Neues aus der Mongolei
14. bis 20. August 2017

Renate Bormann, Berlin

Präsident Battulga im Interview mit „Tass"
Einen Monat nach seinem Amtsantritt hat Präsident Kh. Battulga dem Journalisten der russischen Nachrichtenagentur „Tass" Aleksei Selischev ein Interview gegeben.
Battulga nahm Stellung zu den Prinzipien der Außenpolitik der Mongolei, die Lage des Landes in Asien mit der Besonderheit von den zwei Großmächten China und Russland umgeben zu sein.
Durch Russland grenzen wir an Länder Europas, durch China an Länder Asiens.
In nächster Zukunft werde ich unseren beiden Nachbarländern einen offiziellen Besuch abstatten.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Nachbarländern biete Entwicklungsmöglichkeiten. Zoll- und Handelstarife bedürfen weitreichender Änderungen.
Mit China verbindet uns eine umfassende strategische Partnerschaft, mit Japan und Indien eine strategische Partnerschaft, mit Südkorea eine umfassende Partnerschaft.
Battulga hofft auf eine Erweiterung der mongolisch-russischen Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil vor allem in den Bereichen Verteidigung, Landwirtschaft, Infrastruktur und Tourismus.
Präsident Battulga kündigte seine Teilnahme am Wirtschaftsforum in Wladiwostok an.
Es wird meine erste Auslandsreise sein.
Am Rande des Forums werde ich Gespräche mit dem russischen Präsidenten W. Putin sowie anderen Staats- und Regierungschefs Nordostasiens führen.
http://tass.com/world/960777


Regierungssitzung Foto news.mn

Wintervorbereitung 2017/18
Auf einer Beratung zur Umsetzung der Regierungsbeschlüsse zur Vorbereitung auf den Winter 2017/18 in der Landwirtschaft am 18. August in Ulaanbaatar nahmen neben den Regierungsmitgliedern Vertreter der Ulaanbaatar-Stadtverwaltung, der Aimags, Sums und Duuregs teil.
Im Mittelpunkt standen eine verbesserte Kooperation zwischen den Ministerien und den Aimags, Pläne zur Vermeidung von Viehverlusten, die Deckung des Bedarfs an Nahrungsmitteln für die Bevölkerung unter schwierigen Wetterbedingungen.
Staatsminister und Chef der Regierungskanzlei J. Munkhbat erinnerte an die schwierigen Frühjahrs- und Sommerverhältnisse für die Landwirtschaftsproduktion.
20 Prozent des Territoriums waren von Dürre beeinflusst, 50 Prozent durch Trockenheit.
Es würden weniger Gemüse, Kartoffeln, Getreide und Futterpflanzen geerntet, die Tiere konnten nicht genügend Gewicht zulegen, Viehkrankheiten hätten zugenommen.
Die Viehhalter in den besonders betroffenen Regionen bereiteten sich auf Ausweichweidelager in anderen Sums oder Aimags, auf entfernten Weiden vor.
Dafür müssten die entsprechenden Vereinbarungen getroffen werden (Schulen, Kindergärten, Gesundheitsbetreuung, Energieversorgung).

Die Regierung tritt nicht zurück
Auf der Sitzung des Führungsrates der MVP am 17. August erklärte der Chef der Regierungskanzlei J. Munkhbat, bezüglich des „60-Milliarden-Tugrug-Problems" sei ein Gerichtsverfahren eingeleitet worden. Ein abschließendes Urteil sei noch nicht gefallen, deshalb könne er aktuell keine näheren Aussagen zu diesem Problem treffen.
Die MVP-Konferenz sei für den 10. September einberufen worden.
Es gäbe zudem keinen Grund für einen Rücktritt der im Ergebnis der Wahlen zur Großen Staatsversammlung 2016 gebildeten Regierung sowie der gewählten Aimag-, Sum- und Duuregverwaltungen in Folge der verlorenen Präsidentschaftswahlen im Juni dieses Jahres.

EU eröffnet Vertretung in Ulaanbaatar
Außenminister Ts. Munkh-Orgil ist von der Regierung beauftragt worden, das Abkommen über die Eröffnung einer Ständigen Vertretung der EU in Ulaanbaatar zu unterzeichnen.
Die EU plant, die Entsendung ihres Repräsentanten oder ihrer Repräsentantin in Ulaanbaatar im September 2017.
Ab Januar 2018 soll die Vertretung ihre Arbeit aufnehmen.

Rekultivierung gefordert
Die Ministerin für Umwelt und Tourismus D. Oyunkhorol, der Minister für Bergbau und Schwerindustrie Ts. Dashdorj und der Regierende Bürgermeister von Ulaanbaatar S. Batbold erhielten in der Regierungssitzung am 17. August den Auftrag, für die Umsetzung der Resolution zu den Aktivitäten im Mikrobergbau zu sorgen.
In diesem Zusammenhang wurde von den Verwaltungen der Aimags Arkhangai, Bulgan, Darkhan-Uul, Tuv und Selenge gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, damit illegal nach Gold schürfende Bürger in Tsenkher, Buregkhangai, Sharyn-Gol, Zaamar bzw. Yeroo und Khuder ihre Tätigkeit einstellen und eventuell für eine Umsiedlung zu sorgen.
Die von den illegalen Bergbauaktivitäten verursachten Schäden an den Forst- und Wasserressourcen in diesen Gebieten ließen keinen anderen Ausweg zu.
Das Bergbauunternehmen „Rich Munkh", das im Yeroo-Sum im Selenge-Aimag illegal eine Goldmine betrieben hatte, soll für die enormen Umweltschäden, die der Betrieb verursacht hat, haftbar gemacht werden.


24. Schule im Bayangol-Duureg

Wirtschaftskrise hin oder her, erhöht unsere Gehälter!
Mit dem Ziel, eine Erhöhung der Lehrergehälter zu erreichen, wurde am 10. August ein „Komitee auf Zeit" gegründet.
Bisher sollen es bereits 30.000 Mitglieder zählen.
Noch vor dem 01. September sollen die Mindestlehrergehälter auf 1,6 Millionen Tugrug erhöht werden, lautet die Forderung an die Regierung.
Sollte dieser Forderung nicht entsprochen werden, würde zu einem unbefristeten Streik aufgerufen, erklärte die Generalmanagerin des Komitees N. Munkhtuya, Lehrerin an der 40.Schule im Bayangol-Duureg.
Der bisherige Mindestverdienst von 545.000 Tugrug soll auf 1,6 Millionen erhöht werden.
Den Verweis auf die schwierige Wirtschaftslage der Mongolei kontert Munkhtuya mit dem Hinweis, die Wirtschaftslage des Landes sei ihnen erst einmal egal.
Die in die Regierung gewählten Personen sollten ihre Arbeit tun. Könnten sie das nicht, müssten sie zurücktreten.
Die Lehrer dürften jedenfalls nicht fortwährend durch niedrige Gehälter für die Krise bestraft werden, sondern eher die „Oberen", die die durch die Ausbeutung der Naturreichtümer selbst immer reicher werden.
Der Direktor von „Erdenet" verdiene 27 Millionen Tugrug. Wir müssen mit 200 bis 300 Dollar zurechtkommen.
Die Regierung habe kein Recht, die Lehrer mit Hinweisen auf die allgemeine Wirtschaftslage oder mit dem Satz „Denkt doch an die Kinder" unter Druck zu setzen.
Wir werden kämpfen, bis unsere Gehälter erhöht werden.
Lange genug haben wir unter äußerst schwierigen Arbeitsbedingungen und niedrigem Verdienst gelitten, so N. Munkhtuya zum Abschluss des Pressegesprächs in Ulaanbaatar.


Bauen im Gerviertel

Wohnungsindex Ulaanbaatar
Die Mongolbank hat im Juli die Öffentlichkeit über den „Wohnungsindex" 2017 informiert.
Zusammengestellt hatte ihn das Unternehmen „Tenkhleg Zuuch".
Der Index basiert auf Untersuchungen, in die 4.918 neue und alte Wohnungen, die auf dem Ulaanbaatar-Wohnungsmarkt gehandelt werden, einbezogen worden sind.
Danach sind die Wohnungspreise in den vergangenen Monaten insgesamt zurückgegangen.
Im Mai wurde ein Rückgang von 4,7 Prozent konstatiert, im Juni ein leichter Anstieg, im Juli erneut ein Rückgang.
Im Vergleich zu Juli 2016 sind die Preise für Wohnungen um 1,16 Prozent gesunken.
Im Juli kostete eine Zwei-Zimmer-Altbauwohnung durchschnittlich 72,7 Millionen Tugrug, der Quadratmeterpreis einer Neubauwohnung betrug durchschnittlich 2,2 Millionen Tugrug.


Chingeltei-Duuregverwaltung

Bezogen auf die Stadtbezirke sind die Preise für Wohnungen in Sukhbaatar und Chingeltei am höchsten, in Bayangol, Khan-Uul und Bayanzurkh können mittlere Preise erzielt werden.
Am günstigsten kann Wohneigentum im Stadtbezirk Songinokhairkhan erworben werden.
Der Preis-Index für Neubauwohnungen erreicht 1,14, das bedeutet einen Rückgang im Vergleich zum Vormonat um 1,48 Prozent, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,07 Prozent.
Der Preis-Index für Altbauwohnungen weist einen Wert von 0,92 aus, ein Rückgang um 0,23 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 1,30 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Kritik äußern Kaufinteressenten an den langen Wartezeiten für die Kreditentscheidungen der Banken.
Daraufhin erklärt die Mongolbank, die Handelsbanken müssten ihre Risiken sorgfältig abwägen. Die Mongolbank hätte darauf keinen Einfluss.
Die Mongolbank arbeite nach einem genauen Regelwerk für die Vergabe von Wohnungskrediten.
Gegenwärtig gewährten die Handelsbanken monatlich Hypothekenkredite im Wert von 25 bis 30 Milliarden Tugrug.


Am Gandankloster

„Undur Gegeen"
Die Geschichte der Nomadenvölker kennt nicht wenige Persönlichkeiten, die sich durch Klugheit, militärisches Geschick oder künstlerische Talente Verdienste erworben haben.
Eine dieser Persönlichkeiten ist der Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts im damaligen Tusheet-Khan-Aimag als Sohn des Aimag-Khans Gombodorj geborene G. Zanabazar.1
Er war nicht nur der erste namentlich bekannte Künstler der Mongolei, sondern auch das erste Oberhaupt der buddhistisch-lamaistischen Kirche der Äußeren oder Nordmongolei.
Über Leben und Wirken des 1. Javzandamba Khutagt G. Zanabazar Undur Gegeen (der Hohe Heilige) hat der Dichter und Schriftsteller Ts. Bavuudorj das Theaterstück „Undur Gegeen" verfasst.
Es soll zunächst auf der Bühne des Musik- und Schauspielhauses im Zavkhan-Aimag aufgeführt werden.
Die Verdienten Künstler der Mongolei, der Chefregisseur des Staatlichen Schauspielhauses Ulaanbaatar N. Naranbaatar, der Chefbühnenbildner des Schauspielhauses T. Gankhuyag und der Komponist B. Ser-Od arbeiten mit Hochdruck an der Fertigstellung des Werks.

1 Zanabazar wurde am 25. September 1635 im Blauen Schweinejahr in Yosonzuil im damaligen Tusheet-Aimag (heute Yosonzuil-Sum im Uvurkhangai-Aimag) geboren.
Sein Vater, der Aimag-Khan Gombodorj, stammte über Batmunkh-Dayan-Khaan in direkter Linie von Chinggis-Khaan ab.
1639?, 1640? erhoben ihn die Aimagkhane zum ersten Javzandamba Khutagt.

62,1 Prozent für Präsidialsystem
Einer Umfrage von shuud.mn zufolge würden 62,1 Prozent oder 2.599 der Befragten ein Präsidialsystem als für die Mongolei am meisten geeignete Regierungsform bevorzugen.
519 oder 12,4 Prozent hielten ein Zwei-Kammernparlament für besser, 1.081 oder 25,8 Prozent für eine Ordnung mit einem starken Parlament.

37. Weltkongress der Poeten
In Würdigung der Welt-Poesie-Tage vom 16. bis 22. August sind unter Federführung der Mongolischen Akademie für Kultur und Poesie zahlreiche Veranstaltungen organisiert worden.
Zu den Teilnehmern gehören 200 Dichter, Schriftsteller, Übersetzer, Verleger und Künstler aus 40 Ländern.
Zur Eröffnung des 37. Weltkongress der Poeten im Regierungspalast von Ulaanbaatar am 20. August hat Präsident Kh. Battulga eine Grußadresse gesandt, die von der Beraterin des Präsidenten für Kultur und Religion Ts. Khulan vorgetragen wurde.
Der Weltkongress, genauso wie das Internationale Danzanravjaa-Poesiefestival, das unter dem Thema steht „Die Weisheit der Natur und die Natur der menschlichen Seele" zeigen eindrucksvoll, wie wichtig eine nachhaltige Koexistenz von Umwelt, Natur und Mensch ist.
Die Poesie, die Kunst der Worte kann dem Menschen dabei eine Stütze sein, ihn für die Schönheit der ihn umgebenden Natur begeistern, ihn von der Unverzichtbarkeit der Natur für seine Existenz überzeugen.

Musikkolleg wird Konservatorium
Anlässlich der Feiern zum 80. Gründungsjubiläum war das Musik- und Tanzcollege in Ulaanbaatar am 24. Juli offiziell in den Rang eines Konservatoriums erhoben worden.
Die Statusänderung basiert vor allem auf der Ausstattung der Bildungseinrichtung, seinem Dozenten- und Angestellten-Potenzial sowie den hier tätigen Künstlern.
Das Konservatorium war am 10. April 1937 als Schule der Kunst gegründet worden, 1996 wurde es in Musik- und Tanzcollege umbenannt.
Seit seiner Gründung hat das nunmehrige Konservatorium mehr als 7.000 Profimusiker Tänzer, Sänger und Zirkusartisten (sowohl weibliche als auch männliche) hervorgebracht.

Übrigens …
Die Zeitangabe für Ulaanbaatar der App Weltuhr auf Androidgeräten ist falsch.
Die Mongolei hat in diesem Jahr auf die Umstellung auf Sommerzeit verzichtet.
Damit liegen zwischen Deutschland und Ulaanbaatar sechs Stunden Zeitunterschied.
Im Winter sind es dann wieder sieben Stunden.

"Solange es noch steht..."


Jugendtreff am Beatles-Denkmal

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

   

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