Renate Bormann,
Berlin, Ulaanbaatar
(© Text
& Fotos)
Große Staatsversammlung 2012-2016. Foto Ulsyn Ikh Khural
Wer wird
Koalitionspartner der Demokraten?
Einem Erlass von Präsident
Elbegdorj zufolge, versammelten sich die neu gewählten Mitglieder der Großen
Staatsversammlung am 06. Juli zu ihrer ersten Sitzung nach den Wahlen.
Zuvor hatte der Präsident die ihm vom Vorsitzenden der ZWK überreichten
Wahlergebnisse anerkannt.
Frauen in der Großen Staatsversammlung. Foto ZWK
69 von 76
Abgeordneten legten ihren Amtseid ab. Darunter neun Frauen: L. Erdenechimeg, Ts.
Oyungerel, S. Odontuya, die ihre Mandate für die DP direkt gewannen, hinzukommen
M. Batchimeg und R. Burmaa (DP-Parteiliste), T. Uyanga (Direktmandat für die
MRVP/MNDP), Z. Bayanselenge (MRVP/MNDP-Parteienliste), D. Oyunkhorol gewann ihr
Direktmandat im Zavkhan-Aimag und ist die einzige weibliche Abgeordnete der MVP
in der Staatsversammlung. S. Oyun, eine der drei Vorsitzenden der
Zivilcourage-Grüne Partei gewinnt ihren Sitz über die Parteienliste.
Die Demokratische Partei hat zwar die meisten Mandate (31) errungen, für eine
Alleinregierung wären aber 39 erforderlich gewesen.
Nun hat sie die Wahl zwischen ihrem ehemaligen Koalitionspartner Mongolische
Volkspartei (bis 2010 Mongolische Revolutionäre Volkspartei) mit vorerst 25
Mandaten und dem Wahlbündnis aus MRVP und Mongolischer Nationaler Demokratischer
Partei (elf). Das Pikante daran: Die MRVP hat sich erst vor Monaten von der MVP
abgespalten, ihr Vorsitzender Expräsident N. Enkhbayar steht unter
Korruptionsanklage und war von den Wahlen ausgeschlossen worden.
Eine Koalition mit der Zivilcourage-Grüne Partei (zwei Mandate) und/oder mit den
drei Unabhängigen verfehlte gleichfalls die nötige Mehrheit.
Eine Koalition zwischen den beiden „Schwester"parteien gilt als sehr
unwahrscheinlich.
Im Uvurkhangai-Aimag sind noch Klagen gegen die beiden MVP-Gewinner wegen
Verstoßes gegen das Wahlgesetz anhängig, in zwei Hauptstadtwahlkreisen kommt es
zu Stichwahlen, da der Dritt- bzw. Zweitplatzierte die erforderlichen 28 Prozent
verfehlte. Damit hat D. Arvin (MVP) noch die Chance, ihren Wiedereinzug in die
höchste Volksvertretung zu sichern.
Drei Abgeordnete der MRVP/MNDP verweigerten vorerst den Amtseid zugunsten der
ausgeschlossenen Kandidaten ihres Bündnisses. Noch hätte das Verfassungsgericht
über die Klage gegen die Nichtzulassung von Enkhbayar und zwei anderen
Kandidaten des Bündnisses nicht entschieden.
Gegen eine schnelle Regierungsbildung sprechen auch Zwistigkeiten innerhalb der
DP. Parteivorsitzender N. Altankhuyag, mutmaßlicher Ministerpräsident und
Präsident Elbegdorj (seine Mitgliedschaft ruht) gelten nicht gerade als Freunde.
Elbegdorj trat seinerzeit als Parteivorsitzender zurück, weil er strikt gegen
eine Koalition mit der MVP war. Altankhuyag löste ihn ab, wobei Elbegdorjs
Einfluss auf die Partei als höher eingeschätzt wird.
Die MRVP/MNDP ließ bereits durchblicken, in eine Koalition mit den Siegern
eintreten zu wollen. Das knüpften diese dann allerdings an Bedingungen. N.
Enkhbayar wäre als Minister nicht vermittelbar.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Neuauflage der Großen Koalition ist jedoch
größer, haben sich dafür doch bereits DP-Chef Altankhuyag und die Sprecher der
innerparteilichen Flügel (Altan Gadas und Bund der demokratischen Kräfte, Ch.
Saikhanbileg und Z. Enkhbold) ausgesprochen. Auch Präsident Elbegdorj wäre dem
nicht abgeneigt. Er fürchtet nichts so sehr wie ein Comeback von N. Enkhbayar.
Außerdem fordert die MRVP/MNDP, 100 Prozent von Oyutolgoi!! und Tavantolgoi in
Staatseigentum zu überführen. Außerdem kann der DP an einer starken
MVP-opposition nicht gelegen sein.
Exverkehrsminister Kh. Battulga stellt dieses Szenario allerdings in Frage.
Nicht nur bringt er sich selbst als Ministerpräsident ins Spiel, er schließt
auch eine Koalition mit der Enkhbayar-Partei nicht aus. Über den Parteivorsitz
müssten demnächst die DP-Führungsgremien neu entscheiden.
Der Vorsitzende der
Zentralen Wahlkommission, N. Luvsanjav, erklärte auf der ersten Sitzung der
Staatsversammlung, die Stichwahlen in den Wahlkreisen 22 und 26 könnten erst
nach der Sommerpause erfolgen. Die Bereitstellung der technischen
Voraussetzungen (Wahlzettel) wäre vorher nicht zu schaffen.
Auch die Sitzordnung im Versammlungssaal hat sich verändert: Die DP-Abgeordneten
sitzen jetzt auf der rechten Seite, die MVP-Abgeordneten links, MRVP/MNDP,
Unabhängige und Zivilcourage-Grüne an der Nordseite.
Alle Beobachter sind sich einig: Die Zusammensetzung der Staatsversammlung in
der Legislaturperiode 2012-2016 lässt auf echte Oppositionsarbeit hoffen. Nicht
nur erhöhte sich die Zahl der Frauen von drei auf neun, die Kräfte der
wahrscheinlichen Opposition wären ungleich stärker und erfahrener als in der
Vergangenheit.
(Meldungen in deutschen Medien, die Opposition hätte die Wahlen gewonnen,
entbehren nicht einer gewissen Komik. Bildete doch diese Opposition von 2008 bis
Anfang 2012 mit der MVP eine Koalitionsregierung).
Gleichzeitig mit
den Wahlen zur Großen Staatsversammlung stimmten die Hauptstädter über die
Zusammensetzung der 45-köpfigen Stadtverordnetenversammlung ab.
Auch in der Stadtverordnetenversammlung, in den letzten Jahren eine Bastion der
MVP, wird zukünftig die DP die Oberhand haben. Von den 30 Direktmandaten konnte
sie 20 gewinnen. Die restlichen 15 wurden über Parteienlisten vergeben: Außer
den beiden großen Parteien konnten nur noch die MRVP/MNDP und die Zivilcourage -
Grüne Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspringen.
Nach den aktuellen Informationen aus der Hauptstadtwahlkommission gehen 26 Sitze
an die DP, 14 an die MVP, vier an die MRVP/MNDP und einer an die ZCGP
Der neue Bürgermeister der Hauptstadt wird wohl erstmals ein Mitglied der DP
sein und hieße Erdeniin Bat-Uul, Spitzenkandidat der Hauptstadtdemokraten. Für
seine Kandidatur hatte er auf einen aussichtsreichen Listenplatz für die Wahl
zur Großen Staatsversammlung verzichtet.
Die Forderung der MVP und anderer Parteien, die Stimmzettel in allen 26 Wahlkreisen von Hand nachzählen zu lassen, wurde von der ZWK zurückgewiesen.
Neue Führung für
die MVP?
Zunächst hatte der
Fraktionsvorsitzende der MVP U. Enkhtuvshin erklärt, die Abgeordneten seiner
Partei würden den Amtseid vorerst verweigern und der ersten Sitzung fernbleiben.
Damit wollten sie gegen die Nichtberücksichtigung ihrer beiden Kandidaten im
Uvurkhangai-Aimag protestieren. Nochministerpräsident S. Batbold konnte seine
Parteikollegen jedoch überzeugen, die Arbeitsaufnahme der Staatsversammlung
nicht zu verzögern.
Gleichzeitig mehren sich die Gerüchte um einen Führungswechsel in der Partei.
Batbold und sein umstrittener Generalsekretär U. Khurelsukh hatten angekündigt,
sollte die Partei nach der Namensänderung (von MRVP zu MVP) die Wahlen
verlieren, stellten sie ihre Posten zur Verfügung. Jedenfalls stehen M. Enkhbold,
der seinerzeit von S. Bayar in einer Kampfabstimmung vom Posten des
Parteivorsitzenden abgelöst worden war und Fraktionsvorsitzender U. Enkhtuvshin
bereit.
Ausbesserungsarbeiten an den Straßen rund um den Sukhbaatarplatz und in Richtung
Zentralstsdion wurden rechtzeitig abgeschlossen
„Wir müssen die
Fehler der Vergangenheit bei der Stadtentwicklung und Stadtplanung schnellstens
korrigieren"
DP-Spitzenkandidat für die
Ulaanbaatar-Stadtverordnetenversammlung E. Bat-Uul erklärte, das Wahlergebnis
eröffnete die Möglichkeit, die Stadtentwicklung im Interesse der Bürger voran zu
treiben.
Vor allem die Verbesserung der Lebensqualität in den Gervierteln sei in der
Vergangenheit sträflichst vernachlässigt worden. Der Ausbau der Infrastruktur
dort würde tatsächlich den Straßenverkehr ins und im Zentrum Ulaanbaatars
entlasten. Schließlich müsste auch das Gesetz über das Eigentum an Boden endlich
umgesetzt werden. Den Gerbewohnern müsste es ebenso leicht gemacht werden, ihre
Eigentumsrechte registrieren zu lassen, wie den „Gebäude"bewohnern.
Der Bau von Schulen und Kindergärten, die Ansiedlung von Produktions- und
Dienstleistungsbetrieben würde den Verkehrsstrom morgens ins Zentrum und abends
aus dem Zentrum reduzieren.
Auch die Ausrüstung mit umwelttauglichen Öfen stecke noch in den Anfängen. Die
Luftverschmutzung hätte in den vergangenen Jahren stetig zu und nicht
abgenommen.
Der Generalsekretär der Zivilcourage-Grüne Partei Ts. Gankhuu hofft, dass nun
über den Bau einer Metrolinie in der Hauptstadt ernsthaft nachgedacht werde.
Außerdem müsste in allen Stadtbezirken Freizeit- und Sporteinrichtungen für die
Jugend eingerichtet werden.
Blick über den Sukhbaatarplatz zur Ulaanbaatar-Stadtverwaltung
3000 Unternehmen
und Organisationen haben „Erdenes Tavantolgoi"-Aktien geordert
Vom 28. Mai bis zum 30. Juni haben
3000 mongolische Unternehmen und Organisationen von ihrem Recht Gebrauch
gemacht, Aktien des Staatsunternehmens „Erdenes Tavantolgoi AG" zu erwerben.
Das Steueramt meldete Bestellungen über 93 Millionen Stück.
2000 Stück Vieh im
Schnee verendet
Ab 25. Juni hat es in den Aimags
Selenge, Orkhon und Bulgan mit Unterbrechungen bis zum Ende des Monats
geschneit, 2 100 Tiere verendeten.
In weiten Teilen des Landes herrscht oder herrschte Trockenheit, bis starke
Regenfälle auch in Ulaanbaatar Straßen und Wege unpassierbar machten.
In Sukhbaatar und Khovd starben drei Kinder. Sie ertranken in plötzlich
entstandenen Wasserlöchern.
Naadam 2012
Nur noch wenige Tage bis
zum Nationalfeiertag „Naadam" und aus den Aimags werden täglich neue Viehherden,
hauptsächlich Hammelherden, nach Ulaanbaatar, genauer in die Umgebung von
Ulaanbaatar, getrieben.
Egal aus welchem Aimag, die Tiere kosten von 80 000-100 000 Tugrug (Lämmer) bis
180 000 Tugrug.
Naadam ohne Airag ist ebenfalls unvorstellbar. Von Jahr zu Jahr werden mehr
Lizenzen für den Ausschank der gegorenen Stutenmilch ausgegeben.
Ein Liter kostet in Ulaanbaatar um die 4 000, ein Becher 2 000 Tugrug.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr bedeutet dies eine Verdopplung der Preise. Das
hängt auch mit der stärkeren Kontrolle der Verkaufsgenehmigungen zusammen.
Höhepunkt auch der diesjährigen Feierlichkeiten werden die Naadamringwettkämpfe
– 512 Ringer kämpfen um den Sieg - und das große Volksfest auf dem
Sukhbaatarplatz am 11. Juli sein.
Während der Feiertage will die Verkehrspolizei alle fünf Minuten über eventuelle
Verkehrsbehinderungen informieren.
Im vergangenen Jahr wurden während Naadam 324 Verkehrsunfälle gemeldet, 85
Menschen erlitten teils schwere Verletzungen, drei starben.
Drei
Goldmedaillen für Ye. Tugstumur
Bei den Asiatischen Schachjugendmeisterschaften in Hikkaduwa (Sri Lanka) vom
24. Juni bis zum 02. Juli gewann der sechsjährige Ye. Tugstumur drei
Goldmedaillen.
Der junge Mongole siegte in seiner Altersklasse in den Kategorien Standard-,
Blitz- und Schnellschach.
Insgesamt gewannen Mongolen bei diesen Meisterschaften 3 Gold-, 2 Silber- und 5
Bronzemedaillen.
11 198 Straftaten
im ersten Halbjahr
Im ersten Halbjahr dieses Jahres
registrierten die Polizeibehörden landesweit 11 198 Straftaten, das sind 10,7
Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
9,2 und 2,6 Prozent der Taten fallen unter die Kategorien schwere und sehr
schwere Delikte, wobei letztere im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 7,9
Prozent aufweisen.
Zu den Opfern von Straftaten gehörten 54 Ausländer, darunter 17 Bürger aus der
VR China, sieben aus der Russischen Föderation, 12 aus Südkorea, zwei aus Japan,
fünf aus den USA und elf aus anderen Ländern.
Infolge von Straftaten starben 503 Menschen.
In Ulaanbaatar registrierte die Polizei jeden Tag 35 Straftaten, landesweit
waren es 61.
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MongoleiOnline ein wunderbares, erlebnisreiches Naadamfest.
Ta bukhen saikhan naadaarai! R.B.
Ulaanbaatar wächst und wächst ._
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