
Die Mongolin
„Das Herz ist voll und die
Seele satt"
Bernhard Wulff, Dirigent, Komponist,
emeritierter Professor für Schlaginstrumente an der Hochschule für Musik
Freiburg und weitgereister Musikforscher, arbeitet seit 20 Jahren eng mit
Musikern in der Mongolei zusammen.
2009 ernannte ihn der damalige mongolische Staatspräsident Ts. Elbegdorj zum
„Kulturbotschafter" und diese Funktion will er auch in Zukunft mit Leidenschaft
und Kompetenz ausfüllen.
Der unermüdliche Wanderer zwischen den Musikwelten hat mehrere internationale
Festivals ins Leben gerufen.
In diesem Jahr feiert „Roaring Hooves" (dröhnende Hufe) bereits sein 20-jähriges
Jubiläum. In jedem Jahr versammeln sich Musiker aus aller Welt in der Mongolei,
um in Ulaanbaatar, in Konzertsälen, in Klöstern, auf Straßen und Plätzen, aber
auch auf dem Land gemeinsam mit mongolischen Kollegen zu musizieren.
Ohne die unermüdliche Einsatzbereitschaft von Samdandambyn Badamkhorol (Baadma),
eine namhafte Langliedsängerin und Vorsitzende des mongolischen Verbandes „Neue
Musik" wäre das Festival sicher nicht von der Zeitschrift „GEO" als „das
schönste Kulturereignis, das sich denken lässt", gefeiert worden.
Gerade zurückgekehrt von der Leipziger Buchmesse, stellte Bernhard Wulff am 26.
März in der Botschaft der Mongolei am Hausvogteiplatz in Berlin sein neuestes
Buch: „Die Mongolin. Fremde Mongolei" vor.
Botschafter Dr. D. Ganbat lobte den Gast für sein beispielloses Engagement, die
Mongolei, ihre Menschen, Sitten und Bräuche in Deutschland und in der Welt
bekannt zu machen.
Eine Familiensaga, durchwoben von Schilderungen uralter Nomadentraditionen, mit
Geschichten über Begegnungen in der Steppe, mit Schamaninnen, vom Singen für den
Himmel, um die positiven Energien „herab zu singen", sie so an die Zuhörer
verteilend, über erstaunliche Naturerlebnisse bei der Wolfsjagd, über „Brüderschafttrinken"
mit einem weißen Lamm.
Für die Mongolen sei Musik nicht nur ein Ornament des Alltags, sondern ein
Mittel zum Überleben in einer wunderschönen, aber auch harten Natur.
Die Nomaden singen für die Tiere, um z. B. ein Muttertier nach einer schweren
Geburt zu beruhigen und es zur Annahme des Fohlens oder Lamms oder Kälbchens zu
bewegen.
„In Steppen und Wüsten gibt es kein Rechts und Links, nur Einsamkeit und Weite.
In der scheinbaren Leere wird ein Strauch zu einem Ereignis, ebenso die einzelne
Wolke am blauen Himmel …, das Wasserloch in der Wüste, der einzelne Reiter, die
Jurte in der Ferne. Es gibt keine Leere. Jedes Detail bekommt Bedeutung und
Würde. Das Herz ist voll und die Seele satt", beschreibt der Autor im Vorwort
sein Staunen, seine Begeisterung und seine Demut angesichts einer fremden, nahen
Lebensweise und Kultur.
Das Buch gewinnt zusätzlich durch die Zeichnungen von Chimeddorj Shagdarjav, die
Miniaturmalereien „Mongolische Horizonte" von Tumendemberel Gantulga und die
Fotos von Dr. Renate Warnecke.

Die Mongolin. Fremde Mongolei
Die Buchlesung wurde umrahmt
durch Gesangs- und Tanzeinlagen, vorgetragen von S. Badamkhorol und ihren
Schwestern Badamkhand und Badamkhatan.

Nach der Buchlesung am 26. März
2019 MANA-Verlag ( www.mana-verlag.de
ISBN
978-3-95503-110-7
Preis: 15,00 Euro.
Sh. auch „Dröhnende Hufe
2017"
http://www.mongolei.de/news/2017JUN4.htm
Gesetzesänderungen
beschlossen
Während der außerordentlichen Sitzung der
Großen Staatsversammlung am 27. März stimmte eine Mehrheit der Mitglieder für
die novellierten Gesetze über den Rechtsstatus von Oberstem Gericht,
Staatsanwaltschaft und Antikorruptionskommission.
Initiiert worden waren die Gesetzesänderungen über Möglichkeiten, die Chefs der
Behörden vor dem Ende ihrer Amtszeit von ihren Posten ablösen zu können.
Der Präsident begründete den Vorstoß mit der Tatsache, dass die Spitzen von
Polizei, Sicherheitsdienst, Staatsanwaltschaft und Oberstem Gericht sowie der
Nationalen Antikorruptionskommission eng mit ökonomisch-politischen
Gruppierungen zusammenarbeiten und deren illegale Aktivitäten decken würden.
Die DP vertritt den Standpunkt, dass mit den Änderungen die Unabhängigkeit der
Justiz beschädigt worden sei. Sie hat Protestkundgebungen auf dem
Sukhbaatarplatz für den 05. April, dem Tag der Eröffnung der Frühjahrssitzungen,
angekündigt.
Entlassung des
Generalstaatsanwalts
Entsprechend der neuen Gesetzeslage entließ
Präsident Kh. Battulga am 28. März Ts. Zorig, den Chef des Obersten Gerichts,
der allerdings selbst um seine Entlassung gebeten hatte.
Außerdem verloren der Generalstaatsanwalt M. Enkh-Amgalan und sein
Stellvertreter G. Erdenebat ihre Posten.
Über die Entlassung der Chefs des Nationalen Sicherheitsdienstes und der
Nationalen Antikorruptionskommission wird weiter verhandelt.
Folter weit verbreitet
Im Laufe der Debatte über
Gesetzesänderungen am Rechtsstatus von Behörden der Justiz und Strafverfolgung
wurden im Büro der Staatsversammlung Videoaufzeichnungen über Folterungen der
Angeklagten im Zorig-Fall übergeben.
Der Vorsitzende der Nationalen Menschenrechtskommission J. Byambadorj erklärte,
dass die Mongolei seit 1992 Folter unter Strafe gestellt habe, es aber immer
wieder zu Verstößen dagegen gekommen sei.
Wir haben an die Staatsversammlung 17 Berichte über Menschenrechtsverletzungen
gerichtet, darunter auch über Folter in Justizanstalten.
2012 sei in den neun Ulaanbaatar-Stadtbezirken und in 12 Aimags Videoüberwachung
in den Verhörräumen angeordnet worden.
Auf dem Land seien diese Anordnungen nie umgestzt worden.
Die zuständigen Behörden hätten ihre Kontrollaufgaben nicht erfüllt.
Justizminister! Nyamdorj hat sich inzwischen bei den beiden betroffenen
inhaftierten Opfern und ihren Angehörigen um Entschuldigung gebeten.
Mitglieder der Staatsversammlung zeigen sich entsetzt über die Vorfälle und
fordern die Aufzeichnungen, allerdings bearbeitet, der Öffentlichkeit zu zeigen.
Kritiker fordern, die Rolle des Justizministers, der Regierung, der
Sicherheitsorgane zu hinterfragen.
Fotos, wenn
nichts anderes vermerkt, Renate Bormann |