Mongoleinachrichten

Mai 2023

Renate Bormann, Berlin


19. Mai. Mandelstrauchblüte in Ulaanbaatar trotzt eisigem Nordwind und Schneegestöber. Foto privat

Zahl der Abgeordneten steigt von 76 auf 126
Auf ihrer außerordentlichen Sitzung am 31. Mai stimmten die Mitglieder der Großen Staatsversammlung Änderungen der Verfassung zu.
Das Einkammerparlament bleibt erhalten, die Zahl der Abgeordneten steigt um 50 auf 126.
Gewählt wird nach einem Mischsystem: 78 Mitglieder der Staatsversammlung werden nach Mehrheitswahlrecht oder Wahlkreis gewählt, 48 nach Verhältniswahlrecht oder nach Parteienliste.
92,6 Prozent oder 63 der anwesenden Abgeordneten hatten den Änderungen zugestimmt.
Die nächsten Wahlen zur Großen Staatsversammlung (Parlament der Mongolei) werden im Frühjahr 2024 stattfinden.

Präsident U. Khurelsukh zu Gast bei der Krönung Charles III.
Präsident Ukhnaagiin Khurelsukh und seine Frau Luvsandorjiin Bolortsetseg gehörten zu den Gästen der Krönungszeremonien für König Charles III. und für seine Frau Camilla.
Die Feierlichkeiten fanden am 06. Mai in der Westminster Abbey in London statt.
Begleitet worden waren Khurelsukh und seine Frau vom Chef des Präsidialamtes D. Amarbayasgalan.

Präsident Macron in der Mongolei
Am 21. Mai weilte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron zu einer kurzen, aber symbolträchtigen Staatsvisite in der Mongolei.
Es war der erste Besuch eines französischen Staatsoberhauptes im Land zwischen Russland und China überhaupt.
„Die Mongolei werde zunehmend von strategischem Interesse für den Westen.
Der französische Gast, vom G7-Gipfel in Hiroshima (Japan) kommend, war von mongolischen Ehrengardisten begrüßt und dann auf dem Sukhbaatarplatz mit den Monumenten des mongolischen Revolutionshelden Sukhbaatar und des Staatsgründers Chinggis-Khan empfangen worden.
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine bemühe sich Macron um die Unterstützung für die Ukraine bei Ländern wie Brasilien und Indien sowie bei Ländern, die nicht explizit den russischen Angriff verurteilt hätten.
Zu Ehren Macrons war ein Staatsdinner im Chinggis-Khaan-Museum ausgerichtete worden.
Das Museum werde einen Teil seiner Kunstschätze dem Historischen Museum Nantes für dessen Ausstellung im Oktober ausleihen.

Mongolische Außenministerin zu Gast in Saudi-Arabien
Auf Einladung des saudi-arabischen Außenministers Prinz Faisal bin Farhan Al Saud hat Außenministerin Batmunkhiin Battsetseg vom 24. bis zum 26. Mai einen offiziellen Besuch in Saudi-Arabien absolviert.
Beide Seiten streben eine Ausweitung der bilateralen Zusammenarbeit an.
Im Focus stehen Wirtschaft, Handel, Investment, Technologie, Infrastruktur, Tourismus, Energie, Kultur und Bildung.

7,9 Prozent Wirtschaftswachstum
Nach Angaben aus dem Nationalen Amt für Statistik wuchs die Wirtschaft der Mongolei im ersten Quartal 2023 um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Zu verdanken sei das hauptsächlich den signifikant angestiegenen Rohstoffexporten.
2021 war ein Anwachsen des BIP um lediglich 1,4 Prozent verzeichnet worden, 2022 um 4,8 Prozent.
Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) prognostiziert der Mongolei für 2023 ein Wirtschaftswachstum von 5,4 Prozent und für 2024 von 6,1 Prozent.

Neuer Repräsentant des IWF in der Mongolei
Finanzminister B. Javkhlan hat am 08. Mai den neu ernannten Repräsentanten des Internationalen Währungsfonds (IMW, IWF) Tigran Poghoyan empfangen.
In den Gesprächen ging es um die aktuelle wirtschaftliche Situation der Mongolei, die Zusammenarbeit zwischen dem IWF und der Mongolei und die zukünftigen Aktivitäten.
Tigran Poghosyan hat bisher als IWF-Repräsentant in Kirgistan gearbeitet.
In der Mongolei werde er voraussichtlich drei Jahre tätig sein.

Europatag 2023
Anlässlich des Europatages am 09. Mai besuchte eine Delegation unter Leitung der EU-Botschafterin in der Mongolei Axelle Nicaise die Mongolei.
Der Delegation gehörten diplomatische Vertreter und Vertreterinnen von 20 EU-Mitgliedsstaaten an.
Sie führten Gespräche mit Spitzenpolitikern1 und Repräsentanten der Zivilgesellschaft.
Die Mongolei, die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind Partner in vielen Bereichen: grüne Ökonomie, Forstwirtschaft, erneuerbare Energien, Reformen im Justizwesen und bei der Diversifikation der Handelstätigkeit.

Papst Franziskus besucht die Mongolei
Auf Einladung von Präsident U. Khurelsukh wird Papst Franziskus vom 31. August bis zum 04. September der Mongolei einen Besuch abstatten.
Die offizielle Information über den Papstbesuch stammt vom Präsidialamt.

Direktflug von Prag nach Ulaanbaatar
Die mongolische Fluggesellschaft Eznis Airways will ab Juni mit Direktflügen zwischen Prag und Ulaanbaatar starten.
Die Direktflüge stellten eine neue Stufe für die Entwicklung des Tourismus zwischen Tschechien und der Mongolei dar, seit die Mongolei die Visumpflicht für tschechische Touristen aufgehoben habe.
Direktflüge waren bereits 2017 vereinbart worden, scheiterten aber am Material, 2020 an der Covid-19-Pandemie.
Es sei nicht weithin bekannt, aber Tschechien beherberge die größte mongolische Community in Europa, die drittgrößte in der Welt.
Über Häufigkeit und Flugpläne ist noch nichts bekannt.


Die Tuul am 07. Mai. Foto privat

Vier Nordkoreaner in der Mongolei festgenommen
Mongolische Medien meldeten, sich auf Angaben des Grenzschutzes berufend, dass am 10. Mai vier Bürger der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) illegal die Grenze von China in die Mongolei überschritten hätten und den Justizbehörden übergeben worden seien.
Auf Anfragen, ob die Nordkoreaner in ihr Heimatland abgeschoben würden, wäre keine Antwort eingegangen.
Die Mongolei und Nordkorea trennen 800 km.
China, die beiden Länder trennend, nimmt regelmäßig nordkoreanische „Überläufer" fest und schickt sie als „Wirtschaftsmigranten" zurück nach Nordkorea.
Die Mongolei veröffentlicht normalerweise keine Zahlen über nordkoreanische Flüchtlinge, erlaubt ihnen in der Regel, um Hilfe in der südkoreanischen Botschaft zu bitten.
Die aktuellen Meldungen hängen eventuell mit dem anstehenden Besuch der nordkoreanischen Außenministerin in der Mongolei zusammen, so NK News.
Beide Länder begehen den 75. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Proteste gehen weiter
Bisher wurde im Fall der Kohlediebstähle, in die hochrangige Politiker verwickelt sind, noch kein einziges Urteil gesprochen.
Die Proteste gehen weiter.
Internationale Medien berichten immer wieder über Restriktionen gegen missliebige NGOs und Personen sowie willkürliche Verhaftungen.
https://monitor.civicus.org/explore/arrest-activist-and-restrictive-ngo-laws-proposed-regressive-step-mongolian-authorities/
https://monitor.civicus.org/explore/civil-society-raises-concerns-about-detention-of-activist-and-restrictive-social-media-law-as-anti-corruption-protests-erupt-in-mongolia/

Mongolische Schülerin gewinnt „Preis für Öffentliches Reden"
Die 16-jährige mongolische Schülerin J. Egsheglen gewann den internationalen Wettbewerb für Öffentliches Reden der „English Speaking Union" (ESU).
Sie gehörte zu den sechs Finalisten, unter denen die Jury am 12. Mai in London den Besten oder die Beste ermittelte.
Sie konnte sich gegen ihre Mitfinalisten aus Mauritius, Mexiko, Rumänien, Chile und Sri Lanka durchsetzen und gehörte damit zugleich zu den jüngsten Preisträgern.
Insgesamt hatten sich Mitbewerber aus 30 Ländern beteiligt.
https://www.esu.org/international-public-speaking-competition/

Erster mongolischer Film auf dem Festival in Cannes gezeigt
Mit dem Film von P. Zoljargal „Baavgai Bolokhson" (If Only I Could Hibernate; Könnte ich nur überwintern) war zum ersten Mal in der Geschichte des Filmfestivals von Cannes ein mongolischer Beitrag präsentiert worden.
Der Film war in der Sektion „Un certain regard" (Ein gewisser Blick, Blickwechsel) zu sehen.
Ulzii lebt mit Mutter und zwei Geschwistern in einem Armenviertel von Ulaanbaatar.
Die Mutter findet Arbeit auf dem Land und lässt ihre Kinder zurück.
Ulzii, ein sehr guter Schüler, wollte sich eigentlich auf einen Wissenschaftswettbewerb vorbereiten.
Schweren Herzens entscheidet er sich dafür, seine Geschwister zu betreuen, ums Überleben zu kämpfen.
Die Regisseurin über ihren Film: Es ist eine bittere Geschichte, aber sie soll den jungen Menschen in der Mongolei Mut machen, für mehr Bildung und ihre Zukunft zu kämpfen.
https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/if-only-i-could-hibernate-2023#lg=1&slide=0


G. Altangerel, M. Robischon

Alexander von Humboldt und die Mongolen
In Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Labor im Humboldt-Forum haben Dr. Ganchimeg Altangerel vom Institut für Asien- und Afrikawissenschaften und Prof. Dr. Marcel Robischon vom Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin das Symposium „Alexander von Humboldt und die Mongolen" organisiert.
Freundliche Unterstützung leisteten die Stiftung Humboldt-Forum, die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie die Botschaft der Mongolei in Deutschland.
Während seiner Russlandreise 1829 traf Alexander von Humboldt am östlichsten Ende auf einen Grenzposten der mandschurischen Qing-Dynastie, auf mandschurische Soldaten und mongolische Helfer.


Botschafter B. Mandakhbileg

Prof. Dr. Ch. Schneider, Vizepräsident für Forschung an der HUB und S. E., der Botschafter der Mongolei in Deutschland Dr. B. Mandakhbileg hoben in ihren Grußworten die Bedeutung dieser Begegnungen für Humboldts Verständnis für die Kultur und Mentalität der Völker des Fernen Ostens.
Die Referenten bewegten sich auf den Spuren des Naturforschers, erläuterten die Geschichte Zentralasiens unter den mandschurischen Qin oder die Verbindung zwischen der mandschurischen Sprache und dem klassischen Mongolisch (Altmongolisch).
Weitere Themen waren der Grenzschutz der Mongolen zu Zeiten A. v. Humboldts, die Beschreibung zentralasiatischer Objekte aus dem Besitz des Forschungsreisenden sowie die Musikkultur des 19. Jahrhunderts im westmongolischen Altaigebirge.


Musikkultur im 19. Jh.

Viel Beifall fand im Anschluss an das Vortragsprogramm der musikalische Leckerbissen „Was man musikalisch hörte, als Humboldt zu den Mongolen reiste".
Nasanjargal Ganbold (Sedaa) und Ines Theileis (Salon Fähig) präsentierten auf der Pferdekopfgeige bzw. sangen mongolische Volkslieder sowie Mozartkompositionen.
Danach ließen sich die Besucher mongolische Buuze und Khuushuur schmecken.


N. Ganbold, I. Theileis

Yokozuna Terunofuji siegt beim Sumo-Sommerturnier
Nach langer Verletzungspause konnte der gebürtige Mongole Großmeister Terunofuji Haruo G. Gan-Erdene das Sommerturnier (Natsu Basho) der Sumoprofis vom 14. bis zum 28. Mai gewinnen.
14 Siege standen einer Niederlage gegenüber.

Fünf Goldmedaillen für mongolische Sportler
Bei den Weltmeisterschaften im Powerlifting (Kraftdreikampf: Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben) vom 20. bis zum 28. Mai in Sun City (Südafrika) gewannen mongolische Sportler fünf Gold-, zehn Silber- und sechs Bronzemedaillen.
In der Mannschaftswertung belegte die Mongolei den 2. Platz nach Japan und vor Kanada.

 

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum, wahlweise die weibliche und männliche Form.

 

 


Die Tuul am 23. April. Foto privat

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

 


 
 

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