
August in der Mongolei
MVP-Minister
entlassen
Die vom Vorsitzenden der
Großen Staatsversammlung Z. Enkhbold anberaumte Sondersitzung der Großen
Staatsversammlung hat ihre Hauptaufgabe erfüllt: Die sechs MVP-Minister müssen
die Regierung verlassen.
Am 29 Juli hatte Enkhbold die Einberufung einer Sondersitzung der Großen
Staatsversammlung ab dem 03. August bestätigt.
Auf der Tagesordnung stehen die Ministerrücktrittsforderungen sowie die Berufung
der Nachfolger, die Gesetzentwürfe zum Strafrecht, zum Widerspruchsgesetz (zur
Stärkung der Bürgerrechte gegenüber der Staatsverwaltung), zum Waffengesetz, zum
Gesetz über mehr Transparenz in der Wirtschaft sowie über das Amnestiegesetz.
Ungeachtet der Proteste seitens der MVP-Fraktion, die der Sitzung am 03. August
geschlossen fernblieb, nahm eine beschlussfähige Mehrheit der Abgeordneten die
Debatte auf.
Der Tagesordnungspunkt Ministerrücktritte wurde verschoben.
Ministerpräsident Ch. Saikhanbileg hatte zuvor förmlich beim Vorsitzenden der
Großen Staatsversammlung um die Entlassung der MVP-Minister gebeten.
Den vom Vorsitzenden der Staatsversammlung Z. Enkhbold initiierten Beschluss zur
Beendigung der Regierungszusammenarbeit mit der MVP, der von den Gremien der DP
bestätigt wurde, begründeten die Protagonisten mit der Nichterfüllung des
Kooperationsvertrages zwischen DP und MVP.
Den meisten Gesetzesinitiativen hätte die MVP ihre Zustimmung verweigert. Die
Hauptarbeit der MVP hätte in der Entlassung von der DP nahestehenden
Angestellten und der Berufung von Verwandten und Freunden der MVP-Führung
bestanden.
Nach Sitzungen der Ständigen Ausschüsse, die sämtlich dem Rücktrittsgesuch
zustimmten, wurde am 06. August in der Großen Staatsversammlung die Auflösung
der Regierungszusammenarbeit zwischen DP und MVP beschlossen.
Auf einer Pressekonferenz im Anschluss, widersprach der MVP-Vorsitzende M.
Enkhbold den Vorwürfen.
Eine Partei könne nicht allein eine Vereinbarung bewerten.
Im Übrigen hätte die DP die Grundsätze der Zusammenarbeit verletzt. Obwohl
Absprachen bezüglich der Aufnahme des Untertagebetriebs in Oyutolgoi beschlossen
worden waren, habe Ministerpräsident Saikhanbileg allein die Unterzeichnung
einer Vereinbarung zwischen der Mongolei und dem Betreiber in Dubai organisiert.
Der Leiter der Arbeitsgruppe „Verfassungsänderung" habe ebenfalls ohne
Rücksprache mit der MVP die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert, das gelte
auch für die Arbeitsgruppe „Wahlgesetz".
Im Gegenzug sei auf die MVP-Initiative für eine Volksbefragung zum Wahlgesetz (die
MVP ist für eine Rückkehr zum Mehrheitswahlrecht) nie eine Antwort
eingegangen.
Zum Vorwurf der Vetternwirtschaft erklärte M. Enkhbold, die DP hätte nach ihrem
Wahlsieg 2012 eine weitaus größere Zahl an Mitarbeitern entlassen und neu
berufen.
Allein im Außenministerium seien nach dem Wechsel Ende 2014 – wohlgemerkt von
einem DP- zu einem DP-Minister - 31 Mitarbeiter ausgetauscht worden, im
Industrieministerium 33.
Im Bildungsministerium, wo es gar keinen Ministerwechsel gegeben habe, hätten
innerhalb eines Jahres elf Personen ihre Posten räumen müssen.
Im Interesse der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Mongolei werde
die MVP die Arbeit der noch zu berufenden neuen Minister unterstützen.
Wir werden uns wieder auf unsere Rolle als starke Opposition konzentrieren,
verkündeten der Parteivorsitzende, der Generalsekretär und der MVP-Fraktionschef
unisono zum Ende der Pressekonferenz.
Am 07. August verkündete Ministerpräsident Ch. Saikhanbileg den Beschluss,
welche Minister bis zur Berufung der neuen Kabinettsmitglieder deren Aufgaben zu
übernehmen hätten:
Justizminister D. Dorligjav – stellvertretender Ministerpräsident und Shadar
Said; Außenminister L. Purevsuren – Umwelt und Grüne Entwicklung; Chef der
Regierungskanzlei S. Bayartsogt – Finanzen; Bergbauminister R. Jigjid – Bauwesen
und Stadtentwicklung; Industrieminister D. Erdenebat – Wege und Verkehr;
Minister für Bevölkerungsentwicklung und Soziale Sicherheit S. Erdene –
Arbeitsministerium.
25 Jahre
Rehabilitierungskommission
Am 25. Dezember 1990 hatte der
erste Präsident der Mongolei P. Ochirbat den Beschluss zur Einberufung einer
Kommission zur Rehabilitierung der politisch Verfolgten verkündet.
An jedem 10. September werden am Denkmal für die Opfer von politischen
Verfolgungen vor dem Nationalmuseum in Ulaanbaatar Blumen und Kränze
niedergelegt.
Regelmäßig wird über Wiedergutmachungen und die Ergebnisse der Kommissionsarbeit
(Antragsbearbeitung, Archivrecherche, Presse- und Fernsehberichte,
Fotoausstellungen, Konferenzen) berichtet.
1991 wurde an der AdW am Institut für Geschichte ein Forschungszentrum
eingerichtet, das die Biografien der Verfolgten erforscht und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht hat. Das Zentrum ist im vergangenen Jahr geschlossen worden.
Aus Anlass des Gründungsjubiläums hat der stellvertretende Vorsitzende der
Großen Staatsversammlung und Kommissionspräsident L. Tsog 30 ehemalige
Mitarbeiter des Forschungszentrums zu einem Empfang geladen, um ihre Arbeit zu
würdigen.
Gleichzeitig betonte Tsog, die Arbeit der Rehabilitierungskommission werde
fortgesetzt, noch seien nicht alle offenen Fragen, nicht alle Schicksale
geklärt.
Ernteverluste
erwartet
In der Ministerfragestunde am 30.
Juli hat Landwirtschaftsministerin R. Burmaa über die Ernteaussichten, Probleme
und Lösungsansätze berichtet.
Landesweit seien die Ernteaussichten auf 2,7 Prozent der Anbaufläche als sehr
gut, auf 43,8 Prozent als gut, bei 43,5 Prozent als weniger gut und bei zwei
Prozent als schlecht einzuschätzen.
Aufgrund der Junihitze in weiten Teilen des Landes sei allerdings mit
Ernteverlusten bis zu 40 Prozent zu rechnen.
In den Hauptanbaugebieten im Selenge- und Zentralaimag werde eine Ernte von etwa
60 Prozent erwartet. Zehn Prozent seien verloren, bei 25 Prozent bestehe noch
Hoffnung.
Die schwierigste Sommerlagersituation hätten die Bewohner der Aimags Uvs und
Khentii zu bewältigen. In Khentii werde mit Ernteverlusten bis zu 70 Prozent
gerechnet. Nur in den Sums Dadal und Norovlin stünden die Ernteaussichten gut,
hingegen seien 80 Prozent der Ernte in Khurkh und Binder verloren.
Gerüchten, wonach die Ernte 2015 zu 100 Prozent verloren sei, widersprach die
Ministerin.
Auf die Frage, wer für die falschen Wettervorhersagen im Mai und Juni
verantwortlich sei, erklärte sie, das müsste noch genauer untersucht werden,
einfache Schuldzuweisungen seien nicht angebracht.
Trockenheit und Zud seien nicht ohne weiteres vorherzusehen.
Die Ministeriumsmitarbeiter hätten im Sommer ohne Pause gearbeitet, eine
Erntesonderkommission sei gebildet worden.
Begnadigung
Anlässlich des 25. Jahrestages der
ersten freien Wahlen in der Mongolei hat Präsident Ts. Elbegdorj G. Boshigt
begnadigt.
G. Boshigt gehörte zu den Mitbegründern der demokratischen Bewegung in der
Mongolei und war der Vorsitzende des Mongolischen Demokratischen Bundes.
Im Zustand der Betrunkenheit hatte er am 03. Dezember 2013 den Tod seines Sohnes
verursacht.
Dafür war er in dritter Instanz zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, die
Reststrafe wird ihm nun erlassen.
„Tag der
demokratischen Wahlen"
Einem Regierungsbeschluss zufolge
wird der 29. Juli (erste freie, geheime und gleiche Wahlen zur Großen
Volksversammlung in der Mongolei 1990) als „Tag der demokratischen Wahlen"
begangen.
Auf einer internationalen Festversammlung im Hotel „Shangrila" in Ulaanbaatar am
29. Juli würdigte der Leiter des Präsidialamtes P. Tsagaan als wichtigen Schritt
auf dem Weg zu einem modernen demokratischen Staat, der international geachtet
und anerkannt ist.
An der Festversammlung nahmen Präsident Ts. Elbegdorj, der Vorsitzende der
Großen Staatsversammlung Z. Enkhbold, Ministerpräsident Ch. Saikhanbileg, in-
und ausländische Ehrengäste teil.
„Tag der Väter"
Zum elften Mal seit 2005 wurde der
08. August als „Tag der Väter" begangen.
Initiiert worden war der Vatertag seinerzeit vom „Männerverband der Mongolei"
mit dem Ziel, den Beitrag der Väter als Stützen der Familien und bei der
Erziehung der Kinder zu würdigen, auf die besondere Gesundheitsgefährdung der
Männer aufmerksam zu machen und diese zu mehr Sorgfalt diesbezüglich zu
motivieren.
So sind z. B. in der Mongolei 90 Prozent aller von Berufskrankheiten Betroffenen
Männer, sie werden öfter Opfer von Arbeits- und Verkehrsunfällen als Frauen.
Alkoholmissbrauch sei hauptsächlich ein Männerproblem, sowohl in der Stadt als
auch auf dem Land.
Die Lebenserwartung der mongolischen Frauen sei mit 74,3 Jahren um 9,4 Jahre
höher als die der Männer (Stand 2014) - ein Wert um das 2,5-fache höher als im
Weltmaßstab.
Das Bildungsniveau der Männer verschlechtere sich zunehmend.
Nur 39,5 Prozent der Studierenden seien junge Männer.
Im Jahresdurchschnitt sterben in der Mongolei 17.000 Menschen, 62 Prozent von
ihnen sind Männer.
Jungen sollen stark werden, Mädchen gebildet.
92 Prozent der mongolischen Arbeitskräfte, die im Ausland ihr Geld verdienen,
sind Männer.
Nur 30 Prozent der Kinder geben an, ein enges Verhältnis zu ihren Vätern zu
haben.
Gemeinsam mit dem Amt für die Entwicklung von Familie und Kindern in Ulaanbaatar
sowie dem Institut für öffentliche Gesundheit strebt der Männerverband an,
Maßnahmen umzusetzen, die die Bereitschaft der Männer und Väter, Verantwortung
für die Familie und damit für die Entwicklung der Gesellschaft zu übernehmen,
fördern sollen und diese Bereitschaft von den Männern nachdrücklich
einzufordern.

Selbstporträt Zanabazars. Zanabazar-Museum der Schönen Künste in Ulaanbaatar
380. Geburtstag des
I. Jebzundamba Khutagt Undur Gegeen Zanabazar
Am 08. August begannen die
offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des 380. Geburtstages des ersten
Oberhauptes der lamaistischen Kirche in der Mongolei Undur Gegeen Zanabazar
(1635 – 1723).
Zu diesem Zweck wurde das Danshig-Naadam wiederbelebt.
Zu Ehren Zanabazars haben das Oberbürgermeisteramt von Ulaanbaatar und die
lamaistischen Klöster der Mongolei gemeinsam „Danshig Naadam – Khuree Tsam
(Maskentanz) 2015" organisiert.
Zur Feier der Inthronisierung des I. Bogd Jebzundamba Khutagt Undur Gegeen
Zanabazar am Weißen See im Burd-Sum im heutigen Uvurkhangai-Aimag im Jahr 1639
feierten die sieben Khalkh-Fürstentümer 1640 zum ersten Mal das Danshig (Bat
Orshil urgukh) – Naadam.
Zanabazar war gleichzeitig der erste namentlich bekannte Künstler der Mongolei.
Seine Werke befinden sich heute in Klöstern und Museen in der Mongolei sowie im
Ausland.
Der Maskentanz von Urguu (Palastjurte), später Ikh Khuree, seit 1924 Ulaanbaatar,
bekannt als Khuree-Tsam, wurde zum ersten Mal 1811 aufgeführt.
Die Kostüme und Masken wurden von mongolischen Handwerkern nach den Vorgaben des
V. Dalai-Lama gefertigt.

Khuree-Maskentanz. Foto UB-PA
Der Khuree-Tsam
wird in der Regel am neunten Tag des letzten Sommermondes, also im Juli oder
August aufgeführt.
Um 06:00 Uhr begannen die Danshig-Festlichkeiten auf dem Chinggis-Platz.
600 Lamas beteten zum Wohle der Hauptstädter und aller Anhänger des
lamaistischen Glaubens.
Zu den Teilnehmern und Gästen zählten Klostervorsteher (Khamba Lam) aus der
Inneren Mongolei, aus Kalmückien und aus Tuwa.
Ein weiterer Schauplatz der Feierlichkeiten war Khui Doloon Khudag.
Hier sind um 11:00 Uhr die Feiern mit der Ochirvaani-Opferzeremonie eröffnet
worden, später folgten Ringerwettkämpfe, Lesungen, Pferderennen und
Malereiwettbewerbe.

Manzushri. Zanabazar-Museum Ulaanbaatar. Repro R. Bormann
Für mehr Vor- und
Rücksicht im Straßenverkehr
Der Mitarbeiter der
Presseabteilung der Verkehrspolizei Oberleutnant D. Turbat hat auf einer
Pressekonferenz am 07. August in Ulaanbaatar über die starke Zunahme schwerer
Verkehrsunfälle seit Juli berichtet und alle Verkehrsteilnehmer zu mehr
Rücksicht, Vorsicht und die Einhaltung der Verkehrsregelungen aufgefordert.
Zwischen dem 10. und 31. Juli sei die Verkehrspolizei zu 6.100 Unfällen gerufen
worden, dabei wurden 4.400 Verkehrsdelikte registriert.
In 1.500 Fällen wurden Autofahrer wegen Alkohol am Steuer an der Weiterfahrt
gehindert.
Wegen des hohen Verkehrsaufkommens aus Richtung Ulaanbaatar aufs Land
registrierte die Polizei hier besonders viele Unfälle.
37 Menschen starben bei 25 Unfällen.
Hauptursachen für die Unfälle waren überhöhte Geschwindigkeit und Fahren unter
Alkoholeinfluss.
Infolge von Motorradunfällen seien mehrere Motorradfahrer gestorben, deren in
China produzierte Krafträder offenbar nicht die nötigen Qualitätsstandards
erfüllten.
Außerdem beachteten viele Autofahrer die schwierigen Straßenbedingungen bzw. die
unterschiedlichen Anforderungen von Steppenpisten, Asphalt- und Betonstraßen nur
ungenügend.
Die Frage, ob die Qualität der neugebauten bzw. ausgebesserten befestigten
Straßen, gerade Richtung Khuvsgul, zu wünschen übrig ließe, da gerade hier
besonders schwere Unfälle auftraten, verneinte Turbat.
In jedem Fall waren den Verkehrsverhältnissen nicht angepasste
Geschwindigkeiten, Alkohol oder ein ungenügender Wartungszustand der Fahrzeuge
verantwortlich für die Unfälle.
Schnellstraßen gäbe es nicht in der Mongolei.
Auf dem Lande würden höhere Anforderungen an das fahrerische Können der
Kraftfahrzeugführer als in der Stadt gestellt.
Eine Besserung der Situation erhofft sich Turbat vom neuen Verkehrsgesetz.
Das von der Staatsversammlung verabschiedete überarbeitete Verkehrsgesetz sieht
unter anderem eine Verschärfung der Strafen für Vergehen im Straßenverkehr vor,
z. B. könne die Fahrerlaubnis in Zukunft schneller eingezogen werden,
Geldstrafen reichten nicht aus.
Es werde ein Punktesystem ähnlich dem in Japan und Südkorea eingeführt.
„Neues aus der
Mongolei" können Sie wieder ab dem 6. September lesen. R. B. Über wichtige
Ereignisse (Regierungsbildung etc.) berichtet MongoleiOnline weiter zeitnah. R.B.
Fotos, wenn nichts
anderes vermerkt Renate Bormann