Mongoleinachrichten

Februar 2024

Renate Bormann, Berlin

 


Außenministerin B. Battsetseg empfängt die deutschen Staatsgäste. Foto Privat

Staatsbesuch in der Mongolei
Auf Einladung von Präsident Ukhnaagiin Khurelsukh und seiner Frau Luvsandorjiin Bolortsetseg absolvierten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender vom 06. bis zum 08. Februar einen Staatsbesuch in der Mongolei.
Anlass war der 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der BR Deutschland und der Mongolei am 31. Januar 1974.


BP F.-W. Steinmeier, Präsident U. Khurelsukh

In Gesprächen mit dem mongolischen Staatsoberhaupt, dem Vorsitzenden der Großen Staatsversammlung G. Zandanshatar und mit Ministerpräsident L. Oyun-Erdene würdigte Steinmeier die die engen bilateralen Beziehungen, „die wir künftig in den Bereichen Verkehr, Wissenschaft, Archäologie, Umwelt, Energie, Justiz und Wirtschaft weiter intensivieren wollen."
Am 07. Februar unterzeichneten beide Seiten eine Vereinbarung über eine strategische Partnerschaft.
Frau Büdenbender führte u. a. Gespräche über Rechtstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung.
Außerdem besuchten die deutschen Gäste die Alexander-von-Humboldt-Schule, an der ab der 3. Klasse Deutsch als Schwerpunkt-Fremdsprache gelehrt wird. Selbstverständlich stand auch ein Rundgang im Chinggis-Khaan-Museum auf dem Programm.


Empfang im Staatsger. Foto Privat

Die beiden Präsidenten bekräftigten die gemeinsame Schirmherrschaft über die Ausgrabungsprojekte in Karakorum und im Orkhon-Tal.


Staatsbesuch in der Mongolei. Foto Privat

Nicht mehr als 6,4 Milliarden
Tugrug dürfen Parteien und Wahlbündnisse für ihre Wahlwerbung ausgeben.
Den Wahlkreiskandidaten sind zwischen 895 000 und 1,5 Millionen erlaubt.
Mit Stand vom 23. Februar waren beim Obersten Gericht der Mongolei 37 politische Parteien registriert.
Die Wahlen zur Großen Staatsversammlung finden am 28. Juni statt.
78 Mitglieder werden direkt gewählt, 48 nach Parteilisten.

Zud 2024
Auf der Sitzung der Staatlichen Katastrophenschutzkommission am 27. Februar informierte der stellvertretende Ministerpräsident D. Amarsaikhan über die landesweite Wintersituation.
80 Prozent des Territoriums seien mit Schnee bedeckt, in 192 Sums herrschten schwierige Winterweideverhältnisse.
Die Regierung habe angesichts dieser Bedingungen beschlossen, 6 000 Tonnen Futter aus der Staatsreserve für die Viehhalterhaushalte bereit zu stellen, dazu 20 000 Tonnen Heu und 10 000 Tonnen Futterweizen aus den örtlichen Reserven.
Unsere Aufmerksamkeit gelte zudem der Energieversorgung, der Gesundheitsfürsorge sowie der Infrastruktur.
54 000 km Straße seien geräumt worden.
Die Viehhalter hatten gefordert, ihnen mehr Zeit für die Rückzahlung ihrer Kredite zu geben.
Landesweit haben 140 000 Viehhalter Kredite in Höhe von 1,2 Billionen Tugrug mit einer Zinsrate von durchschnittlich 21 Prozent in Anspruch genommen.
Die Rückzahlung werde bis Juni 2024 aufgeschoben.
Bis zum 27. Februar seien 1,5 Millionen Stück Vieh verendet.
In 90 Sums leiden Mensch und Tier unter dem „weißen Zud" (zu viel Schnee), in 23 Sums von sechs Aimags unter „schwarzem Zud", oder Glas-, Eisenzud (Eis durch überfrierende Nässe).
Weitere Beschlüsse der Regierung betrafen die Versorgung der vom Zud betroffenen Familien mit Mehl, Reis, Zucker, Speiseöl, Kleidung und Medikamenten sowie die Absicherung des Schulbesuchs für die Kinder der Viehhalter.
Zudem werde geprüft, die Zinssätze auf sechs Prozent zu begrenzen, den Rest übernähme der Staat.

34 Viehhalter1 in der Großen Staatsversammlung
Fast die Hälfte der Mitglieder der aktuellen Staatsversammlung sind auch Viehhalter.
Der mit den wenigsten Tieren ist B. Purevdorj (zehn Pferde), der mit den meisten Ts. Tuvaan.
Tuvaan ist stolzer Besitzer von 641 Pferden, 63 Rindern, 900 Schafen und 305 Ziegen im Gesamtwert von 1,2 Milliarden Tugrug, damit ist er der „reichste" Viehhalter in seiner Fraktion, der DP.
In der MVP-Fraktion ist das Frau P.-O. Anujin mit 244 Rennpferden, 142 Rindern, 854 Schafen und 255 Ziegen im Wert von 1,4 Milliarden Tugrug.

Busfahrer drohen mit Streik
Die Fahrer im öffentlichen Nahverkehr Ulaanbaatars haben sich am 26. Februar an den Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung J. Batbayasgalan mit folgenden Forderungen gewandt:
1. Beschränkung der Arbeitszeit am Tag auf acht Stunden bei vollem Lohn
2. Lohnerhöhung auf 3,5 Millionen Tugrug pro Monat
3. Nach dem Eintritt in die Rente erhalten die Fahrer der privaten und öffentlichen Verkehrsunternehmen einmalig eine Zahlung in Höhe von 24 Monatslöhnen.
Der Regierende Bürgermeister von Ulaanbaatar Kh. Nyambaatar habe die Lohnerhöhung im Dezember 2023 zugesagt. Seitdem sei nichts geschehen.
Die Arbeitsbedingungen seien außerordentlich herausfordernd (lange Arbeitszeiten, zu kurze Pausen, Nachtarbeit, schwierige Verkehrsbedingungen).
Eine angemessene Vergütung sei mehr als gerechtfertigt.
Sollte den Forderungen nicht entsprochen werden, würden geeignete Kampfmaßnahmen ergriffen.

Eine Metro für Ulaanbaatar
Im vergangenen Jahr hatte die Regierung den Bau einer Metro in Ulaanbaatar beschlossen. Sie sollte 2028 in Betrieb gehen.
Nun haben Wissenschaftler, angesichts der prekären Energieversorgungslage, das Projekt in Frage gestellt.
Auch der Bürgermeister der Hauptstadt meldete Zweifel an, ob angesichts der hohen Kosten und der Notwendigkeit, die Haushalte mit Wärme und Strom zu versorgen, ein solch großes Projekt umsetzbar sei.
Bevor eine Metro gebaut werden könne, müssten die geplanten Energieversorgungsprojekte realisiert werden.
Es sei ein Projekt für das ganze Land, nicht nur für Ulaanbaatar, für die Finanzierung seien ausländische Investoren unerlässlich.
Auf der außerordentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung Ulaanbaatar am 28. Februar wurde eine internationale Ausschreibung für Unternehmensberatungsdienstleistung für den Bau einer Untergrundbahn in Ulaanbaatar beschlossen.

Kooperationsvereinbarung zwischen Drees & Sommer und dem „Nationalen Bündnis"
Am 12. Februar hat der Vorsitzende des Nationalen Bündnisses N. Nomtoibayar in der Zentrale des deutschen Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmens „Drees & Sommer" in Stuttgart ein Memorandum über Zusammenarbeit unterzeichnet.
Die Zusammenarbeit soll alle Fragen im Zusammenhang mit Immobilien und Infrastruktur in Ulaanbaatar, Darkhan und Choibalsan umfassen.
Außerdem sei beabsichtigt junge Mongolen zur Ingenieursausbildung nach Deutschland zu entsenden.
Nomtoibayar war am 06. Februar auf dem 1. Parteitag von „Undesnii Evsel" (Nationales Bündnis), das er gemeinsam mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten M. Enkhsaikhan ins Leben gerufen hatte, zum Vorsitzenden gewählt worden.


Damdiny Sukhbaatar im MRVP-Parteigebäude

131 Jahre Damdiny Sukhbaatar
In jedem Jahr am 02. Februar wird in der Mongolei einer der Anführer im Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit der Mongolei gefeiert.
Nicht nur an seinem Denkmal auf dem gleichnamigen Platz in Ulaanbaatar werden Blumen und Kränze niedergelegt.
1893 wurde Sukh im damaligen Tsetsen-Khan-Aimag geboren. Er war der einzige Sohn seiner Eltern Damdin und Khandjav, müsste aber mindestens eine Schwester gehabt haben, denn in deren Jurte (Ger) in Niislel Khuree soll er gestorben sein.
1910 heiratete er N. Yanjmaa. Ihr gemeinsamer Sohn Galsan wurde Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, G. Naran, G. Amgalan und G. Sukhbold.
D. Sukhee lernte Lesen und Schreiben, ab 1909 war er Post- und Kurierreiter, 1912/13 besuchte er die von russischen Instrukteuren geleitete Militärschule in Chujirbulan und kämpfte als Kommandeur eines Maschinengewehrregiments unter Magsarjav gegen die manschurisch-chinesischen Truppen. Für seine Verdienste wurde er mit dem Ehrentitel „Baatar" (Held) ausgezeichnet.


Sukhbaatardenkmal in Sukhbaatar

1918/19 gehörte er neben S. Danzan und D. Dogsom zu den Gründern eines der beiden geheimen revolutionären Zirkel in Niislel Khuree (heute Ulaanbaatar) und zu
den Gründungsmitgliedern der aus den Zirkeln hervorgegangenen MVP (März 1921). Im selben Jahr wurde zum Oberkommandierenden der Streitkräfte (damals eher Partisanenabteilungen) der Provisorischen Volksregierung ernannt.
Nach dem Sieg der Volksrevolution im Juli 1921 wurde er Mitglied der Revolutionären Volksregierung und war verantwortlich für innere und äußere Sicherheit.
Am 20. Februar 1923 starb er an einer verschleppten Lungenentzündung, nie verstummten allerdings Gerüchte, er sei vergiftet worden.
Damdiny Sukhbaatar gehört zu den ewigen Helden der mongolischen Geschichte, daran änderten auch die gesellschaftspolitischen Veränderungen Anfang der 1990er Jahre nichts.
Unzählige Schulen, Ortschaften und Plätze sind nach ihm benannt worden, der zentrale Platz in Ulaanbaatar heißt immer noch Sukhbaatarplatz, Geldscheine sind mit seinem Konterfei bedruckt, sein Denkmal steht in Sichtweite des Denkmals für den „Übervater" der Mongolen Chinggis Khaan.
Das Sukhbaatar-Choibalsan-Mausoleum musste allerdings der Erweiterung des Regierungspalastes und dem Chinggis-Denkmal weichen.
Es wurde auf dem Ehrenfriedhof neu errichtet.
Anlässlich seines 131. Geburtstages war im „Haus der Unabhängigkeit" der Animationsfilm „Sukhbaatar" vorgestellt worden.
Vor allem junge Leute sollen angeregt werden, sich intensiver mit der Geschichte ihrer Heimat zu beschäftigen.


Sukhbaatar und Choibalsan-Mausoleum

„Zwei Welten"
Der Maler und Kulturbotschafter Gan-Erdene Tsend eröffnet am 08. März, um 19:30 Uhr, im Bürgermeisterhaus in Essen seine Ausstellung „Zwei Welten".
Seine Werke sind „geprägt von mongolischer Tradition und deutscher Lebenswirklichkeit, … Er vermittelt uns Eindrücke aus einer fernen, menschenleeren Landschaft mit einer gegensätzlichen urbanen Kulisse".
Der Eintritt ist frei.
Ausstellungsort:
45239 Essen, Heckstraße 105.
Die Ausstellung kann bis zum 07. April besichtigt werden.


Gazarch Mongolia auf der Grünen Woche

Grüne Woche 2024
Auf der diesjährigen Grünen Woche vom 17. – 26. Januar" im Berliner Kongresszentrum war die Mongolei im Segment „World Tour" mit „Gazarch Mongolia" vertreten.


Gazarch Mongolia

Präsentiert worden waren Kleidung, Schals, Handschuhe, Socken und Mützen aus Kaschmir-, Yak- und Kamelwolle sowie der weltbekannte Chinggis-Arkhi.


Mongolischer Wodka

O. Khangai gewinnt Tsagaan-Sar-Ringen
Der 25. Landesmeister O. Khangai hat das traditionelle Ringerturnier anlässlich der Feiern zu Beginn des Drachenjahres gewonnen.
256 Aimag- und Landes-Titelträger hatten den Kampf um den Sieg aufgenommen.
Zweiter wurde Landeselefant B. Purevsaikhan.

Biathlon-Sensation
Der 21-jährige Enkhsaikhany Enkhbat hat bei den Junioren-Europameisterschaften im Biathlon (offen für Einzelstarter anderer Kontinente) in Jakuszyce (Polen) das Einzelrennen über 15 km gewonnen.
Grundlage für den Sieg war ein fehlerfreies Schießen, er hatte alle 20 Scheiben getroffen.
Dieser Erfolg bescherte ihm die Teilnahme an den Offenen Biathlon-Europameisterschaften in Nove Mesto (Tschechien).
Leider gelang ihm hier kein ähnliches Kunststück.
Mit sieben Schießfehlern blieb ihm nur Platz 99.

 

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum, wahlweise die weibliche oder männliche Form.

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

 


 
 

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Last Update: 05. März 2024

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