Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Am 18.04. vor dem MRVP-Gebäude in UB
Proteste in der Mongolei reißen nicht ab
Die Demonstrationen und Proteste gegen die
mongolische Führung und die vermeintliche Ausbeutung des Landes durch
ausländische Unternehmen im Verbund mit korrupten Politikern weiten sich aus. Am
18. April marschierten nach Angaben der Veranstalter 12 000 Anhänger
verschiedener Bürgerbewegungen vom Sukhbaatarplatz aus in Richtung
Regierungsgebäude, forderten in Sprechchören Regierung, Präsident und Parlament
auf, zurückzutreten und verbrannten unter lauten Beifallsbekundungen vor dem
Nordeingang lebensgroße Papierpuppen von Präsident Nambaryn Enkhbayar,
Ministerpräsident und MRVP - Chef Miegombyn Enkhbold, vom Vorsitzenden des
Großen Staatskhurals, Nyamdorj und von Robert Friedland, Chef von Ivanhoe Mines
in der Mongolei.
Die Polizisten, die in Dreier- und Fünferreihen den Eingangsbereich des
Regierungsgebäudes schützten, griffen nicht ein. Die Demonstranten, an der
Spitze ein offener Lastwagen mit den Vorsitzenden der beteiligten Bewegungen:
Radikale Reformen, Freier Bund der Senioren, Gesunde Gesellschaft,. Front der
Ehrlichen Bürger sowie der Partei der Grünen, zogen weiter zum Parteigebäude der
MRVP. Auf einem Transparent wird Robert Friedland aufgefordert, die Mongolei zu
verlassen, auf einem anderen gefordert, die staatliche Baugenehmigung für eine
Eisenbahntrasse durch den Südgobiaimag für chinesische Firmen zurück zu nehmen.
Immer wieder, mit zunehmend heißer werdenden Stimmen, riefen die Demonstranten
nach einem Vertreter der MRVP - Führung.
S. Bayar, MRVP - Generalsekretär, verwies schließlich auf die unterschiedlichen
Kompetenzen von Parlament, Präsident und Regierung. Für die Vergabe von
Bergbaulizenzen, Baugenehmigungen und Investitionen seien nicht eine politische
Partei zuständig, sondern Regierung und Parlament. Deren Kompetenzen seien in
der Verfassung geregelt.
Etwa ein Dutzend Anhänger der Bürgerbewegungen haben am 19. den angekündigten
Hungerstreik angetreten, weitere 500 wollen sich anschließen. In den Jurten auf
dem Sukhbaatarplatz empfangen die Hungerstreikenden Abgeordnete und Politiker
der Oppositionsparteien. Auf Ministerpräsident Enkhbold warteten die
Hungerstreikenden allerdings bisher vergeblich, er schickte statt dessen vier
seiner Minister. Tsakhiagiin Elbegdorj, sein im Januar zurückgetretener
Vorgänger (jetzt Vorsitzender der Demokratischen Partei), scheute sich hingegen
nicht, auf dem Sukhbaatarplatz den Demonstranten die Rechtmäßigkeit ihrer
Forderungen zu bescheinigen. Am 14. hatten er und die Abgeordneten seiner Partei
unter Protest die Parlamentssitzung verlassen. Sie wollen an den Sitzungen erst
wieder teilnehmen, wenn MP Enkhbold endlich mit den Bürgerbewegungen Kontakt
aufgenommen hat.
Sie fordern 51 Prozent des Profits aus den Bergbauaktivitäten in "Oyu Tolgoi"
und "Tavan Bogd" für die Mongolei und den Verzicht auf die von Ivanhoe Mines
angeregte Stabilitätsvereinbarung mit dem mongolischen Staat.
Am 18. April sollte mit der Ausgabe der ersten Aktien für Ivanhoe Mines über die
Börse in Ulaanbaatar begonnen werden. Am 19. wurde bekannt, dass der Handel auf
unbestimmte Zeit verschoben wurde.
Die nächste Großdemonstration ist für den 27. April geplant.
Vordere Reihe v. R. O. Bum-Yalagch, Grünenchef von UB, G. Arslan, Vors. Front
der Ehrlichen Bürger
Selbstverbrennung angedroht
Die zur Schau gestellte Gleichgültigkeit
der mongolischen Führung gegenüber den Protesten der Bürgerbewegungen,
namentlich genannt wird Ministerpräsident Enkhbold, fördert immer dramatischere
Aktionen. Seit dem 16. April befinden sich SAPU-Opfer im Hungerstreik. Ein
Unterstützer, der seine Jurte zur Verfügung gestellt hatte, baute diese wieder
ab, sein Kind sei gestorben und er müsse in seinen Heimataimag zurück. Druck von
seiten der MRVP sei nicht auf ihn ausgeübt worden. Für kurze Zeit lagerten die
Hungerstreikenden im Freien auf dem Sukhbaatarplatz. Mittlerweile stehen, trotz
Verbots der Stadtbezirksverwaltung, wieder sieben Jurten auf dem Platz. Auch
Anhänger der Bewegung „Radikale Reformen", „Meine Mongolische Erde" und „Front
der Ehrlichen Bürger" beteiligen sich am Hungerstreik, darunter ein Held der
Arbeit und Mitglied der MRVP.
Eine 35 Jahre alte Frau und ein 23 Jahre alter Mann, die sich seit mehreren
Tagen am Hungerstreik beteiligten, mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
G. Altandush, Direktor des „Forschungsinstituts für Asiatischen Schamanismus",
hatte sich bereits mit Benzin übergossen, als Schaulustige die Polizei
informierten, die den Mann schließlich daran hinderte, sich anzuzünden.
Nyamdorj empfängt Abordnung von „Meine Mongolische
Erde"
Mitglieder von „Meine Mongolische Erde"
äußerten in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, Ts.
Nyamdorj, entschiedene Kritik am geplanten Stabilitätsabkommen mit Ivanhoe
Mines.
Nyamdorj: „Darüber ist noch nicht endgültig entschieden worden". Die
Angelegenheit werde geprüft.
S.Ganbaatar
Enkhbold trifft Vertreter der Bürgerbewegungen
In der Nacht zum Freitag kam es zu einem
fast konspirativen Treffen zwischen sieben Vertretern der Bürgerbewegung und
Ministerpräsident M. Enkhbold im Regierungspalast.
Enkhbold lehnte eine Diskussion über den Rücktritt der Regierung und die
Auflösung des Parlaments ab. Präsident Enkhbayar sei von der MRVP nominiert und
von den Bürgern gewählt worden, die Öffentlichkeit und die Parteigremien seien
deshalb die zuständigen Instanzen für eine eventuelle Ablösung des Präsidenten.
Am Freitag Vormittag empfing Enkhbold lediglich S. Ganbaatar („Radikale
Reformen").
Über konkrete Ergebnisse könne er nicht berichten, so Ganbaatar. Enkhbold
erklärte sich bereit, zu Fragen von „Oyu Tolgoi", „Tavan Tolgoi" u. a.
Bergbauaktivitäten eine Arbeitsgruppe einzuberufen. „Radikale Reformen" fordert
eine Aufklärung der Korruptionsvorwürfe, die mit dem Namen Enkhbayar und
mindestens drei Ministern verbunden sind; von der Forderung nach einem Rücktritt
des gesamten Kabinetts rückte Ganbaatar offenbar ab.
Auf die Frage, warum der MP die Vorsitzende des Seniorenverbandes, Baasan, nicht
mit eingeladen habe, entgegnete dieser, er träfe sich mit ihr am folgenden Tag.
Führungsrat der MRVP antwortet
Am 20. April verbreitete die MRVP die
Ergebnisse einer Beratung ihres Führungsrates zu den Forderungen der
Bürgerbewegungen.
Darin heißt es u. a., die Partei arbeite redlich im Interesse des mongolischen
Volkes, sie sei bereit, sich an der Lösung der anstehenden Probleme (Nutzung der
Bodenschätze etc.) zu beteiligen. Bestechung und Korruptionsvorwürfe müssten
geprüft und vor Gericht verhandelt werden.
Die Forderungen nach Auflösung des Parlaments, Rücktritt der Regierung und
Absetzung des Präsidenten widersprächen den Interessen der Mehrheit des
mongolischen Volkes. Diese Ansinnen förderten Unsicherheit und Instabilität der
mongolischen Gesellschaft.
Bürgermutpartei gegen Gewalt
Die Bürgermutpartei beteiligt sich nicht an
den Protestkundgebungen der Bürgerbewegungen, erklärte sich aber solidarisch mit
den Forderungen. Die Parteivorsitzende S. Oyun besuchte die Hungerstreikenden
und forderte die Staatsführung auf, die Demonstrationen nicht gewaltsam
niederknüppeln zu lassen.
V.l.Nyamdorj, Dondog, Dreesen, Oyunsuren, Treuner, Ariunchimeg
Mehr Rechte für die Kommunen
Zum Thema: „Die Erweiterung der Rechte der
Gebietskörperschaften" fand am 19. April eine Beratung mit Verwaltungsfachleuten
aus den Aimags und Ulaanbaatar statt.
Organisiert hatten die Veranstaltung die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und der
Ständige Ausschuss für den Regierungsaufbau beim Großen Staatskhural.
Ts. Nyamdorj, der Vorsitzende des Großen Staatskhurals, eröffnete die Sitzung.
Die Hauptreferate hielten, nach einer Begrüßungsansprache von Botschafter U.
Dreesen, D. Dondog, der Ausschussvorsitzende Regierungsaufbau und Prof. Dr. P.
Treuner vom Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität
Stuttgart.
Prof. Treuner erklärte, keine Empfehlungen für in der Mongolei anstehende
Entscheidungen geben zu wollen, dafür sei er über das Land und seine konkreten
Probleme zu wenig informiert. Er wolle aber zur Entscheidungsfindung beitragen.
Verwaltungsstrukturen und ihre Reformen beträfen immer Kernbereiche der
politischen Willensbildung, es seien immer Kompromisse zwischen widerstreitenden
Interessen geboten.
Er nannte vier Zuständigkeiten, die bei jeder Verwaltungsstrukturreform zu beachten seien:
Die Situation in der Mongolei sei gekennzeichnet
„durch ein gefährlich dominantes Zentrum, den Großraum Ulaanbaatar einerseits
und dünn besiedelte Landesteile andererseits."
Einen Ratschlag gab er dann doch: Bei der Vorbereitung einer
Verwaltungsstrukturreform sollten keine Entscheidungen ausgeklammert werden,
Finanz- und Verwaltungsentscheidungen dürften niemals getrennt entschieden
werden. Lieber sollte sich einen bis drei Monate mehr Zeit genommen werden,
damit würde das Risiko minimiert, hinterher Probleme zu bekommen.
Treuner konnte sich eines aufmerksamen Publikums sicher sein. Schon während
seines Vortrags wurden Fragen und Nachfragen gestellt. Die Aimag- und
Sumverwaltungen sind schon lange unzufrieden mit dem Mangel an
Entscheidungsbefugnissen in ihren Territorien.
Maßnahmen gegen Viehdiebstahl
Trotz großer Anstrengungen in den
vergangenen Jahren konnte der Viehdiebstahl nicht eingedämmt werden. Die Diebe
gehen skrupellos vor, benutzen Schusswaffen, verfügen über moderne
Kommunikationstechniken und schnelle Autos. Sie scheuen sich nicht, trächtige
Tiere zu schlachten und Vieh auf der Weide abzuschießen.
Auf einer Konferenz am 22. April soll mit Viehhaltern und den
Strafverfolgungsbehörden über wirksame Maßnahmen zum besseren Schutz vor
Viehdiebstahl beraten werden.
Ein Rat an die Viehhalter lautet, die Herden nicht über ein längeren Zeitraum
allein weiden zu lassen und nachts Wachen einzusetzen.
Warnung des Außenministeriums
Das Ministerium für Auswärtige
Angelegenheiten der Mongolei warnt vor ausländerfeindlichen Übergriffen in
Rußland, insbesondere in Moskau und St. Petersburg.
Anlass für die Warnung ist ein Vorfall, der sich am 15. April in einer
Metrostation in St. Petersburg ereignete: Zwei mongolische Studenten wurden von
Skinheads angegriffen und verprügelt.
Aus dem Außenministerium verlautet weiter, ähnliche Vorfälle, bei denen
Ausländer die Opfer gewesen seien, hätten sich in letzter Zeit in den genannten
Städten gehäuft. Mongolen, die in Rußland studierten oder sich aus anderen
Gründen längere Zeit dort aufhielten, sollten möglichst in den späten
Abendstunden nicht nach draußen gehen und entgegenkommenden größeren Gruppen
ausweichen.
Existenzminimum neu bestimmt
Das Nationale Amt für Statistik hat die
neuen Angaben für das Existenzminimum in der Mongolei veröffentlicht:
Vorbereitungskomitee „Naadam 2006"
Die Regierung hat die Zusammensetzung des
Nationalen Vorbereitungskomitees für die diesjährigen Naadamfeierlichkeiten
beschlossen.
Danach wurden zum Leiter des Komitees Staatsminister S. Batbold und zu seinem
Stellvertreter, der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar, Ts. Batbayar, ernannt.
In diesem Jahr wird Naadam zusammen mit dem 800-jährigen Jubiläum der
Staatsgründung begangen. Die UNO misst dem Ereignis deshalb besondere Bedeutung
zu.
Der Vorbereitung und Organisation der Feierlichkeiten wird in diesem Jahr die
besondere Aufmerksamkeit des Staates und der lokalen Behörden zuteil.
Ein Fußballdorf für die Mongolei
Während der Fußballweltmeisterschaft
(09.06.-12.07.) plant der mongolische Fußballverband, ein „Fußballdorf"
einzurichten. Hier sollen bis zu 500 Fußballfans gemeinsam die Spiele erleben
können. Es wird Showeinlagen geben, Gespräche und Interviews. „APU", Ikh Mongol"
(Restaurant mit Biergarten) und der Fernsehsender CCTV-1 haben ihre Beteiligung
bereits zugesagt. Aber es sind noch mehr Vorbereitungen getroffen worden, das
Fußballweltereignis auch in der Mongolei gebührend zu würdigen und zu feiern. B.
Ganbold, der Generalsekretär des MFV, kündigte die Organisierung mehrerer
Fußballturniere für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren an. Im Sommerlager „Yanzaga"
(Antilopenjunges) werden die Kinder aus allen Aimags im Verlaufe von zehn Tage
nicht nur Fußball spielen, es werden Fußballseminare angeboten und auch die
Erholung soll nicht zu kurz kommen.
Gemeinsam mit der deutschen Botschaft wurde eine Fotoausstellung zur Geschichte
der Fußballweltmeisterschaften erarbeitet, die außer in der Mongolei auch in
anderen Ländern Asiens zu sehen sein wird.
Für mongolische Fußballfans, die gern ein Spiel live erleben wollen, hatte
Ganbold allerdings keine frohstimmende Antwort: Der Kartenverkauf sei
abgeschlossen. So viel er erfahren habe, seien in die Mongolei nur zwei Karten
gelangt: Je eine für die „Golomt-Bank" und „Fujikhan".
Seit der letzen Fußballweltmeisterschaft in Japan und Korea sei das Interesse an
diesem Sport auch in der Mongolei gestiegen. Regelmäßig würden ausländische
Trainer in der Mongolei unterrichten.. Zwei Jungen seien vor einem Jahr nach
Japan zum Training delegiert worden. Ihre Fortschritte seien verblüffend.
Gern würde Ganbold mongolische Kinder auch an die von David Beckham in London
gegründete Fußballakademie entsenden, „aber das bleibt sicher ein Wunschtraum."
Mit Hilfe der FIFA und des Asiatischen Fußballverbandes werde jedoch im Oktober
ein neues Fußballstadion mit 5 000 Plätzen eingeweiht.
„Der mongolische Winter würgt den Fußball in der Mongolei nicht ab." Ganbold
verwies darauf, dass in den 90-er Jahren keine zehn Mannschaften an Turnieren
beteiligt waren, heute sind es 70. Von Januar bis April wurden im Rahmen des
Turnierkalenders 20 Fußballspiele absolviert und zehn Seminare organisiert.
Hakuho M. Davaajargal wird der 69. Sumo-Großmeister
Diese Vorhersage traf jedenfalls der
jetzige, 68. Großmeister, Asashoryou D. Dagvadorj.
Der junge Davaajargal hat die Frühjahrskämpfe der Sumoringer in Japan
erfolgreich bestritten und den Titel „Ozeki" (Löwe) errungen.
Wenigstens ihre Sumoringer bereiten den Mongolen nach wie vor große Freude.
Davaajargal, der am vergangenen Montag seinem Heimatland einen Besuch
abstattete, feierte seinen Erfolg im Kreise der Familie, seinen Ringerkollegen,
Künstlern, erfolgreichen Unternehmern und Politikern, er erhielt Auszeichnungen
aus der Hand von Präsident Enkhbayar und dem Chef des MOK.
Mann erschießt Frau und Kind
Ein 40-jähriger Viehhalter aus dem
Galuut-Sum im Bayankhongor-Aimag hat erst seine Frau, dann seinen 15 Jahre alten
Sohn mit einem „TOZ – 8"- Gewehr erschossen, ehe er die Waffe gegen sich selbst
richtete.
Über die Hintergründe der Tat wollte die Polizei noch keine genaueren Angaben
machen. Wahrscheinlich sei ein Streit innerhalb der Familie der Anlass gewesen..
Mord im Khentii-Aimag
Zehn Kilometer vom Zentrum des Binder-Sums
im Khentii-Aimag entfernt, wurde die Leiche des 30-jährigen I. gefunden. Der
oder die Täter konnten flüchten. Der Verdacht der Untersuchungsbehörde richtet
sich gegen den Sumbewohner M.
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Last Update: 02. Januar 2023