Covid-19
Mit Stand vom 30. Juni sind in der Mongolei offiziell 220 Menschen mit dem
Coronavirus infiziert, 175 von ihnen gelten als geheilt.
Die Staatliche Notfallkommission entschied am 30. Juni, den Erhöhten
Bereitschaftszustand in Teilen bis zum 15. Juli zu verlängern.
Die Grenzen bleiben geschlossen, Massenveranstaltungen (Sport, Demonstrationen)
weiter verboten, das gelte auch für Diskos, Bars und PC-Spielhallen.
Andere Kulturbetriebe könnten Schritt für Schritt und unter Einhaltung der
Hygienevorschriften wieder öffnen, das gelte auch für Urlaubs- und
Ferieneinrichtungen.
Die Entscheidungsgewalt dafür liege in den Händen der örtlichen
Verantwortungsträger.
Wahl 2020. Foto dnn.mn
Wahlen zur Großen Staatsversammlung 2020
Am Morgen des 25. Juni verkündete der Vorsitzende der Zentralen
Wahlkommission Ts. Sodnomtseren die vorläufigen Ergebnisse der 8. Wahlen zur
Großen Staatsversammlung.
1.475.895 von 2.003.969 Wahlberechtigten wählten am 24. Juni zwischen 07:00 und
22:00 Uhr ihr neues Abgeordnetenhaus.
Die regierende MVP gewann 62, die DP 11 Mandate, je ein Mandat ging an „Unser
Bündnis", „Wählt die Richtigen" und an den unabhängigen Kandidaten N.
Altankhuyag, ehemaliger Vorsitzender der DP, ehemaliger Ministerpräsident.
63 der 76 Mitglieder sind Männer, 13 Frauen.
Unmittelbar nach der Verkündung der Wahlergebnisse bot S. Erdene, der
Vorsitzende der DP seinen Rücktritt an und auch J. Batzandan, der Chef des
Wahlbündnisses „Neues Bündnis", das kein einziges Mandat gewonnen hatte,
übernahm die Verantwortung für die Niederlage und trat zurück.
Es dauerte naturgemäß nicht lange, bis die Rechtmäßigkeit der Wahlergebnisse in
Frage gestellt wurde.
Das reichte von der Forderung nach Nachauszählung der Stimmen per Hand bis hin
zur Forderung nach Neuwahlen.
Sowohl Präsident als auch Wahlkommission und MVP stimmten für eine
Nachauszählung der Stimmen am Wochenende.
Dabei seien keine Unregelmäßigkeiten aufgedeckt worden, so Sodnomtseren,
allerdings hätten zusätzlich 71 Millionen Tugrug ausgegeben werden müssen.
Die Wahlen seien ordnungsgemäß verlaufen, 300 ausländische Journalisten und
Beobachter sowie Beobachter der Parteien, Bündnisse und der Unabhängigen hätten
keine Verletzungen der Gesetze festgestellt.
Sodnomtseren bedankte sich bei den Parteien, Bündnissen und unabhängigen
Kandidaten, die das Wahlergebnis anerkannt haben.
Bei der DP hat jedenfalls das Rennen um die Nachfolge von S. Erdene schon
begonnen.
Für Beobachter liegen Gründe für den hohen Wahlsieg der Regierungspartei auch
darin begründet, dass die Partei viele junge und/oder „unverbrauchte" Kandidaten
ins Rennen geschickt und Abgeordnete, die in die Kreditvergabe-Affäre verwickelt
waren, nicht nominiert hat. Auch der Umgang mit der Coronakrise hätte zum
Wahlsieg der MVP beigetragen. Ministerpräsident Khurelsukh hat sich in jedem
Wahlkreis vorgestellt, natürlich mit Maske und Sicherheitsabstand.
S. Erdene wäre lange nicht so aktiv gewesen.
Die MVP hätte Geschlossenheit ausgestrahlt, die DP das Gegenteil.
Auch das Wahlsystem und das Wahlgesetz hätten der regierenden Partei genutzt.
Allerdings kämen jetzt auf die neue Regierung, höchstwahrscheinlich erneut unter
einem Ministerpräsident U. Khurelsukh, erst die wahren Herausforderungen zu. Die
Bewältigung der gravierenden Folgen der Coronapandemie: hohe Arbeitslosigkeit,
gesunkene Staatseinnahmen bei gestiegenen Ausgaben (für Sozialhilfen,
Arbeitslosengeld etc.). Besonders hart getroffen hat es die Tourismusbranche: 88
% der Aufträge seien weggebrochen.
Aus dem Wahlprogramm der MVP: Lohn- und Gehaltserhöhungen zum Ausgleich der
Inflation, günstige Kredite für Menschen mit niedrigen Einkommen, Erdenet,
Oyutolgoi sollen einen höheren Beitrag zur Stärkung der einheimischen kleinen
und mittleren Unternehmen leisten, überhaupt sollen alle Bergbauunternehmen die
Interessen der einheimischen Bevölkerung berücksichtigen, die Unterschiede
zwischen Stadt und Land sollen abgebaut werden.
Expräsident N. Enkhbayar im Wahlkampf 2020. Foto news.mn
Vorläufige Abgeordnetenausweise übergeben
Die neugewählten 76 Mitglieder der Großen Staatsversammlung erhielten am
29. Juni im Regierungspalast ihre vorläufigen Ausweise ausgehändigt.
Laut Wahlgesetz muss die Zentrale Wahlkommission spätestens 15 Tage nach der
Wahl eine Liste mit den Namen der gewählten Abgeordneten an den Präsidenten
übergeben. Dieser legt dann den Termin für die erste Sitzung der neuen
Staatsversammlung fest.
Erste Sitzung der neugewählten Staatsversammlung am
30. Juni
Präsident Kh. Battulga hat am Morgen des 30. Juni den Vorsitzenden der ZWK
Ts. Tserensodnom empfangen, der ihn offiziell über die Ergebnisse der Wahlen
unterrichtete.
Danach entschied der Präsident, den Beginn der ersten Sitzung der neuen
Staatsversammlung auf 12:00 Uhr desselben Tages zu legen.
75 der 76 gewählten Abgeordneten legten ihren Eid ab. J. Erdenebat sitzt in
Untersuchungshaft und konnte so nicht an der Zeremonie teilnehmen.
Präsident Battulga hielt die Eröffnungsrede.
Das Land stehe vor großen Herausforderungen, die nur gemeinsam bewältigt werden
könnten.
Eine wichtige Aufgabe sei es, Korruption und Amtsmissbrauch zu bekämpfen.
Am Nachmittag wählten 100 Prozent der anwesenden Abgeordneten G. Zandanshatar
zum Vorsitzenden.
MVP-Fraktionsvorsitzender wurde D. Togtokhsuren, der den Posten bereits vorher
innehatte. Gleichzeitig wurde er von der MVP-Fraktion für den Posten eines
stellvertretenden Vorsitzenden der Großen Staatsversammlung nominiert.
Die DP nominierte S. Odontuya, bisher Stadtbezirksvorsitzende von Bayangol.
„Naadamveranstaltung verschieben!"
Angehörige von Mongolen, die im Ausland gestrandet sind, demonstrieren seit
Wochen dafür, dass der Staat ihre Angehörigen zurückholen lässt.
Auch am 28. versammelten sie sich vor dem Parteigebäude der MVP und riefen die
MVP-Regierung auf, endlich ihren Forderungen nachzukommen.
Die Regierung sollte die Namen der Menschen, die ungeachtet der notwendigen
Voraussetzungen aus dem Ausland in die Mongolei zurückgeholt wurden,
veröffentlichen.
Die Naadamfeiern sollten verschoben und das Geld für die Rückholaktion verwendet
werden.
Die Medien sollten aufhören, durch Falschmeldungen über die Ansteckungsgefahr,
die von den zurückkehrenden Bürgern ausginge, Ängste bei den Bürgern in der
Mongolei zu verbreiten.
Die Bevölkerung sollte darüber informiert werden, dass das Geld, das von den
Bürgern gespendet wurde, um Regierung und Staatliche Notfallkommission zu
unterstützen, auch für die Rückholaktionen ausgegeben werde.
Neuer Oberster Richter berufen
Am 02. Juni hat Präsident Kh. Battulga D. Ganzorig zum neuen Obersten
Richter am Obersten Gericht berufen, er löst Kh. Batsuren ab, der am 20. Mai
freiwillig von seinem Posten zurückgetreten war.
„Khuree Tsam- 2020"
Die Presseabteilung des Gandanklosters in Ulaanbaatar hat darüber informiert,
dass das religiös-kulturelle Festival „Khuree Tsam 2020" vom 26. bis zum 30.
Juni stattfindet.
Hingegen werde das „Danshig-Naadam" angesichts der Covid-19-Pandemie in diesem
Jahr ausfallen.
Lediglich die Tsam-Tanz- Aufführung werde am 29. Juni über die TV-Kanäle dem
Publikum offeriert.
Der Chef der Presse- und Informationsabteilung des Klosters J. Odgarid teilte
ferner mit, dass der Khuree-Tsam oder Jakhar Tsam am 29.
vor dem Battsagaan-Tempel aufgeführt werden wird.
In einer Zeremonie geht es um die Vernichtung aller Übel dieser Welt in einem
großen Feuer. Alle entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen worden
und würden sorgfältig kontrolliert.
95 Lamas des Klosters bereiteten sich seit Februar auf das Ereignis vor. Das
Ritual beginnt am 27. und endet am 29. Juni.
Der Ursprung des Tanzes geht auf das 8. Jahrhundert in Tibet zurück. Im heutigen
Ulaanbaatar wurde der „Khuree oder Jakhar Tsam" zum ersten Mal im Jahr 1811
aufgeführt.
Längere Öffnungszeiten
Nach einem Beschluss der Staatlichen Notfallkommission waren die
Öffnungszeiten der Lebensmittelläden und Alkohol verkaufenden Einrichtungen bis
22:00 Uhr begrenzt worden.
Ab dem 26. Juni wurden die Öffnungszeiten bis 0:00 Uhr verlängert.
Die Einhaltung der Gesundheitsschutzbestimmungen werde jedoch weiter
kontrolliert
Trotz der Verlängerung des Erhöhten Bereitschaftszustandes bis zum 30. Juni,
traten einige Lockerungen für Betriebe und Dienstleistungseinrichtungen
schrittweise bereits vorher in Kraft.
Fitnesszentren, Restaurants, Erholungseinrichtungen, Bibliotheken und Museen
konnten spätestens am 22. Juni ihren Betrieb mit Einschränkungen wieder
aufnehmen.
Bundeswehr hilft Mongolei
Auf Bitten der mongolischen Regierung hat das Bundesministerium für
Verteidigung beschlossen, dem Zentralen Militärkrankenhaus in Ulaanbaatar
unentgeltlich 20 mobile Beatmungsgeräte zur Verfügung zu stellen.
Die mongolische Regierung wertet diese Entscheidung der Verteidigungsministerin
Annegret Kramp-Karrenbauer als wertvolle Unterstützung im Kampf der Mongolei
gegen die Corona-Pandemie.
Die Mongolei und die Bundesrepublik verbindet seit 1993 eine enge militärische
und sicherheitspolitische Zusammenarbeit.
Seit 2009 nehmen Angehörige der mongolischen Streitkräfte gemeinsam mit
deutschen Miliärangehörigen am internationalen Friedenseinsatz (ISAF) in
Afghanistan teil.
Mongolischer Soldat verhindert Angriff
Am 23. Juni versuchte ein Bürger der Islamischen Republik
Afghanistan mit einem Lastwagen das Haupttor des Feldlagers der Bundeswehr in
Marmal bei Masar-e-Sharif zu durchbrechen.
Die mongolischen Soldaten, die seit 2009 mit den Deutschen im Rahmen der
NATO-Missionen ISAF (bis 2014) und Resolute Support zusammen Dienst tun und für
den Feldlagerschutz zuständig sind, konnten diesen Versuch erfolgreich
unterbinden.
Naadam 2020
In diesem Jahr wird das Nationalfest der Mongolen „Naadam" gleichzeitig vom
10. bis zum 13. Juli in Ulaanbaatar, in den Aimags und in den 337 Sums
organisiert werden
Naadam wird im „Komplex 13. Jahrhundert", 90 km von Ulaanbaatar entfernt
stattfinden.
Der Komplex gehört der Genco-Gruppe.
Ursprünglich waren Eröffnungs- und Abschlussfeier, sowie die Ringerwettkämpfe im
Zentralstadion vorgesehen. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Schauplatz
geändert und wegen der Corona-Pandemie muss die Hauptattraktion der Mongolei in
diesem Jahr ohne ausländische Besucher auskommen.
512 Ringer bereiten sich auf das Naadamturnier vor.
Die Pferderennen finden ebenfalls statt. Die jungen Reiter sollen dabei Masken
tragen.
Schwierige Lage für Mongolen im Ausland
Am 07. Juni hat sich ein mongolischer Student aus dem sechsten Stockwerk
seines Wohnheims in der polnischen Stadt Kraków gestürzt.
Die polnischen Behörden untersuchen gemeinsamen mit dem mongolischen Konsulat
die Hintergründe des tragischen Vorfalls.
Der junge Mann hinterließ offenbar einen Abschiedsbrief.
Infolge der Pandemie geraten immer mehr mongolische Bürger im Ausland, darunter
viele Studenten, in existentielle Nöte.
Die Möglichkeiten zur Heimreise sind begrenzt und es kommt immer wieder zu
Rangeleien vor den mongolischen Botschaften.
Inzwischen haben über 11.000 Bürger im Ausland einen Antrag auf Rückholung in
die Mongolei gestellt.
Im ältesten und größten Kaufhaus der Mongolei
Großfeuer im State Department Store
Am 07. Juni zerstörte ein Großfeuer die fünfte und sechste Etage des ältesten,
größten und bekanntesten Kaufhauses der Mongolei.
Im Rest des Kaufhaueses hatte sich dicker schwarzer Qualm verbreitet.
13 Tonnen Lebensmittel im Wert von 162 Millionen Tugrug im Supermarkt in der
ersten Etage (Parterre) sind zerstört worden.
Die Dienstaufsichtsbehörde von Ulaanbaatar hat die Eigentümer aufgefordert, alle
Lebensmittel, Kosmetika, medizinischen Produkte wegen der Beeinträchtigungen
durch den Qualm zu vernichten, um die Gesundheit der Menschen nicht zu
gefährden.
Die Eigentümer, die Nomin Holding, plant die Rekonstruktion der ersten und
zweiten Etage und hofft auf eine Teilöffnung noch vor Naadam.
Das Kaufhaus ist 1924 gegründet worden, liegt im Zentrum der Stadt und ist erste
Einkaufsadresse, auch für Touristen.
DP fordert Freilassung N. Nomtoibayars
Im Vorfeld der Wahlen ist das ehemalige Mitglied der Staatsversammlung und
der MVP sowie ehemaliger Minister für Arbeit und Soziale Sicherheit N.
Nomtoibayar verhaftet worden.
Mit seiner Partei war er wegen verschiedener öffentlicher, auch tätlicher
Auseinandersetzungen in Bars und Kneipen in Konflikt geraten. Schließlich musste
er die Partei verlassen und auch seine Immunität wurde aufgehoben.
Außerdem galt er nicht unbedingt als Freund von Justizminister Ts. Nyamdorj.
Später war gegen ihn wegen Überschreitung seiner Kompetenzen als Minister und
Missbrauch seines Amtes ermittelt worden. Einer der Ermittler warf ihm
Einschüchterung vor, was er bestritt.
Staatsanwaltschaft und Gericht ordneten an, dass er das Land nicht verlassen
dürfe.
Jedenfalls bewarb er sich als Unabhängiger für einen Sitz in der neuen
Staatsversammlung. Am 22. Mai erhielt er die Nominierungsurkunde, am 28. Mai
wurde er verhaftet.
Die DP forderte die Freilassung des jungen Politikers. Seine Verhaftung sei ein
Schlag gegen die Demokratie und verletze mehrere Gesetze. Sie sei politisch
motiviert, um unbequeme Gegner auszuschalten.
Mehr Arbeitslose
Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist zwischen Januar und Mai 2020 um 10,2
Prozent gestiegen.
Gleichzeitig sind 475,2 Milliarden Tugrug an 2,2 Millionen Menschen für Renten
oder Sozialhilfe gezahlt worden.
Aus dem Sozialversicherungsfonds der Mongolei sind 129,8 Milliarden Tugrug mehr
an Renten und 31,8 Milliarden mehr an Arbeitslosengeld bezahlt worden.
Online-Mongolei-Colloquium
Am 23. Juni hat die Abteilung für Mongolistik und Tibetstudien des Instituts
für Orient- und Asienwissenschaften an der Universität Bonn ein
Mongoleicolloquium organisiert, das unter dem Thema stand: „MORE STEP– Mobility
at risk. Sustaining the Mongolian Steppe Ecosystem".
Es fand unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie als Live Colloquium via ZOOM
statt.
Referentin war Dr. Denise Matias vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE)
in Frankfurt/Main.
Sie stellte das Gemeinschaftsprojekt mongolischer und deutscher Partner,
finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vor, sprach über
Ergebnisse und stellte sich den Fragen der Teilnehmer.
Auf besonderes Interesse stieß die „Tipping Point" (Kipppunkt, Siede- oder
Wendepunkt) Konzeption im sozial-ökologischen Kontext.
(Passend zur Zeit stammt der Begriff aus der Epidemiologie).
Als Hauptziele von MORE STEP nennt Matias die „Identifizierung und
Beurteilung der Rolle der gesellschaftlichen Veränderungen für das Ökosystem der
mongolischen Steppen.
Auch technisch gut vorbereitet, konnte sich eine lebhafte, spannende Diskussion
entwickeln.
Das nächste Online-Mongoleikolloquium ist bereits angekündigt: Am 07. Juli,
18:00 c.t. referiert Dr. Katarzyna Golik (PH.D) von der Polnischen Akademie der
Wissenschaften über „Aspects of Urbanisation Dynamics in Post-Nomadic Cities in
Mongolia and China".
Interessenten können sich mit einer E-Mail an Herrn Friede: