Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Im Gefängnishof der UHA Denjiin 1000
Nächtlicher Polizeieinsatz
In den frühen Morgenstunden des Mittwoch
kam es auf dem zentralen Sukhbaatarplatz in Ulaanbaatar zu Tumulten, als mehrere
hundert Polizisten gewaltsam gegen Mitglieder und Sympathisanten der „Bewegung
für eine gerechte Bodenprivatisiertung" vorgingen. 49 Personen, darunter
fünf Journalisten, wurden festgenommen. Die meisten der Verhafteten waren
Traktoristen, die aus verschiedenen Provinzen der Mongolei mit ihren Fahrzeugen
nach Ulaanbaatar gekommen waren.
Bereits am 05. November fand auf dem „Platz der Freiheit" eine von der
„Bewegung..." und der Demokratischen Partei organisierte Kundgebung
statt.
Das Bodenprivatisierungsgesetz tritt am 01. Mai 2003 in Kraft. Der Widerstand
richtet sich vor allem dagegen, fruchtbare Bodenflächen, über die sich jetzt
schon private Unternehmen, ehemalige Genossenschaftsvorsitzende und ihre
Familien sowie einflussreiche Privatpersonen ein Nutzungsrecht gesichert haben,
an diese fast kostenfrei zu übergeben. Jeder andere mongolische Bürger, die
Viehhalter, Bauern und Städter, können in geringem Maße anschließend gegen
Bezahlung auch Boden erwerben.
Privateigentum an Boden hat es in der Mongolei nie gegeben. Die
Verfügungsgewalt lag in den Händen der jeweiligen Territorialverwaltungen. Die
Weiden wurden gemeinsam genutzt, Anbauflächen für Obst und Gemüse wurden
nicht gesondert ausgewiesen. Eine Privatisierung der Weide- und Forstflächen
ist im Gesetz nicht vorgesehen.
V.l. Bat-Uul, Gonchigdorj, Dorligjav, Erdene
Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz am
Mittwoch forderte die Demokratische Partei (DP) die sofortige Freilassung der
Inhaftierten und informierte über die nächtliche Polizeiaktion, bei der das
Parteigebäude der DP, an der Ostseite des Sukhbaatarplatzes gelegen, umzingelt,
keiner hinein- oder herausgelassen wurde. R. Gonchigdorj, Mitarbeiter und zwei
Journalisten waren mehrere Stunden im Gebäude eingeschlossen. Dem
Parteivorsitzenden, D. Dorligjav, wurde der Zutritt verwehrt. Die Polizei nahm
Papiere und Kommunikationstechnik mit.
Die Führung der DP protestierte aufs Schärfste gegen die Maßnahmen, sie seien
ein Schritt auf dem Weg zurück zur Diktatur, wären ein Schlag ins Gesicht
aller Demokraten und verletzten das Recht auf freie Meinungsäußerung. Die
Repressionen gegen Journalisten müssten endlich aufhören. Den Medien sei es
mit zu verdanken, dass die Verhafteten nach etwas mehr als sechs Stunden wieder
freigelassen wurden.
Auf einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag, auf der auch ein Video über
die nächtlichen Vorgänge auf dem Sukhbaatarplatz gezeigt wurde, berichteten
die Freigelassenen über Faustschläge und Tritte durch die Polizisten. Einer
Ärztin, die einem Verletzten schnelle Hilfe leisten wollte, sei der Zutritt zum
Platz verwehrt worden.
Munkh-Orgil (r.)
Der stellvertretende Justizminister, Ts.
Munkh-Orgil, verwies auf einer Pressekonferenz am frühen Abend auf das
gesetzlich geregelte Demonstrationsrecht, wonach auf dem Sukhbaatarplatz ein
generelles Demonstrationsverbot bestehe. Über polizeiliche Übergriffe sei ihm
nichts bekannt geworden. Auf die Fragen, warum die Polizei ausgerechnet in der
Nacht eingegriffen hätte, antwortete er mit dem Hinweis auf die
Verkehrssicherheit, warum Journalisten verhaftet wurden, sie seien in der
Dunkelheit nicht als solche zu erkennen gewesen, außerdem hätten sich auch
Journalisten an die Gesetze zu halten.
Die Anträge der Veranstalter, ihre Kundgebungen auf dem Sukhbaatarplatz
abzuhalten, wurden von der zuständigen Stadtbezirksverwaltung abgelehnt.
Trotzdem befuhren am Dienstagnachmittag 30 Traktoren den Platz und Demonstranten
versammelten sich. Die Aufforderung, den Platz zu räumen, ignorierten sie.
Als nachts um 03.00 Uhr die Polizisten, Bat-Uul sprach von 1 000,
aufmarschierten, befanden sich nur einige Traktoristen, die die Fahrzeuge
bewachten, und Unterstützer auf dem Platz.
Untersuchungsausschuss
Auf Antrag der Abgeordneten J.
Narantsatsralt und L. Gundalai (beide DP) berief der Vorsitzende des Großen
Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, eine Arbeitsgruppe, die überprüfen soll, ob bei
dem Polizeieinsatz am 12./13. November auf dem Sukhbaatarplatz Menschenrechte
und Gesetze verletzt worden sind.
Der Arbeitsgruppe gehören der Vorsitzende der Ständigen Kommission „Regierungsorgane",
D. Demberel und die Abgeordneten J. Narantsatsralt, B. Erdenebat
(Mutterlandspartei-Neue Sozialisten), Sh. Badam und D. Bazarsad (beide MRVP) an.
Die Ergebnisse sollen bis zum 21. November vorgelegt werden.
Entschuldigung gefordert
Die während der nächtlichen
Zwangsräumung des Sukhbaatarplatzes vorübergehend festgenommenen Journalisten
haben von Ministerpräsident N. Enkhbayar eine Entschuldigung und einen Ausdruck
des Bedauerns gefordert. Sollte das nicht erfolgen, werden sie sich an die
internationale Menschenrechtskommission, den Internationalen Gerichtshof und den
internationalen Verband der Journalisten wenden.
Ihnen ginge es nicht in erster Linie um die Ersetzung der zerrissenen Kleidung
oder der zerstörten Kameras. Bis jetzt hätten sie nicht erfahren, wer die
Verhaftungen angeordnet habe.
Der Stadtbezirksbürgermeister von Sukhbaatar, D. Enkhbayar, hätte jedenfalls
nicht die Befugnis, so viele Polizisten in Bewegung zu setzen. Das könnte nur
der Ministerpräsident.
Insgesamt wurden sechs Journalisten festgenommen, vier auf dem Sukhbaatarplatz,
zwei im Gebäude der DP.
Unter den 49 Verhafteten befanden sich elf Frauen, davon waren zwei schwanger,
wie G. Uyanga auf einer Pressekonferenz der DP mitteilte.
Winter 2002/03
Der Wetterdienst hat für den Winter
2002/03 viel Schnee und große Kälte voraus gesagt.
In einigen Aimags haben Schneestürme und Temperaturen bis minus 30 Grad bereits
jetzt große Schäden angerichtet.
In Zavkhan, Khuvsgul, Bulgan, Selenge, Tuv, Khentii, Dornod, Sukhbaatar,
Dornogov', Arkhangai und Uvurkhangai erreichten die Windgeschwindigkeiten 28 bis
34 m/s, die Schneedecke erreicht bereits jetzt eine Höhe von 20 bis 32 cm.
Die beiden Viehhalter, die sich im Sergelen-Sum im Dornod-Aimag mit ihren Herden
(700 Ziegen und Schafe; 100 Schafe) verirrten, wurden nach zwei Tagen von den
örtlichen Suchtrupps wohlbehalten aufgefunden.
Im Bulgan-Aimag stürzten vier Telegrafenmasten um, in einigen Sums des
Uvurkhangai-Aimags mussten Schulen und öffentliche Gebäude geschlossen werden,
da Heizungen und Strom ausgefallen waren.
Aus der Kabinettssitzung
Die mongolische Staatsflagge wird
demnächst auf einem Schiff aus Singapur wehen.
Nach den bisherigen Vereinbarungen wird die Mongolei dadurch zwischen 2002 und
2007
2,6 Millionen US-Dollar einnehmen.
Länder für Demokratie
Außenminister L. Erdenechuluun übergab am
Rande der 2. Konferenz der Länder für Demokratie in Seoul seinem afghanischen
Amtskollegen 150 000 Medizinampullen und versprach weitere Unterstützung für
den Demokratisierungs- und Erneuerungsprozess in Afghanistan.
Die Konferenzteilnehmer verabschiedeten eine Resolution zum gemeinsamen Kampf
gegen den Terrorismus und vereinbarten das nächste Treffen 2005 in Chile.
Handelsverbot für seltene Tiere
Die Mongolei nimmt jährlich durch den
Handel mit seltenen Wildtieren 1,5 Milliarden Tugrug ein.
Nach dem vom Großen Staatskhural verabschiedeten Gesetz zum „Schutz der vom
Aussterben bedrohten Tiere und seltener Pflanzen" dürfen Wildpferde,
Halbesel, Braunbären, der Gobibär, weiße Falken, der Schneeleopard u.a. nicht
mehr exportiert werden. Ausnahmen bilden Forschung und der Einsatz in der
Zirkuskunst.
2 181 Einwanderer
Wie der Chef der Ausländerbehörde der
Mongolei, Ts. Buyanbadrakh, mitteilte, leben zurzeit in der Mongolei 2 181
Einwanderer. Als Einwanderer gilt, wer länger als fünf Jahre in privaten
Angelegenheiten in der Mongolei zugebracht hat. Allerdings muss der Antrag auf
eine Aufenthaltsgenehmigung regelmäßig erneuert werden. Die größte Gruppe
der Einwanderer sind Chinesen und Russen, auch ein Deutscher gehört dazu.
Im Gesetz aus dem Jahre 2001 heißt es, dass jährlich 100 Einwanderer
eingebürgert werden können. Im Jahr 2001 machten von diesem Recht 34 Menschen
aus sechs Ländern, im Jahr 2002 13 Menschen aus fünf Ländern Gebrauch.
Freihandelszone Altanbulag
Die Regierung hat die Verwaltungsstruktur
der Freihandelszone in Altanbulag abschließend beraten.
Danach werden in Kürze 39 Mitarbeiter in vier Abteilungen und einem Siegelamt
die Arbeit aufnehmen.
Die Vorschläge werden vom Ministerium für Industrie und Handel unterbreitet,
der Ministerpräsident bestätigt und ernennt die Mitarbeiter.
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus 15 Personen, wird demnächst nach China
reisen, um mit den dortigen Kollegen Erfahrungen über Verwaltungsstruktur und
Probleme bei Freihandelszonen auszutauschen.
20 Prozent der Parlamentssitze für Frauen
Auf einer gemeinsamen Beratung von
Vertreterinnen des Mongolischen Demokratisch-Sozialistischen Frauenverbandes,
des Demokratischen Frauenverbandes und von parteiunabhängigen
Frauenvereinigungen forderten die Teilnehmerinnen mehr Macht und verantwortliche
Positionen in Staat und Gesellschaft.
Ein konkretes Thema war die Vorbereitung auf die Parlamentswahlen im Jahre 2004.
Erklärtes Ziel der Frauen ist es, 20 Prozent der Sitze im Großen Staatskhural
zu erringen.
Bei den letzten Wahlen wurden acht von neun aufgestellten Kandidatinnen
gewählt.
Die Frauen müssten sich in ihren Parteien bereits bei der Kandidatenaufstellung
stärker einmischen, lautete nur eine der Forderungen nach mehr
Durchsetzungswillen.
32 Frauen gehören dem Nationalen Ratskomitee der Demokratischen Partei an.
Viehdiebe verurteilt
Das Kreisgericht vom Buren-Sum im Tuv (Zentral)-Aimag
hat die Eheleute G. Bayasgalan und Ch. Gendensuren sowie N. Munkbayar zu vier
und drei Jahren Haft verurteilt.
Sie haben in den letzten beiden Jahren von den Weiden im Zentralaimag 20 Rinder
gestohlen oder noch auf der Weide getötet. Danach transportierten sie das
Fleisch nach Ulaanbaatar, wo sie es verkauften.
G. Bayasgalan arbeitete früher im Justizapparat des Aimags.
Tod eines neunjährigen Jungen
Im Songinokhairkhan-Duureg von Ulaanbaatar
stürzte in der Nacht vom 11. zum 12. November ein neunjähriger Junge vom
Balkon der elterlichen Wohnung im fünften Stock auf die Straße. Er starb noch
am Unfallort.
Ganze Tage verbrachte der Neunjährige in einem Computerspielzentrum. Seine
Eltern wollten das verhindern, indem sie ihn zuhause einschlossen. Beim Versuch
über den Balkon nach unten zu gelangen, stürzte er ab und verletzte sich
tödlich.
Sechs Mongolen nicht in die Heimat zurückgekehrt
Von den XIV. Asienspielen in Busan
(Südkorea) sind der Manager der Basketballmannschaft, eine Masseurin und vier
Sportler nicht in die Mongolei zurückgekehrt.
Ihre Visa waren am 29. Oktober abgelaufen.
Das NOK erwartet, dass die südkoreanische Ausländerbehörde die Mongolen
ausweist und in die Mongolei zurückschickt.
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Last Update: 04. Januar 2024