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Prof. Karénina Kollmar-Paulenz beim Mongolei-Kolloquium an der HU

von Brit Beneke
Fotos: briti bay fotodesign


Prof. Dr. Karénina Kollmar-Paulenz

In der vergangenen Woche hielt sich Prof. Karénina Kollmar-Paulenz von der Universität Bern im Rahmen des ERASMUS-Dozierendenaustausches am Zentralasienseminar der Humboldt-Universität zu Berlin auf. Den dort Studierenden bot sie ein dreitägiges Blockseminar über die kulturelle Beziehungen der Mongolen während der Zeit vom 13. bis zum 19. Jahrhundert an.


Dr. Ines Stolpe (rechts im Bild) begrüßt Prof. Dr. Karénina Kollmar-Paulenz

Am 23. Januar gewährte Prof. Karénina Kollmar-Paulenz im Rahmen des Mongolei-Kolloquiums einem größeren Publikum Einblick in ihr laufendes Forschungsprojekt. Dr. Ines Stolpe vom Zentralasienseminar stellte zunächst den wissenschaftlichen Background der Professorin für Religionswissenschaft vor: Studium der Tibetologie, Mongolistik, Vergleichender Religionswissenschaft, Indologie und Zentralasiatischer Turkologie.

Der Titel ihres Vortrages lautete „Diskursive Aneignungen: Die mongolische ‚Lehre der Schamanen’ als Fallbeispiel einer globalen Verflechtungsgeschichte von Wissensordnungen“.

Der Schwerpunkt ihrer Untersuchungen liegt auf der Zeit der Etablierung des tibetischen Buddhismus in den mongolischen Regionen, also vom späten 16. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert. Darüber hinaus verfolgt sie die Entwicklung der Religionskonzepte in der mongolischen Gesellschaft bis zum 19. Jahrhundert.

Durch die Auswertung unterschiedlicher Quellen aus dieser Zeit zeichnete Prof. Karénina Kollmar-Paulenz nach, wie das diskursive Konstrukt der „Lehre des Schamanismus“ in einem Wechselspiel tibetischer, mongolischer und russischer Akteure entwickelt wurde.

In vorbuddhistischer Zeit agierten einheimische religiöse Spezialistinnen und Spezialisten lokal verschieden mit heterogenen religiösen Praktiken und Konzepten. Erst mit der Zuschreibung durch die tibetische Mönche und mongolische Eliten wurden diese diversen Konzepte zu einer homogenen „Lehre der Schamanen“ konstituiert. Damit einher ging die Kategorisierung des Schamanismus durch den Buddhismus als eine falsche Religion. Ab dem 18. Jahrhundert fand im Mongolischen der vergleichende Gebrauch der Begriffe schwarze Religion für Schamanismus gegenüber der gelben Religion für Buddhismus Verbreitung. Aus Sicht der tibetischen Mönche brachten sie selbst mit ihrer buddhistischen Religion erst Zivilisation in die mongolischen Gebiete. Die direkte Negativmatrix, die den schamanischen Ritualen und Konzepten übergestülpt wurde, diente dazu, die eigene Überlegenheit zu begründen. Die Konstruktion des Schamanismus als distinktiver Religionstyp reiht sich ein in die diskursiven Strategien der tibetischen und mongolischen Eliten zur Durchsetzung des lamaistischen Buddhismus als Staatsreligion.

Der beeindruckende Vortrag von Prof. Karénina Kollmar-Paulenz ordnete sich in den Kontext einer „Globalen Religionsgeschichte“, die europäische und außereuropäische Wissensordnungen gleichberechtigt untersucht."


Prof. Dr. KaréninaKollmar-Paulenz (vorn im Bild) im Gespräch mit Zuhörern beim Mongolei-Kolloquium am Zentralasienseminars


   

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Last Update: 03. Januar 2022