Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 13. - 19. Mai 2002

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Pressekonferenz v. l. Wolfensohn, Enkhbayar

Weltbank fördert weitere sieben Projekte in der Mongolei
„Qualität und Effektivität des öffentlichen Sektors müssen entscheidend verbessert werden, gerade was die Leistungen für die armen und ärmsten Bevölkerungsgruppen betrifft."
Bei seinem zweitägigen Besuch in der Mongolei äußerte Weltbankpräsident James D. Wolfensohn nicht nur Höflichkeitsfloskeln.
Während seines Aufenthalts wurden er und seine Frau Elaine von Präsident N. Bagabandi, dem Parlamentsvorsitzenden S. Tumur-Ochir und von Ministerpräsident N. Enkhbayar empfangen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Ergebnisse der bisherigen und die zukünftigen Hauptrichtungen der Kooperation zwischen der Weltbank und der Mongolei. Dabei hob Wolfensohn die Reduzierung der Inflationsrate von einer dreistelligen Zahl auf unter zehn Prozent hervor sowie die Tatsache, dass die Mongolei eins der liberalsten Wirtschaftssysteme in der Region entwickelt hätte.
Zur Selbstzufriedenheit bestände allerdings kein Anlass: Die Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land seien unaufhörlich gestiegen.
Wolfensohn nutzte seinen Aufenthalt, um sich über Ergebnisse einiger Projekte, die von der Weltbank seit 1991 gefördert worden, zu informieren. So verschaffte er sich einen persönlichen Eindruck von der verbesserten Wasserversorgung in den Jurtenvierteln von Khailast und Yarmag (Ulaanbaatar), Elaine R. Wolfensohn vom Funktionieren der umweltfreundlichen Jurtenöfen, die mit Weltbankhilfe in einigen Vierteln installiert wurden. Eine der Hauptursachen für die starke Luftverschmutzung, die 60 000 Jurtenheizungen, soll so in naher Zukunft beseitigt werden.
Insgesamt zahlte die Weltbank zwischen 1991 und Ende 2001 272 Millionen US-Dollar langfristige Kredite für acht Projekte, u.a. für die Erneuerung der Banken- und Unternehmensstruktur, die Armutsbekämpfung sowie die Reformierung des Justizwesens.
Sieben Projekte, für die insgesamt 135,2 Millionen US-Dollar an Krediten zur Verfügung stehen, sind bereits vertraglich vereinbart: Verbesserung des Dienstleistungssektors in Ulaanbaatar, weitere Modernisierung des Finanzsektors, Stärkung der Privatwirtschaft u.a.
Weitere Projekte, wie Hilfe zur Selbsthilfe in Krisensituationen (Naturkatastrophen etc.) oder Umweltschutz, sind in Vorbereitung.
Außer finanzieller Hilfe leistet die Weltbank Beratungs- und Managementhilfen für staatliche Einrichtungen, private Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen.
Am 17. Mai unterzeichnete Wolfensohn einen Kreditvertrag für die Khas-Bank in Höhe von 400 000 US-Dollar. Die Khas-Bank wurde 1999 gegründet und ist ein Finanzinstitut, das regierungsunabhängig ist. 45 Prozent der Anteile hält das Friedenskorps International.
Die Wolfensohn-Visite diente darüber hinaus der Vorbereitung der „Geberkonferenz" im Juli in Ulaanbaatar.


3.v. l. Gun-Britt Andersson

Schwedische Ministerin in der Mongolei
Die stellvertretende Außenministerin Schwedens, Gun-Britt Anderson, sprach am 14. Mai auf einer Pressekonferenz in Ulaanbaatar über die Richtlinien schwedischer Entwicklungshilfepolitik und stellte gleichzeitig Projekte der mongolisch-schwedischen Entwicklungszusammenarbeit bis Dezember 2006 vor: Schaffung von Arbeitsplätzen für sozial Schwache, Verbesserung der Infrastruktur u.a.

Asiatische Entwicklungsbank (AEB) unterstützt Privatisierung
Am 14. Mai unterzeichneten der Minister für Wirtschaft und Finanzen Ch. Ulaan sowie der Verantwortliche für Fragen der Kreditvergabe der AEB, Fei Ju, einen Vertrag über die Richtlinien der Zusammenarbeit zwischen der Mongolei und der AEB von 2002 bis 2005.
Dabei geht es auch um die Unterstützung bei der Privatisierung der Handels- und Entwicklungsbank sowie der „MIAT".
Finanzielle Hilfe leistet die Bank auf den Gebieten der Bildung, der Verwaltungsreform, des Gesundheitswesens und der Verbesserung der Verkehrswege.

Erdölförderung in der Mongolei
Am 16. Mai informierte der Leiter des „Amtes für Erdölangelegenheiten, O. Davaasambuu, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Erdölförderung in der Mongolei.
Mit Hilfe sowjetischer Spezialisten wurden von 1950 bis 1969 in Tsuunbayan in der Ostgobi insgesamt 550 000 Tonnen Erdöl gefördert.
Ein Großbrand und die Entdeckung ergiebiger Erdölvorkommen in Westsibirien führten 1969 zum Stopp der mongolischen Erdölförderung.
1991 begannen erneut, diesmal mit britischer und amerikanischer Unterstützung, Erkundungsarbeiten.
Gegenwärtig sind zwei große internationale Erdölgewinnungsfirmen im Ostgobiaimag tätig: Die amerikanische „SOKO International" und, gemeinsam mit einer chinesischen Firma, die australische „Roch Oil Company".
Beide Firmen förderten bisher 295 700 Tonnen Öl, das über 600 km zum Verarbeitungsort in China exportiert wurde und haben mehr als 2,6 Milliarden Tugrik Steuern an den Staatshaushalt abgeführt.
Die Erdölvorräte in der Region Tamtsagbulag im Ostgobiaimag werden auf 1,5 Milliarden Barrel geschätzt.

Gemeinsame Tagung von Regierung und Parlament
Umweltminister U. Barsbold berichtete über Maßnahmen zum besseren Umwelt- und Naturschutz und über eine effektivere Einbeziehung der örtlichen Verwaltungen.
Bis Ende 2001 wurde mit der Aufforstung von 8 000 ha Wald begonnen.
19,7 Millionen Setzlinge und 4,2 Tonnen Samen wurden in den Boden gebracht.
In Absprache mit dem Ministerium für Arbeit und Soziales erging der Beschluss, für diese und ähnliche Tätigkeiten Arbeitslose heranzuziehen. Auf diese Weise konnten 1 482 Menschen einen neuen Arbeitsplatz finden.
Mit Beginn des Frühjahrs begann die Realisierung des Beschlusses, wonach in jedem Aimagzentrum drei Hektar und in Ulaanbaatar acht Hektar Gartenfläche angelegt werden sollen.
70 Prozent der Kiefernwälder sind Bränden, Forstschädlingen und dem Missmanagement der Menschen zum Opfer gefallen. Der Wiederaufforstung eines großen Teils dieser Flächen wird seitens der Regierung große Bedeutung beigemessen. Finanziert wird dieses Programm vom Staat, den örtlichen Haushalten, privaten Gebern, nationalen und internationalen Organisationen.
Barsbold informierte darüber, dass im Jahr 2001 1 295 000 US-Dollar aus Jagdgebühren und dem Verkauf seltener Tiere (Falken) an den Staatshaushalt abgeführt werden konnten.
4 940 Hektar der durch Bergbau verloren gegangenen Kulturflächen wurden im vergangenen Jahr rekultiviert.
Um der zunehmenden Verwüstung entgegen zu arbeiten, wurden in den Aimags Gobi-Altai und Ostgobi Bäume und Sträucher gepflanzt.
Damit die angestellten Naturschützer (Kontrolleure, Wächter) ihre Aufgaben besser erfüllen sowie für ihre Sicherheit sorgen können, erhielten sie geländegängige Wagen sowie 530 Gaspistolen und 122 Ferngläser.
Ab diesen Sommer ist das Waschen von Kraftfahrzeugen in der Tuul verboten, zehn Firmen, die ihre Abwässer in die Tuul leiteten, wurde bis auf weiteres der Betrieb untersagt.

Vorauszahlung für Saatgut reduziert
Auf Grund der Kaufkraftschwäche der meisten Ackerbauunternehmen wurde einem Beschluss des Ministeriums für Nahrungsgüter und Landwirtschaft zufolge die Vorauszahlungssumme für eine Tonne Weizensaat reduziert. Eine Tonne Importsaatgut kostet 245 000 Tugrik, inländisches Saatgut 165 000 Tugrik.
Für eine Tonne importierte Weizensaat reduziert sich die Vorauszahlung von 40 auf 20 Prozent des Aufkaufpreises, für einheimisches Saatgut von 40 auf 30 Prozent.
In diesem Jahr werden 500 Unternehmen 19 400 Tonnen Weizensaat über das Ministerium für Nahrungsgüter und Landwirtschaft beziehen.

Ampelausfall
Weil sie ihre Stromrechnungen nicht bezahlt haben, funktioniert in den Stadtbezirken Sukhbaatar und Khan-Uul die Ampelregelung nicht. Dadurch staut sich der Straßenverkehr noch mehr als sonst, die Zahl der Verkehrsunfälle steigt.
Durchschnittlich passieren in Ulaanbaatar am Tag 20 Verkehrsunfälle.

Keine Interviews vor Urteilsverkündung
Nach dem veränderten Strafgesetzbuch, das am 01. September 2002 in Kraft tritt, ist es Rechtsanwälten und anderen Justizmitarbeitern in Zukunft untersagt, vor der Urteilsverkündung Presse-, Rundfunk- oder Fernsehinterviews zum verhandelten Fall zu geben.
Autounfälle führen erst ab einer Schadenshöhe von einer Million Tugrik zu einem Strafverfahren. Heute gilt das schon, wenn ein 6 000 - Tugrik - Schaden entstanden ist.
Die Zahl der Autounfälle hat in den letzten Jahren stark zugenommen und die Gerichte müssen sich oft mit Bagatellschäden befassen, die Arbeitskräfte und –zeit binden.

Kriminalität unter Studenten nimmt zu
Die Polizei konstatiert eine Zunahme von Diebstahls- und Raubdelikten, begangen von Studenten und Schülern.
Außerdem kommt es im Gefolge der ausgedehnten Schulabschlussfeiern, die oft mit übermäßigen Alkoholgenuss verbunden sind, zu Streitereien und Prügeleien, die mitunter tödlich enden.
Am Muttertag verschwand eine Krankenschwester von einer Feier mit Kolleginnen. Bisher wurde sie weder tot noch lebendig gefunden. Eine Kollegin, mit der sie auf der Feier offensichtlich in Streit geraten und die vorübergehend festgenommen worden war, musste wieder freigelassen werden. Polizei und Rettungskräfte suchten das Ufer der Tuul ab. Ohne Erfolg.


Bei Manziryn Khiid. Mai 02

Statistik April 2002
Das Nationale Amt für Statistik teilt mit:
Bis zum ersten Mai wurden fünf Millionen Jungtiere geboren. Damit haben 44 Prozent der Muttertiere ihre Jungen bekommen: 54,4 Prozent der Schafe, 42,8 Prozent der Ziegen, 18,6 Prozent der Kamelstuten, 15,2 Prozent der Kühe und 9,2 Prozent der Stuten.
4,6 Millionen der geborenen Jungtiere können aufgezogen werden.
2 225 900 Tiere (das entspricht 8,5 Prozent des gesamten Viehbestandes) verendeten zwischen Januar und Ende April.
In den ersten vier Monaten des Jahres wurden 14 684 Kinder geboren, im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres 1 164 weniger. 17 Mütter starben bei der Geburt, im vergangenen Jahr waren es 25.
516 Kinder starben vor Vollendung des ersten Lebensjahres, 47 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 145 Kinder erlebten ihren fünften Geburtstag nicht, das waren 14 weniger als im Vergleichszeitraum.
Der Handelsumsatz belief sich auf 271,1 Millionen US-Dollar, davon entfielen auf den Export 104,4 Millionen, auf den Import 166,7 Millionen. Damit stieg das Außenhandelsdefizit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,5 Millionen US-Dollar an.
Hauptexportgüter sind Vieh, Häute, Felle, Textilien, Bergbauprodukte (Kupfer) und Mineralien.
Der Import aus den Ländern der EU ging um 29,4 Prozent zurück, aus den Nachbarländern (Russland und China) stieg er um 19,2 Prozent an.
Hauptimportgüter sind Nahrungs- und Genussmittel, Kraftstoffe, Strom, Maschinen.
2 252 Menschen wurden Opfer von Verbrechen und Unfällen, 653 von ihnen verloren ihr Leben.

30 000 Auslandsflugzeuge jährlich im mongolischen Luftraum
In der Mongolei gibt es sieben Luftverkehrsgesellschaften, außer der „MIAT" sind sie alle privat. In der Regel besitzen sie ein bis zwei Flugzeuge oder Hubschrauber (AN-24, MI-8) und stellen ihre Dienste Touristen zur Verfügung. Im Winter ruht der private Luftfahrtbetrieb.
Jährlich wird der Luftraum der Mongolei von 30 000 ausländischen Flugzeugen überflogen. 1994 waren es 6 000.
Die Flugplätze in den Aimagzentren sind ausschließlich Steppenpisten und für moderne Flugzeuge nicht geeignet. Nun ist geplant, sieben dieser Plätze in nächster Zukunft, später alle, zu asphaltieren.
Der Vorschlag, einen zweiten internationalen Flughafen zu bauen, stieß auf Kritik bezüglich der Auswahl des potenziellen Standortes. Sieben Plätze wurden bereits untersucht. Zwei kamen in die engere Auswahl: Der Militärflughafen bei Nalaikh (38 km von UB entfernt) und Khushug im Tuv-Aimag (40 km bis UB).

4,2 Millionen US-Dollar werden zurückgezahlt
Zum wiederholten Male musste sich der Direktor der Mongolbank, O. Chuluunbat, dafür rechtfertigen, dass während des Enkhbayar-Besuches in Deutschland vereinbart wurde, einen Teil der Schulden gegenüber der Dresdner, Berliner und Commerzbank zurückzuzahlen. Empfänger der Kredite waren seinerzeit zwei mongolische Banken, die zwischen 1996 und 2000 bankrott gingen.
Die 4,2 Millionen sind nur ein kleiner Teil der Gesamtsumme und Chuluunbat begründet die Zahlungszusage mit dem verheerenden Imageverlust der Mongolei bezüglich ihrer Seriosität als Wirtschaftspartner.
Die Frage, ob es richtig sei, dass sich Frankreich gegen eine Mitgliedschaft der Mongolei in der Europäischen Entwicklungsbank sträube, musste Chuluunbat bejahen.

Ein Deutscher in die Mongolei ausgewandert
Nach Informationen der Ausländerbehörde sind in der Mongolei 12 439 ausländische Bürger aus 77 Ländern registriert. 74 Menschen sind staatenlos.
Weiter berichtete Ts. Buyanbadrakh, Chef der Behörde, dass von den in die Mongolei eingewanderten 2 430 Personen 1 284 aus China, 1 130 aus Russland, sechs aus Korea, drei aus Japan, je zwei aus Frankreich und Indien sowie je einer aus den USA, der Bundesrepublik Deutschland und Pakistan stammen. (Nach anderen Angaben ist von 40 Einwanderen insgesamt die Rede. R. B.)
Von den beiden erfolgreich ins Ausland emigrierten Mongolen lebt der eine in den USA, der andere in Mosambik.
91 ausländische nichtstaatliche oder internationale Organisationen sind in der Mongolei gemeldet.
26 mongolische Kinder wurden von ausländischen Paaren adoptiert.
In den vergangenen acht Monaten haben 3 394 mongolische Bürger kasachischer Herkunft die Auswanderung nach Kasachstan beantragt, 16 Mongolen zieht es nach Deutschland.
581 ausländische Bürger haben gegen Bestimmungen des Ausländerrechts verstoßen, davon sind mehr als die Hälfte Bürger der Volksrepublik China.

Mongolische Botschaft in Wien
Bisher ist der mongolische Botschafter in Budapest für die diplomatische Vertretung der Mongolei in Österreich zuständig.
Während des offiziellen Staatsbesuches von Präsident Bagabandi in Österreich in der zweiten Hälfte des Jahres soll in Wien eine mongolische Botschaft eröffnet werden.

Freier Eintritt am Internationalen Museumstag
Das Zanabazar-Museum der Schönen Künste beherbergt 12 000 Kunstwerke. Sie alle auszustellen, reicht die Fläche bei weitem nicht aus. Wertvolle Stücke müssen eingelagert werden. Nicht immer ist das den Kunstwerken zuträglich. Feuchtigkeit und Staub richten große Schäden, vor allem an den eingelagerten Wandteppichen mit aufwändigen Seidenapplikationen, an. Der größte von ihnen, eine Darstellung der buddhistischen Gottheit Ochirvaan, kann nicht aufgehängt werden, da für seine Größe und sein Gewicht keine ausreichende Fläche zur Verfügung steht.
Nichtsdestotrotz wird am 18. Mai, dem Internationalen Museumstag, allen Besuchern kostenloser Eintritt gewährt.


   

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