Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Plattform für Interaktion und Kommunikation zwischen den Kulturen

von Dr. Renate Bormann, Berlin/Ulaanbaatar

"Eine derartige Veranstaltung bietet eine ausgezeichnete Plattform für Interaktion und Kommunikation zwischen den Kulturen, für den Austausch von Erfahrungen und von neuen Ideen." Mit diesen Worten begrüßte Erika Romberg, Staatssekretärin für Wirtschaft und Technologie im Übergangssenat von Berlin, die Teilnehmer am "Wirtschaftstag Mongolei".

Im Rahmen der "Asien-Pazifik-Wochen" trafen sich am 24. September fast 70 Unternehmer Verwaltungsfachleute und Politiker im Wappensaal des Roten Rathauses, um über Stand, Probleme und Aussichten der mongolisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen nicht nur freundliche Worte zu wechseln.

Organisiert wurde das Treffen gemeinsam von BAO Berlin International GmbH, dem Ostasiatischen Verein und der Arbeitsgruppe Mongolei des Asien-Pazifik-Forums Berlin e.V. Unterstützung leistete das Ministerium für Wirtschaft und Technologie.

Aus der Mongolei war eine hochrangige Wirtschaftsdelegation angereist, an deren Spitze der Minister für Industrie und Handel, C. Ganzorig, stand. In seiner Ansprache würdigte er den Beitrag der Bundesrepublik Deutschland beim Aufbau eines privatwirtschaftlichen Sektors in der Mongolei nach 1990. Ziel sei es, neben einer Verbesserung der Managmentfähigkeiten, die Qualität der Produkte zu erhöhen, um so die Exportmöglichkeiten auszuweiten. In den vergangenen zwei Jahren hätte allein die Leder verarbeitende Industrie einen Produktionszuwachs von 50 Prozent erreicht. "Heute erreicht die Höhe der deutschen Investitionen von rund 55 Firmen die Summe von 3,7 Millionen US-Dollar", führte der Minister weiter aus, ohne zu verhehlen, dass eine Erhöhung der deutschen Direktinvestitionen den Wünschen und Interessen der mongolischen Regierung und Wirtschaft sehr entgegen käme.

Der Änderungsentwurf zum "Gesetz über ausländische Investitionen" läge dem Großen Staatskhural (Parlament) zur Beschlussfassung bereits vor. Die Änderungen sähen bessere Bedingungen für Auslandsinvestitionen auf der Grundlage eines Stabilitätsvertrages vor. Eine Geschäftstätigkeit in der Mongolei sei dann nicht mehr an die Gründung von Joint ventures gebunden. Die Registrierungs- und Zulassungsordnung werde weiter vereinfacht. Auslandsinvestitionen dürften nicht verstaatlicht oder gesetzwidrig enteignet werden. Ausländische Investoren hätten das gleiche Recht wie mongolische Bürger, Land bis zu 60 Jahre zu pachten und diesen Pachtvertrag anschließend um weitere 40 Jahre verlängern zu lassen.

Frau H. Oyuntsetseg, Abteilungsleiterin im Ministerium für Industrie und Handel, wies darauf hin, dass die Liberalisierung des Handels zu den ersten Maßnahmen der mongolischen Regierung in der Übergangsphase von der zentralisierten Planwirtschaft zur Marktwirtschaft gehörte. Hauptexportgüter seien nach wie vor Kupfer- Molybdän- und Spatkonzentrate, Kaschmirprodukte, Fleisch, Leder und Felle. Besorgt äußerte sich Oyuntsetseg über den Rückgang der deutschen Importe (Wolle, Kaschmir, Därme) aus der Mongolei, während die deutschen Exporte in die Mongolei (Autos, Ausrüstungen und Maschinen, Nahrungs- und Genussmittel) ein gleichbleibend hohes Niveau erreichten.

Seit 1997 ist die Mongolei Mitglied der Welthandelsorganisation und somit mitverantwortlich für die Einhaltung der Prinzipien und Standards der Organisation.

Henning Melchers, Unternehmer, Ehrenkonsul und Präsidiumsmitglied des OAV aus Bremen, verwies in seinem Beitrag ebenfalls auf " die enorme Diskrepanz zwischen Import und Export in den Handelsbeziehungen Deutschland-Mongolei." Es käme in erster Linie darauf an, sich darüber Klarheit zu verschaffen, "was ist ausbaufähig bezüglich eines Exports aus der Mongolei in die Welt?" Kali, Kupfer, Gold hätten da ungleich größere Chancen als Konsumgüterprodukte. Ausbaufähig seien auch der Export von Produkten der Viehwirtschaft und des Bergbaus. Das Investitionshemmnis Nummer eins in der Mongolei stelle jedoch das schlecht funktionierende Bankensystem dar.

Terbishdagvaa, stellvertretender Minister für Landwirtschaft und Ernährung, mochte dem so nicht zustimmen. Das Bankensystem in der Mongolei hätte eine durchaus positive Entwicklung vorzuweisen. Die Handels- und Entwicklungsbank werde auch von ausländischen Kunden geschätzt und stehe kurz vor der erfolgreichen Privatisierung.

Die deutsche Seite bemühe sich seit Jahren darum, die Handelsbeschränkungen, die durch die strengen Vorschriften bezüglich der Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte in die Länder der EG existierten, zu lockern. Das sagte Dr. Lutz Werner aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, gleichzeitig wies er auf die erfolgreichen bilateralen Wirtschaftstreffen in Berlin und Ulaanbaatar hin: Vier Exportveranstaltungen in Berlin, drei Informationstreffen in Ulaanbaatar, ein Seminar zur Entwicklung der Tourismusstruktur sowie diverse Regierungs- und Unternehmerdelegationen in die Mongolei.

Mit besonderem Interesse wurden die Erfahrungsberichte von deutschen Unternehmern aufgenommen, die bereits seit Jahren in der Mongolei tätig sind. "Man braucht einen langen Atem und zuverlässige Partner" - diese Einsicht gewannen alle, so unterschiedlich die Art der Unternehmungen auch sein mag.

Zum Abschluss des "Wirtschaftstages Mongolei. Deutschland - für die Mongolei Partner Nr. 1 in Europa" informierte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Mongolei des Asien-Pazifik-Forums, Lothar Zöllner, über den nächsten Termin für Kontaktaufnahmen und Erfahrungstausch: 2002 findet in Ulaanbaatar ein Forum ausländischer Investoren statt.


   

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Last Update: 03. Januar 2022