Im Februar 2001 bereisten mein
Mann und ich im Rahmen einer Erkundungsfahrt die Südgobi. Man empfahl uns
damals einen erfahrenen Reiseleiter, der ausgezeichnet Deutsch spricht und
dessen Heimat außerdem die Gobi ist. Unser Reiseleiter, Herr Tserenchuluun,
sollte sich später noch als ein wahrer Glücksfall erweisen. Nicht nur, da er
uns als vorbildlicher Reiseleiter und Dolmetscher zur Seite stand, sondern wir
haben ihm auch ein ganz besonderes Erlebnis zu verdanken, welches sich abseits
unseres geplanten Programms ereignete. Inzwischen stellt dieses Erlebnis für
meinen Mann und mich eindeutig einen Höhepunkt in den vielen Jahren unserer
Auslandstätigkeit dar.
Wir möchten an dieser Stelle Herrn Tserenchuluun und seiner liebevollen Familie
noch einmal herzlichst dafür danken, dass wir in ihrem Kreise diese
unvergesslichen Tage erleben durften.
Am zwanzigsten Februar befanden wir
uns schon beinahe wieder auf dem Weg nach Ulan Bator. Wir waren mit unserem
Programm ein paar Tage früher als geplant durch. Eine sehr gute Reiseleitung
und das Wetter hatten es möglich gemacht. Da sprach uns ganz verschämt Herr
Tserenchuluun an. Er fragte, ob es denn vielleicht möglich wäre, dass wir
zusammen einen Abstecher zu seiner Familie in Mandalgobi machen könnten. Am 23.
Februar findet das Zagaansarfest (Neujahrsfest) statt. Das wichtigste
Familienfest der Mongolen. Er würde liebend gerne mit seiner achtzigjährigen
Mutter und mit seinen übrigen Verwandten zusammen feiern. Er hatte seine Mutter
schon sehr lange nicht mehr gesehen und sie war inzwischen wohl auch erkrankt.
Da wir mit ihm mehr als zufrieden waren und ihm eigentlich auch den zeitlichen
Vorsprung verdankten, stimmten wir auch bereitwillig zu. Dann müssten wir aber
auch mitfeiern, sagte er und freute sich über unsere Entscheidung.
Der Beginn des neuen Jahres richtet
sich nach dem asiatischen Mondkalender. Es ist in der Mongolei zu diesem Fest
Tradition, dass die Kinder am Neujahrsmorgen ihre Eltern und Großeltern
besuchen, um sich von ihnen segnen zu lassen.
Der Ablauf dieses dreitägigen
Festes richtet sich nach jahrhundertealten Riten und wir sollten die Gelegenheit
haben, dabei zu sein.
Nach acht Stunden anstrengender Jeep-Fahrt über unasphaltierte Knüppelpisten
kamen wir in Mandalgobi an. Obwohl es noch nicht in der eigentlichen Wüste Gobi
liegt, sieht es für unsere Begriffe schon sehr "wüst" dort aus: Die
Landschaft ist sehr flach und nur mit kleinen Salzkräutern bewachsen. Ansonsten
herrschen Sand und Steine und Staub vor. Trotzdem ist es ein gutes Nomadenland,
da es im Sommer ausreichend viel Gras gibt. Aufgrund des fast gänzlich
fehlenden Bewuchses verstärkt sich aber im Winter der wüstenhafte Eindruck.
Herr Tserenchuluuns Mutter lebte noch bis letztes Jahr zusammen mit ihrem
sechzehnjährigen Enkel weit draußen in einer Jurte, um die großen Herden der
Familie zu hüten.
Bald kränkelte sie aber und nachdem sie ihren Enkel
ausreichend in das Viehhüten eingearbeitet hatte, kehrte sie im Winter in die
Stadt zurück. Sie ließ ihre Jurte dort vor dem Steinhaus ihrer Tochter
aufbauen. Sie würde niemals in ein Haus ziehen. Wenn sie sich im Frühjahr
wieder gut beisammen fühlt, lässt sie sich mit ihrer Jurte wieder hinaus zu
den Herden bringen. (Foto: Großmutter vor ihrer Jurte und dem neuen Haus.)
Sie mag ihren Enkel doch noch nicht so gerne ganz allein lassen und wird ihm
beim Melken und bei der Schur helfen. Ihr Schwiegersohn arbeitet für ein
amerikanisches Unternehmen, welches Kaschmir- und Kamelwolle verarbeitet. Seine
Frau, Tserenchuluuns Schwester, hat kürzlich ein kleines Restaurant am
Marktplatz eröffnet. Trotz ihrer sieben Kinder konnten sie sich nun etwas mehr
leisten und haben im letzten Jahr ein kleines Steinhaus gebaut. Am Abend vor dem
Neujahrstag trifft sich die ganze Familie zum Buudsessen. Buuds sind das
mongolische Nationalgericht und spielen an Neujahr fast die Hauptrolle: Diese
mit Hackfleisch gefüllten Teigtaschen müssen gerade am Neujahrsabend völlig
geschlossen gereicht werden. Sie symbolisieren das neue Jahr, dass noch nicht
"aufgebrochen" ist. Beim Reinbeißen wird das neue Jahr somit
eröffnet. Natürlich trinkt man auch Wodka dazu. An Zagaansar findet man auf
dem Tisch jeder mongolischen Familie auch einen gekochten Hammelrücken mit
einem möglichst großen Fettsteiß, Teller mit Bonbons und einen großen Turm
von sorgsam aufgeschichtetem Fettgebäck.
Die Schichtung ist in einerganz
bestimmten Reihenfolge und die Anzahl der Stockwerke darf nur eine ungerade Zahl
ergeben. Obenauf liegen Würfel von süßem, getrockneten Quark und als Spitze
ein eckiges Stück Butter. Die gesamte Anordnung versinnbildlicht den Kosmos
ähnlich wie eine Stupa.
Am Neujahrsmorgen ist es Tradition, dass möglichst alle Familienmitglieder
zusammen den örtlichen Geistern opfern um von ihnen Segen und Glück für das
neue Jahr zu erbitten. So fuhren wir dann auch am nächsten Morgen gegen neun
Uhr zusammen mit der ganzen Familie hinauf zum Hügel des Stadtowoo. Alle hatten
ihren Festtagsdeel angelegt und die Seide schimmerte herrlich in der leuchtenden
Morgensonne.
Von allen Seiten strömten schon die Bewohner von Mandalgobi auf
ihren Owoohügel. Zu diesem besonderen Anlass opfert man Buuds, Bonbons,
Fettgebackenes und manche sprenkeln dabei auch etwas Wodka über die Owoosteine.
Auch bringt man neue türkisblaue Glücksschleifen an. Das Türkisblau
versinnbildlicht das Blau des als heilig verehrten Himmels. Alle gehen dreimal
um den Owoo herum und man wirft jeweils drei Steinchen auf den Owoo.
Da an diesem Neujahrsmorgen die Sonne so herrlich strahlte, wurde das von
Tserenchuluuns Familie als ein sehr gutes Omen für das kommende Jahr gedeutet.
Beim letzten Jahreswechsel hatte es gewaltig gestürmt und kurz darauf starben
mehrere Hundert Tiere der Familie den Hungertod im Schnee. (Dazu später weitere
Einzelheiten.) Gut gelaunt ließen sich dann alle nach der Owoo Zeremonie auf
dem Hügel ablichten: Die ganze Familie.
Tserenchuluuns Mutter umrahmt von
Tochter und Schwiegertochter.
Anschließend ging es nach Haus zum wichtigsten Zeremoniell der Festtage,
nämlich dem Begrüßen der jeweils älteren Generation: Dazu kommen die Kinder
zu ihren Eltern und ihren älteren Geschwistern und Anverwandten. Die
Begrüßung läuft nach einem genau festgelegten Ritual ab:
Die beiden
Elternteile oder die älteren Verwandten sitzen nebeneinander mit
Glücksschleifen über den Armen und nehmen die Grüße der jüngeren Generation
entgegen. Die Kinder greifen dazu mit den Händen unter die Arme der Eltern und
dann "schnüffelt" die Mutter oder der Vater kurz links und rechts an
der Wange des Kindes.
Es sieht bisschen wie französisches Begrüßungsküssen
aus. Die Eltern segnen damit ihre Kinder und sie wünschen ihnen ein langes
Leben. Man überreicht sich auch gegenseitig Glücksschleifen und tauscht auch
wertvolle Geschenke aus. Jedes Familienmitglied bekommt ein nützliches Geschenk
und sogar der zweijährige Enkel bekam seine erste Schnupftabaksflasche. Das
Austauschen der Schnupftabaksflasche ist ein Begrüßungszeremoniell bei
besonderen Anlässen. Schon kurz nach dem Betreten einer Jurte bekommt man so
ein hübsches Fläschchen gereicht
( Foto links: Fläschchen des Vaters und das
erste des Enkels.) Man sollte es dann zumindest öffnen und daran kurz riechen.
Sie dienen eigentlich auch mehr der Repräsentation und der
Kommunikationseröffnung. Nachdem man das Fläschchen des Gastgebers bewundert
hat, gibt man ihm anschließend sein eigenes. So geht es schon seit
Jahrhunderten. Natürlich wurden auch im Anschluss an die Neujahrsbegrüßung
eifrig die Schnupftabaksfläschchen ausgetauscht. Das dauerte bei Tserenchuluuns
großer Verwandtschaft schon sehr lange bis jeder das Fläschchen der anderen
beäugt hatte. Trotzdem betreiben die Mongolen diese Sache mit unermüdlicher
Aufmerksamkeit und Hingabe. Nachdem Tserenchuluuns Familie sich ausgiebig diesen
Begrüßungsritualen gewidmet hatte wurde es nun Zeit, dass der Hausherr auch
den Festtagshammel anschnitt. Tserenchuluuns Schwester brachte auch schon gleich
mehrere Schüsseln mit dampfenden Buuds herein und ihre Töchter brachten Teller
mit Rohkost- und Kartoffelsalat. Mutter und Töchter hatten den Vortag damit
zugebracht, die ganzen Speisen vorzubereiten. Jeder bekam nun ein Stück
Hammelfleisch gereicht. Dazu tranken alle gesalzenen Tee mit fetter Kamelmilch,
die sehr gesund sein soll, und Gläser randvoll mit "Goldene Horde"-
Wodka, der für die Verdauung gut gebraucht werden konnte. Als Gast sollte man
immer von allem essen und trinken, da man sonst die Gastgeber beleidigt. Auf dem
Teller und im Glas sollte auch immer etwas übrig bleiben. Ansonsten gibt man
dem Gastgeber das Gefühl, es sei nicht genug da und man bleibe durstig oder
hungrig. Dauernd werden die Teller nachgefüllt und die Gläser randvoll
nachgeschenkt. Das ist für uns alles erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig.
Gerade, als wir schon glaubten, zu platzen, verkündete uns Tserenchuluun, dass
nun seine alte Mutter draußen in ihrer Jurte auf das Defilee ihrer gesamten
Familie wartet. Nicht nur alle Begrüßungsriten würden sich nun wiederholen,
sondern Mutter würde auch anschließend zu diesem typischen Neujahrsessen- und
Trinken einladen. Tserenchuluun beriet uns weiter: Man sollte nicht ablehnen,
auch wenn man eigentlich schon übersatt ist. Beim Zagaansar klappern alle
Mongolen ihre älteren Verwandten ab und manche müssen bis zu fünf Besuche an
einem Tage hinter sich bringen. Jedes Mal Buuds essen und Wodka trinken.
Geschenke überreichen und entgegennehmen. (Wir haben abends dann auch einige
müde und betrunkene Frauen und Männer durch die Stadt torkeln sehen, die
wahrscheinlich einen solchen Besuchsmarathon absolviert hatten.) Eine gnadenlose
Herausforderung an jeden Magen. Vor allem aber auch an die Hausfrauen und die
Familienkasse. Unsere Gastfamilie hatte an zwei Tagen schon mehr als fünfzig
Gäste "durchgeschleust". Ein Kommen und Gehen vom frühen Morgen bis
in die späte Nacht. Jeder Gast bekommt ein persönliches Geschenk und daher
hatte Tserenchuluuns Schwester im Schlafzimmer die Geschenke für die Gäste
gleich kistenweise gestapelt. Für jeden Besucherschwall musste außerdem noch
schnell in der Küche mit ihrer ältesten Tochter wieder viele frische Buuds
machen.
Nun wechselten wir also die Örtlichkeit und gingen hinüber zur Jurte seiner
alten Mutter, die uns schon mit ..., na mit was wohl? Natürlich mit frischen
Buuds erwartete!! Doch das gehöre eben alles dazu, meinte unser Reiseleiter
augenzwinkernd.
Als wir die Jurte von
Tserenchuluuns Mutter betraten, standen schon die dampfenden Buuds auf einem
kleinen Tisch neben dem obligatorischen Hammelrücken. Alle Familienmitglieder
bis hin zum Urenkelchen drängten sich in die Jurte. Schnell war es proppenvoll
und alle umringten die Großmutter. Sie bildete eindeutig den Mittelpunkt und
sie saß würdevoll mit einer blauen Seidenschleife auf den Armen vor dem
buddhistischen Hausaltar.
Das Begrüßungszeremoniell nahm einen erneuten
Anfang. Diesmal trat Tserenchuluun als erstes von ihren Kindern zu ihr, um sie
zu umarmen und dabei Geschenke auszutauschen. Es war ein sehr bewegender
Augenblick. Es wurde mucksmäuschenstill in der Jurte als sie sahen, dass der
Großmutter vor Rührung Tränen übers Gesicht liefen. Schließlich kann sie
ihren Sohn, der im weit entfernten Ulan Bator lebt, nur alle paar Jahre einmal
sehen. Den Abschluss bildete der jüngste Spross der Familie, dass Urenkelchen.
Sofort wurde die Großmutter wieder munter und zog ihren Urenkel beherzt zu sich
heran. Der Kleine war gar nicht so sehr an dem Begrüßungsritual interessiert,
viel mehr interessierte ihn, was Urgroßmutter ihm wohl schenken würde. Alle
lachten über das kleine ungeduldige Kerlchen. Seine Urgroßmutter hielt für
ihn etwas ganz Besonderes bereit: Sie hatte die letzten Tage vor dem Fest nur in
ihrer Jurte gesessen und genäht.
Die jüngsten, männlichen Sprösslinge der
Familie sollten ihre ersten Seidenetuis bekommen. Diese Seidenetuis dienen der
Aufbewahrung der wichtigsten Utensilien eines „richtigen" mongolischen
Mannes: Der Tabaksflasche, dem Taschenmesser, dem Salzlöffelchen und natürlich
auch Streichhölzern. Nach alter Tradition führt jeder Mongole auf dem Lande
ein solches Täschchen, in seinem Deel oder außen am Gürtel hängend, mit
sich. Da es ebenfalls, wie auch das Tabaksfläschchen, der Repräsentation
dient, ist es immer sehr aufwändig und hübsch gefertigt. So eines bekam also
auch das Urenkelchen. Der Kleine fühlte sich sofort ganz groß und stapfte zu
seiner Mutter, um es ihr stolz zu zeigen. Schnell holte er sein erstes
Schnupftabakfläschchen aus dem Haus, um es behutsam in das Seidentäschchen
einzuwickeln. So, nun gehörte er mit zu den Männern des Hauses! Als
anschließend die erwachsenen Männer ihre Schnupftabaksflaschen austauschten,
holte auch der Kleine sofort seine eigene herbei und klinkte sich schon ganz
fachmännisch in den Reigen ein. Allerdings musste er dabei mehrmals herzhaft
niesen und lief feuerrot an. Alle verkniffen sich merklich das Lachen und
honorierten den ersten gesellschaftlichen Auftritt des kleinsten Mannes in ihrer
Familie.
Auch wir beide wurden von Tserenchuluuns Mutter am Schluss noch traditionell
begrüßt. Wir wurden dabei genauso herzlich von ihr in die Arme genommen, wie
ihre eigene Familienmitglieder. Wir leisteten einen kleinen Beitrag für ihre
Medizin. In der letzten Zeit benötigte sie zunehmend Medikamente. Sie hat sie
sich nicht leisten können und hätte auch ihre Kinder auch nicht um
Unterstützung gebeten. Sie hat, seit sie in der Stadt ist, ohnehin dauernd das
Gefühl, ihrer Tochter zur Last zu fallen. Das hatte sie Tserenchuluun schon
mehrmals berichtet. Daher freute sie sich sehr über unser Geschenk und wieder
liefen ihr die Tränen. Sie hätte für uns auch etwas ganz besonderes, doch
dass würde sie uns am Abend vor der Heimfahrt überreichen. Chuluun war schon
von ihr eingeweiht und sagte": Mutter wird euch wirklich was ganz
Besonderes schenken. Sie arbeitet allerdings noch daran!" Wir waren schon
sehr bewegt von der Herzlichkeit dieser Frau. Natürlich ließen wir uns auch
ihre Buuds und ihren Tee schmecken.
Am nächsten Tag stand noch ein
ganz besonderer Besuch an: Der siebzehnjährige Enkel, der nun alleine draußen
lebte um das Vieh der Familie zu hüten, hatte ebenfalls zu Neujahr einladen
wollen. Dass seine gesamte Familie ihn in seinem ersten, selbstständigen
Haushalt aufsuchen wollte, erfüllte ihn mit großem Stolz. Seine ältere
Schwester bereitete ihm allerdings die Buuds und hatte alle Zutaten aus der
Stadt mitgebracht. Als der Gr0ßraumjeep vollbeladen mit den drei Generationen
eintraf, wartete der junge Mann stolz aber auch leicht gerötet vor Anspannung,
vor seinem ersten eigenen Gabentisch. Darauf aufgebaut ein nur dreistöckiger
Kuchenberg. Der Kuchenberg einer jungen Familie darf nicht höher als der ihrer
Eltern sein. Die schon eingehend beschriebenen Rituale nahmen ihren Ablauf und
der junge Mann hielt aufmerksam die Teller und Gläser seiner Gäste im Auge.
Er
wollte schließlich ein guter Gastgeber sein. Seine Mutter verfolgte alles aus
dem Augenwinkel mit und flüsterte ihm nur manchmal eine einen kleinen Tipp zu.
Der junge Mann erntete viel Bewunderung. Auch seine aufgeräumte und saubere
Jurte wurde ausdrücklich gelobt. Seine Mutter seufzte, dass es leider meistens
ganz anders darin ausgesehen hätte. Alle Mütter haben wohl doch den gleichen
Kummer auf der Welt. Jedenfalls strahlten die Augen des Jungen. Er hatte somit
sein Debüt in der Gesellschaft seiner Großfamilie mit Bravour bestanden.
Während die Schwester die Buuds frisch zubereitete, holten uns die Nomaden der
Nachbarjurte schnell zu einem kurzen Plausch herüber. Sie waren außerdem froh,
die Großmutter wieder bei besserer Gesundheit zu sehen.
Im Januar 2000 besaß Tserenchuluuns Familie noch die stattliche Anzahl von
ca.300 Kaschmirziegen und Schafe. Außerdem hatten sie noch etliche Kühe und
zwanzig Pferde. Doch dann kam der sogenannte weiße Tod (mongol.: Zud ) in Form
verheerender Schneestürme und suchte vor allem die Mittelgobi und Gobi Bezirke
heim. Doch wenn der Schnee zu hoch liegt, verhungern vor allem Pferde und Kühe
auf qualvolle Weise. Sie sind nicht so gut wie Schafe und Ziegen in der Lage,
nach Grashalmen unter der Schneedecke zu scharren. (Dieses Jahr schlug der
weiße Tod wieder massiv zu. Diesmal waren hauptsächlich die nördlichen
Gebiete der Mongolei von der Katastrophe betroffen. Trotzdem sahen wir auf
unserer Fahrt in die Mittelgobi auch relativ viele Kadaver von frisch verendeten
Pferden und Kühen im Schnee. Man lässt sie einfach liegen und die zahlreichen
Adler und Geier sorgen schnell für ihr Verschwinden.) Auf diese Weise verlor
Tserenchuluuns Familie im letzten Jahr fast die Hälfte ihrer Ziegen und Schafe.
Nur ein paar Kühe hatten überlebt, jedoch war ihnen kein einziges Pferd
geblieben. Ähnlich traurig sah es auch in der Bilanz der Familie der
Nachbarjurte aus. Doch Nomadenjurten stehen niemals alleine draußen in der
Steppe, denn in solchen Notzeiten ist die Nachbarschaftshilfe von existentieller
Bedeutung. Nachdem dann auch noch die Großmutter wegen Krankheit im Frühjahr
letzten Jahres ihren Enkelsohn alleine bei den Herden zurücklassen musste,
beschlossen die beiden Nachbarfamilien das verbliebene Vieh zu einer Herde
zusammenzutreiben und sich die Arbeit zu teilen. Die Nachbarfamilie stellte
unserem jungen Mann dafür auch großzügiger Weise ein Pferd zur Verfügung.
Bei ihnen hatten noch Tiere überlebt und ein Hirte braucht mindestens ein
Pferd. (Links: Unser junger Cowboy auf seinem neuen Pferd.) In der Nachbarjurte
erzählte uns ein alter Mann, vom Wodka schon gut angeheitert, von seinen
verwegenen Abenteuern beim Zureiten der störrischsten Pferde und Kamele der
Gegend. (Rechtes Bild: Mit Wodka- Glas in der Mitte.) Er wäre für seine
Erfolge bis weit über die Bezirksgrenzen hinaus berühmt gewesen, erzählte er
stolz. Dabei gestikulierte er überschwänglich und das Sofa schien sich für
ihn in einen wilden Hengst zu verwandeln. Die Großmutter kugelte sich fast vor
Lachen. An den Buuds der Nachbarfamilie kamen wir ebenfalls nicht vorbei. Gerade
als uns die dritte Runde herangereicht wurde, erschien Tserenchuluuns Nichte im
Türrahmen und verkündete freudig:" Kommt rüber, die Buuds sind
fertig!"
Nun stiefelten wir tapfer zusammen mit der Nachbarfamilie zum Buudsessen zurück
zur Jurte unseres „Jung- Cowboys". Während wir aßen, galoppierten
draußen ein paar Pferde davon. Die beiden Jüngsten des Nachbarn sollten zur
Vorführung schnell den teuersten Besitz der Familie vom Weideplatz holen.
Nach dem gemeinsamen Essen drängte Großmutter,
nun bald die Herde zu
begutachten, da die Tiere nun endlich raus in die Steppe müssten. Also
verließen wir die Jurte und uns allen voran stürmten die Großmutter und ihr
Enkelsohn. Schnell hatten die beiden die Gatter des Winterlagers geöffnet und
die Tiere quollen in wildem Getrappel aus dem Pferch. Bald war alles in eine
große Staubwolke gehüllt. Das Urenkelchen und die anderen Nomadenkinder
stürzten sich quietschend vor Vergnügen zwischen die aufgeregten Tierleiber.
Nun sollten wir noch Ohrenzeugen einer ganz außergewöhnlichen Fähigkeit der
Großmutter werden.
Wir sollten eine ganz besondere
Fähigkeit der Nomaden kennen lernen, die bis heute von einer Generation zur
nächsten weitergegeben wurde und heute trotzdem von immer weniger Nomaden noch
wirklich beherrscht wird. Doch viele, die diese alte „Technik" von ihren
Eltern noch erlernen konnten, bemühen sich vergeblich. Mit der „Technik"
alleine ist es nämlich nicht getan: Man muss gewissermaßen einen Zugang zur
Tierseele finden und dazu gehört Tserenchuluuns Mutter eine Menge mitbekommen
und ist dafür bekannt. Tserenchuluun hatte uns schon vorher genauestens über
diese besondere Kunst informiert. Hier zunächst ein kleiner Exkurs, der die
Wichtigkeit dieser alten Technik im Nomadenleben verdeutlichen soll: Eines der
wichtigsten Lebensmittel der Nomaden ist die Milch ihrer Tiere. Am bekanntesten
ist da natürlich der berühmte Kumiss oder Airag, die Stutenmilch in leicht
vergorener Form. Sie liefert viele Mineralstoffe, ist äußerst gesund und wird
von vielen Mongolen als das Lebenselixier überhaupt gepriesen. Die Milch aller
anderen Tiere (Kamele, Ziegen, Kühe, Schafe, Yaks) wird aber auch intensiv
verwertet. Aus ihnen werden die sogenannten weißen Speisen hergestellt: Ouark,
Käse, Butter und der leckere Aruul (in der Sonne getrocknete süße
Quarkstückchen, schmecken ähnlich wie Karamelbonbons ). Über viele Wochen und
Monate ernähren sich die Nomaden sogar ausschließlich von diesen „weißen
Speisen". Die Milch, als Quelle des nomadischen Lebens, darf also nie
versiegen. Doch manchmal geschieht das aber doch, z.B. dann, wenn Tiere in
Missstimmung geraten oder in Trauer über ein verlorenes Junges. Die Nomaden
beobachten seit Jahrhunderten die Stimmungen ihrer Tiere ganz genau und haben
dabei herausgefunden, dass die Tierarten unterschiedlich stark emotional auf
solche Ereignisse reagieren. Das scheinbar so „blöde Kamel" stellt sich
dabei als ein wahres „Sensibelchen" heraus. Es kann tagelang trauern und
weint sogar. Aber es kann auch so launig sein, dass es sein eigenes Fohlen mit
Bissen verstößt und die Milchproduktion einstellt. Das ist natürlich übelst
für eine Nomadenfamilie, da Kamele den teuersten Besitz darstellen. Irgendwann
in grauer Vorzeit müssen die Mongolen herausgefunden haben, dass sich die Tiere
durch einen schönen Gesang trösten und beeinflussen lassen und die Milch bald
wieder fließt. Doch da die Tierarten, wie gesagt, unterschiedlich emotional
reagieren, hat man für jede Art auch ein spezielles Lied! Die sensiblen Kamele
stellen aber die größte Herausforderung dar und sind sehr schwer zu
beeinflussen. Doch gerade deshalb liebt Tserenchuluuns Mutter besonders Kamele
und hat es zu einer weitbekannten Kamelexpertin gebracht. Sie singt, wenn es
sein muß, auch stundenlang einer Kamelmutter vor, die ihr Junges verstoßen
hat. Die Melodien werden dann immer trauriger und das Kamel entwickelt dann
angeblich Mitleid. Die Großmutter hält die ganze Zeit das Fohlen daneben und
im Moment der größten Emotionalität nimmt das Muttertier sein Junges wieder
an. Tserenchuluun erzählte uns noch eine besondere Anekdote über das Können
seiner Mutter: Einmal hatte ihr Schwiegersohn sie gerufen, als sein Kamel extrem
über den Tod seines Jungen trauerte. Es fraß nicht und gab natürlich auch
bald keine Milch mehr. Überdies ließ es niemanden mehr in seine Nähe.
Großmutter schaffte es aber mit viel Geduld und konnte sich mit dem Gesang bald
dem Tier nähern. Sie setzte ihre „Behandlung" fort und das Tier ließ
sich bald von ihr melken. Großmutter hatte sich also in das Herz der
Kamelmutter einsingen können und wurde quasi adoptiert. Nach ein paar Tagen
hatte sie auch dem Schwiegersohn den Gesang beigebracht und verabschiedete sich.
Schon kurze Zeit später suchte er beunruhigt die Großmutter wieder auf:
Das
Kamel hatte ihn kein einziges Mal an sich heran gelassen, obwohl er doch alles
so gemacht hatte, wie mit Großmutter zusammen. Alle waren zunächst ratlos.
Doch dann hatte die alte Frau eine Idee und ließ es auf ein Experiment
ankommen:
Sie gab dem Schwiegersohn kurzentschlossen ihren Deel und ihr einziges
Kopftuch mit. Zur allgemeinen Belustigung der Nachbarn machte er sich dann als
Großmutter verkleidet auf den Weg zu seinem Kamel. Das Experiment gelang dann
tatsächlich und der Schwiegersohn wurde in Großmutters Kleidern ebenfalls
anerkannt. Die Großmutter erzählte unter Lachen, dass sie sich ohne Kopftuch
merkwürdig fand und alle anderen das auch ungewöhnlich fanden. Dankbar
schenkte der Schwiegersohn ihr bald ein neues schönes Kopftuch. Aber er hat
seit dieser Begebenheit einen Spitznamen weg: Er wird hin und wieder von
Freunden und Verwandten „die Großmutter" genannt. (Foto: Großmutter und
Schwiegersohn.)
Für uns klangen diese Geschichten beinah unglaublich.
Großmutter wollte uns
aber eine Kostprobe ihres Könnens geben. Da so etwas immer ein Ereignis ist,
kamen auch die Nachbarn sofort aus ihrer Jurte, um dabei sein zu können.
Schnell hatte sich Großmutter mit Hilfe ihres Enkels eine zappelnde Ziege aus
der aufgeregten Ziegenherde herausgezogen. Die übrige Herde lief davon. Das
behagte dem Tier sichtbar nicht.
Doch die Großmutter beugte sich zu dem
ängstlichen Tier und drückte es an sich. Gleichzeitig stimmte sie das Lied „für
Ziegen" an.
Der Gesang klang sehr monoton und erinnerte mich spontan an die
Gesänge von Indianern. Zunächst versuchte das Tier noch auszubrechen, doch
dann schien es schlagartig friedlich zu werden und auch der Ausdruck des Tieres
veränderte sich sichtbar. Es kuschelte sich plötzlich sogar ganz dicht an
Großmutter an! Wir waren vollkommen verblüfft.
Es muss eine Art von Trance
gewesen sein. Während sie sang, näherten sich plötzlich auch neugierig
einzelne Tiere aus der Herde und wollten sich ebenfalls an Großmutter
anschmiegen! Wir hatten Mühe, sie während des Filmens abzuhalten, denn sonst
hätte man von Großmutter nichts mehr sehen können. Darüber musste
Großmutter zwischendrin selbst herzhaft lachen und kam beinah aus ihrem „Konzept".
Nachdem Großmutter ihr Lied beendet hatte, wachte die Ziege nur allmählich
wieder aus ihrer Benommenheit auf und sprang dann munter zur Herde zurück.
Alles klatschte und Großmutter strahlte uns an. Was für ein Erlebnis! Ich
glaube nun, verstehen zu können, was der heilige Franz von Assisi mit den
Tieren gemacht hat! Ob er wohl bei den Nomaden in der Mongolei gelernt hatte?
Doch dann sprang die alte Dame plötzlich auf und lief behände wie ein junges
Mädchen auf ein für uns noch unsichtbares Ziel zu.
Hinter der Nachbarjurte
tauchten dann die beiden Reiter wieder auf und brachten ein großes Kamel mit.
Der Nachbar wollte uns damit überraschen, jedoch freute sich die Großmutter
wohl am meisten über die Ankunft des Kamels. Es sind ja schließlich ihre
Lieblingstiere.
Alle lachten, als die Großmutter dem Besitzer sofort den
Haltestrick entriss und das riesige Tier zu parieren begann. Niemand könnte mit
Kamelen so umgehen wie Großmutter, sagte er und überließ ihr bereitwillig den
Strick, Der Arme wurde von seinem störrischen Tier gleich zur Begrüßung
massiv bespuckt und er wollte sich nun vor eventuellen Bissen in Sicherheit
bringen. Doch Großmutter hatte keine Angst und befehligte das Tier mit
funkelnden Augen. Obwohl das Kamel wütend schnaubte, brachte sie es schnell in
die so anstrengende Hockstellung. Großmutter stand stolz daneben und sie wirkte
wie eine junge Heldin. Da konnte ihr niemand etwas vormachen!
Doch Tserenchuluuns Schwager führte uns noch vor, dass er das müde
protestierende Kamel sogar noch zum Rennen bringen konnte.
Nachdem wir das Kamel
genügend bewundert hatten und es wieder in seine gestörte Feiertagsruhe
entließen, brachen wir zusammen mit der ganzen Familie zu einem
Nachmittagsspaziergang auf.
(Foto: Tserenchuluun und seine Mutter) Danach
zwängte sich die ganze Großfamilie nochmals in den kleinen Jeepbus.
Großmutter saß vorne ganz komfortabel auf dem Beifahrersitz, hatte alles im
Blickfeld und gab Schwiegersohn Anweisungen, die beste Route betreffend. Alle
waren gut gelaunt und sangen Lieder. Nur einer war ganz still und machte einen
gequälten Eindruck: Unser „Jungcowboy"! Die vielen Buuds und Schnäpse
des Feiertages zusammen mit der Aufregung seiner ersten Einladung hatten ihm
stark zugesetzt. Er war sichtlich um Fassung bemüht und versuchte seine
Übelkeit zu verbergen. Erst im letzten Moment ließ er seinen Vater anhalten
und ließ den Dingen draußen seinen Lauf. Die anderen Familienmitglieder
tuschelten und kicherten natürlich. Mannhaft verlangte er, wir mögen doch ohne
ihn weiter fahren, er würde uns zu Fuß folgen. Er verzichtete sogar auf das
Fahrrad, welches sein Vater noch aus dem Kofferraum holen wollte. So fuhren wir
weiter und ließen den stolzen Krieger in seinem glänzenden Seidengewand
alleine in der Wüste zurück. Trotzdem machten die anderen natürlich ihre
Witze über den armen Kerl, der zusehendst zu einem kleinen Punkt hinter uns
zusammenschrumpfte. Doch seine Mutter war an diesem Tage sehr stolz auf ihn, das
konnte man ihr ansehen.
Wir steuerten aber noch unterwegs eine Wasserstelle an,
an der die Tiere der Familie regelmäßig saufen. Der Nachbar war mit seinen
Söhnen und den Pferden schon dorthin geritten und erwartete uns. Der Brunnen
war dick vereist und die Pferde beugten traurig ihr Köpfe über den Eisblock in
ihrer Tränke. Alle Männer mussten nun nacheinander mit Stangen und einem
schweren Stein an einem Seil versuchen, das Eis in dem tiefen Brunnenschacht
aufzubrechen.(Fotos: Alle packen mit an. Auch mein Mann musste ran.) Das war
eine harte Arbeit!
Der kleine Urenkel führte uns in der Zwischenzeit schon mal
seine ersten Reitkünste vor Nach zehn Minuten wurde geklatscht, als der erste
Wasserschlauch nach oben gezogen werden konnte,.
Tserenchuluuns Schwester beharrte
auf ihrem Angebot, uns ein deutsches Essen zu kochen. Sie brachte uns wirklich
in Verlegenheit und dann machte Tserenchuluun an unserer Stelle einen Vorschlag.
Wir sollten mal gespannt sein, sagte er. Die Überraschung gelang: Wir beide Am
Abend des letzten Tage des Zagaansar- Festes gab es noch einmal einen
Festschmaus im Kreise Tserenchuluuns Familie. Die Familie wollte sich dabei auch
von uns verabschieden, da wir am nächsten Morgen aufbrechen wollten. Zum
Abschluss wollte man uns aber etwas ganz besonderes bieten und fragte uns
eindringlich nach unserem deutschen Lieblingsgericht. Man wollte uns damit eine
besondere Ehre erweisen und uns dieses Gericht dann servieren. Wir waren
zunächst verlegen und haben höflich gesagt, dass wir gerne Buuds essen. Doch
bekamen ein sehr leckeres Rindsgulasch mit Kartoffelpuree und Salat dazu!
Nun wollte uns Großmutter aber noch ein spezielles Geschenk uns überreichen.
Sie hatte es an den letzten Abenden in ihrer Jurte eiligst angefertigt. Es
handelte sich dabei um ein traditionelles Spiel der Nomaden: Ein Würfelspiel
bestehend aus neun Wirbelknochen eines Hammels, die Großmutter selbst
eingefärbt und lackiert hatte. Sie wurden in einem hübschen Seidensäckchen
aufbewahrt, welches Großmutter eigens dafür genäht hatte. Dieses Geschenk war
etwas ganz Besonderes und es rührte uns sehr. Mit leuchtenden Augen erklärte
sie uns das Spiel und Tserenchuluun übersetzte: Die kleine Knochen
symbolisieren, je nachdem auf welche Seite wie sie fallen, die Tierarten Kamel,
Pferd, Schaf und Ziege. Ein uraltes Spiel und daher gibt es auch viele
Variationen, ähnlich wie bei unseren Würfelspielen. Allerdings wird es auch
als Orakel zur Zukunftsdeutung benutzt.
Am nächsten Morgen ging es dann leider schon zurück. Ein Freund der Familie
konnte seine geplante Reise nach Ulan Bator vorverlegen und wir hatten dadurch
die Gelegenheit, mit ihm und seiner Frau in einem nagelneuen Jeep
zurückzufahren. Tserenchuluuns Familie verabschiedete uns herzlich. Nach einer
halben Stunde Fahrt kamen wir schon wieder in Gegenden mit Schnee.
Auf einer
kleinen Passhöhe umrundeten wir noch schnell einen großen Owoo, um den
Beistand der „Straßengeister" für den Rest der Fahrt zu erflehen. Ein
bitterkalter Wind pfiff dort und wir stellten uns nur schlotternd zu einem Bild
zusammen. Dann ging es immer geradeaus in die endlosen Weiten. Der Wettergott
war uns jedoch nicht so freundlich gesonnen und zeigte uns die eiskalte
Schulter. In der Hälfte der Strecke erhob sich allmählich ein eisiger Sturm
und häufte den Schnee zu meterhohen Schneewehen auf. Die Piste war bald nicht
mehr auszumachen. Obwohl die Heizung im Wagen bullerte,
gefroren meine Füße
allmählich sogar in meinen mongolischen Fellstiefeln. Etliche Stunden kam kein
einziger Gegenverkehr und das konnte nichts Gutes bedeuten. Als dann nach langer
Zeit endlich eine Jeep- Kolonne vor uns auftauchte,
waren wir erleichtert. Unser
Fahrer befragte diese Leute. Sie kamen tatsächlich aus Ulan Bator und
berichteten, dass die Strecke für uns nun besser würde und man ohne Probleme
durch komme. Die Wegegeister standen uns weiterhin bei und wir kamen dann gut
bei Einbrechen der Dämmerung in Ulan Bator an.
Herr Tserenchuluun wurde im Juni
2001 vom Direktor des Staatlichen Amtes für Tourismus als ein Reiseleiter „Erster
Klasse" akkreditiert und gehört somit zu den besten Reiseleitern der
Mongolei. Er ist außerdem Verfasser der eben erschienenen Broschüre „Touristen-ABC
für Mongoleireisende", in welcher er in knapper und handlicher Form viel
Wissenswertes aus seinem Erfahrungsschatz zusammengetragen hat.
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Last Update: 03. Januar 2022