule für Kultur und Wissen", Makihara Soichi, mit Mängeln der mongolischen Tourismuspolitik auseinandersetzte.
Tourismus ist in der Mongolei eine Wachstumsindustrie, das Interesse von Ausländern an der Mongolei ist groß, doch die Hindernisse noch größer.
Als Beispiel führt der Wissenschaftler den Umgang der nationalen Fluggesellschaft mit den Buchungswünschen der Reisewilligen an. Langfristige Buchungen werden wegen angeblich ausgebuchter Plätze verweigert. Verträge werden kurzfristig geändert, die Flugpreise um bis zu 15 Prozent erhöht. Begründung: Wechsel in der Regierung, in der Verwaltung, gestiegene Kerosinpreise. Für die Reisebüros ist das ihren Kunden nur schwer zu vermitteln, so dass die Reiseveranstalter die Mongolei wieder aus ihrem Programm nehmen, da sie wirtschaftlich arbeiten müssen und die Welt auch noch andere schöne Plätze bereithält.
Das Reizvollste für viele Touristen ist die mongolische Natur, die Weite der Steppe.
Eine Fahrt von Ulaanbaatar nach Karakorum, an den Ufern der Tuul entlang, z. B. hält jedoch ein paar unangenehme Überraschungen bereit: Getränkedosen, Plastiktüten, Bonbonpapier, Glasflaschen, Essensreste. Das alles sieht leider nur von weitem wie Blumenwiesen aus.
Andere Touristen beklagen das nicht ausgewogene Preis-Leistungsverhältnis bei den Angeboten (Unterkünfte, Service).
Jedenfalls war die Maschine von Tokio nach Ulaanbaatar am 11. Juli, der Hochzeit für Tourismusreisen in die Mongolei, mit höchstens 40 Gästen noch nicht einmal zu 20 Prozent besetzt gewesen. Ein Tourismusunternehmen, das im Frühjahr 400 Plätze vorbuchen wollte, war jedoch abgewiesen worden.
Hier fehle einfach die Konkurrenz, der Wettbewerb.

Ausstellung religiöser Werke im Zanabazar-Museum
Am 20. Juli eröffnete der Direktor der buddhistischen Kunsthochschule beim Gandantegchilen-Kloster, Burkhanch Lam G. Purevbat, eine Ausstellung religiöser Werke im Museum für bildende Kunst „Zanabazar".
Die Ausstellung ist dem ersten Oberhaupt der lamaistischen Kirche in der Mongolei, Undur Gegeen Zanabazar, gewidmet. Sein Geburtstag jährt sich dieser Tage zum 370. Mal.
Gezeigt werden 170 Kunstwerke Purevbats und seiner Schüler.
Bei der Ausstellungseröffnung waren neben dem Khamba Lam D. Choijamts und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, D. Lundeejantsen, Lamas und Khuvragas der lamaistischen Klöster Ulaanbaatars, Angehörigen der internationalen Gemeinde und mongolische Laien.

Tsedenbal-Enkelin besucht die Mongolei
Auf Einladung des Generalsekretärs der MRVP, S. Bayar sowie des Fernsehsenders TV-5 besuchte die Enkelin des 1991 im Moskauer Exil verstorbenen ehemaligen Staats- und Parteichefs, Yu. Tsedenbal, die Mongolei.
Anastasia Zorigovna Tsedenbal besuchte mit ihren Gastgebern die Heimat ihres Großvaters, die alte mongolische Hauptstadt Karakorum und war Gast beim Naadam im Zentralstadion.
Die 20-Jährige lebt mit Mutter und Großmutter (A. Filatova) in Moskau und studiert im 3. Semester Englisch, Türkisch und Deutsch.
Zu ihrem Bedauern reichte die Zeit nicht aus, die Stiftung zum Andenken an ihren Großvater zu besuchen. Stiftungsvorsitzender ist ihr Vater, Ts. Zorig, der abwechselnd in Moskau und Ulaanbaatar lebt. Anastasia will der Stiftung auf alle Fälle bei ihrer nächsten Reise in die Mongolei einen Besuch abstatten.

45 Jahre mongolischer Leichtathletikverband
Die Leichtathletikmeisterschaften der Mongolei stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen des 45. Gründungsjubiläums des Leichtathletikverbandes.
Die Wettkämpfe begannen am 21. Juli im Zentralstadion von Ulaanbaatar.
300 Sportler aus der Hauptstadt und den 21 Aimags ermittelten ihre Meister in allen 12
Disziplinen.

Mongolischer Triathlonverband wurde 15. Mitglied im Asiatischen Verband
Bei internationalen Wettkämpfen im Triathlon in Singapur im Juni dieses Jahres wurde der mongolische Verband als 15. Mitglied in den Asiatischen Triathlonverband aufgenommen.
Der mongolische Verband war erst am 15. 12. 2004 gegründet worden.
Verbandspräsident B. Tsagaanbaatar ist sicher, dass die Mongolen in Zukunft in dieser Sportart Erfolge feiern können. Noch fehlen allerdings professionelle Triathlontrainer.
Bisher fehlten mongolische Sportler bei internationalen Wettkämpfen. Aber bei den Asiatischen Triathlonmeisterschaften am 31. Juli in Burabai (Kasachstan) wird die Mongolei mit drei Sportlern vertreten sein.


   

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