Mongoleinachrichten Januar 2020

Renate Bormann, Berlin


Sitzung der DP-Gruppe in der Staatsversammlung

Abschluss der Herbstsitzungen der Großen Staatsversammlung
Am 31. Januar hat der Vorsitzende G. Zandanshatar die Herbstsitzungsperiode 2019 für beendet erklärt.
154 Gesetze seien beschlossen, 51 Beschlüsse gefasst worden.
Elf Monate lang hätte die Staatsversammlung ohne längere Pause getagt.


Nationales Zentrum zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Foto news.mn

Bisher keine bestätigte Corona-Infektion in der Mongolei
Auf einer außerordentlichen Regierungssitzung am 26. Januar wurde die Schließung sämtlicher Universitäten, Hochschulen, Kollegs und Berufsausbildungszentren sowie des internationalen Kinderzentrums „Nairamdal" vom 27. Januar bis zum 02. März beschlossen.
Bereits am 24. Januar hatte die Katastrophenschutzbehörde die Schließung aller Schulen und Kindergärten landesweit verfügt.
Die Maßnahmen hängen mit der Verbreitung des Corona-Virus‘ in China zusammen.
Inzwischen seien auch außerhalb Chinas Infektionen bekannt geworden. 
Obwohl in der Mongolei noch kein Fall aufgetreten sei, haben die Gesundheitseinrichtungen und zuständigen Behörden alle erforderlichen Maßnahmen getroffen: Ab dem 27. Januar werden an den Grenzübergänge Beschränkungen für den Personen- und Autoverkehr wirksam, im Zentrum zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten stehen 50 Betten für die Aufnahme von womöglich mit dem Virus Infizierten bereit, 100 weitere werden vorbereitet. Impfstoffe für vier Arten von Coronaviren stünden zur Verfügung, an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus werde international mit Hochdruck gearbeitet.
Man arbeite eng mit den Gesundheitsbehörden in Südkorea, China und Japan zusammen.
An sieben Hochschulen in Wuhan, wo der Erreger zuerst aufgetreten war, studieren 30 Mongolen, außerdem lernt hier ein Schulkind. 
Die Stadt steht unter Quarantäne und die mongolische Regierung prüft Möglichkeiten, die mongolischen Staatsbürger aus der Stadt in die Heimat holen zu können.
Krankheitssymptome seien bei niemandem aufgetreten.
Inzwischen hat die Mongolei ihre Grenzen zu China geschlossen, Sportler dürfen nicht an internationalen Wettkämpfen in China teilnehmen. 
In China leben etwa 10.000 Mongolen, davon 250 Studenten, von denen die meisten vor Verhängung der Quarantäne das Land verlassen konnten.
Am 30. Januar hat die die Regierung beschlossen, alle offiziellen Neujahrsbegrüßungszeremonien zum „Jahr der Maus" zu untersagen.
(In der Mongolei beginnt das neue Mondjahr am 24. Februar). 
Nahezu stündlich werden die Meldungen von Regierung und Katastrophenschutzkommission aktualisiert.
Am 31. verfügte die Regierung in Abstimmung mit der Katastrophenschutzkommission und den Grenzbehörden die Schließung sämtlicher Grenzübergänge (Luftfahrt, Eisenbahn, Autostraßen) zu China, bis zum 02. März sind Reisen aus der Mongolei nach China nicht erlaubt, mongolische Bürger können noch bis zum 06. Februar über alle Grenzübergänge von China in die Mongolei einreisen, bis zum 03. März können mongolische Bürger über Buyant-Ukhaa (Flugplatz Ulaanbaatar) und Zamyn-Uud in die Mongolei einreisen.
Beschränkungen für den Warenverkehr sind bisher nicht vorgesehen.


Landung in Ulaanbaatar am 01.02. 2020. Foto gogo.mn

Am 01. Februar sind 31 Studenten, ein Kind, die Mitglieder der Flugzeugbesatzung, ein Ingenieur und andere Spezialisten aus Wuhan kommend in Ulaanbaatar gelandet. Zwei Studenten wollten Wuhan nicht verlassen.
Unmittelbar nach der Landung wurden alle 59 Passagiere und Besatzungsmitglieder ins Nationale Zentrum zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten zur Untersuchung gebracht.
Mit den Testergebnissen werden am 02. Februar gerechnet.
Das Mitglied der Großen Staatsversammlung O. Batnasan hat am 01. Februar 12.000 Atemschutzmasken an Gesundheitsministerin D. Sarangerel übergeben.
Die Regierung stellt 4,1 Milliarden Tugrug zur Bekämpfung des neuen Coronavirus‘ und für Forschungszwecke bereit.


Wahlen 2020

Wahlen zur Staatsversammlung am 24. Juni
Auf ihrer Sitzung am 08. Januar beschloss das Kabinett als Termin für die Wahlen zur Großen Staatsversammlung den 24. Juni. 
Gleichzeitig wurde dieser Tag – ein Mittwoch - zum arbeitsfreien Tag erklärt.
Etwa 1,9 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, ihre neue Volksvertretung zu wählen.
Spätestens bis zum 01. Februar muss die Aufteilung der Wahlkreise und die Zahl der jeweiligen Mandate beschlossen werden.
Die MVP ist für eine Reduzierung der Mandate für die Hauptstadt, sie will mehr Mandate für die Aimags, die DP ist strikt dagegen, da diese Aufteilung in keinem Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl stünde.
Die Entscheidung der MVP basiere einzig und allein auf der Tatsache, dass ihre Chancen in Ulaanbaatar gewählt zu werden, geringer als auf dem Land eingeschätzt werden. Außerdem soll die Zahl der Mandate in den „blauen Wahlkreisen“ (hier ist traditionell die DP stark) eingeschränkt werden.
Die MVP-Fraktion hat bereits beschlossen, das Land in 29 Wahlkreise aufzuteilen, 20 in den Aimags, neun in Ulaanbaatar.
Die Hauptstadtwähler könnten demnach 24 Abgeordnete in die Staatsversammlung schicken, die Landbevölkerung 52.
Am 30. Januar hat die Große Staatsversammlung den Wahltermin am 24. Juni bestätigt.

7,3 Prozent Wirtschaftswachstum 2019 
In seiner Neujahrsansprache verkündete Ministerpräsident U. Khurelsukh, dass die Wirtschaft 2019 um 7,3 Prozent gewachsen sei, 2016 waren es lediglich 1,2 Prozent
Die Viehzahlen erreichten mit 70 Millionen einen neuen Höchststand.
Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hatte mit einem Wirtschaftswachstum in der Mongolei von 6,7 Prozent gerechnet.


Präsident Battulga und Greta Thunberg. Foto president.mn

50. Weltwirtschaftsforum in Davos
Der mongolische Staatspräsident Kh. Battulga stand an der Spitze der mongolischen Delegation, die am 50. Weltwirtschaftsforum vom 21. bis zum 24, Januar in Davos (Schweiz) teilgenommen hat.
Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, darunter UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, EU-Kommissionspräsidentin U. van der Leyen, Bundeskanzlerin A. US-Präsident D. Trump und die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg.
Die Mongolei war auf dem Forum, auf dem über Ökologie, Wirtschaft, Zukunftstechnologien, Geopolitik u. a. beraten und diskutiert wird, 2009 – 2011 und von 2013 bis 2017 jeweils mit ihrem Staatsoberhaupt, 1997, 1998, 2001-2003 und 2012 mit dem Ministerpräsidenten, 1991, 2018 und 2019 mit Ministern vertreten.
Außer mit zahlreichen Staats- und Regierungsvertretern sowie Wirtschaftsführern sprach der mongolische Präsident auch mit Greta Thunberg, die er einlud, an den Internationalen Grünen Jugendspielen vom 13. bis zum 19. September in Ulaanbaatar teilzunehmen. 
Erwartet werden 4.000 Athleten aus 195 UNO-Mitgliedsländern. 
Ein Anliegen des Sportereignisses ist es, die jungen Leute mit den „Nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO"  vertraut zu machen.

Präsident Battulga besucht Museum für Kulturgeschichte in Oslo
Nach seiner Teilnahme am Wirtschaftsforum in Davos war Präsident Kh. Battulga zu einem offiziellen Besuch nach Norwegen gereist.
Neben politischen Gesprächen mit norwegischen Spitzenpolitikern besuchte der mongolische Gast das Museum für Kulturgeschichte in Oslo, in dem Fotos, Dokumente und andere Reiseandenken aus der Privatsammlung des norwegischen Forschers Oskar Mamen ausgestellt sind.
Mamen war 1912 durch die Mongolei gereist.
Erst 2016 waren in einem kleinen Dorf seine Reisehinterlassenschaften entdeckt worden.
Noch in diesem Jahr sollen 34 Fotos und 20 weitere Artefakte an die Mongolei übergeben werden.
Die norwegische Mongoleiforscherin Maria Kartveit erhält im Namen von Präsident Battulga ein Stipendium, um in der Mongolei ihre Studien und Forschungen fortsetzen zu können.
Außerdem zeichnete Battulga die norwegische Mongolistin, Mitglied des internationalen Mongolistenverbandes Maria Magdolna Tatar für ihre langjährige Arbeit zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Mongolei und ihren Beitrag für die weltweite Förderung mongolistischer Forschungen mit dem Polarstern-Orden aus.

577.300 ausländische Touristen
2019 reisten 577.300 ausländische Touristen in die Mongolei, eine Steigerung um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Fast ein Drittel seien Chinesen, 23 Prozent kämen aus Russland und 16,2 Prozent aus Südkorea.
2020 hofft die Mongolei auf eine Million ausländische Touristen und Einnahmen von einer Milliarde USD.

MIAT senkt die Preise
Die mongolische Flugverkehrsgesellschaft „MIAT" hat angekündigt, ihre Ticketpreise um 15 bis 37 Prozent zu senken.
Das betrifft die Strecke Ulaanbaatar-Busan (Südkorea) und zurück. Das billigste Ticket hierfür ist jetzt für 737.800 Tugrug  (3.040 MNT pro €) zu haben.
Das Ticket für die Strecke Ulaanbaatar-Seoul und zurück kostet zwischen 32 und 37 Prozent weniger, das billigste 864.900, Für Flüge zwischen Ulaanbaatar und Hongkong müssen noch 1.035.800 Tugrug bezahlt werden, 44 Prozent weniger.
Die Hin-und-zurück-Tickets Ulaanbaatar-Berlin werden um 20 Prozent billiger, allerdings nur für die Sonntagsflüge. Das billigste Ticket ist für 2.061.500 Tugrug zu haben.
Aktuell bedient die MIAT eine innermongolische und 12 internationale Strecken mit den Boeing 767 und 737.

Werden die „Renten"schulden annulliert?
Mit Stand Dezember 2019 lebten in der Mongolei 421.100 Rentenempfänger. Die monatliche Durchschnittsrente beträgt 376.900 Tugrug, 53,8 Prozent der Rentner erhalten die Mindestrente zwischen 270.000 und 370.000 Tugrug.
229.400 der Pensionäre haben insgesamt 763 Milliarden Tugrug an Krediten auf ihre Renten aufgenommen.
Seit 2016 versucht die Regierung die Belastung für die Rentner zu verringern, die Kreditzinsen wurden je nach Rückzahlungsverpflichtung gesenkt. (1 Jahr: von 18 auf 10 Prozent, mehr als ein Jahr von 18 auf 15,6 Prozent).
In manchen Familien sind die Renten der älteren Generation das einzige regelmäßige Einkommen und die Kreditaufnahme auf die Renten erfolgt nicht nur zur Abdeckung der Lebenshaltungskosten für die Rentenbezieher.
Im Januar 2020 beschloss die Regierung, diese Kreditschulden einmalig zu erlassen und den Rentnern ohne Schulden ein „Geldgeschenk" zu überweisen.
Am 10. Januar beschloss die Große Staatsversammlung ein entsprechendes Gesetz.
Der IWF-Repräsentant in der Mongolei verwies in diesem Zusammenhang auf die Bestimmungen des erweiterten Kreditvertrages zur Stärkung der mongolischen Wirtschaft aus dem Jahr 2017 und kritisierte diese Beschlüsse.
Daraufhin hat die Regierung angekündigt, das Vorhaben zu überdenken.
Am 13. Januar erklärte der Chef der Präsidialkanzlei Z. Enkhbold, den IWF-Vertrag habe Finanzminister Khurelbaatar unterschrieben, nicht der Präsident.
Nun müsse Khurelbaatar die Verantwortung übernehmen.


Grüne Woche 2020. Mitte, Landwirtschaftsminister Ch. Ulaan

Grüne Woche 2020
Auf der diesjährigen globalen Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau (Internationale Grüne Woche) vom 17. bis zum 26. Januar in Berlin war die Mongolei mit einem offiziellen Ländergemeinschaftsstand vertreten.
Kurioserweise fand sich der Stand – Attraktionspunkt war ein originales Ger (Jurte) – inmitten der Halle 4.2 zusammen mit Frankreich, Schweiz, Italien und Liechtenstein.


Grüne Woche 2020

Mit Unterstützung des EU-Projekts zur Förderung des mongolischen Handels (TRAM) präsentierten mongolische Unternehmen Naturkosmetik, Sanddornsäfte, Kleidung aus Kaschmir, Yakwolle und Kamelhaar, Ledertaschen und selbstverständlich auch den berühmten Arkhi (Wodka) des größten mongolischen Getränkeherstellers „APU".
Hauptthemen der Messe waren nachhaltige Ressourcenschonung und umweltfreundliche Produktionsverfahren.
Der mongolische Minister für Landwirtschaft und Leichtindustrie Ch. Ulaan gehörte zu den Teilnehmern am 12. Weltforum für Ernährung und Landwirtschaft (GFFA) vom 16. bis zum 18. Januar.
Insgesamt präsentierten sich auf der weltgrößten Landwirtschaftsmesse 1.800 Aussteller aus 72 Ländern.
400.000 Fach- und Privatbesucher ließen es sich nicht nehmen, durch die Hallen auf dem Messegelände zu spazieren.


Grüne Woche 2020. Carl E. Krug, Projektleiter TRAM

Härtere Strafen für Viehdiebe
Schon länger fordern die Viehhalter härtere Strafen für Viehdiebstahl.
Es könne nicht sein, dass Diebe, die zum Beispiel acht Rinder gestohlen hätten, lediglich mit einigen Stunden gemeinnütziger Arbeit „bestraft" würden.
Die Zahl der Viehdiebstähle sei um 25 Prozent angestiegen, der Verlust für die Viehhalter belaufe sich auf 5,5 Milliarden Tugrug.
Einer Initiative von 25 Mitgliedern folgend, beschloss die Staatsversammlung am 10. Januar einen Zusatz zum Strafgesetz, wonach für Viehdiebstahl drei bis sechs Jahre Haft verhängt werden könnten. 


Eine größere Welt

„Eine größere Welt"
„Atemberaubende Landschaften, ein aufrichtiges und sinnliches Werk".
Treffender als im Journal des Femmes kann der Film „Eine größere Welt" nicht beschrieben werden.
Die französisch-belgische Koproduktion basiert auf dem Buch der französischen Ethnomusikerin und Schriftstellerin Corine Sombrun „Mein Leben bei den Schamanen".
Sombrun schildert darin ihre Erlebnisse in einer abgeschiedenen Steppenregion im hohen Norden der Mongolei.
Das Hauptaugenmerk richtet sie dabei auf ihre Berufung zur Schamanin, ihre anfängliche Abwehrhaltung, die allmählich in Zustimmung übergeht.
Nach einem schweren Schicksalsschlag wünscht sich Corine so weit weg wie möglich von ihrem nur noch schwer zu bewältigendem Alltag in Paris.
Ein Arbeitsauftrag – Sammeln von ethnografischen Tonaufnahmen – führt sie in die Mongolei.
Sie sammelt auch fleißig, zunächst in den Straßen der Hauptstadt, später im Kleinbus auf dem Weg zu den Tsaatan, den Rentierleuten, wo die schamanistischen Traditionen noch sehr lebendig sind.
Im Film wird Corine von der französischen Schauspielerin Cécile de France verkörpert. Sehr beeindruckend, wie sie sich während eines schamanistischen Rituals in Ekstase spielt.
Die Schamanin Oyun, gespielt von D. Tserendarizav, eröffnet der jungen Französin, selbst eine spirituelle Wegbegleiterin werden zu können.
Sie dürfe sich einer entsprechenden Ausbildung nicht entziehen.
Doch Corine zieht es zurück nach Paris, wo sie es allerdings nicht lange aushält.
Wieder in der Mongolei, begibt sie sich mit Hilfe und unter Anleitung Oyunaas auf eine spirituelle Reise, „die ihr Leben und ihre westeuropäische Sichtweise für immer verändern wird."
Kinostart in Deutschland: 16. April 2020.
https://www.youtube.com/watch?v=JKQXxEich-8

P.S. Sombrun arbeitet heute mit Neurologen und Gehirnforschern zusammen, um die mentalen Mechanismen hinter den Trancezuständen zu verstehen und z. B. für therapeutische Zwecke zu nutzen.

Neueste Ausgabe des IAAW-Newsletters
Zur Information für Studenten und Mongoleiinteressierte: Die neue Ausgabe des Newsletters des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften (IAWW) enthält auch zwei Beiträge von Dr. Ganchimeg Altangerel (Zentralasienseminar/Mongolistik).
https://www.projekte.hu-berlin.de/de/newsletteriaaw

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann



 
 

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