voller Saal
Die Mongolen sind da
von Brit Beneke
Fotos:
briti bay fotodesign
mongolisches Tanzensemble
Während seines Aufenthalts in der Bundesrepublik Deutschland lud der Präsident der Mongolei, Tsakhiagiin Elbegdorj, seine in Deutschland lebenden Landsleute zu einem Konzert ein. Am Abend des 31. März 2012 füllte sich der große Saal der Berliner Urania mit Mongolinnen und Mongolen so sehr, dass für viele nur noch ein Stehplatz am Rande zur Verfügung stand. Zu Beginn erklang die mongolische Nationalhymne, die alle mitsangen. Einige junge Männer legten dabei ihre Hand aufs Herz.
Kontorsionistin (Schlangenmensch)
Das Programm begann mit der Sängerin des mongolischen Urtin Duu (langes Lied), E. Bolormaa. Es folgten traditionelle Tänze und ein Auftritt einer mongolischen Kontorsionistin (Schlangenmensch). Immer wieder gab das Publikum viel Beifall. Doch der Abend hielt noch mehr parat. Ein junger Mann im ausladenden, blauen Deel und einer Frisur, mit der er an die Leningrad Cowboys erinnerte, betrat die Bühne und wurde stürmisch begrüßt: der Popsänger Bold. Mit einem Lied über Mutter und Vater rührte er die Herzen. Authentisch kniete er sich zu den Kindern am Bühnenrand hinab.
Popsänger Bold
Der Schauspieler D. Sosorbaram erzählte eine Geschichte, zu der ein ausdrucksstarker, moderner Tänzer mit einer Scherengitterwand eines Gers herumwirbelte.
Tänzer mit Scherengitter eines Gers (Jurte)
Die Opernsängerin und Sopranistin U. Uyanga beeindruckte durch ihre Stimmgewalt.
Schauspieler Sosorbaram und Tänzerin
Zum Schluss trat die Popband Uvertura auf. In der Mongolei ist sie bekannt durch ihre kritischen Lieder zur Umweltproblematik und Politik. In der Urania sang sie ein Lied über die Vereinsamung und Vereinzelung in der aktuellen Gesellschaft.
Opernsaengerin U. Uyanga
Die Auswahl der Interpreten durch den Präsidenten bzw. der Verantwortlichen setzte ein Zeichen, zeigte die Aufgeschlossenheit gegenüber den Interessen der jungen Mongolinnen und Mongolen.
Popband "Uvertura"
Und dann trat der Präsident Tsakhiagiin Elbegdorj selbst auf die Bühne. Mit einer leidenschaftlichen Rede hielt er das Publikum in Aufmerksamkeit. Er äußerte sich zu Themen der Wirtschaft, des Militärs und der Bildung. Der einzige Satz, den er auf Deutsch sagte, lautete: „Die Mongolen sind da, aber mit friedlichen Absichten.“ Angesichts der Vielzahl der mongolischen Landsleute konnte nun wirklich nicht mehr der historische Ausruf „Die Mongolen kommen!“ gelten. Die hier lebenden sind längst in der deutschen Gesellschaft angekommen.
Präsident Tsakhiagiin Elbegdorj
Die Mongolei und ihre Regierung haben in den letzten Jahren an Selbstbewusstsein gewonnen, auch begründet durch den erkannten Rohstoffreichtum des Landes. So kann die starke Mongolei dem sparenden Deutschland unter die Arme greifen, indem eine Professur an der von Schließung bedrohten Mongolistik der Bonner Universität, durch die mongolische Regierung finanziert wird. Das war zumindest die Zusage von Elbegdorj.
Gombojav Zandanshatar (Außenminister der Mongolei), Tsakhiagiin
Elbegdorj (Präsident der Mongolei) und Baldorjiin Davaadorj (Botschafter der
Mongolei) singen gemeinsam mit Künstlern
Vom mongolischen Publikum erhielt der Präsident viel Beifall. Er wurde wie ein Popstar gefeiert. Beim anschließenden Fototermin mit Elbegdorj, bei dem sich jeder mit seinem Regierungsoberhaupt ablichten lassen konnte, kam es zu gefährlichem Gedränge.
Fototermin mit dem Präsidenten
Eine junge Studentin sagte mir, für sie sei Elbegdorj so etwas wie der mongolische Obama. Ein Politiker mit frischen Ideen und ehrlichem Anliegen. So scheint er von vielen der dort Anwesenden wahrgenommen worden zu sein.
Gedränge beim Fototermin
Die Veranstaltung erinnerte an einen perfekten Wahlkampfabend. Und ja, im Juni finden in der Mongolei Wahlen statt, und zum ersten Mal dürfen die im Ausland lebenden Mongolen ihre Stimme abgeben."