Neues aus der Mongolei
23. bis 29. Juli 2018

Renate Bormann, Berlin

Außenminister Tsogtbaatar in Washington
Außenminister D. Tsogtbaatar hat auf Einladung des US-Außenministers Mike Pompeo am 25. und 26. Juli am ersten Ministertreffen über „Religiöse Freiheit" in Washington teilgenommen.
Am Rande des Treffens führte Tsogtbaatar Gespräche mit M. Pompeo, mit der Direktorin des Peace Corps Jody Olsen, mit dem Mitglied des US-Repräsentantenhauses Edward R. Royce, der Vorsitzenden der Mongoleigruppe im US-Kongress Dina Titus über die bilateralen Beziehungen und über regionale und internationale Fragen.


2. v.l. V. Akçay. Foto Privat

Entführung eines türkischen Staatsbürgers aus der Mongolei gescheitert
Als der Direktor der mongolisch-türkischen Schulen („Empathie"-Schulen) in Ulaanbaatar Veysel Akçay am 27. Juli, um 09:51 Uhr, aus seinem Wohnhaus trat, zwangen ihn fünf Männer in einen silberfarbenen Toyota Alphard und brausten mit ihm, nicht ohne ihm die Augen verbunden zu haben, (wie er später erzählte) davon.
Anwohner und zufällige Passanten filmten die Szene mit ihren Mobiltelefonen.
Laut Polizeiinformation habe seine Frau eine Stunde später erfahren, dass ihr Mann nicht zur Arbeit erschienen wäre (er wollte sich vom Fortgang der Renovierungsarbeiten an der Elite-Schule informieren) und sich an die Polizei gewandt.
Die Suche und Zeugenbefragungen begannen.
Das Autokennzeichen des grauen (silberfarbenen) Fahrzeugs stellte sich als falsch heraus.
Das Außenministerium wurde alarmiert, der Fall als illegale, gegen die Unabhängigkeit der Mongolei gerichtete Aktion gewertet.
Der mongolische Direktor der „Ulaanbaatar Empathie-Schule" B. Ganbat, Schüler, Absolventen, Lehrer, Mitarbeiter und Eltern versammelten sich vor der Polizeistation Nr. 1 im Stadtbezirk Sukhbaatar, wo sie weitere Informationen erhielten.
Gegen 14:00 Uhr war auf dem internationalen Flughafen „Chinggis-Khaan" in Ulaanbaatar ein türkisches Kleinflugzeug der Marke CT 4010 Challenger 604 gelandet, in das der Entführte offenbar gebracht worden war oder gebracht werden sollte.
Direktor, Lehrer und Schüler der mongolisch-türkischen Schulen, die inzwischen zum Flugplatz geeilt waren, forderten, den Start des Flugzeugs, der für 18:00 Uhr angekündigt war, zu verhindern.
In einem Telefonat von Außenminister D. Tsogtbaatar, der sich gerade in Washington aufhielt, mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavuşoğlu versicherte dieser, die Türkei hätte mit dieser Aktion nichts zu tun.


Vizeaußenministerin B. Battsetseg

Die stellvertretende Außenministerin B. Battsetseg, die sich auf Dienstreise in den Aimags befand und zurück berufen wurde, übermittelte dem türkischen Botschafter in der Mongolei Ahmed Yasal eine offizielle Protestnote der Mongolei.
Journalisten, Freunde und Arbeitskollegen des entführten Lehrers verwiesen auf ähnliche Vorfälle seit dem Putsch in der Türkei im Jahr 2016: Aus der Ukraine, dem Kosovo, aus Aserbaidschan, Pakistan und aus einigen afrikanischen Ländern seien Anhänger der Gülen-Bewegung, die von Präsident Erdoğan für den Putsch verantwortlich gemacht werde, in die Türkei entführt worden.
Der türkische Botschafter in der Mongolei hatte wiederholt die von der Gülen-Bewegung unterstützten Schulen als Zentren des Terrorismus bezeichnet.
Mittlerweile hatten sich am Flugplatz „Chinggis-Khaan" u. a. der stellvertretene Verkehrsminister B. Tsogtgerel, das Mitglied der Großen Staatsversammlung L. Bold, Vertreter der Grenztruppen, des Zolls und der Luftfahrtbehörde eingefunden.
Schließlich durfte die Maschine 21:40 Uhr die Mongolei verlassen. Ohne Veysel Akçay.


Auf dem Flugplatz Chinggis-Khaan. Foto AP

Der konnte 0:41 Uhr das Polizeikrankenhaus verlassen. „Mir geht es gut. Ich danke der Mongolei, allen Bürgern, dem Präsidenten und dem Ministerpräsidenten, die hart gearbeitet haben, um die Entführung zu verhindern".
Nun haben in der Mongolei die Diskussionen darüber begonnen, wieso das türkische Flugzeug, aus Kasachstan kommend, erst im Tuv-Aimag, dann in Ulaanbaatar landen konnte. Angeblich eine Notlandung wegen Kraftstoffmangels.
Wer hat die ganze Aktion in der Mongolei unterstützt? Der Sicherheitsdienst? Die Grenztruppen? Das Justizministerium? Wieviel Schmiergeld und an wen ist gezahlt worden?
Kann jetzt jeder in die Mongolei einreisen und Menschen entführen?
Der Vorsitzende der DP S. Erdene fordert von Ministerpräsident U. Khurelsukh Aufklärung darüber, ob „ausländische Dienste" ungehindert in der Mongolei tätig werden könnten?
Die Entführung des türkischen Staatsbürgers Akçay sei offenbar von langer Hand vorbereitet worden.
Die Mongolei sei laut Verfassung verpflichtet, die Rechte ausländischer Bürger, die sich legal in der Mongolei aufhalten, zu verteidigen.
Er erwarte einleuchtende Erklärungen der Regierung.


IWF-Arbeitsgruppe in der Mongolei. Foto news.mn

IWF-Arbeitsgruppe in der Mongolei
Am 25. Juli traf sich eine mongolische Delegation, geleitet von Finanzminister Ch. Khurelbaatar, mit einer Abordnung des IWF.
Die Arbeitsgruppe des IWF war in die Mongolei gereist, um die Umsetzung des erweiterten Kreditabkommens zu überprüfen.
Es war die fünfte derartige Dienstreise einer IWF-Kontrollgruppe in die Mongolei.

Öffentliche Anhörung?
Vor Naadam hatten 25 Mitglieder in einem offiziellen Schreiben an den Vorsitzenden der Großen Staatsversammlung M. Enkhbold die Einberufung einer Sondersitzung gefordert.
Daraufhin wurde vom „Rat beim Vorsitzenden der Staatsversammlung" die Einberufung einer Sitzung des Justizausschusses einberufen.
Der sollte prüfen, ob es eine Grundlage für die Einberufung einer außerordentlichen Parlamentssitzung gäbe, die die Fragen klären sollte, ob eine Volksbefragung bezüglich der „60-Milliarden-Tugrug-Frage" organisiert werden müsste.
Der Ausschuss, der am 28. Juli tagte, war jedoch nicht beschlussfähig, da die meisten Mitglieder in ihren Wahlkreisen unterwegs waren. Auch der Vorsitzende Sh. Radnaased war nicht anwesend.
Er war in den Gobi-Altai-Aimag gereist, um an einer Zeremonie im Naro-Banchin-Kloster teilzunehmen.


Die Geheime Geschichte der Mongolen. Foto montsame.mn

Vergesst nicht, der wirkliche Geburtstag Chinggis-Khaans ist der 7. Juli 1162"
Am 09. Januar 2012 hatte der damalige Präsident Ts. Elbegdorj nach jahrelangen Diskussionen unter Wissenschaftlern, Klerikern und Politikern in einem Erlass festgelegt: Der Geburtstag Chinggis-Khaans fällt auf den 01. Tag des ersten Wintermonats nach dem Mondkalender. Dieser Tag wird fortan als „Tag des Stolzes" begangen und ist ein offizieller, arbeitsfreier Feiertag".
Seitdem wurde dieser Feiertag sechsmal und zwar jedes Mal an einem anderen Tag im November begangen.
Am 29. Mai hat D. Purevdorj in einem Schreiben an Präsident Kh. Battulga angeregt, dieses falsche Datum endlich aufzugeben und den Beschluss aus dem Jahr 2012 zu annullieren.
Purevdorj beruft sich dabei auf mongolische historische und literarische Quellen, darunter auf die verschiedenen Übersetzungen (vom Altmongolischen ins neue Mongolisch) der „Geheimen Geschichte", auf wissenschaftliche Abhandlungen aus- und inländischer Mongolisten, darunter J. Tseveen, B. Rinchen, Ts. Damdinsuren und A. Amar sowie Forscher anderer Wissensgebiete (Viehhaltung, Geografie, Klima etc.)
Danach läge das Geburtsdatum des Begründers des mongolischen Weltreiches nicht im Winter, sondern im Sommer.
Temujin, der spätere Chinggis-Khaan, sei am 7. Juli 1162 geboren.
In der Geheimen Geschichte sei zwar nur vom „Jahr des Schwarzen Pferdes" die Rede, aber alle anderen Ereignisse um die Geburt Chinggis-Khaans, z. B. die Schilderung eines Feldzuges, um nur eins zu nennen, schlössen einen Tag im Winter aus.
Im Winter hätten die Nomaden aus nachvollziehbaren Gründen eher selten Kriege geführt.
Präsident Battulga hat bisher nicht reagiert.
In allen Kalendern zu den mongolischen Feiertagen 2018 wird als Termin für den „Tag des Stolzes" der 01. November angegeben.


Der Khuvsgul-See. Blaue Perle der Mongolei

Mehr Touristen
n den letzten Jahren sei die Zahl der Touristen am Khuvsgul-See stark angestiegen, meldet die Tourismusbehörde.
Allerdings beziehe sich das auf die Zahl der inländischen Touristen.
Aus dem Ausland seien weniger Touristen an den größten Süßwassersee der Mongolei, die „Blaue Perle", gekommen.
2017 verzeichnete die Statistik 11.500 Reisende aus dem Ausland und 61.256 mongolische.
Im Vergleich zu 2016 waren das 500 weniger ausländische Touristen und 25.000 mehr mongolische.
In diesem Jahr reisten bis Naadam 34.650 Mongolen und 3.650 Ausländer an den Khuvsgul.


Am Khuvsgul

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


   

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