von Dr. Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text
& Fotos)
Regierungspalast mit Chinggis-Komplex
Statistik Oktober
2011
Am 10. November veröffentlichte
das Nationale Amt für Statistik die Zahlen für Oktober dieses Jahres.
In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden 58 897 Kinder geboren, 3 444 oder
6,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
965 Kinder starben vor ihrem ersten, 212 vor ihrem fünften Geburtstag, 118 bzw.
80 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
39 400 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 2,4 Prozent weniger als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres.
56 800 Menschen bezogen Sozialhilfe, 2 Prozent oder 1 100 mehr als im Oktober
2010. Dafür wurden 6,9 Milliarden Tugrug ausgegeben, 31,6 Prozent mehr.
Die Inflationsrate ist im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent, im Vergleich zu
Dezember 2010 um 6,7 Prozent und im Vergleich zu Oktober 2010 um 10,9 Prozent
gestiegen.
die Kosten für Wohnen, Wasser, Strom und Heizung erhöhten sich um 2,6 Prozent,
die für Lebensmittel stiegen lediglich um 0,4 Prozent.
Die Staatseinnahmen erreichten 3 474,3 Milliarden Tugrug, die Ausgaben 3 284,6
Millionen, ein Plus von 189,7 Milliarden Tugrug.
Im vergangenen Jahr betrug das Plus nur 47,1 Milliarden.
Mit 122 Ländern betreibt die Mongolei Handel. Das Gesamtaußenhandelsvolumen bis
Oktober belief sich auf 9 141 Millionen USD, davon entfielen auf den Export 3
788,6 Millionen, auf den Import 5 352,4 Millionen.
Trotz
Wirtschaftswachstum – Armutsquote bleibt hoch
In einigen mongolischen Medien und in der zuständigen Abteilung des
Statistikamtes wird neben der Genugtuung über das hohe Wirtschaftswachstum die
Tatsache beklagt, dass entgegen allen Versprechungen die Armut nicht eingedämmt
werden konnte.
189 Milliarden Staatshaushaltsüberschuss im Oktober, eine Erhöhung des
monatlichen durchschnittlichen Familieneinkommens auf 438 000 Tugrug - trotzdem
sei die Zahl der an Gelbsucht Erkrankten um 608 Menschen oder um 44 Prozent
gestiegen, 888 Menschen hätten ihr Leben infolge von Straftaten verloren, 19
Prozent mehr als im Vorjahr.
Frauenquote
gefordert
1 000 Frauen des Frauenverbandes
der MVP versammelten sich am 12. November im Regierungspalast, um über aktuelle
Probleme der mongolischen Gesellschaft, die gleichberechtigte Teilhabe an
Entscheidungsprozessen in Politik und Wirtschaft zu diskutieren und um
entsprechende Forderungen an Regierung, Partei und Behörden zu formulieren.
Außerdem wollen die Frauen das Parteiprogramm für die kommenden Wahlen und ihre
Vorschläge dafür vorstellen.
Sie fordern eine Frauenquote von 20 anstelle der 15 Prozent wie sie im Entwurf
für das neue Wahlgesetz vorgesehen ist. Das entspräche auch eher den
Jahrtausendzielen, die bis 2015 eine Quote von 30 Prozent vorsähen.
Allerdings sei es verfrüht, dieses Ziel schon heute festzuschreiben. 2007
scheiterte die Aufnahme dieser Quote in das Wahlgesetz an der
Unrealisierbarkeit.
Die Direktorin von „Monpolmetall" Ts. Garamjav verwies in ihrer Rede auf dem
Forum auf die Tatsache, dass 51,7 Prozent der mongolischen Unternehmer Frauen
sind, 70 Prozent der Mitarbeiter im Bildungswesen und 80 Prozent der Mitarbeiter
im Gesundheitswesen sind ebenfalls Frauen. Frauen müssten endlich den ihnen
gebührenden Platz auch an den politischen Schalthebeln des Landes einnehmen.
Die stellvertretende Landwirtschaftsministerin J. Saule erklärt, die Armut in
der Mongolei beträfe zunehmend Frauen. Mehr als 50 Prozent der Mongolen lebten
auf dem Land, davon seien 52 Prozent arm. Die Zahl der von Frauen geführten
Haushalte nähme zu.
Frauen auf dem Land seien weder kranken- noch sozial versichert, 60 Prozent der
„Schattenwirtschaftler" seien Frauen.
Ministerpräsident Batbold erklärte seine Unterstützung für den Vorschlag, eine
„Frauenbank" zu gründen.
Die TV-5-Reporterin R. Sarangerel betonte in ihrer Rede, Frauen stellten mehr
als die Hälfte der mongolischen Bevölkerung und auch mehr als die Hälfte der
Mitglieder in der ältesten politischen Partei, der MVP. Überall, nur nicht in
der Politik, fänden sich Frauen in führenden Positionen.
Das müsste sich ändern und die mächtigen Männer in Staat, Behörden und Parteien
müssten gezwungen werden, ihre Politik gemeinsam mit den Frauen so zu gestalten,
dass Frauen wirklich gleichberechtigt in die Entwicklung des Staates einbezogen
werden und auch davon profitieren können.
90 Jahre
diplomatische Beziehungen Mongolei- Russland
In diesem Jahr begingen die
Mongolei und Russland den 90. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Die Festveranstaltung am 07. November im russischen Wissenschafts- und
Kulturzentrum in Ulaanbaatar eröffnete Außenminister G. Zandanshatar. Die
russische Delegation wurde angeführt vom 1. stellvertretenden Außenminister A.
I. Denisov.
Auch der traditionelle „Freundschaftsmonat" stand in diesem Jahr ganz im Zeichen
dieses Jubiläums.
China – wichtiger
Wirtschaftspartner der Mongolei
Die mongolische Regierung erwartet
für 2012 ein reales Wirtschaftswachstum von 25,5 Prozent, das BIP soll auf 18
Trillionen Tugrug steigen.
In diesem Jahr sei die Wirtschaft um 21 Prozent gewachsen. Dies sei auch
Ausdruck der erfolgreichen Wirtschaftsreformen der Regierung.
Große Bedeutung für die Entwicklung der Wirtschaft hätte der Außenhandel und
dabei entfielen auf die VR China die größten Anteile.
Betrug das chinesisch-mongolische Außenhandelsvolumen 1990 noch 33,6 Millionen
USD, habe dieser Wert 2010 3,4 Milliarden erreicht. Hauptexportgüter der
Mongolei nach China seien Kohle und Eisenerze. 2010 exportierte die Mongolei
allein nach China 16,4 Millionen Tonnen Kohle und 3,5 Millionen Tonnen Eisenerz.
Außerdem kaufen die Chinesen in der Mongolei Rohstoffe aus der Viehwirtschaft
wie wolle und Häute. Die Mongolei bezieht aus China Lebensmittel, Baumaterialien
und Ausrüstungen der verschiedensten Art.
Darüber hinaus ist die VR China mit 2,4 Milliarden USD und 5 300 registrierten
Firmen der größte Direktinvestor in der Mongolei.
Es begann 1958. China gewährte der MVR einen Kredit über 22 Millionen Rubel, der
u. a. für den Bau von Brücken, das Zentralstadion, Wohnungen, das Kraftwerk
Tolgoit, die Geflügelfabrik, das Getränkekombinat in Zuunkharaa, die
Ziegelfabrik in Ulaanbaatar eingesetzt wurde.
Ein 200-Millionen-Yuan-Kredit aus den Jahren 2001 und 2005 führte zur
Inbetriebnahme einer riesigen Zinklagerstätte im Sukhbaatar-Aimag.
Mit chinesischer Hilfe wurde der Bau des neuen Sportpalastes in Flugplatznähe
und das neue Gebäude der Industrie- und Handelskammer finanziert.
Diese Kredite und Zuwendungen hätten erheblich zur Entwicklung der
chinesisch-mongolischen Wirtschaftskooperation beigetragen.
Doch nicht nur das. Auch die kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen
verbesserten sich von Jahr zu Jahr.
200 Mongolen würde jedes Jahr auf Kosten des chinesischen Staates ein Studium an
chinesischen Hochschulen ermöglicht.
Der Dalai-Lama in Ulaanbaatar
14. Dalai-Lama zu
Gast in der Mongolei
Vom 07. bis zum 10. November
weilte das Oberhaupt der lamaistischen Kirche (tibetischer Buddhismus), der XIV.
Dalai-Lama, in der Mongolei. Es war sein 8. Besuch, der erste geht auf das Jahr
1979 zurück, der letzte datiert vom August 2006.
Der Besuch erfolgte auf Einladung des Gandantegchilenklosters in Ulaanbaatar,
des Zentrums der mongolischen buddhistischen Kirche. Dessen Khamba-Lama D.
Choijamts fungierte auch als Gastgeber.
Im Gandankloster
Beide Seiten
betonten den rein religiösen Charakter der Reise. Es würden keinerlei politische
Ambitionen verfolgt.
Der Dalai-Lama zelebrierte verschiedene „Gottesdienste" im Gandankloster und
sprach vor 5 000 Zuhörern, Laien, Lamas, Wissenschaftlern, Studenten, im
Sportpalast in Yarmag (Nähe Flugplatz) über den Buddhismus als Weltanschauung
und Wissenschaft und als Quelle für die Entwicklung der intellektuellen
Fähigkeiten eines jeden Menschen.
Der neue Sportpalast
4.
französisch-deutsches Filmfestival
Das französische Kulturzentrum und das Verbindungsbüro des Goethe-Instituts
in Ulaanbaatar haben zum 4. Mal gemeinsame französisch-deutsche Filmtage in
Ulaanbaatar organisiert.
Vom 16. bis zum 19. November können interessierte Filmliebhaber unter anderem
den Film von Benoit Cohen „Qui m’aime me suive" oder den preisgekrönten
deutschen Spielfilm von Doris Dörrie „Kirschblüten - Hanami" im Black Box –
Theater sehen.
Eröffnet wird das Festival am 16. November mit dem Film von D. Byambasuren (Das
weinende Kamel): „Die zwei Pferde Chinggis-Khaans".
Zum Abschluss am 19. November werden erfolgreiche junge mongolische Filmemacher
einige ihrer Werke vorstellen.
Vom 23. bis zum 27. November folgt, ebenfalls im Black Box-Theater, das Festival
des europäischen Films.
Steppenkrieger
Vom 26.01. bis zum 29.04. 2012
präsentieren das LVR Landesmuseum Bonn in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Rheinischen Friedrich – Wilhelms -
Universität Bonn und dem Archäologischen Institut der Mongolischen Akademie der
Wissenschaften die Ausstellung: „Steppenkrieger. Reiternomaden des 7. – 14. Jh.
aus der Mongolei".
Ergänzt wird die Ausstellung durch ein abwechslungsreiches Programm mit
Konzerten, Vorträgen, Filmen und Workshops, die von mongolischen Künstlern
gestaltet werden sowie einem großen Mitmachbereich nicht nur für Kinder. Sie
können in einem mongolischen Ger (Jurte) Platz nehmen, die mongolische
Nationaltracht anprobieren und auf der Pferdekopfgeige spielen.
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