Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate
Bormann,
Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)
Mongolei im Winter
Neues Parlamentsgebäude
Erinnern Sie sich? Vor drei Jahren
„schenkte" die kuwaitische Regierung der Mongolei ein neues Parlamentsgebäude.
Bisher sind Präsident, Regierung und Staatsversammlung im selben Gebäude, im
Regierungspalast in Ulaanbaatar, untergebracht.
Das Geschenk stellt die Mongolen vor das Problem, einen geeigneten, zentral
gelegenen Standort zu finden.
Inzwischen sind die ursprünglich überwiesenen 12 Millionen USD wegen der Krise
nicht mehr ganz so viel wert.
Doch die Abgeordneten haben den Baubeginn für ihr neues Domizil nun für 2010
geplant.
Es soll auf dem bereits 2006 vorgeschlagenen Platz – im Park an der Nordseite
des Regierungspalastes – entstehen.
Seinerzeit protestierten die Zivilcouragepartei und die Grünen erfolgreich gegen
diesen Standort.
Doch ein anderer Platz wurde nicht gefunden und so die Idee vom Bau eines
Gebäudes anstelle des Parks wiederbelebt.
Ministerpräsident S. Batbold
Batbold trifft Vertreter des
Weltwährungsfonds
Ministerpräsident S. Batbold wird am 09.
November mit Vertretern des Internationalen Weltwährungsfonds (IWF)
zusammentreffen.
Bei den Gesprächen im Regierungspalast geht es um den Staatshaushaltsplan für
2010, Anregungen und Vorschläge des IWF zu Konsolidierungsmöglichkeiten für das
Budget 2010.
Wer wird Außenminister?
Nach der Ernennung von Außenminister S.
Batbold zum Regierungschef spekulierten Politiker und Medien über Veränderungen
in Struktur und Zusammensetzung der Regierung.
Soll Batbold weiterhin zusätzlich als Außenminister fungieren, könnte die in
Teilen der Parteien ungeliebte Koalitionsregierung nicht gleich ganz aufgelöst
werden und einer MRVP-Alleinregierung Platz machen? Soll der MRVP das
Finanzministerium übertragen werden, der DP zukünftig das Außenministerium?
Der Chef der DP-Fraktion in der Großen Staatsversammlung Ch. Saikhanbileg
erklärte, es sei durchaus nicht nötig, bei einem Wechsel auf dem Posten des
Ministerpräsidenten das gesamte Kabinett auszutauschen.
Die größten Chancen auf den Ministersessel werden dem Staatssekretär im
Außenministerium D. Tsogtbaatar eingeräumt.
Mit im Gespräch als Nachfolger für Batbold ist der Chef des Nachrichtendienstes
R. Bold.
Außerdem beabsichtigt Ministerpräsident Batbold einige Berater neu zu berufen.
„Jahr der Demokratie"
Am 05. November kündigte der Vorsitzende
der DP und Erste Stellvertreter des Ministerpräsidenten N. Altankhuyag an, den
20. Jahrestag des Sieges der demokratischen Bewegung in der Mongolei während
eines ganzen Jahres zu begehen.
Beginnend mit dem 06. Dezember dieses Jahres werden bis zum 10. Dezember 2010
verschiedene Veranstaltungen zur Würdigung der friedlichen Revolution von 1989
organisiert.
Noch wichtiger sei stete Aufmerksamkeit der Wahrung und Festigung der
demokratischen Errungenschaften, vor allem der Menschenrechte, zu widmen.
Staatshaushalt 2010
Am 05. November begannen in der Großen
Staatsversammlung die Debatten um den Staatshaushalt 2010 sowie über die
Gesetzentwürfe zum Nationalen Entwicklungsfonds und zur Sozialversicherung.
Nach vier Lesungen muss der Haushalt für das kommende Jahr laut Gesetz bis zum
01. Dezember beschlossen sein.
Voraussetzung ist die Annahme der Richtlinien für die sozialökonomische
Entwicklung 2010. Und die Diskussion darüber dauert. (Steuergesetze, der
Preisverfall für Vieh und Viehprodukte, Maßnahmen dagegen, Reduzierung der Zahl
der Staatsbediensteten, Gehaltserhöhungen, Sozialleistungen).
Ministerpräsident Batbold referierte über die Richtlinien und Haushaltspläne für
das kommende Jahr.
Danach ist für den Haushalt 2010 ein Defizit von 358,6 Milliarden MNT oder fünf
Prozent des BIP vorgesehen. Für 2009 wird mit einem Defizit von 433,7 Milliarden
gerechnet, sechs Prozent des BIP.
Die Einnahmenschätzung geht von einem Weltmarktpreis für Kupfer von 5 148 USD
und 900 für Gold aus.
Die Abgeordneten kritisierten diese Schätzungen als zu hoch.
Harsche Kritik erntete die Regierung auch für die Missachtung der Vorgaben der
Parlamentarier, die Regierungsstruktur zu ändern und die Verwaltungskosten zu
reduzieren. Die Zahl der Staatsangestellten sei nicht gesunken, sondern von 117
000 auf 150 000 gestiegen. Finanzminister Bayartsogt hielt dem entgegen, die
Einnahmen aus dem Bergbau würden nach Abschluss des Oyutolgoiabkommens sicher
steigen und die Erhöhung der Zahl der Staatsangestellten sei auf die
Einbeziehung ihrer Behörden in die Regierungsstruktur zurückzuführen.
Auch die Zahlung von je einer Million Tugrug an verdiente Mütter fand nicht die
ungeteilte Zustimmung der Abgeordneten.
Die zuständigen Minister erklärten, Sozialleistungen könnten nicht in dem Moment
gekürzt werden, wenn infolge der Krise die Armut wächst, ab nächstem Frühjahr
würden überdies die Kaschmirpreise wieder ansteigen.
Der unabhängige Abgeordnete Z. Altai äußerte sich verärgert über die Regierung,
die sich unter dem Mantel einer Koalitionsregierung über das Parlament erhebe.
Auch müsste Schluss sein mit der Bevorzugung der Aimags gegenüber der Stadt
(sprich Ulaanbaatar). Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung lebe in und um
Ulaanbaatar, aber 70 Prozent der Staatsausgaben kämen dem Land (khödöö) zugute.
Im Blick hatte er u. a. Straßenbauprojekte.
D. Terbishdagva schlug vor, die Einnahmen aus dem Bergbau vorrangig für die
Entwicklung der Infrastruktur zu verwenden.
Werden wir tatsächlich bevorzugt. Pferdehalter im Bulgan-Aimag.
"Wohltat des Vaterlandes"
und „Schatzanteil"
Wann und wie erfüllen die Parteien ihre Wahlversprechen hinsichtlich der
Bürgeranteile am Bodenschatzreichtum des Landes?
Diese Frage beschäftigte die Mongolen seit den Wahlen 2008 mit am meisten.
Die MRVP hatte jedem Bürger 1,5 Millionen, die DP eine Million Tugrug
versprochen.
Nun einigten sich beide Parteien auf ein Gesetz über den
„Bevölkerungsentwicklungsfonds", der den Abgeordneten zur Diskussion vorgelegt
wurde.
Parlamentsvorsitzender Demberel befürwortete die Teilnahme der drei
Abgeordneten, die keiner der großen Parteien angehörten an der Fragestunde.
Die Vorschläge, den Bürgern zunächst 50 000 bis 500 000 Tugrug auszuzahlen, 2012
weitere und so fort, wiesen die Regierungsvertreter zurück. Der Fonds diene der
Verbesserung der Bildungs- und Gesundheitsleistungen, der Versorgung mit
Wohnraum und der Milderung sozialer Härten, er sei nicht als
Barauszahlungsstelle zu verstehen.
Nach den Diskussionen in den Ausschüssen werden die überarbeiteten
Gesetzesvorschläge (Haushalt, Bevölkerungsentwicklungsfonds) erneut den
Abgeordneten vorgelegt.
H1N1
Der erste Erlass des neuen
Ministerpräsidenten bestand in der Einberufung einer Sonderarbeitsgruppe der
Regierung zur Koordinierung aller Maßnahmen im Zusammenhang mit Information,
Aufklärung, Impfstoffbeschaffung, Desinfektionsmaßnahmen, Behandlung und Pflege
von Patienten, angemessenerer Bezahlung des medizinischen Personals,
Bereitstellung von Fahrzeugen und Kraftstoff zur Vorbeugung und Bekämpfung des
H1N1-Virus’.
Am 03. November beschloss die Arbeitsgruppe eine zusätzliche Milliarde zur
Eindämmung der Grippe. Besonders gefährdet seien arme und kinderreiche Familien,
Schwangere, stillende Mütter und Studenten.
Wegen der anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise nehme die Regierung für die
Finanzierung aller Maßnahmen die Unterstützung der WHO, von World Vision, des
Roten Kreuzes, des Gesundheitsfonds, kirchlicher Einrichtungen, von
Privatpersonen und von Unternehmen wie „MT", G-Mobile, MONOS u. a. gern an.
Bisher sei von der WHO Impfstoff zur Verfügung gestellt worden, der für ein
Viertel der Bevölkerung ausreiche. Zunächst würden Schwangere, Kinder unter fünf
Jahren, Erwachsene über 65 sowie chronisch lungen- und herzkreislaufkranke
Menschen geimpft werden.
Auf der täglichen Pressekonferenz des Gesundheitsministeriums und des Amtes für
Katastrophenschutz zum Stand der Verbreitung des Schweinegrippenvirus’ wurden
mit Stand vom 06.11., 10.00 Uhr, 715 Fälle in Ulaanbaatar und 195 in den Aimags
gemeldet.
In den Aimags Bayan-Ulgii, Dundgov’, Gov’-Altai und Sukhbaatar ist bisher noch
keine Infektion mit dem neuen Grippevirus aufgetreten, in Umnugov’ und Khuvsgul
je ein Fall.
Acht Menschen seien bisher infolge der Infektion mit dem H1N1-Virus gestorben
(sechs in Ulaanbaatar, 1 in Bulgan und 1 in Umnugov’).
Im Nationalen Zentrum zur Erforschung von Infektionskrankheiten würden 51
Menschen behandelt, bei 27 wurde die Infektion bestätigt, 24 Proben sind noch
nicht ausgewertet.
In den letzten Tagen seien keine neuen Infektionsfälle gemeldet worden.
Der Leiter der Arbeitsgruppe, der stellvertretende Ministerpräsident und Chef
des Amtes für Katastrophenschutz M. Enkhbold informierte über die Entscheidung,
400 000 Dosen Impfstoff aus China zu beziehen, auch aus Russland und Ungarn
sollen zusätzliche Dosen eingekauft werden.
Auf Beschluss der Sonderarbeitsgruppe wurde ab dem 07. November der öffentliche
Personenverkehr zwischen den Aimags eingestellt. (Täglich befördern 34
Unternehmen 5 000 Personen an 54 Zielorte).
Nachdem die Herbstferien wegen der Grippe um eine Woche verlängert worden waren,
beschloss das Bildungsministerium im Zusammenwirken mit dem
Gesundheitsministerium und dem Amt für Katastrophenschutz, die Schließung von
Schulen und Kindergärten zu verlängern und Teleunterricht anzubieten.
Der Bildungssender des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft wird ab
dem 09. November für zunächst 14 Tage landesweit in neun Fächern Unterricht
anbieten. Das Nationale Fernsehen, TM, TV5, C1, Eagle und UBS haben inzwischen
die Stundenpläne für ihre Übertragungen veröffentlicht.
Keine Kinovorstellungen
Ab dem 6. November müssen die Kinos „Soyombo",
„Tengis" und „Urguu" wegen der Schweinegrippe ihren Betrieb einstellen.
Bis dahin waren Vorstellungen zwischen 15.00 und 21.00 Uhr noch gestattet.
Das Verbot gilt zunächst bis zum 20. November.
800 mongolische Soldaten
nach Tschad
In einem Interview für die „Ardyn Erkh"
begründete Verteidigungsminister L. Bold nicht nur die Notwendigkeit des Ausbaus
der Zentralen Militärklinik gerade für Zeiten der Verbreitung von
Infektionskrankheiten, er äußerte sich auch über das verstärkte Engagement der
Mongolei bei humanitären und friedenssichernden Missionen der UNO.
Zwischen dem 10. und 25. November sollen die ersten 230 von insgesamt 800!
mongolischen Militärangehörigen ihre Reise in den Tschad antreten.
Die 130 mongolischen Soldaten in Afghanistan stehen unter amerikanischem
Kommando und werden ab Mitte November in ihrem Einsatzort eintreffen.
Bold nahm auch Stellung zu Missständen innerhalb der mongolischen Streitkräfte.
Leichtsinn, Inkompetenz und kriminelle Machenschaften hätten in den letzten
Jahren immer wieder zu tödlichen Unfällen oder zu Tötungsdelikten nicht nur bei
den Grenztruppen geführt.
Als Konsequenz seien mehrere Militärführer ihrer Posten enthoben worden, gegen
einige würde strafrechtlich ermittelt.
12. internationaler
Online-Mathematikwettbewerb
Den 12. Online-Mathematikwettbewerb der
Bezirksregierung haben ein Schülerteam aus Ulaanbaatar und sechs Teams aus dem
Regierungsbezirk Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) gewonnen.
In diesem Jahr haben insgesamt 8 000 Schüler im Alter von sechs bis 18 Jahren
teilgenommen.
Dank der Mercatorstiftung und der RW-TÜV-Stiftung in Duisburg bzw. Essen konnten
die fünf mongolischen Schüler mit ihrem Mathematiklehrer zur Preisverleihung
nach Düsseldorf eingeladen werden.
Nach Aussagen der Organisatoren gilt der Mathetreff heute als anerkannte Instanz
zu allen Fragen der Schulmathematik.
Hosoo in Ostvorpommern
Am 13. November wird der mongolische
Khumiisänger Hosoo mit seiner Gruppe „Transmongolia" im Gasthaus „Zum
Mühlengraben" in Bugewitz in Mecklenburg-Vorpommern auftreten.
Die fünf mongolischen Musiker beherrschen nicht nur exzellent den Khumiigesang
(Kehlkopf- oder Obertongesang), sie begleiten sich darüber hinaus ebenso gekonnt
auf den traditionellen mongolischen Instrumenten wie der Pferdekopfgeige.
Der 1971 im Khovd-Aimag als Sohn eines anerkannten Khumiisängers geborene Hosoo
wurde mehrmals als bester Sänger der Mongolei ausgezeichnet.
November in Zuunmod
Wetter
Für die Zeit ab dem 07. November sagen die
Meteorologen für weite Teile des Landes eine Zunahme der Kälte, Schnee und
Schneestürme voraus.
Im Khangai, im Khuvsgul-Bergland und im Khentii sinken die Nachttemperaturen auf
minus 23 bis 28 Grad, am Tag auf minus 15 bis 20 Grad, in den Gobiregionen wird
es nachts bis zu minus 16 Grad kalt, am Tag erreichen die Temperaturen minus
drei bis acht Grad.
Auch in den übrigen Landesteilen wird es empfindlich kühler: Die
Nachttemperaturen erreichen nicht mehr als 15 bis 20, die Tagestemperaturen
minus acht bis 13 Grad Celsius.
Am 08. November lag die Tagestemperatur in Ulaanbaatar bei minus 20 Grad. Nur um
die Mittagszeit war es wärmer.
Zwischen Ulaanbaatar und Zuunmod (Zentralaimag).
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Last Update: 02. Januar 2023