Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Gundalai gegen Nyamdorj
Am 28. September wählten die Abgeordneten des
Großen Staatskhurals die Mitglieder der neuen mongolischen Regierung.
Dem vorausgegangen waren heftige Auseinandersetzungen sowohl über die Struktur
der Regierung und die Kompetenzbereiche der einzelnen Ministerien als auch deren
personelle Besetzung.
Zum Zankapfel innerhalb der Mutterland-Demokratie-Koalition avancierte das
Gesundheitsministerium. Berechtigte Hoffnung, diesem Ministerium künftig
vorzustehen, machte sich L. Gundalai, der in den vergangenen vier Jahren
unermüdlich gegen die Übermacht der regierenden MRVP im Parlament angeredet
hatte. Doch das Amt fiel im Koalitionspoker an die MRVP und Gundalai ging leer
aus. Flugs kündigte er an, womöglich aus der Demokratischen Partei (DP), deren
Präsidiumsmitglied er ist, auszutreten.
Bei der Abstimmung am Montag im Abgeordnetenhaus protestierte er besonders
heftig gegen die Nominierung von Ts. Nyamdorj (MRVP) als Minister
für Justiz und Innere Angelegenheiten, seinen Widersacher der abgelaufenen
Wahlperiode. Nyamdorj erhielt dann auch nur 48 der 58 abgegebenen Stimmen.
Fragen nach ihrer Kompetenz mussten sich die zukünftige Gesundheitsministerin,
T. Gandi (MRVP), von Beruf Journalistin und P. Tsagaan
(MDK), Finanzfachmann und als Bildungsminister vorgesehen, gefallen lassen.
Trotzdem wurden auch sie mit großer Mehrheit in ihre Ämter gewählt.
Der ehemalige Finanz- und Wirtschaftsminister Ch. Ulaan (MRVP) wird
Shadar Said, was in der Praxis einem stellvertretenden Ministerpräsidenten
entspricht. Der neue Außenminister heißt Ts. Munkh-Urgil (MRVP),
ehemals stellvertretender Justizminister.
V. l. D. Terbishdagva, der neue Landwirtschaftsminister
Der ehemalige Außenminister, Su. Batbold (MRVP),
wird Minister für Industrie und Handel, D. Terbishdagva (MRVP),
Nochbotschafter der Mongolei in Deutschland, davor stellvertretender Minister
für Nahrungsgüter- und Landwirtschaft, steht künftig an der Spitze dieses
Ministeriums. T. Ochirkhuu wird Minister für für Brennstoffe und Energie.
Der alte und neue Umweltminister heißt U. Barsbold, er und U.
Khurelsukh, Minister ohne Portefeuille für Katastrophenschutz sind die
einzigen MRVP-Minister, der nicht gleichzeitig Abgeordnete sind.
Die MDK stellt außer für Bildung, Kultur und Wissenschaft, die Minister für
Bauwesen und Stadtentwicklung (N. Batbayar), für Wege, Verkehr und
Tourismus (G. Batkhuu), für Finanzen (N. Altankhuyag), für Soziale
Sicherheit und Arbeit (Ts. Bayarsaikhan)), für Verteidigung (B.
Erdenebat für Fachaufsichten - Minister ohne Portefeuille - (I.
Erdenebaatar) und den Leiter des Amtes für Regierungsangelegenheiten (S.
Bayartsogt).
Mit Ministerpräsident Ts. Elbegdorj gehören der Regierung nunmehr 18 Mitglieder
an.
J. Byambadorj wurde einstimmig zum Mitglied des Verfassungsgerichts gewählt, P.
Ochirbat, der erste demokratische gewählte Präsident der Mongolei, musste zwei
Gegenstimmen hinnehmen.
Zunächst abgelehnt, stimmte die MDK schließlich dem Vorschlag der MRVP-Fraktion
zu, nach zwei Jahren den Ministerpräsidenten und seinen Stellvertreter neu zu
wählen.
Präsident Bagabandi hat bereits sein Einverständnis mit der neuen Regierung
erklärt.
In der nächsten Woche wird er die Herbstsitzungsperiode des Parlaments eröffnen.
Beobachter in Ulaanbaatar sagen der Regierung der Großen Koalition eine
Lebensdauer von höchstens einem Jahr voraus. Die Widersprüche, vor allem
innerhalb der MDK, seien zu groß für eine dauerhafte „Friedensregelung".
Warten wir ab. Die Mongolen, auch ihre Politiker, sind immer für eine
Überraschung gut.
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Last Update: 02. Januar 2023