Neues aus der Mongolei
3. bis 9. Oktober 2011

von Dr. Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


Im Plenarsaal der Großen Staatsversammlung

Herbstsitzungsperiode eröffnet
Am 03. Oktober, 11.00 Uhr, eröffnete Vorsitzender D. Demberel die Herbstsitzungen der Großen Staatsversammlung.
Neben 68 von 76 Parlamentsmitgliedern nahmen an der Eröffnung Präsident Ts. Elbegdorj, Ministerpräsident S. Batbold und Vertreter des diplomatischen Corps teil.
Demberel wies in seiner Rede auf die besondere Verantwortung der Abgeordneten in den kommenden Sitzungswochen hin, die die letzten vor den Parlamentswahlen im Juni 2012 seien. Wahlgesetz, Geldpolitik und Staatshaushalt 2012 müssten diskutiert und beschlossen werden. Demberel ging auch auf die Irritationen ein, die einige Mitglieder des Hohen Hauses bei den Oyutolgoiinvestoren Ivanhoe Mines und Rio Tinto hervorgerufen hätten, weil sie Veränderungen am vor zwei Jahren geschlossenen Investitionsabkommen forderten.
Kupfer sei nicht so wertvoll wie das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft, fügte Demberel an.
Mit einem Wirtschaftswachstum von 12 Prozent gegenüber den erwarteten 7,8 Prozent, der besten Getreideernte seit 20 Jahren und der Geburt von 13 Millionen Jungtieren sei das Jahr 2011 ein durchaus erfolgreiches Jahr gewesen. Doch es hätte auch Rückschläge gegeben: Notwendige Aufgaben im sozialen Bereich (Schulen, Krankenhäuser) und in der Infrastruktur seien nicht erfüllt worden.
Die Regierungsprogramme zur Errichtung von Betrieben zur Verarbeitung der heimischen Rohstoffe seien ebenfalls nicht ausreichend umgesetzt worden.

Mongolische Regierung bestätigt Rechtmäßigkeit des Oyutolgoi-Investitionsabkommens
Mit einem Offenen Brief in den mongolischen Medien und Drohungen, das Investitionsklima würde sich für die Mongolei verschlechtern, wehrten sich Ivanhoe Mines und Rio Tinto gegen Forderungen von mongolischer Seite, den vor zwei Jahren nach langem Ringen unterzeichneten Investitionsvertrag nachbessern zu wollen.
Namhafte mongolische Abgeordnete beider Fraktionen hatten moniert, der mongolische Eigentumsanteil von 34 Prozent sei zu niedrig und müsste auf 50 Prozent erhöht werden.
Am 07. Oktober veröffentlichten Regierung und Spitzenmanager von Ivanhoe Mines und Rio Tinto eine gemeinsame Stellungnahme. Darin werden die vereinbarten Besitzverhältnisse und Investitionsprogramme garantiert.

Mongolisch-Deutsches Rohstoffabkommen
Beim Besuch der deutschen Regierungschefin A. Merkel in Ulaanbaatar am 12. und 13. Oktober soll ein Rohstoffabkommen abgeschlossen werden, das deutschen Unternehmen den Zugang zu den Seltenen Erden ermögliche.
Seltene Erden - eine Gruppe von 17 Metallen, die für die Herstellung von Hightechprodukten wie Smartphones, PCs und Hybridautos unverzichtbar sind – kommen nur in wenigen Ländern vor.
China hatte für diese Rohstoffe vor wenigen Monaten eine Exportbeschränkung verhängt.


Studentenwohnheim Nr. 1 in Ulaanbaatar

Studentendemonstrationen
Am 07. Oktober trafen Mitglieder des Verwaltungsrates der Mongolischen Staatsuniversität mit einer Abordnung der Studenten zu einem Gespräch zusammen.
Eine Woche lang hatten die Studenten gegen das Finanzgebaren der Unileitung und für eine Verbesserung der Studien- und Wohnverhältnisse demonstriert.
Die Kommission sagte zu, dass die Studiengebühren nicht auf einmal, sondern in Raten von 30 380 Tugrug gezahlt werden könnten, die bereits gezahlten Gebühren würden zurückerstattet.
Gleichzeitig wiesen die Kommissionsmitglieder auf die Kosten für die lange fälligen Reparaturarbeiten an Unigebäuden, Unterrichtsräumen und für die Ausstattung von Laboratorien hin. In naher Zukunft seien der Neubau und die Generalsanierung von Studentenwohnheimen geplant. Allein in diesem Jahr seien dafür 1,5 Milliarden Tugrug ausgegeben worden.


Kein Autoverkehr am 08.10. im Zentrum Ulaanbaatars

Autofreier Tag
Die Ulaanbaatar-Stadtverwaltung und die Verkehrspolizei haben den 08. Oktober zum autofreien Tag erklärt.
Von 10 bis 17.00 Uhr waren die Straßen zwischen der Ost- und Westkreuzung, die Seoulstraße, der Kleine Ring und die Straße durch den Sansartunnel für den auto- und Busverkehr gesperrt.
Ausnahmen galten nur für Fahrzeuge der Schnellen Medizinischen Hilfe und für die Feuerwehr.

„Mongolian Airlines"
Ein riesiges Werbeplakat für die nationale mongolische Fluggesellschaft „MIAT" am Sukhbaatarplatz könne nicht darüber hinweg täuschen, dass einmal in der Woche mindestens ein Flug ausfiele, äußerten Kritiker angesichts der Nachricht, das MIAT –Management plane eine Umbenennung von „Mongolyn Irgenii Agaaryn Teever" (MIAT) in „Mongolian Airlines".
Am 17. Oktober erwartet die MIAT ihr viertes Flugzeug. Danach würde über die mögliche Umbenennung abschließend beraten.


Opern- und Baletttheater Ulaanbaatar

49. Opernsaison eröffnet
Mit der Aufführung der Verdioper „Aida" wurde am 08. und 09. Oktober am Staatstheater für Oper und Ballett in Ulaanbaatar die Saison 2011/12 eröffnet.
Für die Regie der Aufführung zeichnete der Verdiente Künstler der Russischen Föderation A. P. Chepurnoi verantwortlich, am Dirigentenpult stand Staatspreisträger N. Tuulaikhuu.
Die Eintrittskarten kosteten zwischen 20 000 und 30 000 Tugrug.

„Der Held und der Barde"
Vom 26. bis zum 28. Oktober findet an der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste ein internationales Symposium zum Thema „Der Held und der Barde. Kontinuität und Veränderung in der mündlichen Literatur der Mongolei und ihrer Nachbarn" statt.
Den Einführungsvortrag wird Prof. Dr. Klaus Sagaster von der Universität Bonn halten.
Außerdem referieren u. a. Erika Taube und Klaus Koppe aus Leipzig über Recken und Barden bei den Tuwinern in der Westmongolei bzw. über das Dsahangar-Epos als „Datenbank" des kollektiven Gedächtnisses der Mongolen. Rodica Pop aus Bukarest spricht über den Platz des Barden in mongolischen Hochzeitsritualen, Katalin Uray-Köhalmy aus Budapest über „Schamanen und mongolische Heldendichtung", Hartmut Walravens aus Berlin über „Moculin. Ein Epos der Nanai." Weitere Referenten sind Elisabetta Chiodo aus Bonn, Dmitrij Funk aus Moskau, Agnes Birtalan aus Budapest, Mako Fujii aus Nagoya, Tamara Basangova aus Elista, Carole Pegg aus Cambridge, Chao Getu aus Peking, Bair Dugarov aus Ulan-Ude, Bao Jingang aus Khukh Khot und Roberte Hamayon aus Paris.
Bao Chaogezhu (Borjigin Chogju) aus dem Mongolischen Autonomen Kreis Südgorlos in der Provinz Jilin In der VR China, erzählt am Eröffnungsabend seine Geschichten aus dem Grasland.
Ermöglicht wird das Symposium durch großzügige Unterstützung der Gerda-Henkel-Stiftung.

Jahrestagung der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft
Der Vorstand der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft lädt für den 29. und 30. Oktober zur Mitgliederversammlung und zur Jahrestagung in den Universitätsklub nach Bonn ein.
Auch in diesem Jahr erwartet die Teilnehmer ein interessantes Programm.
Vorträge halten Dr. Irina Morzowa: „Politische Parteien und soziale Netzwerke in der gegenwärtigen Mongolei", Dr. Ines Stolpe: „Kulturfeldzüge der Mongolei" und Dr. Astrid Zimmermann: „Soziale Netzwerke in der ländlichen Mongolei".
Borjigin Chogju aus Südgorlos (VR China) erzählt „Geschichten aus dem Grasland".
Am Sonntag um 11.00 Uhr wird im Kino in der Brotfabrik in Bonn-Beuel der Film. „Das Lied von den zwei Pferden" gezeigt.


P. Serdamba (2008)

Bronzemedaille für P. Serdamba
Bei den Amateur-Boxweltmeisterschaften vom 22. September bis zum 09. Oktober in Baku (Aserbaidschan) gewann Purevdorjiin Serdamba in der Gewichtsklasse bis 49 Kilogramm die Bronzemedaille.
Damit belegte die Mongolei den 17. Platz in der Nationenwertung.
Erfolgreichste Mannschaft war die Ukraine mit vier Titeln.
Insgesamt nahmen 681 Boxer aus 127 Ländern teil.
Serdamba, Silbermedaillengewinner 2008 in Peking, ist der erste mongolische Boxer, der sich für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifiziert hat.
Der mongolische Boxverband hatte acht Sportler nach Baku entsandt.

Harumafuji heiratet
Der Sohn von Ulsyn Zaan (Landeselefant) R. Davaanyam, der Profisumoringer Ozeki Harumafuji D. Byambadorj, heiratet am 10. Oktober in Tokio die Studentin an der Iwate-Universität in der gleichnamigen Präfektur M. Battulga.
Beide hatten sich Ende September 2010 kennengelernt und sind inzwischen Eltern einer Tochter.
Etwa 30 Freunde und Verwandte aus der Mongolei werden an der Hochzeitszeremonie in Japan teilnehmen.
Im nächsten Jahr treffen sich alle wieder zur mongolischen Hochzeitszeremonie in Ulaanbaatar.

   

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