Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
4. bis 10. August 2008

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar

 

„One World One Dream"
29 mongolische Sportler nehmen an den XXIX. Olympischen Spielen vom 08. – 24. August in Peking teil. Sie kämpfen in der Leichtathletik, im Schwimmen, im Boxen, im Judo, im Freistilringen, im Gewichtheben und im Sportschießen um gute Platzierungen.
Ihr ganz konkreter Traum und der vieler Mongolen zu Hause ist der Gewinn einer Goldmedaille. Bisher haben mongolische Sportler Silber- und Bronzemedaillen bei Olympia gewonnen, eine goldene fehlt noch.
Voraussagen in „Sports Illustrated" räumen dem Boxer E. Badar-Uugan und dem Judoka Kh. Tsagaanbaatar gute Chancen auf Gold bzw. Bronze ein.
Am 02. August verabschiedete Ministerpräsident Bayar die mongolischen Olympioniken im Regierungspalast, am 04. August traf sich Präsident Enkhbayar mit der Olympiamannschaft vor dem Chinggis-Khaan-Denkmal auf dem Sukhbaatarplatz, eine gute Reise und natürlich sportliche Erfolge wünschend. „Möge die Farbe Ihrer Olympiafestkleidung ein gutes Omen für die Medaillenausbeute sein."
Die mongolischen Frauen tragen sonnengelbe Blazer, blaue Halstücher und weiße Röcke, die Männer ebenfalls Blazer in Gelb, dazu blaue Binder und weiße Hosen. Die Kopfbedeckung für Männer und Frauen: strahlendweiße Hüte.
Trotzdem gab es Kritteleien am Outfit der Mannschaft. Die Farbe der Jacken ähnelte der der chinesischen Frauen. Der eine oder andere Ausländer könnte denken, die Mongolei sei eine Provinz Chinas.
Das NOK der Mongolei sah sich gezwungen, Erklärungen zur Kleiderwahl abzugeben. Über die Farbe sei mit den Sportlern gemeinsam beraten worden. Gelb sei bisher bei Olympia von mongolischen Mannschaften noch nie getragen worden, es sei bei vielen, vor allem asiatischen Völkern eine Glücksfarbe und erinnere an das Ziel, wenigstens eine Goldmedaille gewinnen zu wollen.
Der Einmarsch der Mannschaften in das Nationalstadion („Vogelnest") erfolgte nach Regeln der chinesischen Schriftzeichen. Die Mongolen waren wie die Deutschen erst ziemlich spät an der Reihe.
Als Fahnenträger führte der Judoka B. Bayarjavkhlan die mongolische Mannschaft ins Stadion. Er war in die mongolische Nationaltracht, einen festlichen, goldschimmernden Deel mit passender Kopfbedeckung, gekleidet.
Präsident Enkhbayar und seine Frau O. Tsolmon, erhoben sich von ihren Plätzen auf der Ehrentribüne, winkten ihrer Mannschaft zu, die ihrerseits mit dem Schwenken ihrer vielen kleinen und der großen Nationalfahne zurück grüßten.
Wünschen wir den mongolischen Sportlern Bestleistungen, viele vordere Plätze und wenigstens eine der begehrten Goldmedaillen.
Übrigens: Eine gebürtige Mongolin, die Schützin D. Munkhbayar, wurde vor sechs Jahren deutsche Staatsbürgerin und startet für ihre neue Heimat bereits zum zweiten Mal bei Olympia.
Drei Schützlinge des mongolischen Trainers der kanadischen Freistilringer, N. Lkhamsuren, haben sich für Peking qualifiziert. .
Kh. Tsagaanbaatar hat leider seinen ersten Kampf gegen seinen israelischen Kontrahenten verloren.

Präsident Enkhbayar empfängt Angehörige der Opfer vom 02. Juli
Auf einem Treffen Präsident Enkhbayars mit Hinterbliebenen der fünf Opfer vom 01./02. Juli am 06. August im Regierungspalast beantwortete der Präsident deren Fragen nach dem Entscheidungsverlauf im Zusammenhang mit der Verhängung des Ausnahmezustandes, dem Stand der Ermittlungen gegen die Todesschützen bzw. warum es so lange dauert, diese dingfest zu machen. Warum die Regierung nicht rechtzeitig auf die Situation reagiert habe?
Der Präsident sprach den Anwesenden im Namen des Staates und in seinem eigenen Namen sein tiefempfundenes Beileid aus. Wir müssen die Wahrheit herausfinden und wir werden sie herausfinden.
Bei einem Treffen mit den Vorsitzenden aller im Parlament vertretenen Parteien am 01. Juli habe er diese aufgefordert, ihre Mitglieder zu bewegen, die drohende Eskalation der Demonstration zu stoppen, auf die Demonstranten einzuwirken, sich zu zerstreuen.
Nicht über Lautsprecher, aber über das Fernsehen habe ich zur Mäßigung aufgerufen.
Die Gewalt nahm hingegen zu. Nicht nur das MRVP-Gebäude, auch andere wichtige Einrichtungen (Polizeistationen, Kraftwerk) drohten zum Angriffsziel zu werden.
Eine solche Situation habe es in der Mongolei noch nicht gegeben. Entscheidungen mussten schnell getroffen werden
Den Gebrauch von scharfer Munition auch nach der Ausrufung des Ausnahmezustandes habe er ausdrücklich untersagt.
Auf die Frage, wer für den materiellen Schaden, der den Familien der Opfer entstanden sei, die Verantwortung übernähme, antwortete der Präsident, „Das werden wir wissen, sobald die Schuldigen gefunden sind."

Staatsbesuche
Beim Staatsbesuch des kasachischen Präsidenten N. Nazarbaev in der Mongolei am 06. und 07. August vereinbarten beide Seite eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit im Energiesektor, (kasachische Erdöllieferungen in die Mongolei), bei der Entwicklung der Infrastruktur (Eisenbahnverbindung Kasachstan-Mongolei, Straßenbau, Flugzeugverbindung Bayan-Ulgii-Öskemen, Ulaanbaatar-Alma-Ata).
Ökonomen und Unternehmer aus beiden Ländern versammelten sich am 07. August auf einem Wirtschaftstreffen in der Industrie- und Handelskammer der Mongolei.
Am 12. und 13. August wird der Generalgouverneur von Neuseeland, Anand Satyanand, der Mongolei einen offiziellen Staatsbesuch abstatten. Beide Länder wollen ihre Zusammenarbeit in der Landwirtschaft, im Tourismus und im Bildungswesen intensivieren.
Am 20. August wird der dänische Kronprinz Frederik, am 22. und 23. Fürst Albert II. von Monaco in der Mongolei erwartet.

Abgesandter der Labour Party in der Mongolei
Die Beziehungen zwischen der britischen Labour Party und der MRVP haben sich seit dem Beitritt der MRVP zur Sozialistischen Internationale sehr intensiv entwickelt.
Der Vorsitzende der britisch-mongolischen Parlamentariergruppe, John Grogan, nahm bei seinem Besuch in der Mongolei Anfang August auch Stellung zur entstandenen Krise nach den Parlamentswahlen. „Ich teile die Meinung aller internationalen Beobachter, die Wahlen sind fair und regelgemäß verlaufen." Demokratie bedeute nicht nur siegen lernen, sondern auch verlieren lernen.", erklärte er in einem Interview für die „Ardyn Erkh", das am 06. August veröffentlicht wurde.

Kein Ausweg aus der Parlamentskrise in Sicht
Der Ton zwischen der DP und der MRVP ist wieder schärfer geworden.
Die DP hat angekündigt, ihre Forderungen auszuweiten. Das Haupthindernis auf dem Weg zu einer Einigung sei der ZWK-Vorsitzende, B. Battulga.
Außerdem brachte die DP wieder neue strittige Wahlkreise ins Spiel. Zu Bayangol und Khentii sind nun wieder Zavkhan, Bulgan und Bayan-Ulgii hinzu gekommen, Dornod fehlt merkwürdigerweise auf dieser DP-Liste.
Hier kämpft der Kandidat der Zivilcouragepartei für eine Neuauszählung.
Die DP hatte es auch abgelehnt, dass die Parteivorsitzende S. Oyun an den Parteiengesprächen zur Klärung der strittigen Fragen teilnimmt. Die MRVP hat der DP-Abweisung nicht widersprochen.
Präsident Enkhbayar hatte alle im neu gewählten Parlament vertretenen Parteien aufgefordert, gemeinsam zu beraten.
Die meisten befragten Mongolen winken nur ab, wenn sie auf die aktuelle Situation angesprochen werden. Sie haben mit den steigenden Preisen zu kämpfen. Die Benzinpreise haben sich um 200 bis 350 Tugrug erhöht, für viele Unternehmen, vor allem auch für Tourismusunternehmen, ein harter Schlag.
Ein Kilo junge mongolische Möhren kostet mittlerweile 2 000 Tugrug.
Nicht nur Bauminister und Vorsitzender der Neuen Nationalpartei, Ts. Tsolmon, meint, die Diskussionen um Vor- und Nachteile der parlamentarischen Demokratie gegenüber einem Präsidialsystem müssten wieder belebt werden. Sind in der Mongolei die Voraussetzungen für eine funktionierende, dem Wohl der Bevölkerung verpflichtete parlamentarische Demokratie vorhanden?


Sitzstreik auf dem Sukhbaatarplatz

A. Saruul und G. Arslan festgenommen
Am 05. August hat die Polizei den Vorsitzenden der „Front Ehrlicher Bürger", G. Arslan und die Vorsitzende der „Nationalen Bewegung der Mongolischen Grünen", A. Saruul festgenommen.
Ihnen werden Verstöße gegen das Versammlungs- und Demonstrationsgesetz vorgeworfen.
Das weisen die beiden und ihr Verteidiger zurück. Nirgendwo stehe geschrieben, ein friedlicher Sitzstreik verstoße gegen Gesetze. Außerdem hätten sie die Aktion ordnungsgemäß angemeldet, allerdings hätten sie im Vorfeld natürlich nicht wissen können, wie viele Demonstranten sich versammeln würden.
Ihre Festnahme sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Diktatur.
Eine Richterin am Verwaltungsgericht im Sukhbaatar-Stadtbezirk hat beide zu 14 Tagen Haft verurteilt. Das Ulaanbaatar-Stadtgericht hat das Urteil am 07. August bestätigt.
Am 06. August nahm die Polizei weitere Demonstranten, darunter eine schwangere Frau und eine 79-jährige Großmutter, vorübergehend fest.
Die Demokratische Partei, die Bürgerbewegung „Radikale Reformen" und der Freie Seniorenbund haben gegen diese Verletzung der demokratischen Bürgerrechte protestiert. „Dagegen und für eine angstfreie Gesellschaft wollen wir kämpfen, dafür brauchen wir die Unterstützung des Volkes.", so der Vorsitzende von „Radikale Reformen", D. Enkhbat, in der „Udriin Sonin" vom 07.08.08.
Seit dem 30. Juli protestieren Angehörige für die Freilassung ihrer Verwandten, die im Zusammenhang mit den Krawallen am 01. und 02. Juli festgenommen worden waren. (Sh. auch Neues aus der Mongolei vom 28. Juli bis zum 03. August)
Auch nach den Verhaftungen und weiteren Verhaftungsandrohungen wollen sie ihren Sitzstreik fortsetzen.


J. Batzandan im Mai 2006

Batzandan aus Haft entlassen
Der am 04. Juli festgenommene Vorsitzende der Bürgerbewegungspartei, J. Batzandan, ist am 07. August gegen Kaution aus der Haft entlassen worden.
Sein Verteidiger und seine Angehörigen hatten wegen ernster gesundheitlicher Probleme Batzandans entsprechende Anträge eingereicht.

Badeanstalt im Gerviertel eingeweiht
Am 07. August wurde im 16. Khoroo des Chingeltei-Duuregs in Ulaanbaatar eine neue öffentliche Badeanstalt mit fließendem kaltem und warmem Wasser eingeweiht.
Vier Jahre haben die Bauarbeiten gedauert. Die nötigen Investitionen stammen von „Amarlin Trade".
Mit der Inbetriebnahme des Dienstleistungszentrums, zu dem auch ein Internetzentrum gehört, hätten sich die Lebensverhältnisse der Bewohner des Gerviertels spürbar verbessert. Außerdem seien 12 neue Arbeitsplätze entstanden.
In den nächsten Jahren ist der Bau von 106 ähnlichen Dienstleistungszentren in den zentrumsfernen Wohnvierteln geplant.

Aus der Regierungssitzung
Auf der Kabinettsitzung am 06. August berichtete Bildungsministerin N. Bolormaa über den Stand der Vorbereitungen auf das Schuljahr 2008/09.
Der Übergang zum 12-Klassen-Schulsystem (Lehrbücherausstattung, Erarbeitung der Lehrpläne) verlaufe planmäßig, 2 400 Lehrer für die Unterrichtung der 40 700 Sechsjährigen seien neu ausgebildet worden bzw. hätten an Schulungsmaßnahmen teilgenommen.
54 Schulen, 19 Internate und 27 Sporthallen müssten rekonstruiert werden. 31 davon sind fertig gestellt.
Die 150 Universitäten und Hochschulen hätten 35 200 neue Studenten aufgenommen.


Stimmen der Zukunft

„Stimmen von morgen"
Die Absolventen des Gesangskurses am Kulturzentrum „ Nature Sound" stellten in einem Galakonzert am 09. August im Schauspielhaus von Ulaanbaatar ihr Können vor.
Die jungen Frauen und Männer von verschiedenen Schulen und Hochschulen des Landes, boten zunächst einen Ausschnitt aus der eigens für sie komponierten Rockoper, ehe sie ihre Soloauftritte hatten.
Ausgewählt hatten sie internationale und nationale Popsongs, Balladen und Breakdancetitel, die meisten in mongolischer Sprache vorgetragen.
Eine der jungen Sängerinnen gestaltete ihren Vortrag mit Unterstützung von Mitgliedern des Tanzsportclubs „Line of Dance".
Keine Frage, dass alle die Prüfung bestanden haben.
Wer bisher asiatische Popmusik eher nicht besonders prickelnd fand, könnte durch die mongolische Popmusik eines besseren belehrt werden.


   

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