Neues aus der Mongolei
6. bis 19. November 2017

Renate Bormann, Berlin


Chinggis-Khaan-Ehrung. V. l. M. Enkhbold, Kh. Battulga, U. Khurelsukh. Foto nn.mn.jp

„Tag des Nationalen Stolzes"
In diesem Jahr begingen die Mongolen den Geburtstag von Staatsgründer Chinggis-Khaan (1162-1227) am 19. November.
Präsident Kh. Battulga, der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung M. Enkhbold, Ministerpräsident U. Khurelsukh, Mitglieder der Staatsversammlung, Mitglieder der Regierung und weitere Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Kunst und Kultur legten am Denkmal des Großkhans auf dem Sukhbaatarplatz Blumen und Kränze nieder.
Der Tag begann mit dem Hissen der Staatsflagge auf dem Sukhbaatarplatz.
Gegen 10:00 wurde die Weiße Neunschwänzige Staatsstandarte aus dem Regierungspalast zum Sukhbaatarplatz von neun berittenen Soldaten der Ehrenkompanie „geleitet".
Traditionsgemäß wird anlässlich des „Tages des Nationalstolzes" an einen verdienten Bürger oder an eine verdiente Bürgerin der höchste Orden der Mongolei, der Chinggis-Khaan-Orden, verliehen.
In diesem Jahr heftete Präsident Kh. Battulga den Orden an die Brust des Helden der Arbeit, des Verdienten Sportlers der Mongolei N. Tuvshinbayar.
(Tuvshinbayar wurde 2008 in Peking Judoolympiasieger und damit der erste Olympiasieger für die Mongolei überhaupt).
Am Nachmittag begannen im Ringerpalast die Wettkämpfe um den Turniersieg im traditionellen Ringkampf anlässlich des 855. Geburtstages von Chinggis-Khaan.
128 Ringer kämpften um den Sieg.

Staatshaushalt 2018
Nach zehntägiger Debatte hat die Große Staatsversammlung am 14. November den Staatshaushaltsplan 2018 beschlossen.
Insgesamt weist der Haushalt 2018 sieben Billionen (ikh nayad) und 231 Milliarden Tugrug an Einnahmen aus, 23,8 Prozent des BIP.
Die geplanten Ausgaben belaufen sich auf neun Billionen (ikh nayad) und 651 Milliarden Tugrug bzw. 31,8 Prozent vom BIP.
Das entspricht einem Haushaltsdefizit von 2,4 Billionen (ikh nayad) Tugrug oder acht Prozent vom BIP.
Über den größten Haushalt wird mit sechs Billionen (ikh nayad) das Finanzministerium verfügen können.
Die Aimags können mit Zuwendungen zwischen 16,4 Milliarden Tugrug (Bayan-Ulgii) und 4,5 Milliarden (Dornod) rechnen.
Ab 01. Januar 2018 erhöht sich die Einkommenssteuer um zehn bis 25 Prozent.
Vor Medienvertretern erklärte Finanzminister Ch. Khurelbaatar, dass er im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent rechne.
Das Haushaltsdefizit soll von 9,5 Prozent vom BIP in diesem Jahr auf acht Prozent sinken.

Statistik Oktober 2017
Nach Angaben aus dem Nationalen Amt für Statistik erreicht das BIP in den ersten neun Monaten dieses Jahres 12,1 Billionen (ikh nayad) Tugrug.
Das sind 5,8 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Zur Erhöhung hat der Dienstleistungssektor 338 Milliarden und der Handel 216 Milliarden beigetragen.
Das Haushaltsdefizit ist um 1,7 Billionen (ikh nayad) Tugrug gesunken.
Zu verdanken ist das der Erhöhung der Einnahmen und Hilfen um 5,8 Billionen (ikh nayad), dem Rückgang der zurückzuzahlenden Kredite um 310 Milliarden sowie der Erhöhung der Steuereinnahmen um 1,1 Billionen (ikh nayad) Tugrug.
Das Außenhandelsvolumen erreichte in den ersten zehn Monaten des Jahres 8,7 Milliarden USD, davon entfielen auf den Export 5,2 Milliarden, auf den Import 3,5 Milliarden USD.
Die Preise erhöhten sich um 6,9 Prozent: 10 % für Verkehrsmittel, für Lebensmittel 9 %, Wohnung, Wasser, Energie 9,2 %, Bildung 5 %, Kleidung, Schuhe, Textilien 4 %.
118.000 Menschen waren arbeitslos, davon 58 % Männer.
Die Arbeitslosenquote ist leicht um 0,3 Prozent auf 9,1 Prozent gesunken.
33.000 Arbeitssuchende waren bei den Arbeitsämtern registriert, davon 72 Prozent ohne Arbeitsstelle, 27 Prozent hatten einen Arbeitsplatz, wollten diesen jedoch wechseln.
Das durchschnittliche, verfügbare Monatseinkommen einer Familie stieg in den ersten 10 Monaten 2017 um 76.000 auf 929.000 Tugrug.
Mit Stand vom 01. November 2017 wurden 231.000 Tonnen Getreide, 121.000 Tonnen Kartoffeln, 80.000 Tonnen Gemüse und 911.000 Tonnen Futterpflanzen geerntet.
Das sind 52 %, 21 %, 11 % bzw. 21 % weniger als im Vorjahr.
Die Polizei registrierte bis Oktober 2017 26.657 Straftaten, 3.577 mehr als im Vorjahr, davon 28 % Eigentumsdelikte.
Infolge von Fremdeinwirkung haben 1.021 Menschen ihr Leben verloren, 40 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

XXVIII. MVP-Parteitag
Am 20. November beginnt der 28. Parteitag der regierenden Mongolischen Volkspartei (MVP).
Wichtigster Tagesordnungspunkt wird die Wahl eines neuen Parteivorsitzenden sein.
Beworben haben sich Ministerpräsident U. Khurelsukh, der MVP-Fraktionsvorsitzende D. Khayankhyarvaa, der Berater des MVP-Generalsekretärs N. Demberel sowie die Direktorin des Textilunternehmens „Exclusive" G. Maitsetseg.

Widerstand gegen die Berufung von B. Khurts zum Botschafter
21 Mitglieder beider Fraktionen in der Großen Staatsversammlung haben die Forderung nach einer Volksbefragung bezüglich der Berufung des umstrittenen Kandidaten für den Posten des Botschafters in Südkorea B. Khurts erhoben.
Vorausgegangen war ein heftiger verbaler Schlagabtausch zwischen dem Kandidaten und seinen Kritikern.
Im Ausschuss für Außenpolitik und Sicherheit hatte sich übrigens eine Mehrheit der Mitglieder für Khurts ausgesprochen.
J. Batzandan erklärte, viele Mongolen fürchteten B. Khurts. Er sei mitverantwortlich für den Tod von D. Enkhbat (er war seinerzeit von B. Khurts aus Frankreich über Belgien und Deutschland in die Mongolei entführt worden) in der Haft.
Khurts wies sämtliche Angriffe zurück.
Dem ehemaligen Verteidigungsminister L. Bold hielt er entgegen, dieser habe während seiner Zeit als Minister im Zusammenhang mit Waffenlieferungen Bestechungsgelder von Nordkorea angenommen.
Auf die Verantwortung des mongolischen Botschafters für die 40.000 Mongolen in Südkorea hingewiesen, beteuerte Khurts, er werde sich für die Rechte der 40.000 Mongolen, davon etwa 12.000 illegal im Land, einsetzen.

Schwierige Kohletransporte
Gut für die mongolische Wirtschaft, schlecht für die Umwelt.
Im ersten Halbjahr 2017 sind die Kohletransporte aus der Mongolei nach China wieder deutlich gestiegen.
Doch Personalmangel an den Übergängen beiderseits der Grenze und Unfälle führen zu Verzögerungen bei der Abfertigung und damit zu langen Staus.
Außerdem hat China die Grenzkontrollen verschärft. Unter der Kohle werden nicht selten Fleisch und andere Waren geschmuggelt.
https://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-Ueberblick/Chronik/Mega-Stau-in-der-Mongolei


Schwerin. Am Pfaffenteich

Jahrestagung der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft
In diesem Jahr hat die Deutsch-Mongolische Gesellschaft (DeMoGe) ihre Mitgliederversammlung und Jahrestagung am 11.11. in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern Schwerin abgehalten.
Veranstaltungsort war das Schleswig-Holstein-Haus.


E. Pohl

Nach der Eröffnung um 11.00 Uhr berichtete der Präsident der Gesellschaft Dr. Dr. h.c. Ernst Pohl über die Arbeit des vergangenen Jahres: die Beteiligung der Gesellschaft an den Thementagen „Wüstenwelten" im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, am Bonner Kultur- und Begegnungsfest, an der 2. Konferenz „Kommunale Partnerschaften in Asien", ebenfalls in Bonn sowie am 13. Deutsch-Mongolischen Volksfest in Waßmannsdorf (Brandenburg).
Für den „Stammtisch" wünschte er sich mehr Interesse.
Die Entscheidung über die Vergabe des Förderpreises 2017 werde Anfang 2018 in einer Vorstandssitzung getroffen werden.
Zu den Höhepunkten im Jahr 2017 zählte sicher die Mitgliederreise in die Mongolei, wovon die gezeigten Fotos eindrucksvoll Zeugnis ablegten.


V. l. Neumitglied O. Bum-Yalagch, Vorsitzender der mongolischen Grünen, Graf Rothkirch, W. Kleefeld, Georg Goetz, Mitglied im Stadtrat Bonn

Dorotheus Graf Rothkirch, einer der „Vettern von Walstatt" und Mitglied im Vorstand der DeMoGe, schlug vor, die Gesellschaft stärker in Veranstaltungen anderer Organisationen, z. B. bei Museumsausstellungen oder Konferenzen einzubinden.
Nach dem Finanzbericht und der Entlastung des Vorstandes wurde Werner Kleefeld vom Deutsch-Mongolischen Kulturverein in Schlangenbad-Bärstadt neben dem Bürgermeister von Baruth/Mark Peter Ilk als neuer Rechnungsprüfer gewählt.


Ch. Franken und Rohland

Die Vortragsreihe wurde von Dr. Christina Franken vom DAI Bonn und M. A. Hendrik Rohland (Universität Kiel) eröffnet.
Sie sprachen sehr anschaulich über „Karakorum und Kharbalgasun – Zu den internationalen Beziehungen im mittelalterlichen Orchontal".


Ulrike Gonzales

M. A. Ulrike Gonzales (Universität Bonn) wandelte auf den Spuren europäischer Reisender. „Durchs wilde Mongolistan – Die Mongolei des frühen Jahrhunderts aus Sicht europäischer Reisender".
Zum Abschluss der Jahrestagung referierte Dr. Maria-Katharina Lang von der Akademie der Wissenschaften Österreichs über „Nomadic Artefacts – Einblicke in ein Forschungsprojekt".
Den Abend gestalteten die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und die DeMoGe gemeinsam unter dem Thema: „Gesichter eines Landes – Perspektiven für die deutsch-mongolischen Beziehungen".


S. Bremer und E. Pohl

Nach der Eröffnung durch den Präsidenten der DeMoGe Ernst Pohl sprachen der Botschafter der Mongolei in Deutschland S. E. Dr. Dambyn Ganbat, die Leiterin des Politischen Bildungsforums Mecklenburg-Vorpommern der KAS Dr. Silke Bremer sowie der Honorarkonsul für Polen Helmuth Freiherr von Maltzahn über die langen Traditionen der deutsch-mongolischen Beziehungen von der Schlacht bei Legnica angefangen über die Bildungsreisen junger Mongolen in den 1920er Jahren nach Leipzig, Hamburg und Wickersdorf bis hin zur aktuellen allumfassenden Partnerschaft.
Dr. Brehmer hob den für beide Seiten nutzbringenden und anregenden Meinungsaustausch nicht nur von Entscheidungsträgern hervor.


H. von Maltzahn

Von Maltzahn schwärmte von der traumhaften Landschaft in der Mongolei, der reichen Kultur des Landes und vor allem von den Menschen und ihrer Gastfreundschaft.
„Vielleicht eine Anregung, dieses Land einmal zu besuchen". Mit diesen Worten beschloss er seine Grußansprache.


Botschafter Ganbat ehrt U. Haase

Ehe die Autorin und Sängerin Dr. Purevdorj Gangaamaa zum Hauptbeitrag des Abends „Lesung mit Gesang, Impulse und Gespräche" überleitete, nutzte Botschafter Ganbat die Gelegenheit, den Bürgermeister von Schönefeld Dr. Udo Haase für sein Engagement für die deutsch-mongolische Freundschaft mit einer Ehrenurkunde auszuzeichnen.
Besonders hob er den Anteil der Gemeinde Schönefeld dafür hervor, dass die mongolisch-deutschen NGOs in Deutschland in diesem Jahr den ersten Platz im Wettbewerb um die „Beste Naadamfeier im Ausland" gewinnen konnten.


P. Gangaamaa

P. Gangaamaa las u. a. aus ihren Büchern „Der gute Dieb" und „Die vier Jahreszeiten meiner Mongolei".
Leidenschaftlich beteiligte sie sich zudem an der Diskussion der mongolischen und deutschen Gäste über die aktuelle Lage in der Mongolei, Versäumnisse und Hoffnungen.
Fortgesetz wurden die Gespräche beim Imbiss mit mongolischen Speisen, besonders angetan waren die Gäste natürlich von den „Buuz", mit Fleisch oder Gemüse gefüllten Teigtaschen.
Am 12. November hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich entweder einer geführten Stadtrundfahrt durch Schwerin oder einem Besuch der Ausstellung „Nomadic Artefacts – Objektgeschichten aus der Mongolei" in Hamburg anzuschließen.
www.hamburg.de/tickets/e/9203940/nomadic-artefacts-objektgeschichten-aus-der-mongolei/
www.mongolei.org

Hausmesse im Mongoleizentrum Bonn
Vom 24. bis 26. November lädt das Mongolei-Zentrum Bonn zur Hausmesse mit kleinem Snack.
Im Mongolei-Shop wird Rabatt auf alle vorrätigen Produkte, außer auf Bücher und Jurten (Ger) gewährt.
Zeit: 10:00 – 18:00 Uhr
Adresse: Kurfürstenstraße 54, 53115 Bonn (Südstadt).

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

   

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