Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 2. bis 8. September 2003

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Die Kraniche ziehen

Bagabandi: Ohne Bildung keine nachhaltige Entwicklung
Auf dem Weltgipfel in Johannesburg (Südafrika) sprach Präsident N. Bagabandi am 03. September zum Thema: „Die Bedeutung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung".
Er wies auf die Erfolge der Mongolei hinsichtlich der Überwindung des Analphabetentums hin und welche Bedeutung dies für den gesellschaftlichen Reformprozess seit Beginn der 90er Jahre hatte. Diese hohe Gut dürfe nicht vernachlässigt werden.
Am Rande des Gipfels traf Bagabandi mit dem russischen Ministerpräsidenten M. Kasjanov zusammen. Er dankte für die russische Unterstützung bei der Bekämpfung der diesjährigen Großbrände und äußerte die Hoffnung auf eine Erweiterung mongolischer Fleischexporte in die Russische Föderation.
Japanische Delegierte luden die Weltgemeinschaft ein, die Mongolei, die von den Veränderungen des Weltklimas besonders betroffen sei, zu unterstützen.
183 japanische Abgeordnete spendeten einen Teil ihrer Monatsgehälter zur Bekämpfung der Wald- und Steppenbrände, das Geld wurde dem Minister für Natur und Umwelt, U. Barsbold, übergeben.

Aus der Regierungssitzung
Für das Studienjahr 2002/03 wurden folgende Studiengebühren pro Student und Studienjahr festgelegt (gültig für die staatlichen Bildungseinrichtungen):

Das Kabinett stimmte dem Bau zweier Brücken über die Flüsse Khalkh und Numrug in den Grenzstationen Bayankhoshuu-Uvdug und Sumber-Khashaant im Ostaimag zu.
Finanziert wird der Brückenbau von China.
Außerdem wurde beschlossen, in Befolgung eines Regierungsbeschlusses aus dem Jahre 1998, ausgewählten öffentlichen Einrichtungen die Namen hervorragender Politiker und Künstler der Mongolei zu verleihen. So erhält die zehnklassige Mittelschule im Dashbalbar-Sum des Dornod(Ost)-Aimags den Namen des 1998 ermordeten Infrastrukturministers und Mitbegründers der demokratischen Bewegung in der Mongolei, S. Zorig. Im Shine-Ider-Sum des Khuvsgul-Aimags trägt die zehnklassige Mittelschule künftig den Namen des kürzlich verstorbenen ehemaligen Akademiepräsidenten, B. Shirendev.


Geschichtsstudentinnen aus dem Zavkhan-Aimag

34 000 Studenten nehmen staatliche Kredite in Anspruch
Von den insgesamt 90 000 Studenten an mongolischen Universitäten und Hochschulen erhalten 34 000 staatliche Kredite.
Im vergangenen Jahr übernahm der Staat die Studiengebühren für 4 459 Studenten aus armen oder kinderreichen Familien.
An der Mongolischen Staatsuniversität, 1942 als erste Universität in der Mongolei gegründet, werden 8 000 Studenten von 500 Lehrern in 76 Fachrichtungen unterrichtet. Für das Studienjahr 2002/3 haben sich 2 000 neue Studenten einschreiben lassen.
An den 700 allgemeinbildenden Schulen des Landes lernen 515 000 Kinder, davon , 85 000 Kinder besuchen einen der 660 Kindergärten.
30 Prozent der Siebenjährigen wurden am 02. September eingeschult, ab 2005 soll das für alle siebenjährigen Kinder gelten.

Wintervorbereitung 2002/03
Der Vorsitzende der Ständigen Kommission „Natur, Umwelt und ländliche Entwicklung" beim Großen Staatskhural, Sh. Gungaadorj, der sich kürzlich in den Aimags Uvurkhangai, Arkhangai, Bayankhongor, Zavkhan, Gobialtai und Bulgan über den Stand der Wintervorbereitung informiert hat, zeichnet ein düsteres Bild für den kommenden Winter.
70 Prozent des Territoriums seien von Dürre betroffen. Nach dem Naadam (11.-13. Juli) begann eine andauernde Hitzeperiode, auf Regen warteten die Viehhalter vergeblich.
Ein Ausweichen auf entferntere Weiden oder in Nachbarregionen sei kaum möglich, sollte der Winter erneut einen Zud (zu viel oder zu wenig Schnee, überdurchschnittliche Kälte) bringen.
Der Sommer in den Aimags Sukhbaatar, Khentii und Dornod war ebenfalls nicht günstig.
Gungaadorj bedauerte es, dass das Ständige Komitee für den Staatshaushalt, die Forderung nach Bereitstellung zusätzlicher Mittel für die Wintervorbereitung nicht unterstützt hat.
In allen Aimags laufen die Reparaturarbeiten an Brücken, Brunnen und öffentlichen Gebäuden, die Brennstoff-, Nahrungs- und Futtermittelbevorratung auf Hochtouren. Das gleiche gilt für Medikamente zur Vorbeugung und Behandlung von Tierkrankheiten.

Zum neuen Zivil- und Strafgesetzbuch
Gegenwärtig werden in der Mongolei die Veränderungen in der Zivil- und Strafgesetzgebung diskutiert, die Mitarbeiter der Justizorgane informieren die Öffentlichkeit über die Auswirkungen der neuen bzw. veränderten Gesetze. Der Minister für Justiz und Innere Angelegenheiten, Ts. Nyamdorj, wertete die Rechtsreform als Meilenstein auf dem Wege der weiteren Demokratisierung des Landes. Es käme nun darauf an, die Umsetzung der neuen Gesetzeswerke voranzutreiben. Dafür seien nötige Strukturveränderungen der entsprechenden Behörden eingeleitet worden, Mitarbeiter bei Polizei und Gerichten seien im In- und Ausland aus- und weitergebildet worden.
Im folgenden einige der Änderungen: Die Untersuchungshaft wurde von 36 auf 24 Monate reduziert, für Jugendliche unter 18 Jahre auf 18 Monate.
Die Ämter zur Verfolgung von Zoll- und Steuervergehen wurden aufgelöst und deren Aufgaben der Polizei übertragen.
Als neuer Straftatbestand gelten fortan „Verstöße gegen den Staatshaushaltsplan".


Ovoo mit Gebetsmühle

Kein Visum für den Dalai-Lama
Die Mongolen müssen erneut auf den Besuch des Oberhauptes der lamaistisch-buddhistischen Kirche, des 14. Dalai-Lama, verzichten. Moskau und Seoul verweigerten dem Friedensnobelpreisträger ein Transitvisum. Die Behörden in Südkorea begründeten ihre Weigerung mit der Gefährdung der Sicherheit für die übrigen Fluggäste.
Vom 02. bis 07. September wollte der Dalai-Lama der Mongolei einen Besuch abstatten.
Seit seiner Flucht 1959 aus Tibet nach Indien setzt er sich für die Unabhängigkeit Tibets von China ein und zog sich so den Unmut der Mächtigen in Peking zu.
Ulaanbaatar ist nur über Peking, Seoul oder Moskau zu erreichen.


Prof. Hüttel im Palast von Karakorum, 07.09.02

Ausgrabungsflächen werden geschlossen
Die dritte Grabungskampagne der Mongolisch-Deutschen Karakorumexpedition ist abgeschlossen.
Unter der Leitung von Professor Hüttel vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI), und den Professoren Roth und Pohl von der Universität in Bonn haben mongolische und deutsche Wissenschaftler und Studenten von Juli bis Anfang September in Kharkhorum (Karakorum), der Hauptstadt des mongolischen Weltreiches im 13. Jahrhundert gegraben, geborgen, untersucht und katalogisiert.
Die zwei Grabungsteams arbeiteten im Handwerkerviertel und im Palastbereich.
Von Anfang Juli bis Anfang September förderten die Expeditionsteilnehmer zahlreiche Funde wie Kleinplastiken, Teile von Großplastiken, Wandmalereien, Bodenfliesen, Dachziegel und Keramiken zu Tage, weniger zahlreich waren die Metallfunde, hauptsächlich Nägel, Messer und andere Geräte.
Nachdem bereits im Jahr 2000 drei Ziegelbrennöfen freigelegt wurden, konnte in diesem Jahr ein vierter Brennofen ausgegraben werden.
Inzwischen ist alles sorgfältig verpackt bzw. abgedeckt. Die Schnitte werden verfüllt, d.h. die Ausgrabungsstellen werden geschlossen, um im nächsten Jahr für neuerliche Grabungen wieder geöffnet zu werden.
Ein Teil der Funde wird an Ort und Stelle untersucht, das meiste wird nach Ulaanbaatar zur wissenschaftlichen Erforschung transportiert.
Ein zweimonatige Sommerschule ergänzte die Grabungsarbeiten: Die Archäologen leiteten Seminare zu Archäologie, Architektur und Religionswissenschaften, Dr. Bauwe, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin aus Berlin, brachte den deutschen Studenten und jungen Gelehrten die Grundlagen der mongolischen Sprache bei.

Todesstrafe bestätigt
B. Bayarbat, der beschuldigt wird, vor mehr als einem Jahr seine Eltern, seine jüngere Schwester und deren zwei Kinder ermordet zu haben, wurde in der ersten Instanz zum Tode verurteilt. Dagegen legte sein Verteidiger Berufung ein.
In der Berufungsverhandlung am 03. September wurde die ursprüngliche Strafe bestätigt.
Bayarbat, der in „Gants Khudag" einsitzt, hat verschiedene Male versucht, sich das Leben zu nehmen.
Er wurde von einem Ärzteteam über mehrere Wochen auf seinen Geisteszustand hin untersucht. Er gilt für seine Tat als voll verantwortlich.

Acht Jahre verschärfte Haft
Ch. Enkhtaivan, Hauptbeschuldigter in der so genannten „Centerpoint-Sache" wurde nach dreitägigen Verhandlungen zu acht Jahren verschärfter Haft verurteilt. Ihm werden Vergehen und Verbrechen in 13 Fällen (Erpressung, Anstiftung zum Mord u.a.) vorgeworfen.
Gegen das Urteil haben Enkhtaivan und sein Verteidiger Berufung eingelegt.
Drei Mitangeklagte wurden zu zehn, acht und sieben Jahren verschärfter Haft verurteilt.

Bestechung?
Mehrere japanische Zeitungen verbreiteten die Nachricht, Mitarbeiter der japanischen Unternehmensgruppe „Mizui" hätten einem hohen mongolischen Beamten mit 8 400 US-Dollar bestochen. Es sei um die Errichtung eines Kraftwerkes in der Mongolei mit Hilfe von Investitionsgeldern der japanischen Regierung gegangen.
S. Oyun und L. Gundalai, Abgeordnete der Bürgermut-Republikanischen bzw. der Demokratischen Partei, äußerten auf einer Pressekonferenz am 03. September ihr Unverständnis über die Tatenlosigkeit der mongolischen Untersuchungsbehörden in dieser Angelegenheit.
Polizeichef, General D. Sandag-Ochir, antwortete einen Tag später, dass keinerlei offizielle Informationen vorlägen, weder Namen noch Dienststellen genannt worden wären.
Ganbold, Leiter der Abteilung zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung, erklärte, dass seine Behörde den Vorwürfen nachginge. Bisher sei noch keine strafbare Handlung zu erkennen.

Journalistin muss für ein Jahr ins Gefängnis
Die Chefredakteurin der mongolischen Zeitung „Ug (Wort) verlor ihre Berufungsverhandlung.
Sie war zu einem Jahr Haft verurteilt worden, weil sie eine Grenzbeamtin fälschlich beschuldigt hatte, an Aids erkrankt zu sein.
Die Beamtin wurde später von ihrem Partner ermordet.


   

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