Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Eröffnung der Frühjahrssitzungsperiode der Großen Staatsversammlung. 07.04.08
Frühjahrssitzungen der Großen Staatsversammlung
eröffnet
„In der kommenden Sitzungsperiode wird sehr
viel Arbeit auf uns zukommen. Einige Gesetze müssen diskutiert und beschlossen
werden, trotz der Wahlkampfarbeit in den Wahlkreisen sollten Sie die Plenar- und
Ausschusssitzungen nicht versäumen."
Der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung, Danzangiin Lundeejantsan, vermied
in seiner Eröffnungsrede am 07. April kritische Worte, lobte die Arbeit in den
vergangenen Monaten und den Beitrag der Abgeordneten zur Entwicklung der
Demokratie. Alle politischen Kräfte arbeiteten intensiv am Erreichen der
Millenniumsentwicklungsziele der UNO.
Die Mongolei stelle sich erfolgreich den Herausforderungen der Globalisierung
und spiele eine Rolle im internationalen Wettbewerb, insbesondere im Bergbau.
Nachdem die Nationalhymne verklungen war, trat Präsident Enkhbayar ans
Rednerpult.
Er hielt sich nicht lange mit Lobeshymnen auf.
„Vor vier Jahren wurden Sie gewählt, die Interessen der Bevölkerung
wahrzunehmen, sie zu verteidigen. Heute ist der Moment gekommen, zu überprüfen,
ob Sie das Vertrauen der Wähler gerechtfertigt, die Interessen der Menschen und
des Staates vertreten, die Gesetze dieses Landes geachtet haben." Dabei sei ein
enges Zusammenwirken zwischen Präsident, Großer Staatsversammlung und der
Regierung unverzichtbar.
Ein Erfolg sei in jedem Fall die Beschlussfassung über das Nationale
Entwicklungsprogramm zur Erreichung der Jahrtausendziele sowie die Bildung der
Nationalen Antikorruptionskommission gewesen.
Die Nichtachtung des Grundgesetzes, das Unvermögen, solidarisch zu handeln,
Lügen und Inkompetenz der Volksvertreter würden hingegen von der Öffentlichkeit
nicht sehr geschätzt.
„Für die Ehrenwerten Mitglieder des Abgeordnetenhauses sind nur ihre
persönlichen Interessen wichtig.", kritisierten die Wähler ein ums andere Mal.
Das ziellose Agieren im Zusammenhang mit den Änderungen und Zusätzen zum
Bergbaugesetz habe nicht nur die Mongolen selbst, sondern ausländische
Investoren verärgert.
Untersuchungen des kanadischen Fraser-Instituts zufolge könnte die Mongolei auf
dem Gebiet des Bergbaus, der Vorkommen und Abbaumöglichkeiten unter 68 Ländern
der Welt den achten Platz einnehmen. Aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten
erreiche sie aktuell jedoch nur den 56. Platz.
Unzulänglich sei auch die Situation im Bildungs- und Gesundheitswesen, bei der
sozialen Sicherheit, beim Umweltschutz.
Das Amnestiegesetz für Steuerschuldner begünstige in seiner jetzigen Form die
Zahlungsunwilligen, die „vergessenen" Bestimmungen über die
Verantwortlichkeiten, die Strafbarkeit von Amtsinhabern im Strafgesetz sei ein
Freibrief für Gesetzesübertretungen.
Die Zeit sei gekommen, Staat, Politik und Gesetzlichkeit im Interesse der
Bevölkerung zu stärken.
Präsident Enkhbayar zum Boao Forum for Asia (BFA)
Auf seinem Weg zum Boao Wirtschaftsforum in
der Provinz Hainan (VR China) besuchte Präsident Nambaryn Enkhbayar am 09. und
10. April die Sonderverwaltungsregion Hongkong an der südchinesischen Küste.
Am achten Treffen des 2001 gegründeten Boao-Forums für Asien vom 11. bis 13.
April unter dem Motto „Grünes Asien" nahmen insgesamt 1 700 Politiker,
Wissenschaftler und Unternehmensführer aus der ganzen Welt teil.
Präsident Hu Jintao konnte zudem zehn Staatsoberhäupter und Regierungschefs,
darunter N. Enkhbayar, Michelle Bachelet (Präsidentin Chiles), Pervez Musharraf
(Präsident der IRP) sowie die Ministerpräsidenten aus Schweden und Australien,
Fredrik Reinfeldt und Kevin Ruud begrüßen.
Erste Staatsvisite von Ministerpräsident Bayar in
Russland
Auf Einladung seines russischen
Amtskollegen, Viktor A. Zubkov, weilte Ministerpräsident Sanjaagiin Bayar vom
10. bis zum 12. April zu seinem ersten offiziellen Staatsbesuch in Russland.
Themen der Gespräche waren eine engere Zusammenarbeit in Technologie und
Veterinärmedizin, beim Grenzregime, in der Landwirtschaft und im Bergbau.
„Rosatom" zeigt Interesse an einer gemeinsamen Erkundung der Uranlagerstätte im
Osten der Mongolei.
Insgesamt wurden 12 Verträge und Vereinbarungen unterzeichnet.
Der Wunsch der Mongolen nach preisermäßigten Lieferungen von Erdölprodukten und
Weizen wurde von russischer Seite positiv beantwortet.
Bei seinem Besuch traf Bayar auch mit Nochpräsident Wladimir W. Putin und dem
designierten Nachfolger Dmitri A. Medwedew zusammen.
Am 14. April wird Ministerpräsident Bayar in Österreich erwartet. Er wird hier
u. a. Gespräche über die Richtungen der mongolisch-österreichischen
Zusammenarbeit führen.
V. l. N. Luvsanjav, D. Lundeejantsan, J. Nergu
„Khurelsukh bleibt ordentliches Parlamentsmitglied"
Das sagte der Vorsitzende D. Lundeejantsan
(im zivilen Beruf Jurist) auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die
Eröffnung der Frühjahrssitzungen. „Sollte er auch in der dritten und letzten
Instanz verurteilt werden, müsste die Frage neu gestellt werden."
U. Khurelsukh, am 18. März vom Stadtbezirksgericht zu zwei Jahren und einem
Monat Haft verurteilt, ließ es sich nicht nehmen, an der Eröffnungssitzung
teilzunehmen.
Gleichzeitig informierte Lundeejantsan über den Antrag der
Generalstaatsanwaltschaft zur Aufhebung der Immunität für L. Gundalai.
Vorgeworfen wird ihm, während seiner Zeit als Gesundheitsminister staatliche
Mittel für private Zwecke verwendet zu haben.
Hauptthema der Pressekonferenz waren die aus dem Strafgesetz entfernten
Bestimmungen zur Verantwortlichkeit der Amtsträger bei Verfehlungen.
Der Chef des Siegelamtes der Großen Staatsversammlung, N. Luvsanjav, lehnte die
alleinige Verantwortung ab, es sei ein technisches Versehen passiert.
Lundeejantsan kündigte an, das Gesetz werde in den zuständigen Gremien noch
einmal behandelt.
Mehrheit akzeptiert Veto des Präsidenten
26 von 41 anwesenden Abgeordneten haben auf
der Sitzung am 10. April für das Präsidentenveto gegen Teile des
Amnestiegesetzes für Steuerschuldner gestimmt.
Gegen die Annahme des Vetos stimmten bis auf einen die anwesenden Abgeordneten
der DP.
Arbeitsgruppe gebildet
Auf Anordnung des Vorsitzenden der Großen
Staatsversammlung wurde am 09. April eine Arbeitsgruppe, bestehend aus
Vertretern der Parlamentsparteien und der Vorsitzenden der Ständigen Ausschüsse,
beauftragt, zu prüfen, wie es zum „Verschwinden" von Bestimmungen über die
Verantwortlichkeit der Amtsträger im novellierten Strafgesetz kommen konnte.
Das Kabinett hatte bereits auf seiner Sitzung am 02. April beschlossen, die
Wiederaufnahme der Bestimmungen 267 und 272 in das Gesetz zu unterstützen.
L. Gundalai
Gundalai verlässt seine Partei
Exgesundheitsminister, Expräsidiumsmitglied
der DP, Gründer der „Partei des Volkes" und Mitglied der Großen
Staatsversammlung, L. Gundalai, hat am 09. April aus den Händen von
DP-Parteivorsitzendem Ts. Elbegdorj den Mitgliedsausweis der DP überreicht
bekommen.
Aus der „Partei des Volkes" sei er ausgetreten. Die Basis wollte kein
Wahlbündnis eingehen, so eine Begründung des DP-Neumitglieds. Der
stellvertretende Vorsitzende der Partei des Volkes war nicht der Einzige, der ob
dieser Neuigkeit außerordentlich überrascht war. Für Elbegdorj und D. Dorligjav,
Generalsekretär der Partei, ist der Coup nachvollziehbar: Gundalais Wahlkreis im
Khuvsgul-Aimag scheint der Partei nun sicher.
Ts. Elbegdorj hat allerdings erklärt, über eine Nominierung Gundalais sei noch
nicht gesprochen worden.
Frauenavantgarde
Die Streichung der Frauenquote von 30
Prozent (wohlgemerkt: bei der Kandidatenaufstellung, nicht für das
Abgeordnetenhaus) aus dem Wahlgesetz, hat die Mongolinnen angespornt, ihre
Ambitionen nach mehr politischem Einfluss nun erst recht zu artikulieren.
Das Nationale Komitee für die Gleichberechtigung der Geschlechter, der
Dachverband der Mongolischen Frauenorganisationen sowie das Zentrum für
Menschenrechte haben für den 01. Mai eine nationale Beratung angekündigt.
250 Frauen aus Wirtschaft, Kunst, Bildung und Wissenschaft, aus den politischen
Parteien, Bürgerbewegungen, internationalen Organisationen, vom Land und aus der
Stadt wurden eingeladen, zum Thema „Vorbildfrauen und die soziale Frage" zu
diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
MIAT-Privatisierung
Die nationale Fluggesellschaft der Mongolei
„MIAT" wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch in diesem Jahr nicht privatisiert
werden.
Der Nationale Sicherheitsrat, der bei dieser Privatisierung ein gewichtiges Wort
mitzureden hat, hat seine diesbezügliche Beratung zum wiederholten Mal
verschoben.
Einen Termin gibt es noch nicht.
Aus dem Komitee für Staatliches Eigentum verlautete, in diesem Jahr sei nicht
mehr mit dem Beginn der Ausschreibung zu rechnen.
Bei Nalaikh. Holztransport von Russland nach China
durch die Mongolei
Eisenbahnverbindung zwischen Sukhbaatar und
Zamyn-Uud
Auf ihrer außerplanmäßigen Sitzung am 07.
April beschlossen die Kabinettsmitglieder den Ausbau des Schienennetzes und die
Modernisierung bestehender Anlagen.
Von Sukhbaatar im Norden bis Zamyn-Uud im Süden soll in naher Zukunft eine
zweite Strecke gebaut werden. Russland als Miteigentümer der mongolischen
Eisenbahn unterstützt das Vorhaben. Querverbindungen sollen vom Khalkh-Gol im
Osten über Tamsagbulag-Baruun-Urt-Mandalgov’-Arvaikheer-Bayankhongor-Khovd-Ulgii
bis zum westlichen mongolisch-russischen Grenzübergang Tsagaannuur im Westen
führen.
Frühjahrsweide 2008
Aufgrund der Wetterunbilden im März und
Anfang April gestaltet sich der Frühjahrsweidegang in einigen Landesteilen
schwierig. Bisher sind landesweit 100 000 Tiere verendet, davon 48 000 Ziegen.
Das bedeutet auch einen erheblichen Verdienstausfall für die
Rohkaschmirproduzenten.
Insgesamt haben von den 28 Millionen geborenen Jungtieren 93 Prozent überlebt.
(Stand 07.04.).
Im Uvurkhangai-Aimag wurden 1,2 Millionen Tiere geboren, davon haben 97,8
Prozent überlebt. Abgesehen von den starken Schneefällen und Stürmen Ende März
verläuft der Frühjahrsweidegang im Aimag in diesem Jahr wesentlich
unproblematischer als in den vergangenen Jahren.
Deutsch-mongolische Regierungsverhandlungen zur
Entwicklungszusammenarbeit
Vom 01. bis zum 03. April fanden in Bonn
die Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und der Mongolei zur
Entwicklungszusammenarbeit statt.
Seit 1992 hat die Bundesrepublik der Mongolei technische und finanzielle
Unterstützung in Höhe von 244,7 Millionen Euro gewährt.
Für die Jahre 2008/09 wurden weitere 18,5 Millionen Euro vereinbart. Zusätzliche
zwei Millionen sind für die Erhaltung der biologischen Diversität und den Schutz
vor den globalen Klimaveränderungen vorgesehen.
Auf die FZ (finanzielle Zusammenarbeit) entfallen dabei neun Millionen, auf die
TZ (technische Zusammenarbeit) 11,5 Millionen Euro.
Beide Seiten vereinbarten, die 3,2 Millionen Euro aus Projektmitteln der
vergangenen Jahre, die nicht ausgegeben wurden, der Summe für 2008/09
hinzuzufügen.
Erste politische Konsultationen
Der stellvertretende Außenminister leitete
die mongolische Delegation, die am 03. April zum ersten politischen Treffen
zwischen den Außenministerien der Mongolei und Portugals in Lissabon eintraf.
Beide Länder wollen ihre politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit ausbauen.
Die Mongolen verkündeten die Absicht, einen Honorarkonsul für Portugal zu
ernennen.
Am 07. April fanden in Den Haag die ersten mongolisch-niederländischen
politischen Konsultationen statt. Auch für die Niederlande plant die Mongolei,
einen Honorarkonsul zu berufen.
Sowohl Portugal als auch die Niederlande versicherten, mongolische Rechte und
Interessen im Rahmen der EU-Aktivitäten zu unterstützen.
Wald- und Steppenbrände
Seit Jahresbeginn mussten die Feuerwehren
in 31 Sums und Stadtbezirken in acht Aimags 38 Brände löschen.
Der Brand im Bayanzurkh-Distrikt, der in den letzten Tagen 163 Hektar bedrohte,
konnte gelöscht werden. Elf Fahrzeuge und 190 Rettungskräfte waren im Einsatz.
Beim Löschen von Bränden im Zentralaimag half das Bergbauunternehmen „Altan
Dornod" mit Bulldozern und anderer schwerer Technik, die Gefahr zu bannen.
Vermisste tot aufgefunden
Am 08. April konnten die Suchmannschaften
die seit dem 07. April vermisste 30-jährige G. Altangul’ aus dem Ulaankhus-Sum
im Bayan-Ugii-Aimag nur noch tot bergen. Beim Argalisammeln war sie in einen
Schneesturm geraten.
Die 42-jährige S. Surenjargal aus dem Mandal-Ovoo-Sum im Südgobi-Aimag hingegen
konnte gerettet werden. Sie erlitt lediglich leichtere Erfrierungen.
Erneut schwerer Verkehrsunfall
Am späten Abend des 04. April starben neun
Menschen, darunter der Fahrer, als ihr Kleinbus auf der Strecke zwischen
Ulaanbaatar und Darkhan auf einen haltenden Lastwagen aufprallte.
Acht Menschen starben noch am Unfallort, einer nach seiner Einlieferung ins
Aimagkrankenhaus von Darkhan-Uul. Zehn, zum Teil Schwerverletzte, wurden
zunächst ins Aimagkrankenhaus gebracht. Inzwischen wurden drei Schwerverletzte
in die Unfallklinik nach Ulaanbaatar verlegt.
Im Mikrobus saßen 18 Passagiere, zugelassen sind 14.
Der Fahrer des Mikrobusses war offenbar mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit
unterwegs, der aufgrund einer Panne haltende Lastwagen soll nicht beleuchtet
gewesen sein.
Das endgültige Untersuchungsergebnis liegt noch nicht vor. Die Polizei ermittelt
weiter.
Der Verursacher des Verkehrsunfalls am 03. April im Chingeltei-Duureg, bei dem
zwei Studenten getötet wurden, sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft in Gants
Khudag.
Olympia 2008
Nach den bisherigen Planungen wird
Präsident Enkhbayar zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2008 nach Peking
reisen, Ministerpräsident Bayar die Abschlussfeiern besuchen.
Das Mongolische Olympische Komitee wird am 01. Juni die genaue
Mannschaftsaufstellung für die Spiele bekanntgeben. Bisher haben acht
mongolische Sportler und Sportlerinnen (Ringen, Sportschießen, Boxen und Judo)
die Normen für eine Olympiateilnahme erfüllt.
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Last Update: 02. Januar 2023