Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar
Steuern sind nicht gesunken, sondern
gestiegen
Keine Langeweile im mongolischen Parlament
Am Montag, um 9.00 Uhr Ortszeit, eröffnete
S. Tumur-Ochir im Regierungs- und Parlamentsgebäude von Ulaanbaatar die
Frühjahrssitzungen des Großen Staatskhurals.
Von den 76 Abgeordneten waren 63 erschienen. Außer S. Oyun, der Vorsitzenden der
Bürgermut-Demokratischen Partei, die zurzeit in den USA weilt, ließen es sich
die Abgeordneten der anderen zwei Oppositionsparteien nicht nehmen, an der
Eröffnungszeremonie teilzunehmen.
Tumur-Ochir wies in seiner Rede auf die großen Anstrengungen von Regierung und
Bürgern hin, die Wirtschaft voranzubringen, die Lebensverhältnisse in Stadt und
Land zu verbessern, „die Frühjahrssitzungen fallen in eine Zeit, in der die
Basis für eine positive Wirtschaftsentwicklung gelegt ist."
Bis zur Sommerpause müssten die Abgeordneten über 19 Gesetzesentwürfe beraten,
dazu gehören die Ergebnisse des Haushaltes 2002, der Haushaltsentwurf für 2004,
die Freihandelszonen Zamyn-Uud, Choir und Sukhbaatar, Maßnahmen gegen den
Alkoholmissbrauch, das Juristenauswahlverfahren, die Einführung des lateinischen
Alphabets sowie Änderungen und Zusätze zum Gesetz über das Post- und
Fernmeldewesen.
Nachdem die Nationalhymne verklungen war, ergriff Präsident N. Bagabandi das
Wort. Auch er schätzte die Parlaments- und Regierungsarbeit als erfolgreich ein,
äußerte jedoch Kritik an einigen Ministern, die „die Hand aufgehalten hätten".
Die Regierung müsste ihrer Verantwortung für die Schaffung der Voraussetzungen,
alle Bürger am wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritt teilhaben zu lassen,
stärker nachkommen. Nicht alle Erwartungen der Menschen seien erfüllt worden.
Die internationalen Beziehungen der Mongolei hätten sich hingegen sehr positiv
entwickelt. Das gelte besonders für das Verhältnis zu den USA. „Den Krieg im
Irak haben wir nicht gewollt, jetzt kommt es darauf an, ihn ohne großes
Blutvergießen so schnell wie möglich zu beenden, damit das irakische Volk
endlich wieder frei und ohne Angst vor dem Diktator leben kann".
Nach der Präsidentenrede forderte J. Narantsatsralt (DP) ein Rederecht für die
Minderheit.
Tumur-Ochir zitierte die Verfassung, wonach ein Rederecht nur dem
Parlamentsvorsitzenden, dem Präsidenten, dem Ministerpräsidenten sowie den
Fraktionen mit mindestens acht Mitgliedern eingeräumt werden kann.
L. Gundalai, der bereits während der Rede Bagabandis farbige Zettel mit
Protestslogans in Richtung Presse- und Diplomatentribüne hielt – „Wo bleiben
kostenlose Gesundheitsvorsorge und Schulbildung?" u.a. - forderte ebenfalls ein
Rederecht für die Opposition. Das wäre echte Demokratie und des Hohen Hauses
würdig.
Wieder und wieder zitierte Tumur-Ochir die entsprechende Passage aus dem
Grundgesetz von 1992. Demokratie sei auch die Anerkennung von Gesetzen und des
Rechtes der Mehrheit über die Minderheit.
Als schließlich Ministerpräsident N. Enkhbayar seine vorbereitete Rede
vorzutragen begann, schlenderte Gundalai in Richtung Präsidium. Diesmal waren es
Protestslogans auf Stoffbahnen, die er dem Publikum präsentierte: „Wessen
Lebensstandard hat sich erhöht?", „Warum können wir nicht sprechen?"
Verwarnungen des Vorsitzenden ignorierte er standhaft.
Letztendlich verzichtete Enkhbayar darauf, zu Ende zu sprechen.
Kurz vor 11.00 Uhr nahm Tumur-Ochir sein rotes Hämmerchen zur Hand und beendete
die Eröffnungssitzung vorfristig – ein Novum in der Geschichte des mongolischen
Parlamentarismus.
In den Statements der Abgeordneten der drei Oppositionsparteien wird das
Anwachsen von Bürokratie, Korruption, Arbeitslosigkeit, Armut und Alkoholismus
angeprangert.
Die Rede des Ministerpräsidenten wurde am Abend im staatlichen Fernsehen
gesendet. Darin verwies er auf die Erfolge der Regierung bei der Privatisierung,
auf mehr Direktinvestitionen, den Abbau des Haushaltsdefizits, Lohn- und
Gehaltserhöhungen, die gestiegene Industrieproduktion sowie die gesunkene
Inflationsrate.
Mongolische Soldaten in den Irak?
Regierung und Sicherheitsrat der Mongolei
kamen überein, dass Angehörige der bewaffneten Streitkräfte im Rahmen
humanitärer Maßnahmen der UNO in den Irak gesandt werden könnten. Ein
entsprechender Vorschlag fand die Zustimmung der Mehrheit der Abgeordneten des
Großen Staatskhurals. Nach Abstimmung mit dem Staatspräsidenten und
Oberkommandierenden der Streitkräfte, N. Bagabandi sowie dem Minister für
Verteidigung, J. Gurragchaa, beschloss die Regierung ein Gesetz: „Über die
Beteiligung von Militär- und Polizeiangehörigen an friedenserhaltenden und
-stiftenden Maßnahmen der UNO".
Der Beschluss wurde den Abgeordneten vorgelegt.
Mehlsteuer
Auf Grund des Regierungsbeschlusses Nr. 284
wird die Mehlimportsteuer von 15 auf fünf Prozent gesenkt. Die Regel gilt
rückwirkend vom 01.04. bis zum 01.08. 2003.
Erstmals Privateigentum an Boden
Vom 01.Mai 2003 bis zum 01. Mai 2005 können
Bürger der Mongolei, die vor dem 28. Juni 2002 eine Familie gegründet bzw. sich
registrieren ließen, einen Antrag auf kostenlose Übereignung eines Stücks Land
stellen. Der Antrag muss bei der Verwaltung des jeweiligen Wohnortes eingereicht
werden. In Ulaanbaatar haben eine Familie oder ein erwachsener Single Anspruch
auf 0,07 Hektar, in den Aimags auf 0,35 und in den Sums auf 0,5 Hektar. Käuflich
erwerben können Bürger der Mongolei Land auch nach dem 01. Mai 2005: In den
Aimags bis 3 000 Hektar, in Ulaanbaatar bis 200.
Laut Gesetz ist das Verkaufen an Ausländer verboten. Bei Zuwiderhandlungen fällt
das Land an den Staat zurück.
Die Privatisierung von Ackerland wird verschoben
Der Leiter der Abteilung Strategie und
Planung im Ministerium für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, G. Davaadorj, hat
angekündigt, dass die Privatisierung der landwirtschaftlichen Nutzflächen auf
einen späteren Termin verschoben wird.
Dafür nannte er zwei Gründe: Im Bodenprivatisierungsgesetz, das am 01.05. in
Kraft tritt, sind höchstens 3 000 Hektar Nutzfläche pro Wirtschaftseinheit
vorgesehen. 26 Betriebe verfügen jedoch gegenwärtig über mehr als 3 000 Hektar.
Für den Mehranteil müssen Lösungen gefunden werden. Außerdem müssten die
Produzenten über ihre Ernte- und -produktionsergebnisse verfügen können,
Investitionen, Technik und Technologie der Betriebe seien bereits im Einsatz für
die diesjährige Aussaat. Bankrotte landwirtschaftlicher Betriebe lägen nicht im
Interesse der Allgemeinheit.
Sitzstreik auf dem Sukhbaatarplatz. 11.04.03
Proteste gegen das Bodenprivatisierungsgesetz gehen
weiter
Seit dem 07.04. versammeln sich etwa 260
Viehhalter und Landbauern aus mehreren Provinzen in einem Sitzstreik vor dem
Sukhbaatardenkmal auf dem gleichnamigen Platz im Zentrum der mongolischen
Hauptstadt. Sie protestieren gegen die Praxis bei der bevorstehenden
Bodenprivatisierung.
Die Kritik richtet sich dagegen, dass sich vielerorts Unternehmer, Politiker und
Organisationen das Vorkaufsrecht für wertvolle Bodenflächen gesichert bzw. durch
Nutzung und Bebauung vollendete Tatsachen geschaffen haben.
E. Bat-Uul, der Vorsitzende der "Bewegung für eine gerechte Bodenprivatisierung"
und J.Zanaa, Chefin des "National Cedaw Watch Network Center", sprachen in den
späten Abendstunden zu den mit Transparenten „bewaffneten" Frauen und Männern:
Sie säßen hier, um für die Durchsetzung ihrer Verfassungsrechte zu kämpfen. Die
Regierung hätte die Pflicht, ihre Forderungen ernst zu nehmen.. Die Fehler und
Ungerechtigkeiten bei der Privatisierung des Bodens dürften nicht hingenommen
werden.
Daneben geht es den Sitzstreikenden und ihren Sympathisanten um die Aufhebung
des Versammlungsverbotes auf dem Sukhbaatarplatz, an dessen Nordseite sich der
Regierungspalast erhebt.
"Dieses dumme Gesetz muss außer Kraft gesetzt werden. Wir sind das Volk und
keiner darf uns das Recht nehmen, hier unseren Interessen und Forderungen
Ausdruck zu verleihen."
Am 09.04. kam es nach Aussagen von Unterstützern zu Rangeleien zwischen Polizei
und Demonstranten, als diese sich weigerten, das Megafon herauszugeben.
Daraufhin zerstörten die Polizisten den Apparat, drei Protestierer erlitten
Verletzungen und wurden ins Krankenhaus eingeliefert.
Nach dem Dunkelwerden wird die Zufahrt für die Straßen, die am Platz
vorbeiführen, für den Autoverkehr gesperrt.
Mehrere Aufforderungen der Verwaltung des Sukhbaatar-Duuregs (Stadtbezirk)
verhallten ungehört. Gegen die Organisatoren des Sitzstreiks wurden Vorwürfe
laut, die meisten der Streikenden seien arbeitslos und/oder „gekauft" worden:
Für 15 000 Tugrug pro Streiktag.
Ganbold, einer der Unterstützer aus Ulaanbaatar, gibt sich kämpferisch. „Der
Sitzstreik wird weitergehen, bis der Ministerpräsident uns angehört und unsere
Forderungen entgegengenommen hat."
Nach knapp einer Woche Sitzstreik sind von 260 Teilnehmern noch etwa 100 dabei.
Erste deutschsprachige Zeitung in der Mongolei
„Länderspiegel" heißt die erste Zeitung in
deutscher Sprache von Mongolen für Mongolen und für Deutsch sprechende und
lesende Ausländer.
Als Herausgeber fungiert die Euro-Schulen-Organisation (ESO). Die
„Zeitungsmacher" sind: Chefredakteur Chuluuny Enkhbaatar, Direktor der
Euroschule Ulaanbaatar, sein Stellvertreter der Ingenieur, Journalist und
Dichter J. Nergui, Chefdolmetscher und –übersetzer der Ökonom und Lehrer G.
Altai. Verstärkt wird das Team durch die Korrespondentinnen und Übersetzerinnen
G. Khulan und Kh. Seser-Alimaa sowie die Sekretärin Ch. Burgedkhuu.
Dreimal im Monat soll eine mindestens achtseitige Ausgabe mit Beiträgen über
Land und Leute, Geschichte, Politik und Kultur der Mongolei, aber auch
Wissenswertem über Deutschland erscheinen.
Ausgabedatum der ersten Nummer wird der 20. April sein.
Maßnahmen zum Schutz gegen SARS
Regierung und Sicherheitsrat kamen zu
Sondersitzungen zusammen, um vorbeugende Maßnahmen gegen das Schwere
Atemwegssyndrom (SARS) zu beraten.
Gesundheitsminister P. Nyamdavaa hat die Gesundheitsbehörden des Landes
angewiesen, die Arbeit zum Schutz der Bevölkerung vor der Seuche zu
intensivieren. Zu diesem Zweck wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Arbeit
der medizinischen Stützpunkte, Krankenhäuser und Laboratorien koordinieren und
deren Ausrüstungen überprüfen soll. Mitarbeiter der „MIAT" und Eisenbahn werden
geschult, die Krankheitssymptome zu erkennen und erste Hilfsmaßnahmen leisten zu
können.
Die Aufklärungsarbeit über die Gefährlichkeit der Krankheit und geeignete
Schutzmaßnahmen (Tragen von Masken dort, wo Menschenansammlungen zu erwarten
sind) mit Hilfe der Medien und öffentlicher Einrichtungen wird verstärkt.
Noch werde SARS mancherorts verharmlosend als „Asiatische Grippe" bezeichnet.
Am 14.04 werden die stellvertretende Gesundheitsministerin, N. Udval, der
Direktor des Nationalen Forschungszentrums für Infektionskrankheiten, D.
Bat-Ochir und der Mitarbeiter im Gesundheitsministerium, N. Tsend, interessierte
Bürgern telefonisch über den aktuellen Stand der internationalen
Seuchenverbreitung informieren und beraten
Bisher ist in der Mongolei ist noch kein Fall der schweren Lungenkrankheit
bekannt geworden.
Eine Jurte aus Marzipan
„Visit Mongolia"
An der „Tourismusmesse 2003" vom 07. bis
09. April im russischen Wissenschafts- und Kulturzentrum von Ulaanbaatar
beteiligten sich 120 Aussteller. Vertreten waren Reisebüros, Fluggesellschaften,
die mongolische Eisenbahn, ländliche Touristenbasen, Hotels, Restaurants und
Souvenirhersteller.
Infrastrukturminister B. Jigjid eröffnete die Messe, Ministerpräsident Enkhbayar
sprach Grußworte an die Teilnehmer.
Einen Tag später wurde im „Bayangol-Hotel" „Der beste Koch mongolischer
Nationalgerichte" geehrt. Es ist B. Delger von der
„Edelweis-Handelsgesellschaft" und Mitarbeiter am Institut für Lebensmittel- und
Biotechnologie an der Wissenschaftlich-Technologischen Universität.
Zum Begutachten und Kosten erschienen waren die Botschafter Kubas, Chinas,
Koreas und von Laos, die Minister B. Jigjid und L. Erdenechuluun. Der verriet
bei dieser Gelegenheit, dass seine Lieblingsgerichte Nudelspeisen und gebratenes
Fleisch sind.
„Bad Boys Blue" treten in Ulaanbaatar auf
Die europäische Popband „Bad Boys Blue"
wird am 18. und 19. April zwei Konzerte im „UB-Palace", der größten und
modernsten Disco der Mongolei, geben.
Todesstrafe für Tankstellenmörder
Am 10. April sprach das Gericht im
Khan-Uul-Distrikt die Urteile im Fall des Raubmordes in einer „Petrovis"-Tankstelle
im Januar 2003. Dabei wurden zwei Tankstellenmitarbeiter, eine Frau und ein
Mann, durch mehr als 30 Messerstiche ermordet.
Zwei der Täter wurden zum Tode, ein minderjähriger Mittäter zu 15 Jahren Haft
verurteilt.
Innerhalb von zehn Tagen kann gegen die Urteile Berufung eingelegt werden.
MongoleiOnline
Kurfuerstenstr. 54, 53115 Bonn, Germany
Copyright © 1997-2024 Frank Voßen
Last Update: 04. Januar 2024