Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Präsident Bush besucht die Mongolei
Am 21. November wird der Präsident der USA,
George W. Bush, der Mongolei auf Einladung von Präsident Enkhbayar einen
offiziellen Staatsbesuch abstatten.
Geplant sind Gespräche über die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen
Bush und seinem mongolischen Amtskollegen sowie mit Ministerpräsident Elbegdorj.
Der Mongoleibesuch steht im Zusammenhang mit der Asienreise des amerikanischen
Präsidenten im November.
Am 15. November wird Bush Kioto (Japan) besuchen und am darauf folgenden Tag mit
Ministerpräsident Koizumi zusammentreffen.
Am 18. und 19. November nimmt Bush am Gipfeltreffen der Länder der
Asien-Pazifik-Region in Pusan (Südkorea) teil. Auf dem Treffen geht es um Fragen
der Sicherheit in der Region, Handelserleichterungen und Unterstützung für mehr
Wirtschaftswachstum. Anschließend reist Bush weiter nach China, trifft dort mit
Staatschef Hu Jintao zusammen, um am 21. von Peking nach Ulaanbaatar zu fliegen.
Pentagonchef Donald Rumsfeld weilte am 22.10. für vier Stunden in der Mongolei,
um mit Präsident Enkhbayar, Ministerpräsident Elbegdorj und mit dem Minister für
Verteidigung, Ts. Sharavdorj, über beiderseitig interessierende Fragen zu
sprechen.
Oberster Richter ernannt
S. Batdelger wurde am 17.10. von Präsident
Enkhbayar zum Vorsitzenden des Obersten Gerichts der Mongolei und damit zum
Nachfolger von Ch. Ganbat ernannt, am 19. trat er sein neues Amt an.
Batdelger war von 1999 bis 2005 der Oberste Richter von Ulaanbaatar. Seit 2005
arbeitete er als Richter am Obersten Gericht der Mongolei.
Die Amtszeit des höchsten Richters des Landes ist auf sechs Jahre begrenzt.
Einer erneuten Kandidatur des bisherigen Amtsinhabers Ganbat hatte der
Staatspräsident eine Absage erteilt.
Wer wird der nächste Oberbürgermeister von
Ulaanbaatar?
Auf der Außerordentlichen Sitzung der
Bürgerversammlung (Stadtverordnetenversammlung) von Ulaanbaatar am 20.10. war
einer der Tagesordnungspunkte die Ernennung des Oberbürgermeisters und
Verwaltungschefs von Ulaanbaatar.
An der Sitzung nahmen 38 Stadtverordnete teil. Nach heftigen
Auseinandersetzungen und geheimer Abstimmung stimmten 26 für Ts. Batbayar (MRVP)
und 12 für E. Munkh-Ochir.
Batbayar, geb. 1963, verheiratet, zwei Kinder, war bisher der Bürgermeister des
Außenstadtbezirkes Bagakhangai. Er war der Favorit der Parteiführung,
Munkh-Ochir (Bürgermeister von Bayanzurkh) wurde vom Demokratischen
Sozialistischen Jugendverband gegen Batbayar in Stellung gebracht. Es heißt, die
Parteiführung sei über die mangelnde Disziplin eines Teils der Stadtverordneten
nicht amüsiert gewesen.
Ministerpräsident Elbegdorj und Shadar Said Ulaan müssen der Ernennung
zustimmen. Auch hier droht Ungemach: Elbegdorj will Batbayar nicht bestätigen,
verlautete aus der Umgebung des Regierungschefs.
Wahlrechtsänderung?
Im Zusammenhang mit den Diskussionen um
eventuelle Änderungen des Wahlsystems und –gesetzes wurden die Parteien
aufgefordert, offizielle Vorschläge an den Gesetzgeber einzureichen.
In letzter Zeit häuften sich die Stimmen, die einen Wechsel vom
Mehrheitswahlrecht zu einem gemischten Wahlrecht zwischen Mehrheits- und
Verhältniswahlrecht als verfassungswidrig einschätzen.
Die Bürgermut-Republikanische Partei hat als erste Partei ihren Vorschlag
eingereicht: Sie plädiert für ein gemischtes Wahlverfahren. Danach sollen 38 der
76 Abgeordneten direkt, die anderen 38 über Parteienlisten gewählt werden.
Ministerpräsident reist nach Moskau
Ministerpräsident Elbegdorj wird am 26.
Oktober am Treffen der Regierungschefs der Staaten der „Shanghaier Organisation
für Zusammenarbeit" in Moskau teilnehmen.
Haushaltsdebatte
Der von der Regierung vorgelegte
Haushaltsplan für das kommende Jahr stößt bei einigen Abgeordneten auf Kritik.
Vor allem die Delegierten der ländlichen Wahlkreise äußerten ihren Unmut über
die Reduzierung der Ausgaben für die Entwicklung im ländlichen Raum.
Über den höchsten Etat wird nach bisherigen Vorgaben das Ministerium für Soziale
Sicherheit und Arbeit verfügen können (fast 204 Milliarden Tugrug), gefolgt vom
Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (178,2 Milliarden), das
Landwirtschaftsministerium bekommt 10,8 Milliarden, das Verteidigungsministerium
fast 24 Milliarden.
Der Abgeordnete Damiran beklagt die Ausgabenreduzierung für
Berufsbildungszentren in den Aimags. Von Arbeitslosigkeit und Armut seien gerade
Ungelernte oder schlecht Ausgebildete betroffen. Bildungsminister Tsagaan
entgegnete, die für die Errichtung von Bildungszentren in vier Aimags
vorgesehenen 79 Millionen Tugrug seien an die Jahrtausendstiftung umgeleitet
worden. Diese Stiftung unterstütze ihrerseits die Entwicklung auf dem Lande.
Finanzminister Altankhuyag (Etat: 192,2 Milliarden) erklärte, dass im nächsten
Jahr 71,6 Milliarden Tugrug an Auslandskrediten zurückgezahlt werden müssten.
Investorentreffen
Seit dem Übergang zur Marktwirtschaft vor
15 Jahren trafen sich ausländische Investoren bereits achtmal in der Mongolei.
Das erste mongolische Investorentreffen hingegen fand am 20. Oktober dieses
Jahres statt. Initiiert wurde es von der IHK der Mongolei, unterstützt vom
Ministerium für Industrie und Handel und der Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ).
Das Grußwort sprach Präsident Enkhbayar, Reden hielten Ministerpräsident
Elbegdorj, der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Ts. Damiran, der Minister
für Industrie und Handel, S. Batbold sowie der Vorsitzende der IHK, S. Demberel.
Hauptkritikpunkte waren die Kreditvergabepolitik der Banken und die hohen
Kreditzinsen.
Unternehmer aus allen Landesteilen beklagten den Egoismus der Politiker,
einschließlich der Volksvertreter: Mehrstöckige Häuser und große Jeeps könnten
doch sicher nicht von der Abgeordnetenvergütung bezahlt werden.
Die inländischen Unternehmer müssten seitens der Regierung wesentlich stärker
unterstützt werden (Steuererleichterungen etc.) forderte der Vertreter des
Gewerkschaftsverbandes.
Die Abhängigkeit von Importen würde immer größer, die inländischen Produzenten
würden im Vergleich zu den ausländischen benachteiligt.
V.l. C. Polzer, H. Jung, Enkhbileg
Hilfe zur Selbsthilfe
Drei Jahre können eine lange, aber auch
eine kurze Zeit sein. Lang, wenn man Tage bei 40 Grad minus ohne Strom und
Heizung überstehen muss, eher kurz, wenn die Menschen in einer abgelegenen
Region in Zentralasien mit den Mechanismen der Marktwirtschaft vertraut gemacht
werden sollen.
Armutsbekämpfung steht an erster Stelle im Regierungsprogramm der Mongolei. Die
Armut nimmt von Ulaanbaatar aus in Richtung Westen stetig zu. Die Regierenden
wissen das, die Einwohner der westlichsten, aber auch der östlichsten Aimags
fühlen sich trotzdem von der Zentralregierung oft im Stich gelassen.
Das wirksamste Mittel zur Armutsbekämpfung ist die Schaffung von Arbeitsplätzen
oder überhaupt Möglichkeiten ausfindig zu machen, Einkommen aus legaler
Tätigkeit zu erwirtschaften.
Heike Jung, Sozialarbeiterin aus Halle an der Saale, zog vor drei Jahren in die
Mongolei, um in Khovd, der Hauptstadt des gleichnamigen Aimags und in Ulaangom,
Hauptstadt von Uvs, zu leben und zu arbeiten. Sie hat das Gemeinschaftsprojekt
von DED und GTZ „Kleinprojektefonds für die westliche Region Khovd, Uvs und
Bayan-Ulgii" betreut.
Am 17. Oktober lud sie in die Räume des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in
Ulaanbaatar zur Abschlussveranstaltung „Wirtschaftliche Entwicklung in der
Region – Fazit und Perspektiven".
Der Einladung waren nicht nur der Erste Sekretär der deutschen Botschaft, M.
Schuhmacher, die Vertreter von GTZ und InWent gefolgt, sondern auch der
Aimagvorsitzende von Khovd, Prof. G. Nyamdavaa, der Chef des Büros des
Aimagvorsitzenden von Uvs, M. Batjargal, der Konsul der Republik Tuva in Uvs, O.
Damtschewitsch sowie die Vorsitzende der neu gegründeten
Nichtregierungsorganisation (NGO) „Saintus", Frau Togtokh aus Ulaangom.
In seiner Begrüßungsrede betonte M. Schuhmacher die „großartigen Leistungen" von
H. Jung und ihren mongolischen Kollegen in den Aimags. Nicht sehr viele
internationale Organisationen sind im „Fernen Westen" der Mongolei tätig. In
kleinen Schritten ist Großes entstanden. Auch Claudia Polzer, DED-Repräsentantin
in der Mongolei und die Aimagchefs lobten die Ergebnisse der
deutsch-mongolischen Entwicklungszusammenarbeit. Bäckereien,
Obstverarbeitungsbetriebe, Schreinereien, Nähwerkstätten, ein Schulungszentrum
bedeuten nicht nur Arbeitsplätze und Existenzsicherung, auch das
Selbstwertgefühl der Menschen sei gestiegen, das Zutrauen in die eigenen
Fähigkeiten.
Bei einem Workshop in Ulaangom am 10. und 11. Oktober ging es um die Zukunft, um
die Fortsetzung des Erreichten. Zu diesem Zweck war unter Mitwirkung der
InWent-Koordinatorin in der Mongolei, Frau Sunjidmaa, die Organisation „Saintus"
ins Leben gerufen worden.
Saintus will einen nachhaltigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der
westlichen Region leisten und dabei mit den lokalen Partnern im Privat- und im
öffentlichen Sektor sowie anderen NGO’s zusammenarbeiten.
In Uvs sollen besonders kleine Projekte gefördert werden, in Khovd kleine
Betriebe und Handelseinrichtungen, in Bayan-Ulgii Informationsübermittlung und
Dienstleistungen.
Außerdem ist der Aufbau gemeinsamer Strukturen mit den Aimags Zavkhan und
Gobi-Altai geplant.
Die nahe Grenze zum russischen Tuva bietet gute Möglichkeiten für Kooperation,
Handel und Wandel.
In diesem Zusammenhang liegt Heike die Einrichtung eines „Wirtschaftsfonds
Westliche Mongolei und Tuva" besonders am Herzen. Ohne tatkräftige Unterstützung
von BMZ und GTZ wird das schwer zu verwirklichen sein. Trotzdem ist sie am
Sonntag ins Flugzeug nach Berlin gestiegen, überzeugt, ihre Zeit in der Mongolei
gut genutzt zu haben und dass das Begonnene in bewährten Händen liegt.
Einen erneuten Einsatz in der Mongolei schließt sie jedenfalls nicht aus, wieder
auf das Verständnis ihres Arbeitgebers in Bonn, das Diakonische Werk, hoffend.
Musikfestival „Goldener Herbst"
Vom 26. bis zum 29. Oktober findet in
Ulaanbaatar zum 23. Mal seit 1982 das Musikfestival „Goldener Herbst" statt.
Im Mittelpunkt des Wettbewerbes stehen Kammermusik und Solomusikstücke.
Geehrt werden die Komponisten. 20 haben ihre Werke eingereicht.
20 Komponisten beteiligen sich am Festival. Das Eröffnungskonzert wird im
Schauspielhaus, das Abschlusskonzert im Zentralen Kulturpalast zu erleben sein.
Auf dem Galakonzert wird auch die neue Hauptstadthymne zu hören sein.
Organisiert wird das Festival von der Staatlichen Philharmonie, dem Nationalen
Tanz- und Gesangsensemble, dem Tanz- und Gesangsensemble der Armee, dem
Morin-Khuur-Ensemble sowie dem Komponistenverband der Mongolei.
Zoll beschlagnahmt Dinosaurierei
Die Zollbeamten am mongolisch-chinesischem
Grenzübergang Zamyn-Uud haben am 16.10. im Reisegepäck eines mongolischen
Staatsbürgers ein versteinertes Dinosaurierei gefunden und beschlagnahmt.
Der Mann, Unternehmensdirektor, war auf dem Weg über China nach Japan.
Zurzeit wird geprüft, ob der Fossilienfund mit dem kürzlich verschwundenen Ei
aus dem Museum für Naturgeschichte identisch ist. In jedem Fall wird er an das
Museum übergeben und in der Abteilung für seltene Fundgegenstände ausgestellt
werden.
Todesstrafe bestätigt
Am Abend des 16. März 2003 wurde im
Bayanzurkh-Distrikt Frau O. in eine Wohnhöhle im unterirdischen Heizungssystem
gezerrt, mehrere Tage festgehalten, vergewaltigt und schließlich ermordet.
Als Täter wurden vier Brüder ermittelt.
Zwei der Brüder erhielten die Todesstrafe, die beiden jüngeren zehn Jahre
besonders verschärfte bzw. sechs Jahre verschärfte Haft.
Ihre Berufung wurde vom Hauptstadt- und vom Obersten Gericht abgelehnt. Auch der
durch Krankheit verursachte Tod eines Bruders rechtfertige keine Strafmilderung.
Laubentfernung. Oktober 2005
Subbotnik
Studenten und Schüler werden auch heute
noch ab und zu für freiwillige Arbeitseinsätze herangezogen. Am Samstag
säuberten sie die Park- und Grünanlagen in Ulaanbaatar. Teilweise mit rabiaten
Mitteln.
Neues von Großmeister Dagvadorj
Der 68. Großmeister der japanischen
Sumoprofiliga und Seriensieger der letzten Jahre, der Mongole Dolgersurengiin
Dagvadorj (Titel: Asashyoryu), ist vor kurzem zum zweiten Mal Vater geworden.
Nach einer Tochter brachte seine Frau, G. Tamir, einen Sohn zur Welt.
Mit der Namensgebung wurde der Großvater, Landeselefant D. Dolgersuren,
beauftragt. Er gab seinem Enkel den Namen „Jamyandorj". Jamyan war ein in den
zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts berühmter mongolischer Ringer. Der
Namensteil „Dorj" soll die Verbindung zum Namen des Vaters demonstrieren.
Am 22.10.05 im Buddha-Park
Neuer Wallfahrtsort
Der kürzlich eröffnete „Buddha-Park" im
Zaisan-Tal hat sich schon jetzt zu einem beliebten Ausflugsziel der Hauptstädter
entwickelt. Animiert durch das unerwartet freundliche Spätherbstwetter pilgern
ganze Schulklassen, Familien, Liebespärchen, Alte, gestützt auf Enkel oder
Kinder in den Park, drehen die Gebetstrommeln, bringen die riesige Glocke zum
Klingen und bewundern den überlebensgroßen Buddha, der von seinem Lotusthron auf
die Stadt und den Fluss Tuul blickt. Unterhalb des Throns hat das „Zentrum für
kulturelles und religiöses Erbe" sein Domizil gefunden. Es trägt den Namen des
ersten Oberhauptes der lamaistischen Kirche in der Mongolei Zanabazar.
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Last Update: 02. Januar 2023