Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Blick auf die Chingelteiberge. 26.02.08
Parlamentswahlen 2008
Die im Großen Staatskhural vertretenen
Parteien (MRVP, DP, Bürgermutpartei, Mutterlandpartei, Republikanische Partei,
Partei des Volkes und Neue Nationalpartei) einigten sich auf den 29. Juni als
Wahltermin.
Spätestens 45 Tage vor der Stimmenabgabe muss der Termin laut Wahlgesetz
offiziell bekannt gegeben werden.
Auf die Frage an den Vorsitzenden der Staatsversammlung, D. Lundeejantsan, ob es
nicht verboten sei, bereits jetzt mit der Wahlwerbung zu beginnen – die Parteien
verteilen bereits Geschenke an die Haushalte – entgegnete er: In der Mongolei
sei es nun einmal Sitte, zur Zeit der Mondneujahrsfeierlichkeiten Geschenke zu
überreichen. Dagegen könne nichts eingewendet werden. Die regelrechte
Wahlwerbung dürfe jedoch erst 22 Tage vor dem Termin beginnen.
Strukturänderungen?
Auf der Kabinettsitzung am 27. Februar
wurde der Vorschlag diskutiert, die Zahl der Ministerien von 13 auf neun zu
reduzieren und die Zahl der Regierungsmitglieder von 15 auf zehn.
Die Funktion des Shadar Said (faktisch der stellvertretende Ministerpräsident)
soll wieder abgeschafft werden.
Die Ministerien für Wege, Transport und Tourismus, Bauwesen und Stadtentwicklung
sowie Energie und Brennstoffe sollen in einem Ministerium für Infrastruktur und
Städtebau zusammengefasst werden. Die Ministerien für Industrie und Handel sowie
Landwirtschaft und Nahrungsgüter in einem Ministerium für Landwirtschaft,
Nahrungsgüter und Industrie, die Ministerien für Gesundheit und für Arbeit und
Soziale Sicherheit werden zusammengelegt. In den Kompetenzbereich des
Ministeriums fallen zusätzlich die Bereiche Kinder, Jugendliche und Familie.
Der Bereich Geologie und Mineralische Ressourcen (bisher Industrie und Handel)
wechselt in den Verantwortungsbereich des Umweltministeriums, der Außenhandel in
den des Außenministeriums, das dann in Ministerium für Auswärtige
Angelegenheiten und Handel umbenannt werden wird.
Die Fachaufsichtsbehörde wird dem Ministerpräsidenten unterstellt, das Amt für
Katastrophenschutz dem Verteidigungsminister.
Die Ministerien für Finanzen, Justiz und Innere Angelegenheiten, Bildung, Kultur
und Wissenschaft bleiben erhalten, eine Behörde für Wirtschaftliche Entwicklung
wird neu gegründet. Außerdem sind im Gesetzentwurf neun bzw. 19
Regierungsagenturen vorgesehen.
Auslandsdienstreisen
Präsident N. Enkhbayar hat bei seinem
offiziellen Besuch zur Amtseinführung des neuen koreanischen Präsidenten in
Seoul nicht nur Gespräche mit den koreanischen Gastgebern geführt, sondern auch
mit dem russischen Ministerpräsidenten V. A. Zubkov. Dabei ging es vor allem um
die kostenlose Übergabe ehemals russischen Wohneigentums an die mongolischen
Mieter und die Erhöhung der Zahl mongolischer Stipendiaten an russischen
Hochschulen. Beides sagte Zubkov zu.
Eine Delegation des Großen Staatskhurals unter Führung des Vorsitzenden D.
Lundeejantsan ist am 25. Februar zu einem offiziellen Besuch nach Japan gereist.
Außenministerin S. Oyun wird das Land vom 02. bis zum 07. März besuchen.
Vorgesehen sind u. a. Gespräche mit dem japanischen Außenminister, dem
japanischen Finanzminister und Vertretern der Japanischen Agentur für
Internationale Zusammenarbeit (JICA).
Bürgermeister von Ulaanbaatar auch Vorsitzender der
Hauptstadt-MRVP
Auf der XXX. Parteikonferenz der
MRVP-Grundorganisation Ulaanbaatars wurde Oberbürgermeister und Gouverneur T.
Bilegt zum Vorsitzenden gewählt. Er löst den erst vor kurzem in dieses Amt
gewählten G. Munkhbayar ab, der aus Gesundheitsgründen seine Aufgaben nicht mehr
wahrnehmen kann, heißt es aus MRVP-Kreisen.
Exoberbürgermeister Ts. Batbayar, der nach eigenem Bekunden seine Klage gegen
die MRVP wegen seiner Ablösung als Bürgermeister (Dezember 2007) nicht
zurückgezogen hat, wurde in das Präsidium der Hauptstadt-MRVP gewählt.
Wahlkampfbündnis
Die mongolische Grüne Partei und die
Bürgerbewegungspartei haben vereinbart, ein Wahlbündnis „Bürgerkoalition" zu
schließen.
Am 04. Februar unterzeichneten die beiden Vorsitzenden, D. Enkhbat und J.
Batzandan, ein entsprechendes Memorandum.
33 Prozent der Kandidaten des Bündnisses sollen Frauen sein.
Programmschwerpunkte sind der Kampf gegen Armut und Korruption.
175 000 Stück Vieh verendet
Die Winter- und Frühjahrsweidegänge fanden
bzw. finden in weiten Teilen der Mongolei wegen starker Schneefälle und
langanhaltender Kälte unter erschwerten Bedingungen statt.
Mit Stand von Ende Februar waren in 144 Sums in 12 Aimags insgesamt 175 000
Herdentiere verendet. Am schlimmsten betroffen sind die Aimags Uvurkhangai, Uvs,
Khovd, Bayan-Ulgii Zavkhan, Khentii und Sukhbaatar.
Existenzminimum in Ulaanbaatar 73 300 Tugrug
Das Nationale Amt für Statistik hat das
Existenzminium für 2008 wie folgt bestimmt:
7 000 Wohnungslose in der Mongolei
Die Tageszeitung „Ardyn Erkh" meldete am
26. Februar, dass nach Berechnungen nationaler und internationaler
Nichtregierungsorganisationen (NGO) in der Mongolei 7 000 Menschen ohne
ständigen Wohnsitz leben, 60 Prozent davon seien Kinder und Jugendliche.
Diesen Menschen müsste durch Gesetz ein menschenwürdigeres Leben ermöglicht
werden.
Nach internationalem Vorbild sollten sie mit Lebensmitteln und Wohnraum versorgt
werden.
Gläserne Brieftaschen
Wie der Mitarbeiter in der Nationalen
Antikorruptionskommission, J. Batsaikhan, mitteilte, sind 253 von 258 hohen
Staatsangestellten der geforderten Offenlegung ihrer Vermögens- und
Einkommensverhältnisse nachgekommen. Die ausstehenden Angaben beziehen sich auf
noch nicht wieder besetzte Posten (Präsidialamtschef, stellvertretende
Aimagvorsitzende in Arkhangai und Khuvsgul, freigewordene Sitze im Parlament).
In der Mitte U. Khurelsukh. 25.10.2007
Prozessbeginn verschoben
Der Prozess gegen den Exchefbuchhalter der
Sparbank, seine Kollegin und 12 weitere Beschuldigte im Fall der veruntreuten
14,2 Milliarden Tugrug wurde auf den 17. März verschoben.
Eine Untersuchungskommission hat fast ein Jahr ermittelt. Die beiden
Hauptangeklagten beklagten die mangelnde Zeit, alle Unterlagen zu studieren und
baten um Aufschub. Zudem konnte der Anwalt eines der Beklagten krankheitsbedingt
zum angekündigten Termin am 27.02. im Stadtbezirksgericht Chingeltei nicht
erscheinen.
In den Fall sollen auch drei MRVP-Abgeordnete verwickelt sein. Während gegen
zwei von ihnen die Vorwürfe fallen gelassen wurden, muss sich U. Khurelsukh,
ehemals Minister für Fachaufsichten, vor Gericht verantworten.
Bisher hat das Abgeordnetenhaus eine Aufhebung der Immunität wiederholt
abgelehnt. Khurelsukh erklärte seine Bereitschaft zur freiwilligen
Zusammenarbeit mit den Gerichten.
Urteil gegen Tumengerel offenbar vollstreckt
Vor über einem Jahr hat der Direktor einer
Wohnungsbaukreditgenossenschaft und MRVP-Stadtverordnete, Ts. Tumengerel, den
Chef der Finanzaufsichtsbehörde, D. Badraa, in dessen Büro erstochen. Mit einem
mitgebrachten Messer stach er mehrmals auf sein Opfer ein und ließ es verbluten.
Tumengerel erhielt die Todesstrafe, die in allen Instanzen bestätigt wurde.
Ein Gnadengesuch der Familie Tumengerels hat Präsident Enkhbayar abgelehnt.
In der Mongolei wird die Todesstrafe für besonders grausame Morde verhängt, sie
wird jedoch nicht in jedem Fall vollstreckt. Laut Gesetz gilt der Urteilsvollzug
als Staatsgeheimnis.
Die Ehefrau Tumengerels hatte gefordert, wenn ihr Mann schon keine Gnade finden
könne, dann solle die Familie doch wenigstens darüber informiert werden, ob er
noch am Leben sei oder nicht.
Ts. Tumengerel war am Abend des 22. Februar aus der Untersuchungshaftanstalt
Gants Khudag in die Haftanstalt Takhir Soyot, wo gewöhnlich die Todesurteile
vollstreckt werden, gebracht worden.
Begnadigung hätte im angeführten Fall eine Umwandlung der Todesstrafe in 30
Jahre Haft bedeutet.
Dieses Strafmaß war erst vor einem Jahr von 25 Jahren auf 30 Jahre erhöht
worden.
Prozess gegen G. Altan abgeschlossen
Im Fall der Entschädigungszahlungen nach
dem Brand der Bumbugur-Markthallen sprach das Gericht am 29.02. sein endgültiges
Urteil. Danach muss die Generaldirektorin von „SAPU" und „Altjin", G. Altan,
nicht 100, sondern nur 60 Prozent der Schadenssumme auszahlen.
Betroffen waren seinerzeit etwa 800 Standmieter, die zum Teil Entschädigungen
zwischen drei und 100 Millionen Tugrug erhielten.
Kurz nach dem Start vom Flugplatz Chinggis Khaan in Ulaanbaatar. 28.02.08
Neues aus der Mongolei können Sie wieder am 30. März lesen.
In der nächsten Woche erscheint an dieser Stelle eine Information über die Eröffnung des ersten mongolisch-deutschen Radiosenders in Ulaanbaatar sowie über den Vortrag von Prof. Dr. Hüttel über die gemeinsame mongolisch-deutsche archäologische Expedition in der Mongolei. R. B.
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