Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Oberstes Gericht der Mongolei
Vor dem Besuch des UNO-Generalsekretärs
„ Ich trete nicht zurück".
Außenminister L. Erdenechuluun wies Pressemeldungen zurück, wonach er
demnächst sein Amt aufgeben würde. Gleichzeitig wiederholte der Außenminister
seine Kritik an Fehlleistungen von Leitern und Mitarbeitern mongolischer
Auslandsmissionen. In den vergangenen zwei Jahren wären mongolische Diplomaten
in den illegalen Zigarettenschmuggel verwickelt gewesen. Außerdem hätten aus
dem diplomatischen Dienst ausgeschiedene Mitarbeiter ihre Dienstpässe nicht
zurückgegeben, die CD-Kennzeichen ihrer Fahrzeuge weiter benutzt oder sie
verkauft.
Für das Bild der Mongolei im Ausland trügen die Diplomaten ein hohes Maß an
Verantwortung. Fachliches Können und moralische Integrität seien dabei
unverzichtbare Werte.
Im laufenden Jahr wurde der Personalbestand des Außenministeriums von 119 auf
102 Mitarbeiter reduziert. Die Arbeit sei dadurch nicht einfacher geworden, die
Mongolei sei auf intensive, konstruktive Kontakte zur internationalen
Gemeinschaft angewiesen. Die jüngste Dienstreise des Premierministers diene der
weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu
asiatischen Staaten, dem Besuch des UNO-Generalsekretärs in die Mongolei würde
ebenfalls große Bedeutung beigemessen. Erdenechuluun äußerte sich auch zur
Frage der Erdöl- und Gasleitung von Russland nach China. Für die Mongolei
wäre es selbstverständlich von Vorteil, führten diese Leitungen über
mongolisches Territorium. Doch diese Entscheidung liege bei China und Russland.
Regierungsprogramm „Existenzsicherung" ohne
Erfolg
Auf einer Beratung der Leiter der
Sozialämter der Stadtbezirke von Ulaanbaatar und der Mitglieder des Rates für
die „Unterstützung der Familien bei der Existenzsicherung" am 08.
Oktober wurde festgestellt, dass das Programm nicht den gewünschten Effekt
gebracht hat.
Von 1996 bis 2000 wurden an sehr arme Familien ohne regelmäßiges Einkommen
789,5 Millionen Tugrug Kleinkredite gezahlt. Den meisten Kreditempfängern
gelang es nicht, sich neue dauerhafte Erwerbsquellen zu erschließen,
Unternehmen zu gründen. Die Kredite konnten nicht zurückgezahlt werden.
Bei der Fortführung des Programms zwischen 2002 und 2006 hat die Weltbank der
mongolischen Regierung einen 19-Millionen-Dollar-Kredit zugesagt.
36 Prozent der mongolischen Familien leben in Armut. Ihr Anteil steigt. Deshalb
werden zukünftig nicht nur die „sehr armen", sondern auch Familien mit
niedrigen Einkommen einbezogen. Hauptanliegen des Programms sind:
Risikomanagement der nomadischen Viehhaltung; Einrichtung eines Fonds für
regionale und kommunale Initiativen; Vergabe von kurzfristigen Kleinkrediten.
Mitglieder des Obersten Gerichts mussten Prüfung
ablegen
Entsprechend einer Bestimmung des neuen
Gesetzes über die Gerichtsbarkeit wird die Zahl der Mitglieder des Obersten
Gerichtes von 17 auf 11 reduziert.
Auf Beschluss des Obersten Richterrates der Mongolei mussten sich die 17
Mitglieder einer Überprüfung ihrer fachlichen Fähigkeiten unterziehen. Die
Prüfung bestand aus einem mündlichen und einem schriftlichen Teil und dauerte
fast einen Tag. Die Prüfungsergebnisse liegen vor, die Namen der 11 Richter
stehen allerdings noch nicht fest. Am 10. November, auf der Ratssitzung des
Gerichts, fällt die endgültige Entscheidung.
Höhere Mehlimporte
Auf Grund der niedriger als erwartet
ausgefallenen Getreideernte in diesem Jahr und des gestiegenen Mehlverbrauchs
müssen 148 000 Tonnen Mehl eingeführt werden.
58 000 Tonnen können im Lande selbst produziert werden.
Für das schlechte Ernteergebnis sind Trockenheit, Pflanzen- und
Bodenschädlinge verantwortlich.
Landwirtschaftsexperten ermittelten z.B. für den Darkhan-Uul-Aimag einen
möglichen durchschnittlichen Hektarertrag von 12 Zentnern. Tatsächlich fielen
die Erträge zwei- bis dreimal niedriger aus.
Im Khentii-Aimag, der von der Sommertrockenheit nicht oder kaum betroffen war,
wurden 11,5, im Bulgan-Aimag 9,5 Zentner pro Hektar geerntet.
Nierentransplantation möglich – bisher fehlen
geeignete Spender
Der Direktor des Staatlichen
Zentralkrankenhauses, Ts. Mukhar, teilte mit, dass in enger Gemeinschaftsarbeit
mit koreanischen Medizinern im November zwei Nierentransplantationen im
Krankenhaus vorgenommen werden könnten: Die südkoreanische
Regierungsorganisation „Koika" stellte 250 000 US-Dollar für die nötige
Laborausrüstung zur Verfügung, zwei noch fehlende Medikamente wurden im
Ausland bestellt.
„Bei uns erfolgt die Operation kostenlos, im Ausland kostet eine
Nierentransplantation 30 000 US-Dollar", so Mukhar weiter.
Bisher hätten sich allerdings noch keine geeigneten Spender gefunden.
Nalaikh, Krankenstation im 1. Wohngebiet
Das Geschäft mit der Krankheit
Der Medizintourismus aus der Mongolei nach
Khukh Khot (Hauptstadt des Autonomen Gebietes Innere Mongolei in der
Volksrepublik China) entwickelt sich zu einem lukrativen Geschäft – zum
Schaden für das mongolische Gesundheitswesen?
Der mongolische Generalkonsul in Khukh Khot, S. Chuluunbaatar, äußert sich in
der „Zuuny Medee" vom 10. Oktober über die zunehmende „Wanderungsbewegung"
mongolischer Staatsbürger nach China, um sich hier medizinischen Rat zu holen,
sich untersuchen und behandeln zu lassen: Im Jahre 2000 waren es noch 6 bis 7
000 „äußere" Mongolen, die sich in Krankenhäusern Khukh Khots
behandeln ließen, ein Jahr später schon 30 900.
3 000 Yuan (1 Yuan = 135 Tugrug) ist der unterste Satz für eine Untersuchung
und Behandlung. Mindestens 12,5 Milliarden Tugrug lassen die Mongolen beim
südlichen Nachbarn.
Ihnen fehlt es offensichtlich an Vertrauen in die Fähigkeiten der Ärzte
zuhause oder sie fürchten die nicht dem neuesten Stand der Medizintechnik
entsprechende Ausstattung der heimischen Krankenhäuser und Arztpraxen, seien es
staatliche oder private.
Und was ist mit denen, die nicht über die Mittel verfügen, zum Arztbesuch ins
Ausland zu gehen? Menschen, die am Rande oder unterhalb der Armutsgrenze leben,
Alte, Kinder auf der Straße. Sie werden in den Krankenhäusern der Hauptstadt,
der Aimags und Sums, in den Krankenstationen der Stadtbezirke und in den
Wohngebieten zumeist kostenlos behandelt.
Die Arbeitsbelastung des medizinischen Personals ist sehr hoch, ihre Gehälter
sind niedrig.
Nicht nur in Südkorea arbeiten mongolische Ärzte und Ärztinnen als Kellner,
Monteure oder Zeitungsausträger.
Eröffnung des Planungsworkshops in Zuunmod
Sexualaufklärung, Schwangerenvorsorge, Vorbeugung
gegen Geschlechtskrankheiten
„Die Entscheidung der mongolischen
Regierung, mehrere Gesundheitsprogramme zu einem nationalen Programm „Reproduktive
Gesundheit" zusammenzufassen, begünstigt eine besser abgestimmte
Zusammenarbeit zwischen den mongolischen Gesundheitsdiensten und den
internationalen Gebern." Für Dr. W. Wagner, Gesundheitsberater im Auftrag
der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) ist es wichtig, dass die
mongolischen „Gesundheitsdienstleister", Ärztinnen und Ärzte,
Arzthelfer und Sanitäter, Krankenschwestern, Pfleger und Statistiker in den
Aimags, Sums, Bags und Stadtbezirken, die für ihre Klienten richtigen Angebote
fordern und auswählen. Die erwarteten Leistungen sind entsprechend den lokalen
Besonderheiten anders in der Gobi als im Selenge-Aimag, anders in Ulaanbaatar
als in einer abgelegenen Siedlung.
Die Koordinierung zwischen dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), der UNICEF, der Asiatischen Entwicklungsbank
(AEB) und der GTZ ist unverzichtbar, um die begrenzten Mittel so effektiv wie
möglich einsetzen zu können. „Auf diesem Wege sind wir ein gutes Stück
vorangekommen", so Wagner in einem Planungsworkshop vom 09.-11. Oktober in
Zuunmod (Zentralaimag).
Die Teilnehmer waren aufgefordert, ihre Vorschläge zu unterbreiten, wie die
Ziele des nationalen Programms „Reproduktive Gesundheit" im Rahmen des
gleichnamigen GTZ-Projektes erreicht werden können. Bis 2006 soll die
Müttersterblichkeit von heute 158 auf 110 pro 100 000 Geburten gesenkt werden,
die Abtreibungsrate soll um 20 Prozent zurückgehen. Nutzten im Jahre 2000 nur
30 Prozent der Schwangeren die Beratungen, sollen es bis Juni 2004 60 Prozent
sein.
Die 39-jährige B. Enkee, Arzthelferin aus dem Bayan-Sum im Zentralaimag, hat
sich für die Arbeitsgruppe „Neue und traditionelle Strategien bei der
Sexualaufklärung weiblicher und männlicher Schulkinder" entschieden.
Einerseits kann sie über ihre Erfahrungen bei der Betreuung der
Viehhalterfamilien in ihrem Kreis berichten, deren Kritik und Hoffnungen,
andererseits „bin ich begierig, zu hören, was die anderen, vor allem die
hauptstädtischen Projektmitarbeiter, an Tipps und Vorschlägen
beisteuern". Enkee weiß, wie wichtig frühzeitige Aufklärung und
Gesundheitsberatung ist. In ihrem Kreis gibt es mehrere sehr junge Mädchen, die
ungewollt schwanger wurden. Den Jungen und Männern muss beigebracht werden,
dass auch sie Verantwortung für die Familienplanung und die Gesundheit der
Frauen, Kinder und natürlich ihre eigene tragen.
Granate tötet jungen Viehhirten
Auf dem ehemaligen Gelände eines
Truppenübungsplatzes der Roten Armee in der Nähe des Urgun-Sums im
Dornod-Aimag starb ein Junge, der das Vieh seiner Familie hütete, durch die
Explosion einer Granate. Nachdem E. die Granate gefunden hatte, schlug er mit
einem Stein auf sie ein, wobei sie explodierte.
Auf einem Gelände im Umkreis von 30 Kilometer werden noch mehr der
gefährlichen Hinterlassenschaften aus sozialistischer Zeit vermutet.
Illegaler Murmeltierfellexport
Der Fall der Eisenbahnmitarbeiter, die 6
249 Murmeltierfelle illegal bei Zamyn-Uud über die Grenze nach China bringen
wollten, ist noch nicht vollständig aufgeklärt, da deckten die Grenzbeamten
einen weiteren Verstoß gegen Vorgaben des Umweltministeriums auf.
Die „Arga Bilig Trade Company" wollte statt der genehmigten 600
Murmeltierfelle 56 000 nach China exportieren. Zu diesem Zwecke fälschte sie
die Genehmigungen des Umweltministeriums. Mitarbeiter des Zolls entdeckten die
Felle und beschlagnahmten sie.
Der Marktpreis für ein Murmeltierfell beträgt vier US-Dollar.
Die Firma muss jetzt mit einer Anklage wegen illegalen Exports und
Steuerhinterziehung rechnen.
Grenzverletzer erschossen
Am 04. Oktober überquerten Ergit Dezer Ool
und Mangush Mergen Vladimirovich aus dem Mungun-Taiga-Choshuu (administrative
Einheit) in Tuwa illegal die Grenze zur Mongolei. Einen Tag später wurden sie
28 Kilometer von der Grenze und 30 Kilometer vom Zentrum des Bukhmurun-Sums im
Uvs-Aimag entfernt, von Grenzposten gestellt. Sie führten 24 gestohlene Pferde
mit sich. Auf Anrufe und Warnschüsse reagierten sie nicht. Im folgenden
Schusswechsel wurde E. Ool tödlich getroffen.
Bei der Befragung von Mangush Mergen durch die Polizei des Uvs-Aimags ging es
auch um die Entführung eines 16-Jährigen und den Diebstahl von 50 Pferden im
Juni und August dieses Jahres.
Taiwan ändert seine Landkarten
81 Jahre nach der
Unabhängigkeitserklärung der Mongolei, erklärt sich nun auch Taiwan bereit,
die Mongolei als selbstständigen Staat anzuerkennen.
Damit folgt das taiwanesische Außenamt einer Entscheidung des
Innenministeriums, die Mongolei als Teil der Volksrepublik China von den
Landkarten zu tilgen und sie als eigenständigen Staat aufzunehmen.
Die Volksrepublik China hat die Mongolei im Januar 1946 offiziell anerkannt,
nachdem die Bürger der Mongolei in einem Referendum mit überwältigender
Mehrheit für die Unabhängigkeit von China gestimmt hatten.
Russische Kulturtage in der Mongolei
Am 09. Oktober fand im zentralen
Kulturpalast von Ulaanbaatar die feierliche Eröffnung der russischen Kulturtage
statt. An der Veranstaltung nahmen neben Präsident N. Bagabandi, der Minister
für Bildung, Kultur und Wissenschaft, A. Tsanjid, der stellvertretende
russische Kulturminister, E.D. Molchanov sowie Botschafter O. M. Derkovskii,
teil.
Beim Eröffnungskonzert brachten russische Künstler Werke von Rachmaninov und
Tschaikowskii zu Gehör.
Besonders gefeiert wurden bei ihren Auftritten im russischen Kulturzentrum auch
das Folkloreensemble „Beryoshka", das seit 1969 zum ersten Mal wieder in
der Mongolei auftrat sowie eine Jazz Big Band.
Die Kulturtage dauern noch bis zum 15. Oktober.
10 Jahre Pferdegeigenensemble
Als sich im Oktober 1992 ein paar
mongolische Musiker zusammenfanden, um das erste Morin-Khuur (Pferdegeige-das
klassische Nationalinstrument der Mongolen) - Ensemble der Welt zu gründen,
wurden sie von manchem belächelt. Es sah nicht so aus, als ob die Menschen
gerade Volksmusik brauchten, um mit den Schwierigkeiten der Marktwirtschaft
fertig zu werden.
Die 30 Mitglieder des Ensembles, die auch in kleineren Formationen auftreten,
feierten Erfolge in Japan, in China und natürlich auf allen Bühnen der
Mongolei..
Zur Feier ihres 10. Gründungstages geben die Musiker mehrere Konzerte mit
traditionellen und modernen Kompositionen, außerdem wurde eine Fotoausstellung
eröffnet und ein Dokumentarfilm produziert.
Viel Zeit zum Feiern bleibt nicht. Am 18. reist das Ensemble in die USA, wo
Auftritte in fünf Städten geplant sind.
XIV. Asienspiele: Weitere Medaillen für
mongolische Sportler
Bei den XIV. Asienspielen in Busan
(Südkorea) konnten die mongolischen Sportler ihr Medaillenkonto auf 12
erhöhen.
Zum ersten Mal stand ein Mongole auf dem obersten Treppchen des Siegerpodestes
in Busan und es erklang die Nationalhymne der Mongolei: O. Purevbaatar gewann im
Freistilringen bis 60 Kilogramm die Goldmedaille.
Insgesamt haben die Mongolen bisher eine Gold- und vier Bronzemedaillen im
Freistilringen, eine Silber- und fünf Bronzemedaillen im Judo sowie eine
Bronzemedaille im Schießen erkämpft.
Die Hoffnungen auf Medaillen im Boxen und Taekwondo blieben unerfüllt.
Acht Nepalesen und eine Mongolin verschwunde
Wie aus der nepalesischen Delegation zu den
Asienspielen in Busan verlautet, verließen acht Sportler, darunter eine Frau,
das olympische Dorf und blieben verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass
die acht illegal in Südkorea bleiben wollen.
Eine mongolische Kanutin verließ am Dienstag Busan, um von Seoul mit dem
Flugzeug nach Hause zu gelangen. Seitdem fehlt auch von ihr jede Spur.
Berichtigung:
Das Foto zu den „Lustigen Weibern von
Windsor" (Neues aus der Mongolei vom 30.09. – 06.10.02) zeigt nicht B.
Batmend, sondern S. Oyunchuluun als Sir John Falstaff.
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Last Update: 04. Januar 2024