Mongoleinachrichten

November 2023

Renate Bormann, Berlin


Buddhistische Kultstätte bei Darkhan

Politbarometer März 2023
Vom 18. März bis zum 16. April waren 1 000 Bewohner1 Ulaanbaatars sowie der Aimags Bulgan, Zavkhan, Südgobi, Tuv, Khuvsgul und Sukhbaatar zur sozio-ökonomischen und politischen Situation befragt worden.
Die Umfrage wird unterstützt von der Sant-Maral-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS).

48,9 Prozent der Befragten in Ulaanbaatar schätzen die wirtschaftliche Situation der Mongolei als schlecht ein, auf dem Land sind es 50,4 Prozent.
Die Situation werde sich verschlechtern, glauben 52,4 Prozent in Ulaanbaatar und 51,1 Prozent auf dem Land.
Die Eigentumsverhältnisse strategischer Bergbauminen sollten zugunsten der Mongolei +51 Prozent betragen, bekunden 61,3 Prozent der Befragten in Ulaanbaatar und 54,6 Prozent auf dem Land.
36,3 Prozent sind völlig unzufrieden mit der Regierung, mit der Opposition ebenfalls völlig unzufrieden sind 39,8 der Befragten.
Als Hauptproblem identifizierten 18,2 Prozent die Inflation vor Arbeitslosigkeit und Lebensstandard.

Welche Institution sollte bei der Lösung der Probleme die Hauptrolle spielen?
Für 29,6 Prozent in Ulaanbaatar und 32,6 Prozent auf dem Land sollte das die Regierung sein.
Parlament: 12,4 bzw. 13,7
Präsident: 11,1 bzw. 12,6
Justiz: 13,0 bzw. 10,9
Politische Parteien: 4,3 bzw. 5,0
Zivilgesellschaft: 23,7 bzw. 20,2
Als größte Erfolge der Regierung bezeichneten 17,1 Prozent den Kampf gegen die Korruption, 8,9 Prozent den Bergbau und 4,7 Prozent das Gesundheitswesen.
Als größte Misserfolge: 28,7 Prozent den Kampf gegen die Korruption, 17,6 Prozent die hohe Inflation und 13,6 Prozent die Verwaltung.
Auf die Frage, welches politische System am besten zur Mongolei passt, wäre für 44,6 Prozent auf dem Land und 38,1 Prozent in Ulaanbaatar ein starker Anführer unabhängig von Parlament und Wahlen „ziemlich gut".
Eine unabhängige Fachleute-Regierung finden 44,1 Prozent auf dem Land und 48,5 Prozent in Ulaanbaatar „ziemlich gut".
Eine Regierung aus Militär, Sicherheitsdienst und Polizei finden 27,4 Prozent der Befragten auf dem Land und 25,2 Prozent in Ulaanbaatar „ziemlich schlecht".
Demokratie (Regierungsbildung nach Wahlen) finden 49,3 Prozent auf dem Land und 51,3 Prozent in Ulaanbaatar „ziemlich gut".
91,9 Prozent in Ulaanbaatar und 83,5 Prozent auf dem Land antworteten auf die Frage, ob die Vertreter der politischen Parteien die Meinung der Bevölkerung repräsentieren mit „Nein".
Welche Staatsform für die Mongolei würden Sie bevorzugen?
32,4 Prozent in Ulaanbaatar und 32,8 Prozent auf dem Land bevorzugten das aktuelle halbparlamentarische System mit einem einflussreichen Präsidenten, 22,4 Prozent in UB und 18,9 Prozent auf dem Land wären für eine parlamentarische Demokratie und 39,6 Prozent in Ulaanbaatar und 42,0 Prozent auf dem Land für ein Präsidialsystem.
Die Hauptinformationsquelle ist für 57,6 Prozent in Ulaanbaatar und 65,4 Prozent auf dem Land das Fernsehen, 20,9 Prozent bzw. 21,7 Prozent informieren sich hauptsächlich über die sozialen Medien (Facebook und Twitter, jetzt X).

Welche prominenten Personen im Land sollten eine wichtige Rolle in der Politik spielen?
14,2 Prozent nannten U. Khurelsukh, 14,2 Prozent L. Oyun-Erdene und 8,2 Prozent Kh. Battulga.
Die Top 10 der Politiker in Ulaanbaatar:
L. Oyun-Erdene (11,5 Prozent)
U. Khurelsukh (10,4 Prozent)
Kh. Battulga (10,0 Prozent)

86,7 Prozent in Ulaanbaatar sind stolz darauf, Mongolen zu sein, auf dem Land sind es 94,3 Prozent.

86,1 Prozent in UB und 89,4 Prozent auf dem Land blicken optimistisch in die Zukunft.

Für 63,7 Prozent ist Russland das beste Partnerland vor Japan (11,1) und Südkorea (6,5).

Im Ukraine-Krieg plädieren 13,7 Prozent in UB und 20,4 Prozent auf dem Land für eine Unterstützung Russlands, 78,9 Prozent in UB und 73,1 Prozent für die Neutralität der Mongolei.
Die Ukraine würden 2,6 Prozent in UB und 1,7 Prozent auf dem Land unterstützen.
Für 20,4 Prozent in UB und 15,4 Prozent auf dem Land ist Russland der Schuldige am Krieg, für 15,7 bzw. 17,2 Prozent ist es die Ukraine.
Beide trügen Schuld, meinen 19,6 Prozent in UB und 19,1 Prozent auf dem Land.

51,1 Prozent in UB und 52,2 Prozent auf dem Land empfinden die aktuelle Weltordnung als unfair.

Statistik Oktober 2023
Laut der am 18. November vom Nationalen Amt für Statistik veröffentlichten neuen Zahlen leben in der Mongolei über 1,3 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter, davon Erwerbstätige 1,2 Millionen, arbeitslos gemeldet waren im Oktober 2023 66 000 Menschen. (Im Vergleichszeitraum des Vorjahres: 1,2 Mio., 1,1 Mio. bzw. 68 100).
Das durchschnittliche monatliche Familieneinkommen erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr von 1,8 Millionen Tugrug auf 2,2 Millionen.
Die Ausgaben lagen bei 2,3 bzw. 1,8 Millionen Tugrug.
Wie im Vorjahr wurden 54 100 Kinder geboren.
13 Mütter starben bei oder kurz nach der Geburt, fünf weniger als 2022.

Vor ihrem ersten Geburtstag starben 657 Babys, fünf mehr als im Vergleichszeitraum.
Ihren fünften Geburtstag erlebten 798 Kinder nicht, 22 weniger als im Vorjahr.
Die Behörden registrierten 31 258 Straftaten, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 31 320.
Mit Stand vom 31. Oktober waren 443 400 Tonnen Getreide eingebracht worden, 36 000 Tonnen mehr als zum gleichen Zeitraum 2022.
175 800 Tonnen Kartoffeln wurden geerntet, 35 400 Tonnen weniger, 177 600 Tonnen Gemüse 2023, im Vorjahr waren es lediglich 139 700 Tonnen.

Auch die Heumahd fiel ertragsreicher aus: 1 096 600 (2022 873 500Tonnen).

Die Inflationsquote lag am 30. Oktober bei 9,0, die Arbeitslosigkeit am 30. September bei 5,2 Prozent.
Das Wirtschaftswachstum wird mit 21,7 Billionen Tugrug (30.09.) angegeben, plus 6,7 Prozent.

Staatsbesuch in Vietnam
Während seines Staatsbesuchs in Vietnam vom 01. bis zum 05. November unterzeichneten beide Seiten verschiedene Kooperationsvereinbarungen, darunter Visumbefreiung, gemeinsamer Kampf gegen Drogenkriminalität, Zusammenarbeit auf dem Gebiet strategischer Forschungen sowie die bei der Gewährleistung eines stabilen Reishandels.
Beide Präsidenten beehrten die Unterzeichnungszeremonien in Hanoi mit ihrer Anwesenheit.

Staatsvisite in Laos
Vom 05. bis zum 07. November absolvierte Präsident U. Khurelsukh einen offiziellen Staatsbesuch in der Volksrepublik Laos.
Am 06. November war er vom laotischen Präsidenten Thongloun Sioulith im Präsidentenpalst in Vientiane empfangen worden.
Anschließend trafen sie sich zu einem Gespräch über den Stand und die Perspektiven der bilateralen Beziehungen und nahmen an den Unterschriftenzeremonien für diverse Kooperationsvereinbarungen teil.

„Die Mongolei muss die Transformation zur Unabhängigkeit der Justiz festigen"
Vom 06. bis zum 15. November informierte sich die UN-Sonderberichterstatterin für die Unabhängigkeit von Richtern und Rechtsanwälten Margaret Satterthwaite in der Mongolei über Fortschritte bei der Transformation zur Unabhängigkeit des Rechtssystems mit den Menschenrechten als seinem Kern.
Auf der Pressekonferenz am 15. November bescheinigte sie der Mongolei durchaus Fortschritte, aber es gäbe noch viel zu tun, auf dem Weg zum gleichen Recht für alle.
„Ich rufe alle Akteure auf, für Gleichberechtigung, auch für Menschen mit Behinderungen, für Viehhalter und die LGBTQ-Gemeinschaft zu sorgen.
Satterthwaite traf sich mit Regierungsvertretern, mit Mitgliedern der Staatsversammlung, mit Richtern und Rechtsanwälten sowie mit Vertretern der Zivilgesellschaft, der Akademie, der UN-Agenturen und des diplomatischen Corps.
Ihren vollständigen Bericht wird sie im Juni 2024 im Rat für Menschenrechte präsentieren.

„Über dem Grundgesetz befindet sich nur der Ewig Blaue Himmel" G. Sovd
„Über dem Verfassungsgericht befindet sich nur das Grundgesetz" B. Chimed
Von den neun Mitgliedern des Verfassungsgerichts werden drei von der Staatsversammlung, drei vom Präsidenten und drei vom Obersten Gericht vorgeschlagen.
Gewählt und bestätigt werden sie schließlich von der Großen Staatsversammlung.
Die Mitgliedschaft D. Odbayars, vorgeschlagen von der Staatversammlung, am 17. November 2016 bestätigt und zum Vorsitzenden des Verfassungsgericht gewählt, war eigentlich laut Gesetz bereits am 17. November 2022 beendet.
Bereits 2019 musste er vom Vorsitz wegen ungebührlichen Verhaltens im Ausland zurücktreten.
Am 28.11. 2019 war an seine Stelle N. Chinbat getreten, der seit dem 09. Juni 2017 Mitglied des Verfassungsgerichts war (Kandidat des Obersten Gerichts).
Seine Mitgliedschaft endete in diesem Jahr.
Mit der Suche eines Nachfolgekandidaten für Odbayar tat sich die Staatsversammlung schwer. Es gab Gerüchte, dass der ehemalige Justizminister Ts. Nyamdorj ins Verfassungsgericht gewählt werden könnte oder gar Odbayars Mitgliedschaft verlängert werden könnte (dafür hätte es allerdings einer Gesetzesänderung bedurft).
Schließlich entschieden sich die Mitglieder des Ausschusses für Staatsorgane für die promovierte Juristin L. Ulziisaikhan, die über 25 Jahre Erfahrungen im öffentlichen Dienst gesammelt hat.
Das Oberste Gericht ernannte seinerseits Prof. Dr. O. Munkhsaikhan, Lehrer an der Juristischen Fakultät der Mongolischen Staatsuniversität.
Damit sei ein erster Schritt getan, das Verfassungsgericht zu verjüngen und damit seinem Auftrag, für Recht und Gerechtigkeit im Zusammenhang mit den Vorgaben der Verfassung zu sorgen, besser gerecht zu werden.
Kritikern galt es als Posten für kurz vor der Rente stehende verdiente Funktionäre, die dann auch nicht immer entschieden gegen „Verfassungsbrecher" vorgegangen seien.
Das letzte Wort hat jetzt die Staatsversammlung.


Chinggis-Khaan-Denkmal auf dem Sukhbaatarplatz in Ulaanbaatar

Chinggis-Orden für Pferdekopfgeigenensemble
Der erste Tag des ersten Wintermonats, an dem jeweils Chinggis-Khaans Geburtstag gefeiert wird und der gleichzeitig als „Tag des mongolischen Stolzes" begangen wird, fiel in diesem Jahr auf den 14. November.
In diesem Jahr ehrte Präsident U. Khurelsukh das Pferdekopfgeigen-Ensemble der Philharmonie mit dem „Chinggis-Khaan-Orden", der höchsten Auszeichnung des mongolischen Staates.
Die Gründung des Ensembles im Jahr 1992 geht auf den Staatspreisträger und Verdienten Pferdekopfgeigenspieler G. Jamyan und den Volksschauspieler Ts. Batchuluun zurück.
Seit 1993 gab das Ensemble 5 000 Konzerte in der Mongolei und 600 in 21 Ländern weltweit, trat dabei auch mit zahlreichen anderen Künstlern auf.
In seiner Laudatio verwies Präsident Khurelsukh auf den außerordentlichen Beitrag des Ensembles für die Bewahrung des traditionellen musikalischen Erbes der Mongolei, die Pferdekopfgeige sei darüber hinaus ins kulturelle Welterbe aufgenommen worden.
Chefdirigent D. Tuvshinsaikhan dankte im Namen aller Ensemblemitglieder für die hohe Wertschätzung ihrer Arbeit und hob die Leistungen der Musiker hervor, die nicht nur die mongolischen Traditionen bewahrten, sondern auch Musikrichtungen aller Zeiten und aus aller Welt adaptierten.
Der erste Ordensträger war 2005 der erste Präsident des mongolischen Staates P. Ochirbat. Es folgten Politiker, Wissenschaftler und Künstler
2022 war der Orden ausnahmsweise an zwei Personen überreicht worden: An den Verdienten Wissenschaftler der Mongolei, Akademiemitglied Prof. Dr. D. Dorjgotov und den Wissenschaftler und Autor aus den USA Prof. Dr. Jack Weatherford.
Anlässlich des 861. Geburtstages des Begründers des mongolischen Großreiches im 13. Jahrhundert legten Präsident U. Khurelsukh, der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung G. Zandanshatar, Ministerpräsident L. Oyun-Erdene und Chinggis-Khaan-Ordensträger Blumen und Kränze am Chinggis-Denkmal auf dem Sukhbaatarplatz in Ulaanbaatar nieder.

B. Bayarsaikhan zur neuen Ausschussvorsitzenden gewählt
Die Juristin, Bildungsexpertin und Journalistin B. Bayarsaikhan ist zur neuen Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Sport gewählt worden.
Sie löst die bisherige Vorsitzende G. Munkhtsetseg ab, die in das Verfassungsgericht berufen worden war.
Bayarsaikhan hat u. a. Abschlüsse der Mongolischen Staatsuniversität, der Nationaluniversität in Washington (USA) und der Hochschule beim Außenministerium Israels sowie der Englisch-Sprachschule in Dublin (Irland) erworben.
Seit 2020 ist sie Mitglied der Großen Staatsversammlung.

Sondergerichtshof gegen Korruption und Machtmissbrauch
Auf ihrer Sitzung am 22. November haben die Kabinettsmitglieder die Etablierung besonderer Gerichtshöfe beschlossen.
Die Gesetzentwürfe über die Einrichtung von Sondergerichten in Fällen von Korruption und Machtmissbrauch sowie von Gewalt in Familien, insonderheit gegen Kinder sollen der Staatsversammlung zur Diskussion und zur Abstimmung vorgelegt werden.
Die Gesetzesvorhaben sollen beitragen, den Zugang der Bürger1 zu juristischen Dienstleistungen zu erleichtern, die Qualität dieser Leistungen zu verbessern ohne die Struktur der Justizhierarchie fundamental zu verändern.
Die Bestimmungen des Grundgesetzes würden nicht angetastet.
Zur Umsetzung der mongolischen Entwicklungspolitik „Vision 2050" wurden der Staatsminister und Vorsitzende des Nationalkomitees zur Reduzierung des Verkehrsstaus in Ulaanbaatar B. Delgersaikhan, der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar Kh. Nyambaatar sowie die zuständigen Minister beauftragt, Möglichkeiten auszuloten und entsprechende Maßnahmen für den Bau einer Metro (öffentlicher Nahverkehr mit hoher Kapazität) zwischen 2024 und 2027 zu erarbeiten.
Der Bau der 22,3 km langen Strecke von Ost nach West soll im Mai 2024 beginnen.
Ulaanbaatar, ursprünglich geplant für 500 000 Einwohner, ist mittlerweile Heimat für fast die Hälfte der 3,4 Bewohner des Landes.
Ein anderes Problem.
Ulaanbaatar ist in neun Stadtbezirke und 204 Khoroos eingeteilt.
Diese oft intransparenten Strukturen wirkten sich negativ auf die Effizienz der öffentlichen Dienstleistungen und die wirtschaftliche Entwicklung aus, erklärte der Regierende Bürgermeister von Ulaanbaatar Kh. Nyambaatar.
Er forderte eine Evaluierung der 213 administrativen Einheiten Ulaanbaatars und brachte im Zusammenhang mit der mittelfristigen Entwicklungspolitik der Mongolei eine Einteilung in 42 Einheiten vor.

Honorarkonsulat in Toronto eröffnet
Während ihres offiziellen Besuchs in Kanada nahm Außenministerin B. Battsetseg am 21. November in Toronto an der Eröffnung des Honorarkonsulats der Mongolei in Toronto teil.
Außerdem zugegen Honorargeneralkonsuln anderer Länder, Honorarkonsuln, Unternehmensvertreter sowie mongolische Bürger.
Den Teilnehmern war unter anderem ein Konzert mit Pferdekopfgeigenspiel, Khuumii (Kehlkopfgesang) und Urtyn Duu (Langliedgesang) sowie traditionellen mongolischen Lobpreisungen erfreuen.
Bryan Wilfert, der Honorarkonsul der Mongolei in Toronto (Hauptstadt der Provinz Ontario), resümierte, das Honorarkonsulat in Toronto sei inzwischen nach denen in Quebec, Alberta und British Columbia das vierte in Kanada.
In Kanada leben 2 300 mongolische Staatsbürger, die meisten in den großen Städten des Landes Ottawa, Toronto, Montreal, Calgary und Vancouver.

99 Jahre Gründung der Mongolischen Volksrepublik
Am 26. November wird der Gründung der Mongolischen Volksrepublik (MVR) und der Annahme der ersten Verfassung gedacht.
In diesem Jahr jähren sich beide Ereignisse zum 99. Mal.
Die Abkehr von der Monarchie und Leibeigenschaft (khamjlagat yos) eröffnete die Möglichkeit, die Mongolei auf den Weg in die Moderne zu führen.
Die Bodenreichtümer, die Wälder und Wildtiere wurden in Volkseigentum überführt (zumindest auf dem Papier), das Wahlrecht eingeführt sowie – und damit war die Mongolei das erste Land in Asien - die Gleichstellung von Männern und Frauen gesetzlich verankert.
Der 26. November ist ein arbeitsfreier Feiertag.

23. „Morgen-Meeting"
Auf dem 23. Treffen mit Ökonomen am Morgen des 20. November referierte Ministerpräsident L. Oyun-Erdene über die positive Entwicklung der mongolischen Wirtschaft.
Das Wirtschaftswachstum sei höher ausgefallen als erwartet, der Handelsüberschuss erreichte in den ersten 10 Monaten dieses Jahres den Rekordwert von mit 4,9 Milliarden USD.
Der Haushaltsüberschuss betrage 2,1 Billionen Tugrug.
Dieses Wachstum müsse den Unternehmen und jeder Familie zugutekommen.
Zu verdanken sei dies auch den Maßnahmen der Regierung zur Steigerung des Exports und dem Kampf gegen Korruption.
Das BIP pro Kopf sei auf 5 000 USD im Jahr gestiegen, im nächsten Jahr sollen es 6 000 sein.
Die Teilnehmer betonten die Notwendigkeit einer Diversifizierung der Wirtschaft und notwendige Investitionen in Bildung und Gesundheitssektor.
Der Ökonom Prof. J. Delgersaikhan bemerkte, es sei notwendig das Steuerungs- und Regelungssystem der Regierung zu stärken und die Sozialausgaben zu kürzen.
Von den 980 000 mongolischen Haushalten, lebten 400 000 in der Hauptstadt. Im 3. Quartal dieses Jahr ist das Einkommen der Haushalte um 11,7 Prozent gestiegen.
Der Chefökonom der Mongol Bank D. Gan-Ochir betonte, die Geld- und Wirtschaftspolitik müsse so gestaltet werden, dass das Einkommen der Haushalte real wachse.
Dem stehe aktuell die hohe Inflationsquote entgegen.

Viehzahlen erreichen die 80 Millionen
Nach Angaben aus dem Ministerium für Nahrungsgüter, Landwirtschaft und Leichtindustrie 142 000 Haushalte mit 80 Millionen Stück Vieh auf die Winterweiden ziehen.
In den vergangenen Jahren habe sich die Vieh-Population rasend schnell erhöht.
2018 wurden 475 000 Tonnen Fleisch produziert und 940 Millionen Liter Milch. Seit 2010 eine stete Steigerung.
Im Unterschied dazu gingen die Wachstumsraten bei Getreide und Kartoffeln zurück, während die bei Gemüse nahezu stagnierten. Die Steigerungsraten in der Viehwirtschaft resultieren allein aus der Erhöhung der Viehzahlen, nicht aufgrund der Produktivität.
Generell sei die Viehwirtschaft durch niedrige Produktivität als Folge schlechter Viehgesundheit, eines ungenügenden Zuchtsystems, einen durch Viehseuchen hervorgerufenen limitierten Handel, schlechtes Management des Weidelandes sowie unzureichende Versorgung mit Futter und Wasser, charakterisiert.
95 Prozent der Landwirtschaftsflächen sind Weideland, davon sind 70 Prozent geschädigt.
Die Tage mit Sandstürmen nehmen zu. Extreme Kälte – minus 40 – minus 50 Grad und sehr viel Schnee („Weißer Zud") richten enorme wirtschaftliche Schäden an. In den frühen 90er Jahren gingen diese Katastrophen zurück, nehmen seit Ende der 90er Jahre wieder zu.
70 Prozent der Weiden sind von Desertifikation durch den Klimawandel betroffen, aber auch durch Überweidung, Erosion der Ackerböden sowie Brände geschädigt.


Am Gandankloster

Inthronisierung des neuen Khamba Lamas im Gandan-Kloster
Das kürzlich gewählte neue Oberhaupt des Gandantegchilen-Klosters, Zentrum der lamaistischen Kirche in der Mongolei, der XXX. Khamba Nomun Khan, Gevj Lhaaramba D. Javsandorj ist am 18. November im Battsagaan Tsogchen Dugan feierlich in sein Amt eingeführt worden.
Er löst den Ersten Oberlama Khamba Nomun Khan Gavj D. Choijamts ab, der seit 1992 ununterbrochen 35 Jahre lang an der Spitze des Gandanklosters stand.
In seinem Grußwort an seinen Nachfolger wünschte er ihm Erfolg und die Hinwendung zu allen Menschen, ob Gläubige oder Atheisten.
Javsandorj betonte, dass weitere Anstrengungen unternommen würden, die Erziehung und Wissensvermittlung in den Klöstern und Tempeln zum Wohle aller zu gestalten.
Ein Fortschritt sei es, dass die Gottesdienste inzwischen auch in Mongolisch, nicht nur in der tibetischen Sprache, abgehalten würden.
Die tibetische Form des Buddhismus (vulgo Lamaismus) sei untrennbarer Bestandteil der mongolischen Kultur und Geschichte.
Im 7. Jahrhundert erreichte der Buddhismus Tibet und verband sich mit Elementen der einheimischen Bon-Religion. Rituale und Symbole spielen eine große Rolle.
Hilfsmittel sind heilige Gesten (Mudras), heilige Verse (Mantras) und heilige Schaubilder (Mandalas)
Die tibetische Form des Buddhismus hielt in der Mongolei zum ersten Mal im 12. Jahrhundert Einzug.
Eine nachhaltige Bekehrung der Mongolen gelang aber erst 200 Jahre später.
Die Tugend- bzw. Gelbmützensekte unter Tsong-kha-pa (1356-1418) setzte sich schließlich gegenüber der älteren Rotmützensekte durch.

Best in Travel 2024
Die Mongolei führt die Liste der Länder an, in die es sich 2024 zu reisen lohnt.
Lonely Planet hat kürzlich seine Liste mit den Top-Reisezielen 2024 veröffentlicht.
Bei den Ländern nimmt das zentralasiatische Land zwischen Russland und China den Spitzenplatz vor Indien, St. Lucia und Mexiko ein.
Berge, Steppen, eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt und eine Hauptstadt, in der modernes Leben sowie traditionelle mongolische Kultur erlebt werden kann, seien gute Gründe, das Land zu bereisen.

542 123 Touristen bis Oktober 2023
Nach Angaben aus dem Ministerium für Natur, Umwelt und Tourismus bereisten bis Oktober dieses Jahres 542 123 ausländische Touristen die Mongolei.
Die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft beliefen sich auf 700 Millionen USD.
Die meisten Touristen kamen aus Russland, China, Südkorea, Japan und Kasachstan.
Die Mongolei hatte nach dem Einbruch durch die Covid-19-Pandemie verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Tourismus wieder anzukurbeln. (Verbesserte Infrastruktur, Visaerleichterungen).
Die Entwicklung des Tourismussektors soll dazu beitragen, die Wirtschaft, die fast ausschließlich von Rohstoffexporten abhängig ist, zu diversifizieren.

Mongolei-Heimat der Schneeleoparden
Nach Angaben des WWF (Weltweiter Fonds für die Natur) leben 20 Prozent aller Schneeleoparden in der Mongolei.
Etwa 953 erwachsene Schneeleoparden, die Angaben schwanken zwischen 806 und 1 127, bewegen sich in einem Gebiet von 328 900 km im Altai, im Sayan und im Khangai.
Damit ist die Mongolei Heimat der weltweit zweitgrößten Schneeleopardenpopulation nach China.

The Mongol Khan
Um Missverständnissen vorzubeugen, es geht nicht um Chinggis Khaan, sondern um eine Geschichte aus der Xiongnu (Hunnen)-Zeit vor 2 000 Jahren.
Mongol Khan ist ein modernes Bühnenspektakel, basierend auf dem von B. Lkhagvasuren verfassten und 1998 uraufgeführten Theaterstück „Staat ohne Siegel" (tamgagui tur).
Nach der Premiere am 20. April 2022 am Mongolischen Staatstheater und 151 Aufführungen in der Mongolei, waren ab September 2023 Aufführungen in Khukh Khot (Innere Mongolei, VR China) geplant.
Dies war von der chinesischen Regierung verboten worden.
Vom 17. November bis zum 02. Dezember traten die 70 Ensemblemitglieder stattdessen am London Coliseum, dem größten Theater in West End, auf.
Die Rezessionen fielen gemischt aus.
Während die Kostüme, die Choreographie und der Sinn des Spiels bzw. des Stücks durchaus gelobt worden waren, stießen die Dialoge, die Dynamik, das Tempo und die Geschichte auf weniger Gegenliebe.
https://londoncoliseum.org/collections/the-mongol-khan-theatrical-trailer/


Blick zu den Chingeltei-Bergen

Heftige Schneestürme
Anfang November waren acht Viehhalterinnen in der Zentralmongolei auf der Suche nach ihren Herden gestorben.
Schneestürme und Eisesglätte machten Straßen in der Zentralmongolei unpassierbar, die Sicht war extrem eingeschränkt.
Schneestürme fegten auch durch die westlichen Aimags Zavkhan und Uvs, durch Ulaanbaatar, durch Arkhangai, Uvurkhangai und Bulgan. Hier wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 20m/s erreicht.
Betroffen waren auch die südlichen Aimags Mittelgobi und Ostgobi, die östlichen Aimags Khentii und Sukhbaatar sowie die nördlichen Aimags Khuvsgul und Darkhan-Uul.
Die Katastrophenkommission warnte die Öffentlichkeit, vor allem die Viehhalter, besondere Vorsichtsmaßnahmen gegen drohende Wetterkatastrophen zu treffen.
Aktuell tragen 70 Prozent der 1,5 Millionen km2 Landesfläche eine zehn bis 30 cm dicke Schneedecke, in Verwehungen kann sie bis 1,50 m erreichen.

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinu. R. B.

Allen Lesern von „Mongolei Online" wünschen wir eine friedliche, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit

 


Nicht mit den Hühnern, mit den Pferden aufstehen. Auch in Ulaanbaatar kein alltäglicher Anblick. Foto Privat

 

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

 


 
 

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