Neues aus der Mongolei
10. bis 17. Juli 2016

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar


ASEM-Gipfel 2016

11. Asien-Europa-Treffen (ASEM)
Der 11. ASEM-Gipfel am 15. und 16. Juli in Ulaanbaatar war überschattet vom Anschlag in Nizza (Frankreich), bei dem 84 Menschen ihr Leben verloren haben, dem Inselstreit im Südchinesischen Meer mit China und dem Putschversuch von Teilen des türkischen Militärs in Istanbul und Ankara.
http://www.wn.de/Welt/Politik/2460615-International-Asem-Gipfel-endet-EU-steht-voll-hinter-Regierung-der-Tuerkei
Der Gipfel begann am 15. Juli mit einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in Nizza.
Die Sicherheitsbestimmungen in Ulaanbaatar und Umgebung waren hoch: Alle mit dem Meeting in Verbindung stehenden Gebäude, Straßen und Plätze in Ulaanbaatar würden durch Videokameras überwacht, insgesamt seien 1.100 Kameras im Einsatz, meldeten die Sicherheitskräfte, Zufahrtsstraßen waren zeitweise gesperrt worden.


Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Elbegdorj. Foto president.mn

Im Rahmen des Gipfeltreffens am 15. und 16. Juli 2016 in Ulaanbaatar empfing Präsident Tsakhiagiin Elbegdorj Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Merkel bedankte sich für die sehr gute Organisation des Gipfeltreffens mit Staats- und Regierungschefs sowie Vertretern aus 51 asiatischen und europäischen Ländern sowie den Repräsentanten von EU und ASEAN.
Elbegdorj informierte seinen deutschen Gast über den Verlauf der Parlamentswahlen am 29. Juni und hob die Tatsache hervor, dass bereits nach 20 Minuten die ersten Ergebnisse der Stimmenauszählung live im mongolischen Fernsehen übertragen wurden.
Beide Seiten versicherten, an einem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen interessiert zu sein und die internationale und regionale Zusammenarbeit vertiefen zu wollen.
„Deutschland ist unser wichtigster Partner in Europa", betonte der mongolische Staatschef zum Abschluss des Gesprächs.
Bereits am 14. Juli hatte die offizielle Staatsvisite des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe begonnen, den er mit der Teilnahme am ASEM-Gipfel verband.


ASEM-Gipfel. Für mehr Frieden, für Sicherheit, gegen Terrorismus. Foto president.mn

Beim Treffen mit dem kasachischen Ministerpräsidenten Karim Masimov ging es unter anderem um den ursprünglich geplanten regelmäßigen Direktflug zwischen Ulaanbaatar und Astana.
Vereinbart wurden weitere Gespräche darüber beim Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit im Juni 2017 in Kasachstan.
Insgesamt sind während des ASEM-Gipfels 80 bilaterale Gespräche geplant, darunter Myanmar-Niederlande; EU-Japan; Südkorea-Laos; Japan-Deutschland; Singapur Schweden, Präsident Elbegdorj wird etwa 30 führen.
Die Bundeskanzlerin traf sich unter anderem mit dem russischen Ministerpräsidenten D. Medwedew zu einem Gespräch über die Situation in der Ostukraine, mit ihrem slowakischen Amtskollegen Fico sowie mit dem chinesischen Regierungschef Li Keqiang.
Schauplätze der Treffen werden das Hotel „Shangri-La", „Chinggis-Khuree" oder das neu errichtete „ASEM Village" sein.
Nach Forum und bilateralen Treffen am 15. Juli hatten die Gäste die Möglichkeit, sich ab 16:00 Uhr im „Chinggis-Khuree"-Komplex an einem Besreg Naadam – Kleinem Naadam zu erfreuen, dabei einen tieferen Einblick in Sitten und Bräuche des Gastgeberlandes gewinnend.
In einem riesigen Ehrenger auf dem Gelände von Chinggisiin Khuree sind Porträts aller Staatschefs der 51 ASEM-Mitgliedsländer angebracht worden.


Abschlusspressekonferenz in Ulaanbaatar. 16.07. 2016

Schweigeminute
Vor Beginn des „Besreg Naadam" hat Präsident Ts. Elbegdorj die Gäste gebeten, sich für eine Schweigeminute von den Plätzen zu erheben, um der Opfer des Anschlags im französischen Nizza zu gedenken.
Wegen des Anschlags, bei dem 84 Menschen getötet worden sind, hat Präsident Hollande seinen Besuch zum ASEM-Gipfel in Ulaanbaatar abgesagt.

Schuldenerlass
Bei den offiziellen Gesprächen zwischen Ministerpräsident J. Erdenebat und seinem chinesischen Amtskollegen Li Keqiang am 14. Juli sagte Keqiang einen Schuldenerlass in Höhe von 38 Milliarden Tugrug zu.
Es handelt sich um Restschulden aus den Jahren 1958 und 1960 sowie 1991, 1992 und 1994.
Für die Neuplanung der Gerviertel und der Bereitstellung von Wohnungen für die Gerviertelbewohner stellt China 350 Millionen Yüan oder 100 Milliarden Tugrug als unentgeltliche Hilfeleistung zur Verfügung.
Des Weiteren vereinbarten die VR China und die Mongolei die Vertiefung der Zusammenarbeit im Handel, in der Landwirtschaft, bei der Entwicklung der Infrastruktur und bei der Entwicklung der Wirtschaft in den grenznahen Regionen beider Länder.
Das waren noch nicht genug der guten Nachrichten.
Vietnam werde in der Mongolei zwei Fabriken für die Herstellung hochwertiger Lederprodukte errichten.
http://www.nzz.ch/international/aufgefallen/asem-gipfel-in-ulaanbaatar-die-mongolei-laesst-sich-nicht-lumpen-ld.105841
http://www.br.de/nachrichten/asem-gipfel-mongolei-100.html

Abschlusspressekonferenz
Auf der Pressekonferenz zum Abschluss des 11. ASEM-Gipfels in Ulaanbaatar sprachen Präsident Ts. Elbegdorj, der EU-Ratspräsident Donald F. Tusk, der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, Myanmars Präsident Htin Kyaw sowie der Ministerpräsident der Slowakei Robert Fico über die Ergebnisse des Treffens.
Einhellig wurde die Mongolei für die hervorragende Organisation des Meetings gelobt.
Die 34 Staats- und Regierungschefs sowie die Repräsentanten der EU und der ASEAN (Asiatische Staatengemeinschaft) verabschiedeten einen gemeinsamen Appell – „Ulaanbaatar-Deklaration" - für mehr Kooperation und Abstimmung zwischen den Staaten beider Kontinente.
Das nächste Gipfeltreffen wird 2018 in Brüssel stattfinden.


Trainieren für die Naadamwettbewerbe im Bogenschießen. V.l. Aimgiin Mergen D. Narangarid

Naadam 2016
Am 11. Juli hat Präsident Ts. Elbegdorj im Zentralstadion von Ulaanbaatar offiziell die diesjährigen Feiern zum mongolischen Nationalfest „Naadam" eröffnet.
Gleichzeitig begingen die Mongolen das 2.225-jährige Jubiläum des ersten Staatswesens auf mongolischem Boden, das 810. Jubiläum des mongolischen Großreichs, den 105. Jahrestag der Befreiungsrevolution und den 95. Jahrestag der Volksrevolution.
Elbegdorj ging in seiner Rede auf den friedlichen Verlauf und die schnelle Anerkennung der Ergebnisse der Wahlen zur Großen Staatsversammlung, zu den Aimagversammlungen und zur Ulaanbaatar-Stadtverordnetenversammlung ein.
Er beschwor die Einheit des mongolischen Volkes. „Wir haben ein Mutterland, uns verbindet eine stolze Geschichte und Kultur, das gleiche Schicksal".
In diesem Jahr haben wir hohe Gäste von nah und fern.
Repräsentanten aus Staaten zweier Kontinente – Asien und Europa – versammeln sich zum Erfahrungsaustausch, zu Gesprächen über wichtige internationale und bilaterale Themen.
Die Welt schaut auf uns.
„Lasst uns hervorragende Gastgeber sein".
„Saikhan Naadaarai" – „Feiern Sie, vergnügen Sie sich".
In die Siegerliste des wichtigsten Ringerturniers im Sportkalender der Mongolei schrieb sich in diesem Jahr Landeselefant Chimedregzengiin Sanjaadamba aus dem Khashaat-Sum im Arkhangai-Aimag ein.
Nachdem er in der Vorschlussrunde den Landesmeister (Ulsyn Avarga) G. Erkhembayar besiegen konnte, dieser Sieg bescherte ihm den Titel „Landeslöwe", setzte er sich in der Schlussrunde, die kurz vor Mitternacht zu Ende ging, gegen den Landeslöwen R. Purevdagva, ebenfalls aus dem Arkhangai-Aimag, jedoch aus dem Bulgan-Sum, durch.
Renzenbyambyn Purevdagva hatte in der Vorschlussrunde den Landeslöwen N. Batsuuri bezwungen, was ihm gleichfalls den Titel Landeslöwe eingebracht hatte.
Ch. Sanjaadamba ist der 22. Landesmeister im traditionellen Ringen.
Viele Hauptstädter sind bereits vor Naadam aufs Land gefahren, noch mehr taten es ihnen nach dem Abschluss der offiziellen Feiern an.
Die Sicherheitsbestimmungen wegen des ASEM-Gipfels erschweren ein Fortkommen in der Stadt doch erheblich.
Viele Straßen sind zumindest zeitweise gesperrt, auch die Zufahrt zum Flugplatz stellt die Bürger vor zusätzliche Herausforderungen.


V.l. B. Naranbaatar, E. Batzaya aus dem Sukhbaatar-Aimag

150.000 Tugrug für ein Schaf
Vor Naadam öffnen am Rande von Ulaanbaatar traditionell zwei Großmärkte für den Verkauf von Schafen für die Festgerichte, Suppen, Khuushuur, Buuze, Banj …
Viehhalter aus den Aimags treiben ihre zum Verkauf bestimmten Tiere nach Ulaanbaatar, auf gute Preise und Geschäfte hoffend.
In diesem Jahr kostete ein „Suppen"schaf zwischen 120.000 und 170.000 Tugrug.
Batzaya und Naranbaatar sind aus dem Sukhbaataraimag nach Ulaanbaatar gekommen, drei Tage wollten sie bleiben.
„Nein, zur Wahl konnten wir nicht gehen". Wir waren unterwegs und eine „Umregistrierung" war nicht möglich".


V. l. D. Erdenechuluun, A. Oyunkhangai, G. Purevdorj

„Das schönste Haus der Welt"
Dulamjavyn Erdenechuluun, für seine Freunde „Chuka", in Deutschland eher unter dem Namen Dulamjav bekannt, war begeistert.
„Das ist das schönste Haus der Welt", meinte er angesichts des sorgfältig errichteten Brunnenhauses auf dem Wiederaufforstungsgelände im Bayanzurkh-Duureg von Ulaanbaatar.
2012 hat er die NGO „World Garden Mongolia" mit dem Ziel gegründet, der Umweltzerstörung durch Bergbau und illegalen Holzeinschlag in der Mongolei Einhalt zu gebieten.
Sowohl in Deutschland als auch in der Mongolei versucht er unermüdlich Mitstreiter zu gewinnen, Sponsoren und Helfer.
Auf dem weitläufigen Gelände in Bayanzurkh steht kaum noch ein Baum.
„Wir wollen nicht nur Wiederaufforstung betreiben, sondern die Menschen, Bewohner und Erholungssuchende, anhalten, ihre Umwelt, die Schönheit der Natur zu schützen und zu bewahren, ihren Müll zu entsorgen, nicht im Gelände zu verteilen.
Wenn nötig, bauen wir Zäune, um wildes Durchqueren der Steppenflure zu verhindern.
Der Bau des Brunnenhauses, übrigens mit Hilfe von Sponsoren, sei ein wichtiger Baustein.
Die ersten Setzlinge sind im Boden und gedeihen gut.


Die 1 ist deutlich zu sehen

Am 04. Juli konnte er den ersten Baumstumpf, in dessen Windschatten ein Setzling in die Erde gebracht werden soll, kennzeichnen.
Alle hier vorhandenen Baumstümpfe werden wir durch neue Bäume ersetzen. Eine langwierige mühselige Arbeit, aber sie lohnt sich und bringt Zufriedenheit und Glück, die nicht mit Gold aufzuwiegen sind.
Besondere Dankbarkeit empfinden mongolischen Umweltschützer für Manfred Vesper.
„Der Forstwirtschaftsexperte aus Lübeck mit seinem Fachwissen, seiner Kenntnis der mongolischen Verhältnisse ist für uns ein unschätzbar wertvoller Partner".
Sh. auch: http://www.manfred-vesper.de
Erdenechuluun will nicht über die Köpfe der Bewohner seine Vorstellungen von einer lebenswerten Umwelt und von Rekultivierung umsetzen.
Er spricht mit den Menschen, macht Vorschläge und freut sich nicht nur über einen Farmer, der einen landwirtschaftlichen Betrieb aufgebaut hat, Gemüse und Obst anbaut, sondern auch über umsichtige Reisende, die nicht kreuz und quer über den empfindlichen Boden fahren.
Später wollen wir hier auch Unterkünfte schaffen, für tätige Touristen und/oder Praktikanten und natürlich kaufen wir dann von unseren Nachbarn deren Produkte.
Chuka ist voller Pläne, dabei erstaunlich optimistisch.
„Manchmal passieren die Dinge nicht so, wie ich es mir vorstelle … Dann heißt es, Ruhe bewahren, nach Lösungen und anderen Wegen suchen".
Dabei helfen ihm nicht selten der Germanist Gurbazaryn Purevdorj „Pujee" oder die angehende Journalistin Agshaagiin Oyunkhangai „Khangai" als Chauffeur, Techniker, Berichterstatterin …


Der Setzling gedeiht hoffentlich weiter prächtig ...

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

   

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