Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Z. Altai. 14.08.08
„Wir sind doch nicht im Kindergarten"
Nachdem auch der vierte Versuch, die neu
gewählten Abgeordneten zu bewegen, ihren Eid auf die Verfassung abzulegen,
gescheitert ist, kündigte Präsident N. Enkhbayar an, jeden Abgeordneten
persönlich anzuschreiben und ihn an seine verfassungsmäßigen Pflichten zu
erinnern.
Erst, wenn er die schriftliche Zusage von mindesten 57 Abgeordneten habe, werde
er sie erneut einladen, den Eid abzulegen.
Am 14. August, 11:30 Uhr, versammelten sich die MRVP-Abgeordneten S. Oyun von
der Zivilcouragepartei, Z. Altai, der als Unabhängiger in die Staatsversammlung
eingezogen ist, E. Bat-Uul sowie B. Batbayar von der DP im Abgeordnetensaal im
Regierungspalast.
Sie warteten vergeblich auf eine positive Entscheidung des parallel tagenden
Exekutivrates der DP, so dass der Präsident die Fortsetzung der Sitzung auf
15:00 Uhr verschob.
Wieder vergeblich.
E. Bat-Uul. 14.08.08
Nach einigen Wortgeplänkeln zwischen Bat-Uul und
dem Präsidenten sowie Bat-Uul und Ministerpräsident Bayar sowie der
Klarstellung durch die Rechtsexpertin des Büros der Großen Staatsversammlung,
der Präsident habe entsprechend den Gesetzen gehandelt, seine Kompetenzen nicht
über- oder unterschritten, brach der Präsident die Sitzung ab.
DP und MRVP kritisierte er gleichermaßen, die einen missachteten Gesetze, die
anderen ließen wirkliche Anstrengungen, eine Lösung aus der Krise zu finden,
vermissen. „Sind wir im Kindergarten oder erwachsene Menschen?"
Am Vormittag hatte Enkhbayar aus den Händen des ZWK-Vorsitzenden, B. Battulga,
die Wahlergebnisse aus dem Khentii-Aimag entgegengenommen. Eine Neuauszählung
sei vom örtlichen Wahlkomitee nicht für nötig befunden worden.
Battulga musste sich vom Präsidenten kritische Worte über seine Rolle bei dem
Durcheinander bezüglich der Verkündung und Übergabe der Wahlergebnisse
anhören, der räumte inzwischen ein, einige fehlerhafte bzw. missverständliche
Entscheidungen getroffen zu haben.
Offiziell verkündet wurden die Khentiiergebnisse (alle drei Mandate gingen an
die MRVP) noch nicht.
Einige Führungsmitglieder der DP drohten Bat-Uul, der im Hinblick auf die im
Oktober anstehenden Kommunalwahlen eine zügige Arbeitsaufnahme der
Staatsversammlung befürwortet und die Beschlüsse des Exekutivrates seiner
Partei offen kritisiert, mit dem Parteiausschluss.
Zum Erstaunen vieler wurde für den 18. August, 15:00 Uhr, die Fortsetzung der
Ersten Parlamentssitzung - es wäre der fünfte Versuch - angekündigt.
Vielleicht hängt die Entscheidung mit der Olympiagoldmedaille und den daraus
resultierenden Anzeichen von Versöhnung zusammen?
Über definitive Zusagen der DP-Abgeordneten ist nichts bekannt.
Judoka Naidangiin Tuvshinbayar gewinnt erstes
Olympiagold für die Mongolei
Er stammt aus dem Saikhan-Sum im
Bulgan-Aimag und hat die Mongolen in einen Freudentaumel versetzt: N.
Tuvshinbayar gewann am Abend des 14. August die erste Goldmedaille für die
Mongolei in der Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit.
In der Gewichtsklasse bis 100 kg besiegte er im Judofinale den Kasachen
Zhitkeyev Askhat.
Ausnahmezustand in Ulaanbaatar, diesmal im positiven Sinn. Die Menschen
strömten auf die Straßen, Autofahrer schmückten ihre Fahrzeuge mit der
mongolischen Nationalflagge, ein ohrenbetäubendes Hupkonzert begann.
Auf dem Sukhbaatarplatz versammelten sich in den späten Abendstunden mehr
Menschen, als zu Zeiten der größten Protestdemonstrationen. Vergessen waren
für den Moment Parteienstreit, politische Krise und Inflation.
Präsident Enkhbayar erschien auf dem Sukhbaatarplatz in trauter Gemeinsamkeit
mit MRVP-Chef Bayar und DP-Chef Elbegdorj. „Wir sind stolz auf unsere
Sportler, lasst uns gemeinsam feiern und auch in Zukunft zusammenstehen."
Zwei Tage zuvor hatte Otryadyn Gundegmaa Silber im 25-Meter-Pistolenschießen
errungen.
Mit olympischem Rekord ins Finale der besten acht eingezogen, führte sie bis
kurz vor Schluss, ehe sie von ihrer chinesischen Konkurrentin knapp bezwungen
wurde. Mit deutlicherem Abstand gewann D. Munkhbayar Bronze für Deutschland.
Gundegmaas Silbermedaille war die erste seit 28 Jahren für mongolische Sportler
bei Olympia.
Vor vier Jahren kehrten die Mongolen aus Athen nur mit einer Bronzemedaille nach
Hause zurück.
Tuvshinbayar wird mittlerweile mit Geschenken großer und kleinerer mongolischer
Firmen förmlich „überschüttet": Bargeldprämien, eine Dreiraumwohnung,
ein Jeep. Mobicom schenkte ihm die „Goldene" Handynummer 9999 9999.
Seit ihrer Olympiapremiere 1964 in Rom haben Mongolen 17 Medaillen gewonnen
(einschließlich der beiden von 2008), acht davon im Freistilringen, zwei im
Boxen, fünf im Judo, zwei im Schießen. Von den sechs Silbermedaillen wurden
vier von den Freistilringern, eine von den Judokas und eine von O. Gundegmaa im
Schießen errungen. Zwei Bronzemedaillen gewannen die Boxer, vier die Ringer,
eine die Schützin D. Munkhbayar 1992 (damals noch für die Mongolei startend)
und drei die Judokas.
Und noch einmal: 2008 die erste Goldmedaille für den Judoka N. Tuvshinbayar.
Mongolisch-Europäisches Investorentreffen
Am 10. und 11. September findet in
Ulaanbaatar ein Mongolisch-Europäisches Investorentreffen statt.
Nach Klärung der Vertragsprobleme in Bezug auf Oyu Tolgoi, könnten weitere
Sozial- und Bergbauprojekte mit ausländischen Investitionen rechnen.
In die Beratungen einbezogen werden Investitionsvorhaben bei der Eisenbahn, in
der Energiewirtschaft, beim Flughafen- und Straßenbau, im Bildungs- und
Gesundheitswesen.
Militärische Zusammenarbeit zwischen der Mongolei
und Katar
Am 15. August trafen 150 Soldaten und
Offiziere aus Katar auf dem internationalen Flugplatz „Chinggis-Khaan"
von Ulaanbaatar ein.
Sie werden gemeinsam mit Angehörigen der mongolischen Streitkräfte auf der
Militärbasis „Tavan Tolgoi" (100 km von Ulaanbaatar entfernt) an
Militärübungen teilnehmen.
Beim Besuch des Generalstabschefs der Streitkräfte der Mongolei,
Generalleutnant Ts. Togoo, in Katar im Dezember 2007 wurde zwischen beiden
Staaten ein Vertrag über die Zusammenarbeit der bewaffneten Kräfte
unterzeichnet.
300 Falken verkauft
In der Mongolei gibt es zehn Falkenarten,
der Bestand beläuft sich auf 4 500 bis 5 000 Tiere.
In diesem Jahr hat die Mongolei bereits 300 Falken in arabische Länder
verkauft.
Der Preis für ein Tier beträgt 9 800 USD.
9 000 davon fließen in den Staatshaushalt, 800 in den betreffenden Aimag- bzw.
Sumhaushalt.
Deutsche und Mongolen auf dem „Khuiten"
Anlässlich der Eröffnung der XXIX.
Olympischen Sommerspiele in Peking am 08. August 2008 haben Deutsche und
Mongolen den höchsten Berg der Mongolei, den „Khuiten", im Altai
bestiegen.
Mitglieder des mongolischen Bergsteigerverbandes, der deutsche Botschafter, Pius
Fischer, Martin Lutterjohann, Berater in der Behörde zur Drogenbekämpfung in
Phnom Penh und Joscha Stillner, Mitarbeiter bei UNDP Ulaanbaatar, überwanden
auf ihrem Marsch von den sommerlichen Steppenwiesen Schneefelder und Gletscher,
ehe sie auf dem 4 374 Meter ü. M. gelegenen Gipfel des Khuiten die mongolische
und die deutsche Flagge hissten.
Für ihre Unterstützung bedankten sich die Bergsportler u. a. bei der
Verwaltung des Bayan-Ulgii-Aimags und den Bewohnern des Tsengel-Sums.
Exministerpräsident M. Enkhsaikhan überreichte den drei Deutschen im Namen des
Bergsteigerverbandes der Mongolei Ehrenurkunden und lud sie ein, im nächsten
Jahr, den mit 4 204 Metern zweithöchsten Berg der Mongolei, den Munkhkhairkhan,
zu erklimmen.
..M. Enkhsaikhan und Botschafter Fischer. 14.08.08
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Last Update: 02. Januar 2023