Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 11.-17. März 2002

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Musikerin Naraa spielt auf der 20 000-Dollar-Flöte

Malerei und Musik
Am 11. März wurde in der Galerie des mongolischen Künstlerverbandes eine Ausstellung mit Werken der Malerin Else Wulff (82) eröffnet. Die Bilder der aus Hamburg stammenden Künstlerin sind inspiriert durch die Natur, durch Bäume und Blumen, die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde. Außer ihren Aquarellen präsentiert Else Wulff in Ulaanbaatar die Dokumentation der Herstellung einer Kirchenglocke.
Die Glockenbilder seiner Mutter waren für den Freiburger Musikprofessor Bernhard Wulff der Anlass, diese Ausstellung zu organisieren. Abwechselnd ertönen Glockenklänge und unter Wasser aufgenommene Wallaute, so dass, im Zusammenspiel mit den Glocken-, Meeres- und Erdbildern, eine ganz eigene Atmosphäre in der Ausstellungshalle spürbar ist.
Ein passender Rahmen für die Übergabe eines wertvollen Geschenkes aus der Schweiz an den mongolischen Verband für „Neue Musik".
„Er hat sich immer geärgert, dass er in seiner Jugend nie ein gutes Instrument besaß". Die Hinterbliebenen des Baseler Flötenlehrers Gabor Kovacs (1943-1998) beauftragten Bernhard Wulff, die silberne und goldene Flöte ihres Verwandten Musikern in einem Entwicklungsland zukommen zu lassen.
Zwei junge Musikerinnen, die eine Mitglied im Volksmusikensemble, die andere im Philharmonischen Orchester des Akademietheaters, sind die ersten, die auf den wertvollen Instrumenten Proben ihres Könnens abliefern, ehe Pferdegeigenspieler und Volksmusiksänger das Konzert beschließen.
Im Juni wird Wulff erneut in die Mongolei reisen: Vom 10.-16. Juni findet auf dem Gelände des lamaistischen Klosters Erdene Zuu aus dem 16. Jahrhundert das Musikfestival „Dröhnende Hufe" statt. Sicher eine Attraktion für die musikbegeisterten Mongolen und ihre internationalen Gäste.

Viehdiebstähle bei Ulaanbaatar
In der vergangenen Woche wurden zwei Viehhalter aus den Stadtbezirken Bayanzurkh und Khan-Uul Opfer von bewaffneten Viehräubern. Drei junge Männer bedrohten L. aus dem Bayanzurkh-Duureg mit einem Messer und führten fünf Schafe und vier Ziegen mit sich fort.
Vier Schafe verlor O. aus dem Khan-Uul-Duureg an vier Diebe, die ihn mit einem Jeep ohne Kennzeichen und mit Messern bewaffnet, auf dem Weideplatz überraschten.
Die zuständigen Polizeidienststellen ermitteln.

Viehverluste in Bayankhongor und Bayan-Ulgii steigen
Starke Schneefälle in der Zentral- und Westmongolei führen zu einer immer katastrophaleren Situation in den betroffenen Aimags.
Neun Menschen starben im Gobi-Altai-Aimag und im Bayan-Ulgii-Aimag, als sie ihren, im Schneesturm weggetrieben Herden, hinterherritten.
Die Selbstmorde unter den betroffenen Viehhaltern nehmen zu.
Aus der Staatsreserve werden Nahrungs- und Futtermittel, Motoren und Futtertröge geliefert. Viele Wege sind nach wie vor nicht befahrbar, so dass einige Lagerplätze gar nicht angefahren werden können.


Dulaankhan-Uul bei Darkhan

Enkhbayar auf Dienstreise im Uvurkhangai- und im Bayankhongor-Aimag
Ministerpräsident Enkhbayar informierte sich in mehreren Sums des Uvurkhangai-Aimags über die Situation der ansässigen Bevölkerung sowie die Versorgung mit Brennstoffen und Energie.
Im Nariinteel-Sum gibt es vier Bag (kleinste administrative Einheit auf dem Lande), zu denen 1 128 Haushalte mit 4 278 Menschen gehören. Ende 2001 wurden im Sum 95 293 Herdentiere gezählt.
Seit dem 24. November 2001 gab es 16 starke und weniger starke Schneefälle, so dass die Schneehöhe stellenweise 44 cm erreicht hat. Mitunter konnten die Tiere mehrere Tage hintereinander nicht auf die Weide geführt werden. Das Vieh war ausreichend gut genährt, so dass sich die diesjährigen Verluste in Grenzen hielten. Von Januar bis März sind 6 055 Tiere eingegangen, 4 305 Pferde und 1 708 Rinder haben Schneestürme „verweht".
Der vergangene Sommer im Khairkhandulaan-Sum war extrem trocken, zudem richtete die Feld- oder Wühlmaus (ogotno) auf den Weideflächen großen Schaden an. Von 890 Haushalten mit 3 560 Menschen haben 122 Familien sämtliche Tiere verloren. 250 Pferde gingen in Schneestürmen verloren, ein Großteil der trächtigen Ziegen hat einen Abort erlitten.
Besonders dramatisch stellt sich nach wie vor die Situation im Bayankhongor-Aimag dar.
Vier Menschen verloren ihr Leben. 21 Ails sind gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten.
Mehl, Reis, Zucker und Tee sind nicht mehr ausreichend vorhanden. Seit Jahresbeginn gibt es im Aimag 476 Haushalte mehr, die alles Vieh verloren haben, damit erhöhte sich die Zahl der „viehlosen" Haushalte auf 5 000. Betroffen sind 12 500 Menschen im arbeitsfähigen Alter.
Beratungen zwischen Regierung, örtlichen Verwaltungen und internationalen Hilfsorganisationen dienen dazu, Möglichkeiten aufzuzeigen und zu schaffen, wie diese Menschen eine neue Existenzgrundlage finden können: Landbau, Schweine- oder Geflügelzucht, Goldbergbau, zu Hütern fremder Herden werden.

Inflationsrate: 11,2 Prozent
Laut O. Chuluunbat, Direktor der „Mongolbank", betrug die Inflationsrate im Jahr 2001 11,2 Prozent.
Die „Mongolbank" (die mongolische Zentralbank) hätte im vergangenen Jahr an keine der 15 Handelsbanken Kredite ausgereicht.
Chuluunbat weiter: „Die Kreditrückzahlungsquote hat sich von 50 auf 95 Prozent erhöht".
Vier Milliarden Tugrik Eigenkapital müssen diejenigen vorweisen, die in der Mongolei eine Bank gründen wollen.

Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und der Mongolei
Ch. Ganzorig, Industrie- und Handelsminister, war kürzlich in der Region Tschita der Russischen Föderation zu Gast und unterschrieb mehrere Handels- und Wirtschaftsverträge. So wird die Steinkohlengrube „Aduunchuluun" im Dornod (Ost)-Aimag 300 000 Tonnen Kohle nach Tschita liefern. Obwohl in Dornod die Maul- und Klauenseuche aufgetreten ist, wird Russland mongolische Fleischlieferungen abnehmen. Ein Protokoll über veterinärmedizinische Unterstützung seitens der russischen Gesundheitsbehörden für Dornod wurde unterzeichnet, des Weiteren wird Tschita bei der Erneuerung des Schienennetzes zwischen Bord und Choibalsan Hilfestellung geben. Insgesamt wurden acht Verträge über 6,5 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Die Mongolen liefern neben Kohle, Rind- und Pferdefleisch, aus der Region Tschita kommen außer Strom Ausrüstungen und Medikamente für die veterinärmedizinischen Einrichtungen im Ostaimag.
Im russisch-mongolischen Grenzgebiet werden gemeinsame geologische Erkundungsarbeiten durchgeführt.
Der Pelzverarbeitungsbetrieb „Darkhan Nekhii" sowie die Teppichfabrik Erdenet eröffnen eigene Geschäfte in der Stadt Tschita.


Wachsoldat

Begnadigt
Präsident Bagabandi hat sich am vergangenen Freitag mit der Situation in der Frauenhaftanstalt im Bayanzurkh-Duureg und in der Kinderhaftanstalt in Zaisan vertraut gemacht.
15 der 300 Häftlinge in Bayanzurkh sind unter 18 Jahre, fünf sind über 70 Jahre alt.
30 Prozent der Frauen haben schwere und schwerste Verbrechen begangen.
Auch 16 männliche Gefangene beherbergt die Anstalt: Sie hüten Vieh oder erledigen schwere Arbeiten, die für Frauen nicht geeignet sind.
Für die jungen Mädchen gibt es die Möglichkeit, Englisch- und Computerkurse zu belegen.
Die älteste Insassin, die 80-jährige O. Tsermaa, sowie die Mutter von vier Kindern, N. Odgerel, wurden von Bagabandi begnadigt. Ebenso wurde auf Erlass des Präsidenten zwei Jungen aus dem Darkhan-Uul-Aimag die Reststrafe von 18 Monaten erlassen.

„Ulaanbaatar soll schöner werden"
Der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar, Enkhbold, hat vorgeschlagen, das Jahr 2002 zum „Jahr der Stadtverschönerung" zu erklären. Gleichzeitig erneuerte er seinen Vorschlag, bei Aufschriften an öffentlichen Gebäuden (Behörden, Betriebe, Organisationen) kyrillische Buchstaben zu verwenden.

Chinggis-Khaan-Orden
Auf der zweiten Sitzung des Nationalen Vorbereitungskomitees für die Feierlichkeiten zum 840. Geburtstag Chinggis-Khaans wurde beschlossen, einen "„Chinggis-Khaan-Orden" als höchste Staatsauszeichnung einzuführen. Der Orden wird vom Präsidenten verliehen werden.

Chinggis-Komplex wird 20 Milliarden Tugrik kosten
Das Kultur- und Freizeitinstitut in Ulaanbaatar informierte über die Fertigstellung des Modells für den geplanten Chinggis-Khaan-Komplex.
Der Komplex umfasst sieben Gebäude.
Das Denkmal des Großkhans wird 60 m hoch sein, die Denkmäler seiner neun Marschälle jeweils 17 m hoch.
Die Gesamtkosten für die Anlage sollen 20 Milliarden betragen.

Männertag
Am 16. März legte Präsident Bagabandi anlässlich des 81. Jahrestages der Armee Kränze am Denkmal des ersten Oberkommandieren der bewaffneten Streitkräfte, D. Sukhbaatar (1893-1923), auf dem gleichnamigen Platz nieder.
Am Nachmittag begannen Ringerwettkämpfe zu Ehren der Soldaten, Offiziere und Armeeangestellten.
Der 18. März ist zwar kein offizieller Feiertag, wird aber auch privat von den mongolischen Männern ausgiebig gefeiert.


   

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