Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 30. April - 6. Mai 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Lebensmittelmarkt mit Fleischstand in Ulaanbaatar

Ursache für Grubenunglück in Baganuur ermittelt
Das Kommissionsmitglied zur Untersuchung der Ursache für die Explosion in einem Bunker der Kohlengrube in Baganuur, N. Lkhagvaa, gab bekannt, dass beim Versuch, ein Feuer in drei Kohlenbunkern zu löschen, die falsche Methode angewandt wurde: Es wurde versucht, mit hohem Wasserdruck anstatt mit niedrigem zu löschen. Der Wasserdruck war so stark, dass es zu der folgenschweren Explosion kam, die fünf Arbeitern das Leben kostete.
In der Nacht vom 18. zum 19. April war in der Kohlengrube ein Feuer ausgebrochen, welches sich ungestört die ganze Nacht ausbreiten konnte und schließlich auch die drei Bunker erreichte.
Bergwerksunglücke sind keine Seltenheit in der Mongolei.
In der vergangenen Woche demonstrierten invalide Bergarbeiter in Nalaikh für eine Verbesserung ihrer medizinischen Betreuung und vor allem für eine Erhöhung ihrer Bezüge.
30 000 Tugrik (60 DM) erhalten Bergarbeiter im Monat, wenn sie länger als 30 Jahre im Bergbau tätig waren.

„Die Durchsetzung der Pressefreiheit erfordert mehr als einen Tag und eine Nacht"
Am „Welttag der Pressefreiheit", der alljährlich am 3. Mai begangen wird, wies Ministerpräsident Enkhbayar auf einer Pressekonferenz darauf hin, dass Pressefreiheit ein hohes Gut sei und auch von den Journalisten ein hohes Maß an Verantwortung und Sorgfalt erfordere. Trotz noch vorhandener Mängel seien in den vergangenen zehn Jahren in der Mongolei auf dem Wege zu mehr Demokratie in den Medien große Erfolge erzielt worden: Über 100 Zeitungen, Zeitschriften, Fernseh- und Radiosender, auch aus dem Ausland, seien regelmäßig in der Mongolei zu empfangen, Meinungsvielfalt sei nicht nur ein Wort.
Erneut hob der Ministerpräsident die jüngten Lohn- und Rentenerhöhungen als wichtige Leistung der Regierung hervor, ging aber gleichzeitig auf die hohen volkswirtschaftlichen Schäden durch Zud, Maul- und Klauenseuche, Frühjahrsstürme und Steppenbrände ein. Obwohl von den befürchteten sechs Millionen Stück an Viehverlusten „lediglich" 2,5 Millionen eingegangen seien, bedeute dies für die betroffenen Familien eine Katastrophe.
2.369 Familien hätten sämtliche Tiere verloren und es müssten Überlegungen angestellt werden, wie ihnen geholfen werden könnte, nur durch eine Reduzierung der Steuern sei das nicht zu schaffen.
Zum Abschluss der sehr gut besuchten Veranstaltung im Regierungspalast versprach der Ministerpräsident, mindestens einmal im Monat den Medienvertretern höchst selbst Rede und Antwort zu stehen.

Verleumdungskampagne gegen deutschen Konsul in der Mongolei
In einigen mongolischen Zeitungen (Unuudur, Udriin Sonin, The UB Post, Seruuleg) erschienen in den vergangenen Wochen Meldungen, wonach der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in der Mongolei, Thomas Scherer, beschuldigt wurde, ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben. Der Vorfall soll sich während eines Jagdausflugs in den Selenge-Aimag zugetragen haben.
Scherer und die deutsche Botschaft in Ulaanbaatar wiesen die Anschuldigungen, die jeglicher Grundlage entbehrten, scharf zurück. In einer Stellungnahme des mongolischen Außenministeriums wurde die Presse aufgefordert, keine unbewiesenen Behauptungen aufzustellen und die unsachlichen Angriffe auf den deutschen Diplomaten einzustellen.
Die Staatsanwaltschaft hat kein Verfahren eingeleitet, die Untersuchung des Mädchens ergab keinerlei Verdachtsmomente.
Scherer hat vor ca. fünf Wochen in einem vielbeachteten Fernsehinterview Maßnahmen angekündigt, die den illegalen Handel mit Visaerteilungen in die Staaten des Schengener Abkommens erschweren würden.

1000 Lamas beten für ein Ende der Katastrophen
Auf Initiative des Oberlamas vom Gandan-Kloster in Ulaanbaatar, D. Choijamts, und anderer Kloster- bzw. Tempelvorsteher versammelten sich am dritten Mai, einem Glück verheißenden „Baljinyam"-Tag, 1000 mongolische Lamas im Ringerpalast, um das "Dari-Ekh-Gebet" zu sprechen. Die Göttin schützt und rettet vor acht großen Übeln wie Pech, Feuer und Wasser, Krankheiten, bösen Geistern, Viehseuchen u.a. An der Zeremonie nahmen auch mehrere hundert Laien teil.

Tollwut in elf Aimags
Mittlerweile sind in 30 Sums von elf Aimags Fälle von Tollwut aufgetreten, 183 Nutztiere sind der Krankheit zum Opfer gefallen.
Landesweit werden jährlich 550 000 Spritzen gegen Tollwut verabreicht, in diesem Jahr werden die Ausgaben für Tollwutimpfungen wesentlich höher liegen.

Mongolische Flugzeuge sicher
M. Dagva, Chef des Hauptamtes der mongolischen Zivilluftfahrt, antwortete auf einer Pressekonferenz in Ulaanbaatar auf Fragen nach Zustand, Alter und Kosten für den Flugzeugpark mongolischer Fluggesellschaften.
Die nationale Fluggesellschaft „MIAT" verfügt über einen Airbus, zwei Boing, acht AN-24 und 26 sowie über zwei MI-8. Die Regionaltarife der „MIAT" liegen bei 5 Cent für einen Kilometer, im Vergleich: Der billigste Tarif chinesischer Fluggesellschaften liegt bei 10 Cent pro Kilometer.
Außer der staatlichen „MIAT" operieren noch sechs private Fluggesellschaften in der Mongolei, von denen jede maximal über zwei Flugzeuge verfügt.
Das Durchschnittsalter der mongolischen AN-Maschinen beträgt 27 Jahre, ab einem Alter von 30 Jahren ist die Nutzung des Flugzeugs verboten.
Eine Erneuerung des Fuhrparks ist dringend geboten, auch die Wartungskosten für die veralteten Flugzeuge nehmen von Jahr zu Jahr zu.
Die Navigationsgebühr beläuft sich in der Mongolei auf 64 USD für 100 km, in China sind es 100 USD für 100 km.
Trotz der vor kurzem aufgetretenen technischen Panne beim Airbus bestehen keinerlei Sicherheitsbedenken. Die Behebung des Schadens erfolgte so schnell wie möglich und ohne Beanstandungen.

Mehr Ausgaben für den Präsidenten
Auf eine Bürgeranfrage nach den Ursachen für die gestiegenen Ausgaben des Büros des Präsidenten, entgegnete der Vorsitzende der Ständigen Kommission „Haushalt" des Großen Staatskhurals, N. Bayartsaikhan, dass die Kosten für Auslandsreisen des Präsidenten ab 2001 aus dem Budget des Präsidenten zu zahlen seien. Bis dahin war dafür der Staatshaushalt zuständig.
Die Kosten für die Produktion der Medaillen für die Auszeichnungsvorhaben zum bevorstehenden 80. Jahrestag der Mongolischen Volksrevolution sowie für andere Ehrungen wurden ebenfalls dem Amt des Präsidenten in Rechnung gestellt.


Wahlveranstaltung von R. Gonchigdorj im Ich Khuraldai Ordon

Präsidentschaftswahlkampf
Die drei Präsidentschaftskandidaten entwickeln eine rege Reisetätigkeit, um die Gunst der Wähler zu erringen. Bagabandi war in der vergangenen Woche auf Wahlkampftour in Bayan-Ulgii, Orkhon und Bulgan und wird seinen Wahlkampf in der Hauptstadt beschließen, Gonchigdorj traf sich mit potenziellen Wählern in allen südlichen, westlichen und nördlichen Aimags, in der vergangenen Woche besuchte er den Tuv-Aimag. Dashnyam konzentriert seinen Wahlkampf auf die hauptstadtnahen Aimags und die Hauptstadt selbst.
Auf einer Wahlkampfveranstaltung der Demokratischen Partei im „Ich Khuraldai Ordon" (Steinerne Jurte in der Nähe des Panzerdenkmals) betonte Gonchigdorj, dass die Mongolei endlich wieder einen Präsidenten für das ganze Volk brauche. Ein Präsident, der sich als Vertreter nur einer Partei sieht, sei nicht geeignet, die Interessen aller Mongolen zu vertreten.
Zum wiederholten Mal wurde auch Kritik an der Monopolisierung der staatlichen Massenmedien für den Wahlkampf des Kandidaten der MRVP, Bagabandi, laut.
Der Vorsitzende der Demokratischen Partei (DP), Dorligjav, protestierte in einem Brief an Ministerpräsident Enkhbayar dagegen, dass der Werbespot seiner Partei in der Hauptnachrichtensendung des Fernsehens um eine Minute gekürzt ausgestrahlt, dafür die Zeit des Gegenkandidaten Bagabandi verdoppelt wurde.

Behinderte Bürger demonstrierten für ihre Rechte
Organisiert vom Nationalen Verband der Behindertenorganisationen in der Mongolei, demonstrierten Bürger mit körperlichen und geistigen Behinderungen am 1. Mai in Ulaanbaatar für die Verwirklichung ihrer Rechte. Die Gesetze zur besseren Integration der Behinderten in den Arbeitsprozess, für Erleichterungen im Alltag (kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, spezielle Führerscheinkurse etc.) würden in der Praxis leider nicht wirksam. Auch die medizinische Betreuung ließe zu wünschen übrig.
An MP Enkhbayar wurde ein Schreiben übergeben, in dem die Behindertenorganisationen fordern, mehr Rücksicht auf ihre Interessen zu nehmen.

„Der Kampf gegen Aids im neuen Jahrhundert"
Unter diesem Motto organisiert das „Komitee für den Kampf gegen Aids" eine zweimonatige, landesweite Kampagne, die am 1. Mai im Nationalen Zentrum für die Erforschung von Infektionskrankheiten eröffnet wurde. Die Kosten für die Kampagne betragen 112 Millionen Tugrik, von denen 50 Millionen die mongolische Regierung übernimmt.

Witwe Otgonbilegs ohne Konkurrenz
Nach Z. Gankhuyag von der Bürgermut-Partei, hat nun auch Ex-Präsident P. Ochirbat, der von der DP nominiert war, seine Kandidatur für einen Parlamentssitz zurückgezogen. Die Nachwahlen im Wahlkreis 22 (Zavkhan-Aimag) werden notwendig, da Sh. Otgonbileg am 14. Januar bei einem Hubschrauberunglück umgekommen war. Seine Witwe, D. Tuya, wurde von der MRVP für den freigewordenen Parlamentsitz aufgestellt.

Quarantäne aufgehoben
In allen Sums des Ostaimags, in den Sums Erdenetsagaan und Sukhbaatar des Sukhbaatar-Aimags, im Norovlin-Sum des Khentii-Aimags sowie in den Stadtbezirken Chingeltei, Sukhbaatar und Bayansurkh von Ulaanbaatar wurde die Quarantäne wegen der Maul-und Klauenseuche ab dem 3. Mai aufgehoben. Schon seit Mitte April war es zu Lockerungen bei den Quarantänemaßnahmen gekommen.
Die Fleischpreise wurden noch nicht wieder gesenkt.

Auto-TÜV
Vom ersten Mai bis zum 30. Juni dieses Jahres werden die in der Mongolei zugelassenen Kraftfahrzeuge auf ihre Verkehrssicherheit überprüft.
Die Überprüfung der 80 000 hauptstädtischen Autos erfolgt in den sechs Stadtbezirken von Ulaanbaatar jeweils auf dem Gelände ansässiger Firmen. Fahrzeughalter, die sich der Kontrolle entzogen haben, werden ab 01. Juli das Stadtgebiet nicht mehr verlassen können.
Die Überlegungen von Infrastrukturminister und vom Chef der Verkehrspolizei, Fahrzeuge mit dem Lenkrad auf der rechten Seite zu verbieten, finden nicht nur Zustimmung.
Geplant ist es, die Einfuhr von Kraftfahrzeugen mit dem Lenkrad auf der „falschen Seite" zu untersagen, da der Anteil der Unfälle mit diesen Fahrzeugen deutlich über dem Durchschnitt liegt.

Frühling in Ulaanbaatar 2001
So heißt das internationale Opernfestival, das vom siebten bis neunten Mai im Akademietheater der klassischen Künste zu Ulaanbaatar stattfindet.
Künstler aus Korea, Russland und der Mongolei werden die Opern „Eugen Onegin" von Peter I. Tschaikowskij und „La Traviata" von Giuseppe Verdi aufführen. Zum Abschluss des Festivals präsentieren die mongolischen Künstler gemeinsam mit den Gästen aus Russland und Korea ein Galakonzert.
Das Symphonieorchester des Akademietheaters wird während der Festtage dirigiert von A. Cherpunoi, Chi Kwan Yun, N. Tuulaikhuu und J. Burenbekh.


Akademietheater der Klassischen Künste in Ulaanbaatar

Förderverein Freunde der mongolischen Oper zu Ulaanbaatar
Am 3. Mai überreichte Dr. Hans-Henning Sawitzki, Leiter des GTZ-Büros in Ulaanbaatar, Flugtickets an den Chef der Oper, G. Erdenebat, den Verdienten Komponisten der Mongolei, L. Erdenebulgan sowie die Sopranistin B. Erdenetuya und den Bassisten S. Oyunchuluun. Sie werden an der Pressekonferenz zur ersten offiziellen Präsentation des Vereins am 10. Mai in Berlin teilnehmen.
Die beiden Sänger werden dabei Arien aus „Cavalleria Rusticana", „Die lustige Witwe", „Xerxes" sowie „Die Wasservögel" und „Das Lied über das mongolische Volk" zu Gehör bringen. Y. Mungu, eine preisgekrönte mongolische Pianistin, hat die musikalische Begleitung ihrer beiden Landsleute übernommen. Das Musikensemble „Khukh Mongol" wird durch das Programm führen, das Ts. Gerlee Föhlisch mit der Vorführung eines traditionellen mongolischen Tanzes beschließen wird.

Neuer Ringertitel
Zur Überraschung der Anhänger des traditionellen mongolischen Ringkampfes, beschloss der Nationale Ringerverband auf seiner Sitzung am vergangenen Samstag die Einführung von zwei zusätzlichen Titeln: Nach dem höchsten Titel „Avarga" (Meister, Champion) folgt vor dem „Arslan" (Löwe) der „Garuda" (Wundervogel). Zwischen „Zaan" (Elefant) und „Nachin" (Falke) schiebt sich der „Khartsaga" (Habicht).
Gegenwärtig gibt es in der Mongolei sechs „Avarga" und zwei „Garuda", 18 „Arslan", 15 „Zaan", zehn „Khartsaga" und zehn „Nachin".


   

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