Neues aus der Mongolei
4. bis 10. November 2013

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


Adlerfest

Außenminister Bold in Serbien
Auf Einladung seines serbischen Amtskollegen Ivan Mrkič reiste Außenminister L. Bold am 10. November zu einem offiziellen Besuch nach Serbien.
Am selben Tag wurde er von Ministerpräsident Iviča Dačič empfangen.
Die Mongolei und Serbien beraten über einen visafreien Reiseverkehr für die Bürger beider Staaten, beide Minister nahmen am von der IHK Serbiens und dem mongolischen Außenministerium organisierten mongolisch-serbischen Businessforum teil und besuchten Novi Sad, wo ein Landwirtschafts- und Industriepark entstehen soll.
Die ehemals freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Mongolei und Serbien waren in den vergangenen 21 Jahren zum Stillstand gekommen.
Die Gesprächspartner sind sicher, der Besuch des mongolischen Außenministers werde zur Wiederbelebung der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit zwischen beiden Länder beitragen.

Proteste gegen Bergbaugesetz
Die Umweltorganisationen „Gal Undesten", der „Verband Flüsse und Seen" sowie die Vereinigten NGOs der Mongolei setzten am 05. November ihre Protestaktionen gegen das „Gesetz mit dem langen Namen", kurz Bergbaugesetz fort.
Vor dem Bergbauministerium forderten sie eine Änderung der Atompolitik des Staates und den völligen Verzicht auf Exploration und Förderung von Uran in der Mongolei.
Bisher hätte das Ministerium auf keines der Schreiben der Demonstranten reagiert.
Im Schreiben „Das mongolische Volk möchte nicht zum Opfer der giftigen und zerstörerischen Atomkraft werden" fordern die Initiatoren unter anderem eine Annullierung der Drei-Staaten-Atomverträge, die Annullierung aller Gesetze in bezüglich der Suche nach Uran, der Verarbeitung von Uran sowie der Lagerung von Atommüll im Land.
Sollte die Regierung die Forderungen ignorieren, behielten sich die Unterzeichner weitergehende Kampfmaßnahmen vor.

Kohlebergwerk Ulaan Ovoot wieder in Betrieb genommen
Das kanadische Unternehmen Prophecy Coal Corp. gab am 04. November bekannt, den Betrieb der zu 100 Prozent unternehmenseigenen Kohlemine Ulaan Ovoot im Sukhbaatar-Aimag wieder aufgenommen zu haben.
Die Arbeitskräfte für den Abbau, die Sicherheit und den Transport seien wieder eingestellt worden.
Seit 2010 habe das Unternehmen 55 Mio. USD in Ulaan Ovoot investiert: Straßen- und Brückenbau, Bergfahrzeuge, Bergbaulager, Abtragungsarbeiten, Infrastruktur und Verbesserungen für die Kommune.
Für mehr Informationen zum Unternehmen sh. www.prophecycoal.com

Ganjuur gehört zum Weltdokumentenerbe
Am 08. November überreichte Irina Bokova, Generaldirektorin der UNESCO, dem mongolischen Außenminister l. Bold die Urkunde mit der Bestätigung, dass die aus 108 Bänden bestehende lamaistische Schriftensammlung Ganjuur (Kandschur) – „das übersetzte Wort" – aus dem 12. bzw. 14. Jahrhundert ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde.
Zuvor waren aus der Mongolei bereits die Chronik „Altan Tovch" und die lamaistische Schriftensammlung Danjuur – „die übersetzte Lehre" – dem Dokumentenerbe hinzugefügt worden.
Der mongolische Ganjuur ist die einzig erhalten gebliebene Kopie der Originale der Enzyklopädie aus Tibet und Indien und wurde in der mongolischen Staatsbibliothek aufbewahrt.
Anfang des 19. Jahrhunderts verzierten mongolische Künstler das Werk mit neun wertvollen Steinen aus Gold, Silber, Kupfer, Koralle, Perle, Türkis, Lapislazuli, Perlmutt und Stahl auf schwarzem Papier.
Unter anderem ist die Mongolei mit dem Uvs-Nuur-Becken im Weltnaturerbe, mit den Felszeichnungen im mongolischen Altai im Weltkulturerbe und mit dem Nationalfest Naadam, mit der Pferdekopfgeige, dem Kehlkopfgesang und dem Adlerfest im immateriellen Erbe der Menschheit vertreten.


Zanabazar-Museum

Dinosaurierkunst
Vom 04. bis zum 06. November präsentierte das Zanabazar-Museum in Ulaanbaatar im Rahmen des Reformprojekts für die der Paläoontologie und Archäologie gewidmeten Museen bzw. Museumsabteilungen 50 Arbeiten von 50 Künstlern mit Darstellungen ausgestorbener Reptilien, Vögel und Säugetiere.
Das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus hatte zuvor einen Workshop zum Thema „Paläo-Kunst" organisiert.

„Don Quixote" am Schauspielhaus in Ulaanbaatar
Das Staatliche Schauspielhaus in Ulaanbaatar hat am 08. November die Wintersaison 2013/14 mit der Wiederaufführung des Dramas „Don Quixote" nach Miguel de Cervantes eröffnet.
B. Jargalsaikhan hat die Titelrolle übernommen.


Feierliche Begrüßung des prominenten mongolischen Gastes im Zentralasienseminar in Berlin

„Ich bin Mongole"
Die Lehrbeauftragte am Zentralasienseminar der HUB M.A. A. Ganchimeg konnte für das erste Mongoleikolloquium im Wintersemester 2013/14 den mongolischen Filmproduzenten und Schauspieler Otgony Gerelsukh gewinnen, der zum Thema Geschichte und Entwicklung des mongolischen Films referierte und anschließend den Dokumentarfilm „Bi mongol khun" (Ich bin ein Mongole) zeigte.
Gerelsukh ist Generalsekretär des mongolischen Kinokunstrates und hatte vom 21. Oktober bis zum 03. November als Gast des Amadeus Kammerorchesters Dortmund an der mongolischen Woche in Dortmund teilgenommen. Am 21. Oktober wurde eine Ausstellung mit Fotografien von Mongoleireisen des Kammerorchesters, das seit 2010 eine Partnerschaft mit dem Opern- und Balletttheater Ulaanbaatar verbindet, eröffnet.
Des Weiteren präsentierten O. Gerelsukh seine Spielfilme „Die Reise nach Shambala", „Der fliegende Mönch" und „Laridma-Das Leben" sowie F. Reimann seinen Dokumentarfilm „Mozarts Entführung in die Mongolei".
In Berlin erwartete den Künstler ebenfalls ein interessiertes Publikum, das kaum Platz im großen Seminarraum in der Invalidenstraße fand.
Die offizielle Geschichte des mongolischen Films begann 1935 mit der Gründung von MongolFilm, dem ersten nationalen Filmstudio des Landes.
„Tsogt Taij" und „Sukhbaatar" hießen die ersten Spielfilme, die noch heute ihr Publikum finden.
Unübersehbar sei der russische Einfluss auf die mongolische Filmkunst gewesen, asiatische Einflüsse seien erst nach der politischen Wende zu Beginn der 90-er Jahre des vorigen Jahrhunderts spürbar geworden.
Ein Beispiel für die deutsch-mongolische Zusammenarbeit, genauer die DDR-MVR-Zusammenarbeit war der 1961 produzierte Märchenfilm „Altan Urguu" (Die goldene Jurte).
Nachdem im ersten Jahrzehnt nach der Wende keine mongolischen Filme produziert wurden, erlebte die mongolische Filmwirtschaft nach 2005 eine neue Blüte.


Regisseurin und Hauptdarsteller bei der Premiere des Films Die Höhle des gelben Hundes in Ulaanbaatar, August 2005

Der inszenierte Dokumentarfilm der Absolventin der Filmhochschulen in Ulaanbaatar und München D. Byambasuren „Das weinende Kamel" war für den „Oscar" nominiert, auch ihr Filme „Die Höhle des gelben Hundes" und „Das Lied von den zwei Pferden Chinggis Khaans" gewannen internationale und nationale Preise.
„Remote Control" von S. Byamba erreichte beim 18. Internationalen Filmfestival in Busan (Südkorea) den ersten Preis, ebenfalls eine mongolisch-deutsche Koproduktion.
Gerelsukh betonte, für die mongolischen Filme müsste gerade unter den Mongolen noch mehr Werbung betrieben werden, internationale Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch seien unverzichtbar für gute Filme von mehr mongolischen Filmemachern.
Der Dokumentarfilm „Bi mongol khun" zeigt Ausschnitte aus dem Leben eines westmongolischen Khuumii-Sängers (Oberton-, Kehlkopfsänger), beschreibt seine tätige Liebe zum musikalischen Erbe seines Volkes, der Tuwa (Gerelsukhs Vater stammt selbst aus dem tuwinischen Tsengel-Sum im Bayan-Ulgii-Aimag), zur Natur mit Pflanzen, Bergen, Wasser, Wolken Tieren, Himmel und Felsen sowie seine Befürchtungen, diese Schätze würden bald dem schnöden Mammon geopfert werden.
Für mehr Informationen sh. www.mofic.mn


O. Gerelsukh

„Die ferne Mongolei – ganz nah"
Zum Abschluss der Sonderausstellung „Steppenkrieger - Reiternomaden des 7.-14. Jahrhunderts aus der Mongolei" im kelten römer museum manching referiert Dr. Dr. hc. Ernst Pohl am 12. November, ab 19:00 Uhr zum Thema „Vom Steppenimperium zur Marktwirtschaft. Archäologie und Geschichte der Mongolei vom 13. Bis zum 21. Jahrhundert".
Ernst Pohl arbeitet als Archäologe an der Universität in Bonn, leitete die Grabungen im Handwerkerviertel in Karakorum und ist Präsident der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft (DeMoGe).
Am 17. November liest die Kulturwissenschaftlerin Dr. P. Gangaamaa aus ihren Gedicht- und Erzählbänden „Ihr alle seid … mein Schatz" und „Ein weißes geschnürtes All" sowie aus ihrem Prosaband „Der gute Dieb".
Gangaamaa stammt aus dem Saikhan-Sum im Bulgan-Aimag und beschreibt in ihrem literarischen Werk das Leben eines mongolischen Nomadenkindes.
Die Veranstaltung findet am 12. November, ab 18:00 Uhr im Foyer des Museums statt.
Sh. auch www.museum-manching.de

 


   

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