Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Nachwahl für den Großen Staatskhural
Der 29. Juli war der Stichtag für die
Nominierung der Kandidaten für die Nachwahl im Wahlkreis 65 im Bayangol-Duureg
in Ulaanbaatar.
Sechs Kandidaten stellen sich im August dem Votum der Wähler: Ministerpräsident
Ts. Elbegdorj (DP), MRVP-Vorsitzender und Ulaanbaatar-Bürgermeister, M. Enkhbold
(MRVP), D. Jargalsaikhan (Bürgermut-Republikanische Partei), D. Batbayar
(Unabhängiger), S. Khurelbaatar (Vereinigte Traditionspartei), I. Erdenebaatar
(Mutterlandpartei).
Die Entscheidung wird wohl zwischen Elbegdorj und Enkhbold fallen. Der MRVP ist
an dem Wahlkreis im größten Stadtbezirk der Hauptstadt viel gelegen. Die
Kandidatur Elbegdorjs kam da etwas ungelegen.
Der Nationale Rat der DP stimmte mit 122 von 124 Stimmen auf seiner Sitzung am
29.07. für Elbegdorj. Auch Bat-Uul, einer seiner innerparteilichen Kritiker,
versprach, den Regierungschef zu unterstützen.
Für Beibehaltung der Großen Koalition
Trotz des Auseinanderbrechens der
Demokratiekoalition (DP, Mutterlandpartei, Bürgermut-Republikanische Partei)
beteuern beide Seiten (MRVP und Restkoalition), die Große Koalition, die das
Land seit August 2004 regiert, beibehalten zu wollen.
Innerhalb der MRVP, aber auch bei den Demokraten und den anderen Parteien,
mehren sich jedoch die Stimmen, die das Regierungsbündnis eher scheitern lassen
wollen.
Der Exekutivrat der DP hat einen Beschluss über die Einsetzung einer
Arbeitsgruppe gefasst, die mit der MRVP über einen Ausweg aus der
Parlamentskrise sowie über die Verwirklichung des Regierungsprogramms beraten
soll.
Gegenwärtig setzt sich der Große Staatskhural wie folgt zusammen:
Sitzungsunterbrechung
Noch immer hat Parlamentsvorsitzender
Nyamdorj die Frühjahrssitzungen des Großen Staatskhurals nicht beendet.
Allerdings ordnete er am 27. Juli eine Sitzungsunterbrechung für den Donnerstag
und Freitag an. Kaum einer der Abgeordneten war in den vergangenen Tagen im
Sitzungssaal zu finden. Die Parteien hatten interne Sitzungen anberaumt. Es ging
um das weitere Vorgehen bezüglich des Wahlkreises 24, die Auflösung der
62-Mitglieder-Fraktion der MRVP, die Kandidatenaufstellung für den Wahlkreis 65,
Rücktrittsforderungen bzw. –drohungen an die Adresse Elbegdorjs, umstrittene
Personalentscheidungen auf der Ebene der Regierungsagenturen, Aimags etc.
Teile der DP („Polarsterne" um Gonchigdorj) sind gegen die Bildung einer
separaten DP-Fraktion, bestehend aus neun Mitgliedern (Enkhsaikhan, Bat-Uul,
Gundalai, Badamdamdin u.a.). Gonchigdorj bestreitet überdies, für das
Auseinanderbrechen der „Fraktion der 62" verantwortlich zu sein.
Mehrere Spitzenpolitiker begaben sich auf Dienstreise ins Ausland oder nahmen an
Feierlichkeiten zu Ehren Undur-Gegeens Zanabazar in Kharkhorin (Enkhbayar,
Elbegdorj) oder an Gründungsjubiläen der Aimags (Nyamdorj in Uvs) teil.
Abschlussbericht über Schuldentilgung an Russland
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss
zur Überprüfung der Schuldbegleichung an Russland in Höhe von 250 Millionen
Dollar („Große Schuld") hat keine Unregelmäßigkeiten festgestellt.
Shadar Said Ch. Ulaan übergab den Bericht an die Repräsentanten der Weltbank und
des IWF in der Mongolei. Beide sehen keine Hindernisgründe für eine Fortsetzung
der Zusammenarbeit mit der Mongolei.
Außenminister zu Gast in Laos
Außenminister Ts. Munkh-Orgil hat auf dem
12. Treffen der ASEAN-Staaten in Vientiane am 28. Juli einen Vertrag über
Freundschaft und Zusammenarbeit mit der ASEAN unterzeichnet.
Außerdem traf er sich am Rande des Treffens mit dem russischen Außenminister S.
Lavrov, um u. A. die Reise von Präsident Enkhbayar nach Russland vorzubereiten.
Öl- und Holztransport (bei Darkhan)
Preissteigerungen
Als wichtigstes Ziel im Regierungsprogramm
ist die Armutsminderung aufgeführt.
Doch die gegenwärtigen Preiserhöhungen, vor allem bei Fleisch und Kraftstoff,
dienen diesem Ziel nicht unbedingt.
Von Juli 2004 bis Juli 2005 erhöhten sich die Preise für Benzin (AI-93) von 480
auf 790 Tugrug pro Liter, der Preis für Diesel stieg von 500 auf 860 Tugrug.
Ein Kilogramm Rindfleisch kostete im Juli 2004 1 800 Tugrug, jetzt müssen
mindestens 2 600 Tugrug bezahlt werden. Der Preis für ein Kilogramm
Hammelfleisch stieg von 1 700 auf 2 400 Tugrug. Für ein Kilogramm mongolische
Möhren müssen jetzt 1 500 Tugrug bezahlt werden, vor einem Jahr waren es noch
600 Tugrug.
Kritiker werfen der Regierung vor, sich um die Preispolitik nicht zu kümmern,
den erklärten „Krieg gegen die Armut" nicht ernsthaft genug zu führen.
Zusätzliche Arbeitsplätze wurden nicht geschaffen, obwohl seit 1994
internationale und nationale Organisationen 13 000 Projekte finanziert oder
technisch unterstützt haben.
Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird im Regierungsprogramm als Schlüssel für
die Armutsreduzierung deklariert.
Fleischbevorratung
Wintervorbereitung 2005/06
„Nach Naadam beginnt der Herbst".
Ministerpräsident Ts. Elbegdorj hat sich am 29. mit den Ministern für
Landwirtschaft, Energie- und Brennstoffe und Besondere Situationen getroffen, um
mit ihnen die aktuelle Lage in ihren Sektoren und die Vorbereitung auf den
kommenden Winter zu beraten.
Nur 30 Prozent des Territoriums sind von Trockenheit oder Dürre verschont
geblieben, die Frühjahrs- und Sommerlager verliefen zufrieden stellend.
In den Gobiaimags und in einigen Sums von Uvs, Khovd und Sukhbaatar gestaltete
sich die Sommerweidung mäßig bis schwierig.
Es sei also besonders wichtig, rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen.
Mit Stand vom 01. Juli liegen die Staatsreserven bei Lebensmitteln bei 43,6
Prozent, bei Saatgut bei 20,7 Prozent, bei Weizen bei 0 Prozent, bei
Futterpflanzen bei 60,4 Prozent bei Industriewaren bei 63,7 Prozent, bei
Maschinen und Rettungstechnik bei 15,6 Prozent, bei Brennstoffen und Ölen bei
28,4 Prozent, bei Medikamenten für Mensch und Tier bei 70 Prozent.
Minister Khurelsukh forderte die Bereitstellung von 1,835 Milliarden Tugrug für
die Erhöhung der Futtermittelstaatsreserven.
Landwirtschaftsminister D. Terbishdagva wies darauf hin, dass die
Haushaltsmittel für die Staatsreserve wahrscheinlich nicht erhöht werden.
Außerdem ging er auf das Problem der gestiegenen Fleischpreise ein und schlug
vor, Schweine- und Geflügelwirtschaft stärker zu entwickeln.
Ministerpräsident Elbegdorj forderte besondere Sorgfalt beim Bau und bei der
Pflege der Lagerhallen für Fleisch und Fleischprodukte sowie bei der Überwachung
der Lebensmittelqualität. Für die Einrichtung eines Labors zur
Lebensmittelkontrolle werden aus dem Staatshaushalt 935 Millionen Tugrug
bereitgestellt werden.
Umwelt- und Naturschutz
Umweltminister U. Barsbold konstatierte auf
einer Pressekonferenz in Ulaanbaatar die Zunahme von Verletzungen der
Naturschutzbestimmungen.
Der Diebstahl von Holz und der illegale Holzhandel konnten nicht eingedämmt
werden.
Der Kampf gegen die Gesetzesübertretungen soll deshalb intensiviert werden.
Die Naturschutzbehörden haben gemeinsam mit dem Nachrichtendienst z. B. bei
Razzien auf Rohstoffmärkten 100 000 Murmeltierfelle sichergestellt.
Seltene Tiere wie der Schneeleopard werden illegal geschossen, die Felle
versucht, außer Landes zu schmuggeln.
Im Umweltministerium wurde jetzt ein Programm zum Schutz des Schneeleoparden
aufgelegt. 700 bis 1 200 der seltenen Tiere leben noch in der Mongolei.
Tankstelle in Baruun Kharaa
11. HIV-Infektion in der Mongolei
Das Amt zur Früherkennung von AIDS und
anderen Geschlechtskrankheiten beim Nationalen Zentrum zur Erforschung von
Infektionskrankheiten hat den elften Fall einer HIV- Infektion bestätigt.
Im Unterschied zu den bisherigen Fällen, die den bekannten Risikogruppen
zugerechnet werden müssen, handelt es sich diesmal um eine Frau mit Familie. Sie
hat für einige Zeit im Ausland gelebt und ist im zweiten Monat schwanger.
Ein Gesetz, das eine Abtreibung im Fall einer HIV-Infektion erlaubt, existiert
zwar nicht, der Frau wird eine entsprechende Möglichkeit aber eingeräumt werden.
Türkische Stipendien für junge Mongolen
Im Studienjahr 2005/06 können 50
mongolische Studenten kostenlos an türkischen Universitäten und Hochschulen
studieren.
Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss des 2. Studienjahrs mit einer Note
besser als 3, gute türkische Sprachkenntnisse und ein Höchstalter von 21.
Silbermedaille für mongolische Schachspielerin
Großmeisterin B. Munguntuul hat bei den
Schachweltmeisterschaften der Junioren in Belfort (Frankreich) eine
Silbermedaille gewonnen. Sie erreichte 8,5 Punkte.
Die Goldmedaille gewann M. Purzelase aus Georgien (ebenfalls 8,5 Punkte).
Insgesamt nahmen an den Welttitelkämpfen in Belfort 12 mongolische Sportler und
Sportlerinnen teil.
Munguntuul ist die einzige mongolische Großmeisterin im Schach.
Dagvadorj gewinnt Sommerturnier in Nagoya
Asashoryu Dagvadorj hat das Sommerturnier
der japanischen Sumoprofiliga in Nagoya gewonnen.
In 15 Kämpfen siegte er 13 Mal.
Damit hat er 13 Turniere in Folge gewonnen und wurde zum 13. Mal mit dem Pokal
des japanischen Kaisers ausgezeichnet.
Nach den Kämpfen zeigte sich der Champion optimistisch, alle Turniere in diesem
Jahr siegreich beenden zu können.
Er ist der 68. Großmeister in der Geschichte des japanischen Sumosports.
Nach den Wettkämpfen reiste er in die Mongolei, um ein paar Tage Urlaub zu
genießen und um an den Feiern zum 370. Geburtstag von Undur-Gegeen Zanabazar
teilzunehmen.
Außerdem ernannte ihn Präsident Enkhbayar zu seinem Berater für
Sportangelegenheiten.
Am Delgermurun (Oktober 2004)
Unwetterwarnung
Seit Tagen warnt das nationale Wetteramt
vor dem Hochwasser der Flüsse aus dem Khuvsgul-Bergland. Der Delgermurun führt
soviel Wasser wie seit Jahren nicht, die ufernahen Steppen sind bereits
überschwemmt.
Im August wird mit weiteren starken Regenfällen in einigen Landesteilen
gerechnet.
Am 29., ab 19:00, tobte über Ulaanbaatar ein Unwetter mit Blitz und Donner,
begleitet von sintflutartigen Regenfällen.
Der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar, M. Enkhbold, der Minister für Besondere
Angelegenheiten, U. Khurelsukh sowie der Generalmanager der Hauptstadt, G.
Munkhbayar, begaben sich in die am meisten betroffenen Wohnviertel im
Bayangol-Duureg und im Bayanzurkh-Duureg, um Sofortmaßnahmen in die Wege zu
leiten.
Im IV. Khoroolol stand das Wasser in einigen Baugruben über fünf Meter hoch, es
regnete durch Dächer und Häuserwände. Einige Handelseinrichtungen müssen für
mehrere Tage geschlossen werden. Der Autoverkehr kam zum Erliegen.
Besonders gefährdet waren wie immer die Jurtenviertel.
Die Stadtverwaltung warnte erneut nachdrücklich vor den Gefahren einer illegalen
Ansiedlung in Tuulufernähe, an Hängen, in der Nähe von Starkstromleitungen und
Brunnen.
Hier zu viel Nässe, anderenorts zu wenig. Weite Teile des Landes, vor allem in
den Gobiaimags sind von Trockenheit (50 Prozent des Landesterritoriums) und
Dürre (20 Prozent) bedroht.
Im Gebiet um Kharkhorin hat es seit langem nicht geregnet. Die Steppe ist grau,
es wächst kaum etwas.
Am Wochenende kam es überdies zu Engpässen bei der Versorgung mit Benzin und
Diesel.
Mehr als ein Reisender musste seine Rückfahrt nach Ulaanbaatar auf den
Wochenanfang oder die Wochenmitte verschieben.
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Last Update: 04. Januar 2024